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Eingangstüre auch diverse Schilder mit Hinweisen, die einem als Laien aber nichts sagen und die vermutlich auch alle schon so alt sind, dass man Zweifel haben darf, ob die noch Gültigkeit haben. Als wir im letzten August nochmal dem Objekt einen Besuch abstatteten, wanderte gerade ein älterer Herr dort vorbei, der uns zunächst sehr mißtrauisch beäugte. Wir waren für ihn wohl ein komisch aussehendes Gespann, man muss sich da ja auch mal in andere Leute hinein denken. Wenn sich da eine zumindest leicht asiatisch aussehende Frau und ein ergrauter Halbglatzkopf vielleicht an irgendwelchen Einrichtungen zu schaffen machen, kam diesem Herrn der Gedanke, dass es sich möglicherweise um Spione handeln könnte, die auf der Suche nach Geheimnissen sind. Er blieb mit etwa 15 m Distanz zu uns stehen, beäugte uns eine Weile, wie wir knipsten und untereinander diskutierten, dann erkannte er, dass wir wohl nichts Böses im Schilde führen und trat näher. Im Gegensatz zu seiner anfänglichen Scheu, entwickelte sich schnell ein anregendes Gespräch über dieses seltsame Anwesen, dessen Inhalt gerade uns besonders aufhorchen ließ. Der Herr erzählte uns nämlich, dass es einige Kilometer von hier früher mal eine relativ große Kalimine und eine große Chemiefabrik gab, was uns nicht neu war, denn wir wohnen ja direkt neben der alten Chemiefabrik, wenn man sie denn so bezeichnen will. Das erzählte ich ihm dann auch und wie es dazu kam, dass wir dort das ehemalige Bürohaus und eine kleine uralte Halle, die direkt daneben liegt (von uns stets Werkstattgarage genannt), gekauft und als unser Wohnhaus umgebaut hätten, wo wir nunmehr seit 2006 leben. Daraufhin war das Eis gänzlich gebrochen, wir wurden quasi als einer von den ihrigen anerkannt, und da sprüdelte es aus dem Mann nur so heraus. Der behauptete nämlich, dass hier an dieser Treppe in dem Betonbecken ein Zugang zu dem alten Stollen- und Schachtsystem der Kalimine war bzw. auch heute noch ist, weil nach der Schließung der Kalimine, etwa um 1960 herum, die Bundeswehr Teile der alten Stollen als Materiallager und Forschungslabor genutzt hätte. Heute soll das zwar alles leer stehen, aber diesen hinteren Bereich hier, bis wohin unterirdisch diese alten Stollen reichen, hätte man in brauchbarem Zustand noch weiter erhalten, für eventuelle Notfälle oder falls mal ein gesonderter Bedarf entsteht. Also während die Anfänge der Stollen, die in dem kleinen Wald in der Nähe unseres Hauses in einigen Kilometern Entfernung liegen, in den letzten 50 Jahren wohl größtenteils eingestürzt sind, hat man diesen hinteren Bereich bis heute erhalten, für mögliche militärische Nutzungen. Und genau hier ist wohl ein wichtiger Eingang dazu. Laut dem älteren Herren wäre das jedoch nicht der wirkliche Haupteingang, der soll sich nochmals rund 500 m weiter innerhalb einer vor etwa 40 Jahren erbauten unscheinbaren Industriehalle aus Blech befinden und von dort aus könne man über einen Schachtaufzug, also mit einer Art kleinerem Förderkorb, sogar mit kleineren Spezialfahrzeugen in die Stollen hinab fahren. Früher wäre dieser Haupteingang sogar frei sichtbar gewesen, aber das schien den Verantwortlichen nicht sicher genug, deshalb wurde das mit der unauffälligen Hallenüberbauung getarnt. Er sagte, dass es in den 1970er Jahren dort, also hier an dem kleinen Eingang, wo wir standen, mal einen Tag der offenen Türe gegeben hätte und Leute aus den umliegenden Dörfern (und nur die, man musste sich mit Personalausweis registrieren lassen) konnten sich einen kleinen, wenn auch begrenzten, Einblick in die interessante Anlage verschaffen. Er selbst sei damals auch dadrin gewesen und wusste von daher noch einiges, z.B. dass die gesamte Anlage immerhin eine Stollenlänge von rund 5,5 km umfassen würde. Davon hätte man den Besuchern damals aber nur 200 m gezeigt. Seither habe es nie mehr Tage der offenen Tür dort gegeben, eher im Gegenteil. Wie der Herr sagte, wären besonders in den 1980er Jahren und auch später noch, die Sicherheitsvorkehrungen drastisch verschärft worden. Aber seit rund 15 Jahren tue sich nicht mehr viel und die Anlagen sollen leer stehen, aber in einem geringen Aufwandsgrad erhalten werden, frei nach dem Motto, man weiss ja nie, ob man sowas nochmal braucht.
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