Im Wald

Im Wald da sind keine Räuber, sondern Fabriken !

Vorbemerkungen zum leichteren Verständnis:
Vor wenigen Jahren sind wir hierher in unser neu erworbenes Altbau - Haus aus den 50iger Jahren eingezogen, welches weit abwärts von jeder Ortschaft, ruhig und einzeln am Rande einer kleinen Siedlung, direkt vor einer seit über 20 Jahren geschlossenen Fabrik steht. Wir verbringen seither oft Zeit damit, die umliegende Landschaft und auch die alten Anlagen zu erkunden. Da es von dieser Landschaft hier viel gibt, kennen wir heute immer noch längst nicht alles. Ende des Jahres 2006, als wir gerade erst wenige Monate hier wohnten, entstand der folgende kurze Bericht.

In vorangegangenen Wanderungen hatten wir bereits entdeckt, dass am anderen, westlichen Ende des Fabrikareals der stillliegenden Fabrik eine ebenso schon längst stillgelegte Eisenbahnstrecke liegt. Besser gesagt, es sind die Reste einer ehemaligen Bahnstrecke, aber immerhin liegen die alten Gleise noch, vereinzelt stehen auch noch alte Bahn - Gebäude oder sonstige Anlagen. Ein Zug könnte unterdessen hier momentan nicht mehr fahren, da das Streckengleis teilweise meterhoch mit Bäumen, Sträuchern und ähnlicher Vegetation zu gewachsen ist. Da wir uns bei der letzten Begehung noch ziemlich im unklaren darüber waren, wohin diese alte und teils wild zugewucherte Strecke überhaupt führt, sind wir am Dienstag letzter Woche die Strecke einfach über die alten Gleise weiter gewandert und zwar ab der Stelle, wo wir damals aufgehört haben. Dienstag war hier herrliches Wetter und das bot sich geradezu für eine ausgedehnte Wanderung an. So wurden die neuen dicken Anoraks angezogen, denn es war trotz der Sonne recht frisch, und die Wanderung begann. Diese Bahnstrecke verschwenkt gefühlsmäßig hinter "unserer" Fabrik, allerdings in einer gebührenden Distanz dazu. Sehen konnten wir die Fabrik von dem Gleis aus damals nicht, auch weil sich gleich hinter dem Bahndamm ein schmales Waldstück anschließt, aber vom Gefühl her meinten wir damals, dass dies ungefähr hinter der Fabrik verlaufen müsste. So wanderten wir diesmal unbeschwert weiter über das Gleis in diese Richtung, soweit es möglich war, oder wenn dort bereits alles zugewachsen war, wichen wir seitlich auf den Bahndamm aus. Nach vielleicht 1 km Wanderstrecke waren wir nicht schlecht überrascht, als sich rechts der seitliche Wald lichtete und neben dem Gleis sich eine alte asphaltierte Straße auftat und man von dort "unsere" Fabrik sozusagen von hinten sehen konnte. Also das riesige Fabrikareal von der westlichen Seite muss das sein. So verließen wir kurz die Bahntrasse, um dieser alten Asphaltstraße in Richtung Fabrik nachzugehen. Tatsächlich trafen wir dort auf eine rückwärtige Einfahrt zu der Fabrik, von der wir noch gar nichts wussten. Die sehen Sie dann auch auf dem Foto fabrik-hintereinfahrt. Man erkennt dort auch sehr schön, den alten Gleisrest im Asphalt, wo früher die Güterwagen gleich unten von der verlassenen Bahnstrecke ankommend aufs Fabrikgelände fahren konnten.

Fabrik - Hintereinfahrt
Fabrik-Hintereinfahrt: das uns bislang noch weitgehend unbekannte westliche Ende des Fabrikareals mit einer eigenständigen Zufahrt

Ich war immer im Glauben, die Fabrik sei von der Rückseite nicht erreichbar, weil dort gleich Weiden und Wiesen angrenzen. Allerdings war das ein kleiner Orientierungsfehler meinerseits, denn das ist nur am nordwestlichen Ende des Fabrikgeländes so, verschwenkt man nun aber mehr nach Westen, dann folgt dieser hier fotografierte Eingang mit dem Zuweg. Wohin diese alte asphaltierte Straße vor dem Hintereingang führt, wissen wir bis heute noch nicht, denn da wir uns ja vorgenommen hatten, den weiteren Verlauf der Bahnlinie zu erkunden, gingen wir ab dort wieder zurück auf die alte Bahntrasse. Diese Neuentdeckung mit der Fabrik - Hintertür und der Straße, wohin die führt, oder besser gesagt, woher die kommt, das wird dann demnächst einmal separat erforscht. Zurück auf dem Gleis wanderten wir weiter bis sich nach vielleicht einem km der Bahndamm mehr in eine breite Fläche verwandelte, wo man noch Reste weiterer früherer Gleise erkennen kann. Einige 100 m fortan wurde das Gleis und diese ganze Fläche von einer riesigen Rohrleitung auf einem Eisengittergerüst überquert, die dann aber kurz hinter der Gleisüberquerung wie abgebrochen endete. Davon sehen Sie das Foto rohrende.

Rohrende
Rohrende: ein Rohrgerüst überquert die alte stillgelegte
Bahnstrecke und endet wie abgeschnitten

Unter diesem Ende befindet sich gleich neben dem alten Gleis auch noch ein altes Lagergebäude oder etwas ähnliches, bei welchem das komplette Dach schon eingestürzt ist. Noch weiter links, hinter der Kurve, hier nicht mehr sichtbar, ist ebenfalls ein weiteres Lagergebäude, welches aber noch desolater ist. Seitlich stand ein VW - Bus von einer Firma, die über einen Seitenweg durch den Waldhain gekommen sein müssen, denn eine andere Zufahrtsmöglichkeit gibt's dort nicht. Man sah von den Leuten aber keinen, nur der Wagen stand dort. Scheinbar wird dort aber an irgendwas gearbeitet, vielleicht auch demontiert. Vermutlich verlief das Rohr ursprünglich ab der abgebrochenen Stelle früher weiter in Richtung "unserer" Fabrik, weil das genau in diese Richtung zielt und bei genauer Betrachtung sieht man dort dann auch immer wieder noch alte Betonsockel, wo früher mal weitere Gerüstteile und Stützen von dieser Rohrleitung drauf standen. Imposant verläuft das alte Rohr weiter an der Bahnstrecke entlang, wo wir dann auch immer weiter dem Gleis und dem Rohr nachwanderten. Nach vielleicht einem weiteren km verbuschte das Gleis wieder mehr und verschwenkte seicht in einen Waldhain. Kurz nach dieser Stelle tat sich dann etwas oberhalb vom Bahndamm wieder erstaunliches auf: weitere Reste einer anderen ehemaligen Fabrik, mitten im Wald und schon sehr ramponiert. Auf dem scheinbar ältesten Gebäude, welches sich in der Mitte der Anlage befindet, kann man oben im Giebel noch in schönen Zahlen deren Baujahr 1879 lesen. Wir waren erstaunt, mitten im Wald wieder eine ebenfalls recht große alte Fabrikanlage vorzufinden. Ein Bild von dieser Anlage sehen sie auf fabrik-wald1. Das Bild zeigt aber nur einen winzigen Ausschnitt der Anlage, so wie man sie quasi von vorne sieht, wenn man die alte Zufahrtsstraße bewandert, die dort plötzlich unweit des alten Gleises wie aus dem Nichts im Wald auftaucht. Die Natur ist halt auf Dauer stärker als Asphalt und so hat sich der Waldhain vermutlich in den vielen Jahrzehnten des Stillstands auch des größten Teiles der Zufahrtsstraße bemächtigt. Diese Fabrikanlage ist zwar auch recht groß, aber doch deutlich kleiner, als "unsere" Fabrik, aber eindeutig noch viel länger außer Betrieb und regelrecht total vergessen steht sie da im Wald. Der Wald ist erst später um die Fabrik herumgewachsen, früher war hier sicher kein Bewuchs.

Verfallene Fabrik in einem Waldstück
Fabrik-wald 1: quasi mitten im Wald Reste einer weiteren Fabrik

Auf den Freiflächen stehen stellenweise ausgebaute Maschinenreste und solches Zeug herum, die offensichtlich irgendwann schon mal jemand abgebaut hat, um sie als Schrott zu verwerten und abzuholen. Abgeholt wurden sie dann aber wohl nicht und blieben einfach draußen stehen. Stark verrostet und teils schon regelrecht in den Boden eingesunken stehen die schweren Reste dort und heute wäre es ohnehin unmöglich, mit einem Fahrzeug dorthin zu fahren, weil die Straße wegen dem Baumbewuchs in großen Stücken nicht mehr befahrbar ist. Soweit auf die Schnelle möglich, sind wir auch in einige der Hallen reingeklettert, aber dort muss man noch mehr höllisch aufpassen, als in der Fabrik neben unserem Haus, weil alles mehr vom Einsturz bedroht ist. Die Dächer sind zum großen Teil schon eingefallen und überall tun sich am Boden wieder tiefe Schächte auf. Auch dort herrschte innen ein eigenartiger Geruch, allerdings nicht gleich stechend, aber ich weiß nicht recht wie ich ihn beschreiben soll. Kennen Sie den Geruch von Franzbranntwein? So ähnlich, aber doch irgendwie anders. Diese Fabrikanlage ist, bzw. war auch einmal erstaunlich groß für diese doch eher ländlich geprägte Gegend hier. Ich vermute, wenn man den Verfall und den weit gediehenen Waldbewuchs ringsum so besieht, dass diese Anlage komplett schon Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts stillgelegt wurde, vielleicht sogar noch früher. Die meisten Gebäude machen einen sehr verwahrlosten und einsturzgefährdeten Eindruck. Die einzigen Ausnahmen, an noch einigermaßen erhaltenen Gebäudeteilen sind eine große Halle am Rand zum Bahndamm, die wirkt auch, als wäre sie vom Baujahr her das jüngste Gebäude hier, vielleicht kurz nach dem 2. Weltkrieg erst errichtet und des weiteren auch noch recht gut erhalten erscheint sozusagen das Gegenstück dazu, die vermutlich älteste Halle in diesem Ensemble, die sich ziemlich in der Mitte der Anlage befindliche Hochhalle mit der Jahreszahl 1879 drauf. Soweit es ohne sonderlichen Aufwand möglich war, sind wir natürlich auch in die Hallen reingegangen, wobei sich in der besser erhaltenen und moderneren Halle im Erdgeschoss sehr großzügige, breite Treppenab- und aufgänge befinden, ähnlich wie bei einer Bahnsteigunterführung in einem großen Bahnhof. Man kann diese Treppen aber nur vom Erdgeschoss nach unten in die Keller dieser Halle gehen, die Treppen nach oben enden auf einem Zwischenpodest an einer stabilen Stahlwand mit einer immens großen Drahtgittertüre, die sehr gut verschlossen ist, als gelte es, dahinter noch große Schätze zu verbergen. Diese Treppenabgänge sind alle noch sehr gut erhalten und an den Wänden noch mit erstaunlich sauberen und schönen, glänzenden hellen Kacheln in weiß, grün und gelb gekachelt. Im Gegensatz zu den anderen Gebäuden hier auf dem Gelände, hängen hier sogar noch die Lampen und alles sieht fast noch funktionstüchtig aus. Davon hatte ich auch Fotos gemacht, die sind aber leider aus unerklärlichen Gründen alle nichts geworden, weil sie mit dicken, bunten Streifen durchsetzt sind, ähnlich wie von einem Barcode, nur halt bunt. Da hatte man früher mal viel Geld in eine angenehme Gestaltung gesteckt und es erstaunt heute fast schon am meisten, dass das noch von niemandem beschädigt, zerschlagen, gestohlen oder beschmiert worden ist. Aber das ist wohl mehr der wirklich sehr abgelegenen Lage zu verdanken. Bei uns zuhause herrscht ja schon Abgeschiedenheit, aber wenigstens noch die kleine Siedlung plus etwas abgesetzt unser Haus, aber im Bereich dieser Fabrikreste hier ist rein gar nichts. Um so mehr verwundert es einen, dass man diese Anlagen früher so extrem weit außerhalb jeglicher Orte errichtet hat. Man muss ja bedenken, früher hatte noch so gut wie keiner ein eigenes Auto, um zur Arbeit zu fahren. Andererseits war damals diese Bahnstrecke sicher noch in Betrieb, die dann neben dem Gütertransport auch diesen Zweck erfüllte. Zudem fuhren früher sicher viele Leute mit dem Fahrrad zur Arbeit und fürs Fahrrad sind rund 8 km bis zur nächsten Ortschaft, zumindest bei trockenem Wetter, auch kein Problem. Was nun in dieser Fabrik einmal hergestellt wurde, haben wir noch nicht herausbekommen, aber es gibt für einige Vermutungen mehrere Indizien. Zunächst einmal ist es wahrscheinlich, dass diese Fabrik irgendwie mit zu "unserer" Fabrik gehörte oder wenigstens mit denen zusammen gearbeitet hat, weil wenn man den Verlauf der unterbrochenen Rohrleitung am Bahndamm vorbei auf dem Bild rohrende einmal rekonstruiert, dann wird man schnell zu dem Schluss gelangen, dass diese Rohrleitung die Wald-Fabrik mit unserer Fabrik in rund 2 - 3 km Entfernung verband. Das muss ja wohl einen Grund gehabt haben. Wahrscheinlich, dass über dieses fette Rohr Produkte, Grundstoffe oder so was ausgetauscht oder zugeliefert wurden. Obwohl in der Wald-Fabrik die meisten Anlagen und Maschinen abmontiert sind, lassen die verbliebenen Überreste auf eine Chemiefabrik oder etwas ähnliches schließen. Es gibt dort Reste von einem Chemie - Reaktor oder einem Destillationsapparatismus oder so was ähnliches, was auf eine chemische Verwendung schließen lässt. Nun haben wir uns an diesem Tag nicht sonderlich lange dort aufgehalten, weil eine ausgiebige Erkundung auch wieder Kräfte kostet und einer gewissen Ausrüstung bedarf, wie z.B. unsere superhellen LED - Taschenlampen. Die hatten wir aber nicht dabei, weil wir überhaupt nicht davon ausgegangen waren, auf eine weitere Fabrik oder dergleichen zu stoßen. Eigentlich hatten wir vor, weiter die Bahntrasse zu erwandern, jedoch durch den Aufenthalt in der neu entdeckten Wald-Fabrik, der uns immerhin über 2 Stunden Zeit kostete, war es zu spät geworden, um weiter entlang der Bahnstrecke zu wandern, denn wir mussten ja auch die Zeit für den gesamten Rückweg zu Fuß zu uns nach Hause mit einrechnen. So sind wir an diesem Tag nach dem Wald-Fabrik-Besuch auf dem kürzesten uns bekannten Weg, halt über die Bahnstrecke, wieder heim gegangen.


Der gute Waldgeist

Gleicher Wald wie oben, ein paar Jahre später bei einer neuen Erkundungsbegehung, jetzt aber bei deutlich besserem Sommerwetter. Durch den Hinweis eines Bekannten waren wir neugierig geworden, denn der hatte uns gesagt, dass in dem selben Waldbereich, wo obige Reste einer alten Fabrik stehen, rund 200 m weiter südwestlich noch die ruinenhaften Reste einer weiteren Fabrikanlage stünden. Zwischen “oben” und “hier” liegen zeitlich rund 7 Jahre und da kann vieles von der Vegetation versteckt werden, besonders wenn man im Sommer kommt, wo alles blüht, was nur irgendwie blühen kann. So blühte uns dann auch zunächst mal große Verwirrung, denn wir hatten in dem satten Grün allergrößte Mühe, überhaupt noch die oben abgebildeten Reste der Fabrik wiederzufinden. Nach mehrfachem erfolglosem Hin und Her haben wir sie dann aber doch gefunden, so dass wir wenigstens einen Anhaltspunkt hatten, ab wo wir weiter gehen mussten.

Etwa 250 m nach obiger Fabrik stießen wir auf einen Waldweg, der sogar noch asphaltiert ist und eindeutig gelegentlich befahren wird. Nach weiteren 300 - 400 m folgte jedoch keine uralte Fabrikruine, sondern ein einsames Wohnhaus mitten

herrlich ruhiges Anwesen in einsamer Waldlage
Frau Heymüller, Besitzerin des Waldhauses

im Wald, oder genauer gesagt im Übergangsbereich zwischen Wald und einer Wiesenlandschaft, die aber rechts auch wieder von Waldbereichen eingefasst wird. Dank des schönen Wetters saß gerade die Hauseigentümerin, eine Frau Heymüller, auf so einem typischen weissen Gartensessel aus Kunststoff vor dem Haus und ging in der Sonne Handarbeiten an einem Stickbild nach. Wir kamen

mit ihr ins Gespräch. Die Lage ihres Hauses ist dabei wirklich sehr ungewöhnlich und bekäme nach den heutigen Vorschriften so sicherlich niemals mehr eine Baugenehmigung, da es regelrecht im Wald liegt, das Gebäude hat aber Bestandsschutz. Nachträgliche Anbauten würden aber heute grundsätzlich nicht mehr genehmigt, weil der Landstrich als Landschafts - Schutzgebiet eingestuft ist. Eigentlich wollte Frau Heymüller nämlich eine Garage anbauen lassen, daraus wurde deswegen nichts. So hat sie, etwas abseits links hinter den Bäumen einen großen Container aufstellen lassen, dazu braucht es keine Genehmigung und so dient der als Garage. Der nächste Ort ist 6 km entfernt. Die erst 29jährige erzählte uns die Geschichte des Hauses und wie es dazu kam, dass es sie in diese ruhige Einsamlage verschlagen hat. Die Grundzüge des Hauses wurden 1903 als Forstbetrieb und Bauernhof an der Stelle errichtet, auf diesen Fundamenten wurde dann 1950 das heutige Anwesen aufgesetzt und 1967 nochmal um den etwas moderneren rechten Trakt erweitert. Im Jahr 2008 verstarb der letzte Überlebende der Familie, die dort einst lebte. Dann stand das Haus einige Jahre leer, was dem Zustand nicht gut bekam. Zum Glück gab es keine der heute üblichen Vandalismusschäden, weil es dafür zu abgelegen liegt und die für sowas üblicherweise verantwortlichen pubertierenden Rotzbübchen gar nichts von der Existenz des Hauses wussten. 2013 wurde es dann nebst 3000 m² Grundstück zu dem sehr günstigen Preis von nur 49.000 Euro zum Verkauf angeboten, obwohl es über 200 m² Wohnfläche aufweist. Letzteres sieht man dem Bau auf den ersten Blick nicht an, weil es fast schon klein wirkt, das ist aber eine optische Täuschung, weil die Bäume der Umgebung so hoch sind. Außerdem ist das Gebäude 22 m lang und 15 m breit und das komplette Obergeschoss ist ausgebaut. Frau Heymüller wurde in der Zeitung darauf aufmerksam und fand, dass es genau die richtige Heimat für sie und ihre 3 Kinder ist. So kaufte die alleinerziehende Mutter das Haus, hat fast alle Renovierungen selbst gemacht und möchte nie mehr woanders wohnen. Probleme gab es kurz nach dem Kauf mit diversen Behörden wegen der Abwasserentsorgung. Nachdem man zuerst verlangen wollte, dass sie sich für sage und schreibe 400.000 Euro an das öffentliche Kanalnetz des in 6 km Entfernung befindlichen Ortes anschließen läßt, zu dem das Anwesen gehört, gab es nach langem Hickhack doch die Möglichkeit, eine neue Kleinkläranlage für rund 6.500 Euro direkt vor Ort zu errichten, damit war es dann gut. Was vor allem den Kindern nicht ganz so gefällt ist das technische Handicap, dass eine zeitgemäße Internetverbindung hier nicht klappt. Man kann nur, wie vor 20 Jahren, per Telefonmodem ins Internet und das dauert dann heute bei den großen Seiteninhalten so lange, bis sich diese aufgebaut haben, dass man daran jede Lust nach spätestens 10 Minuten völlig verliert. Deshalb hat sie ihren Internetzugang auch nach 2 Monaten wieder gekündigt. Ansonsten paradiesische Zustände, Ruhe ohne Ende, frische Luft ohne Ende, herrlich. Im Winter kann es etwas härter werden, weil der zwar asphaltierte Weg nicht vom Winterdienst freigeräumt wird, da er nicht als offizielle Straße eingestuft ist. Schon aus diesem Grund fährt sie als PKW einen älteren, aber robusten Allrad - Mercedes - Geländewagen, aus dieser G - Serie, die noch so kastenförmig wie ein Land Rover aussieht, sie sagt, damit kommt man überall durch. Sie gilt dort inzwischen als der gute “Waldgeist”, weil sie noch diverse natur- und waldpflegerische Aufgaben übernommen hat, aber auch, weil sie sich sehr gut mit Waldkräutern und deren Heilwirkungen auskennt. Da sie das Waldgebiet besser als die Taschen ihrer Jeans kennt, fragten wir sie nach der alten Fabrik, die dort noch im Wald in Resten schlummern soll. Sie meinte, da wären wir noch viel zu weit nördlich. Diese Fabrikreste, die wir suchten, wären quer durch den Wald über 1,5 km weiter südlich und im Sommer so gut wie nicht zu finden, weil in dem Bereich vorwiegend Laubbäume stünden. Außerdem befände sich vor den alten Fabrikruinen noch ein ehemaliger Feuerlöschteich, in den man leicht reinstürzen könnte, weil wenn man ihn sieht, ist es in der Regel schon zu spät. So zogen wir es vor, die Erkundung dieser alten Fabrikanlage auf den nächsten Winter zu verschieben. Für diesen Tag hatten wir genug interessantes Neues entdeckt.

 

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