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NEU ! Stichbahn 2 - eine weitere vergessene Bahnstrecke entdeckt
Stichbahn 2 - Eine Stichbahn von einer Stichbahn
Wir hätten es uns ja denken können, dass unsere Bahn - Exkursion hier in dem Gebiet auf den vorangegangenen Seiten “Bahnstrecke - Stichbahn und Abzweigbahnen” noch nicht zuende ist. War es anfangs nur eine vage Mitteilung eines Eisenbahnliebhabers, die wir nicht so ganz ernst nahmen, weil er sich selbst auch nicht wirklich ganz sicher war, so brachte wieder mal ein alter Zeitzeuge aus der Umgebung Licht ins Dunkel. Es handelt sich dabei um den gleichen Mann, der uns damals schon wertvolle Tipps zu dem Abzweigbahnhof der Hauptbahnstrecke und der ersten Stichbahn gegeben hatte. Der Mann war früher selbst Bahnbeamter und kannte sich aus. So befragten wir den einfach mal, ob an den Gerüchten etwas dran sei, dass früher von der Stichbahn (siehe deren Beschreibung auf der Seite Stichbahn) noch eine weitere Stichbahnstrecke irgendwo abzweigte. Zuerst erwartete ich, dass der uns auslacht, man käme ja vom Hundertsten ins Tausendste, wie man so sagt, aber mitnichten, der Mann bejahte das sofort und sagte, dass
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diese Bahnstrecke einst ab diesem größeren Bahnhof der Stichbahn, mit der etwas seltsamen Fassadenaufteilung, abzweigte. Die Stichbahn 2 sei nur ein Jahr vor der übergeordneten Stichbahn stillgelegt worden. Zur Erinnerung hier noch mal das Foto dieses Bahnhofs, von dem also unerwartet noch eine weitere Stichbahn als Sekundärstichbahn ihren Verlauf nahm. Fast
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hätte man das schon erwarten können, dass, wenn es einen weiteren Abzweig gab, dieser an dem Bahnhof gewesen sein muss, weil es um diesen noch große Flächen gab, wo früher mal Gleise gelegen hatten. Eigentlich war es ab diesem Bahnhof gar nicht so schwer, die Spur dieser zweiten Stichbahn aufzunehmen, wenn man erst mal wusste, wo man suchen musste. Die Bahn zweigte
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in einem flachen Bogen leicht nach Norden ab. An dem Tag wurden wir leider von einigen recht heftigen Regenschauern überrascht, obwohl es laut Wetterbericht eigentlich trocken bleiben sollte. Die alte Trasse ist noch weitgehend in geschottertem Zustand erhalten, die Gleise sind, bis auf wenige Ausnahmen natürlich weg. Eine dieser Ausnahmen ist der Bereich des ersten Bahnhofs, der früher mal nach diesem obigen Abzweigbahnhof folgte. Das Bahnhofsgebäude ist zwar nicht mehr vorhanden, aber die alte Kante
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vom Bahnsteig noch, der Bahnsteig selbst teils auch noch, aber vor Moos und Unkraut kaum noch betretbar, während man entlang dieses Bahnsteigs sowie 200 m davor und etwa 400 m dahinter ganz offensichtlich damals vergessen hatte, das Gleis abzubauen. Es ist im Bereich des alten Bahnsteigs auch nur wenig mit Unkraut überwuchert, während es dahinter und davor im Bewuchs untergeht. Man erkennt heute noch gut, dass ganz früher dort auch mal mehrere Gleise gelegen haben, dort wo heute der Ginster am linken oberen Bildrand wuchert, aber auch längs daneben. Der Ort, der zu diesem Bahnhof mal gehörte, liegt rund 100 m rechts vom Bild und ist relativ klein. Wie schon gesagt, das Bahnhofsgebäude existiert heute nicht mehr, man kann aber an Resten von Fundamenten und Verfärbungen im Untergrund noch gut erkennen, wo es mal gestanden hatte. Es muss demnach schon ein größeres Gebäude, vermutlich mit Güterschuppen, gewesen sein. Die Gegend war so abgelegen, dass man selbst am Tag draußen eine Nadel hätte fallen hören, ausser dezentem Vogelgezwitscher hörte man dort gar nichts. Wir wanderten weiter entlang
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der Strecke, was auf der alten Schotterpiste noch relativ gut ging. Nach knapp 3 km erreichten wir den nächsten Bahnhof, dort stand sogar noch ein eigentlich prächtiges, altes Bahnhofsgebäude, welches aber wohl schon länger leer stand und einen gewissen Verfall aufwies. Kayla gab der Station gleich den Spitznamen “Geisterbahnhof”, weil er nach ihrer Meinung etwas bedrohliches und mystisches hatte, was aber wohl in erster Linie an den fehlenden Fenstern lag. Wenn man in die dunklen Schlundlöcher der ehemaligen Fenster blickt, erzeugt es wohl diese Wirkung. Alle
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Fenster im Erdgeschoss waren mit roten Ziegelsteinen zugemauert worden, die Türen durch eine dicke Küchenplatte mit heftigen Scharnieren und unknackbaren Spezialschlössern ersetzt worden. Aber es tat sich was, das heisst bei unserem Besuch tat sich nichts, aber man hatte an den seitlichen Giebelwänden Gerüste aufgebaut und auf dem gesamten Dach neue Dachpappenbahnen gelegt. Der Baustil war eigentlich sehr schön und aufwändig, ich würde sagen, die Bauweise hatte etwas vom typischen Stil bestimmter Schwarzwaldhäuser, allerdings war diese Formensprache hier mit Sandsteinmauerwerk umgesetzt. Vermutlich hatte jahrzehntelanger Leerstand zu dem bedauerlichen Verfall geführt. Immerhin, auf dem ehemaligen Bahnsteig standen sogar noch die alten Bahnsteiglampen, deren Maste auch schon rosteten. Gleisreste gab es keine mehr, nur etwa 200 m weiter rechts befand sich noch ein alter Prellbock, wohlgemerkt ohne Gleisanbindung. Früher muss es dort etliche Gleise gegeben haben und zwar dort, wo sozusagen der Fotograf stand und weiter nach hinten. Der Breite dieser Fläche nach zu urteilen, müssen das mindestens 4 Gleise gewesen sein, eher 5. An der Straßenseite des Bahnhofsgebäudes gab es nur eine kleine asphaltierte Zufahrt, die rund 50 m hinter dem Bahnhof im Nichts endete. Hinter der Straße folgte ein Bergrücken mit dichter Bewaldung, was den Schwarzwaldcharakter untermauerte. Während ich das Gebäude ganz schön und interessant fand, fühlte sich Kayla in der Nähe davon sichtlich unwohl. Das war schon irgendwie komisch, normalerweise lässt sie sich so schnell von nichts aus dem Gleichgewicht bringen, jedoch dort wurde sie regelrecht zappelig und drängte ständig, diesen Ort möglichst schnell zu verlassen. Sie befand, und sowas habe ich bislang noch nie von ihr gehört, dass dieses Gebäude angeblich den Tod ausstrahlen würde. Ich weiss es nicht, vielleicht hat sie für bestimmte Dinge einen siebten Sinn, der mir völlig abgeht, während ich gerne noch im Umfeld dieses Bahnhofs weiter erkundet hätte, zerrte sie mich regelrecht weg und bestand energisch darauf, dass wir zunächst mal den ganzen Weg zurück zum Auto gehen, was wir dann auch machten, um ihre verspannte Unruhe wieder zu lösen. Kaum waren wir 200 m von dort weg, fühlte sie sich wieder sichtlich besser und war wieder ganz die in solchen Dingen eigentlich eher sachlich orientierte Frau, die ich kenne. Erst Wochen später, als ich dem oben genannten ehemaligen Bahnbeamten von Kaylas ungewohntem Verhalten an diesem Bahnhof erzählte, schaute der sehr nachdenklich und kam ins Grübeln. Dann meinte er, dass ab dort zu Adolfs Zeiten wöchentlich 2 Sammelzüge in Konzentrationslager abgingen, wofür der eigentlich schöne Bahnhof ja nichts kann, aber wer weiss, vielleicht wabert dadurch noch so ein schlechtes Omen in der Gegend, wofür Kayla irgendwie eine Antenne hat. Noch kurz zu dem zugehörigen Dorf, welches in etwa 1 km Entfernung in Richtung des linkesn Bildrandes liegt und schon etwas größer ist. Ich würde schätzen, dass dort heute etwa 700 - 800 Menschen leben, was in der Gegend durchaus schon als größerer Ort gilt, da man es vorwiegend mit Dörfchen um die 300 Einwohner zu tun hat. An dem Tag waren wir ausgepowert, wie man so schön in Neudeutsch sagt und fuhren
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sofort nachhause, als wir am Auto ankamen. Am nächsten Tag ging es bei schönstem Wetter ab der letzten Stelle weiter. Nur 5 km hinter obigem Bahnhof trafen wir am nächsten ehemaligen Bahnhof ein. Hier ein total anderer Baustil, aber aus den gleichen rötlichen Sandsteinmaterialien gebaut, die hier wohl schon mehr industriell bearbeitet worden waren, weil alle Steine exakt die gleiche Größe hatten, die in etwa den Maßen von modernen Kalksandsteinen entspricht. Die
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Außenhaut des Bahnhofs wirkt dadurch wesentlich gleichmässiger und auch war die Porigkeit dieser Steine feiner. Das Gebäude stand komplett leer, war aber relativ gut erhalten und an der Straßenseite hing ein Verkaufsschild von einem Makler, der es für 93.000 Euro feil bot. Den Angaben auf dem Schild zurfolge bietet das Gebäude 190 m² Wohnfläche, es gehört auch noch ein schmaler, aber langer Güterschuppen mit 80 m² Nutzfläche dazu, der rechts abgesetzt in etwa 30 m Entfernung steht, ein weiterer kleiner 40 m² - Schuppen auf der schräg gegenüberliegenden Straßenseite in rund 40 m Entfernung sowie das gesamte Land dazwischen und im Umfeld, insgesamt ergeben sich so rund 6.500 m² Landfläche, die im Kaufpreis mit enthalten sind. Gleise gibt es dort keine mehr, vor dem Gebäude befindet sich noch ein schöner, asphaltierter Parkplatz, der sicher locker Platz für 20 Autos bietet und der in dem genannten Grundstück mit enthalten ist. Daher würde sich das Gebäude sicher auch gut für eine gewerbliche Nutzung eignen, mit eigenem Kundenparkplatz. Ferner wurde besonders hervorgehoben, dass das Gebäude schon über eine Erdgas - Zentralheizung verfügt. Die Ortschaft ist hier schon etwas größer, geschätzt etwa 2.500 Einwohner und liegt links vom Bahnhof, wobei auch hier eine Besonderheit existiert, nämlich die Bahnhofstraße, die nach links zum Ort führt und etwa 150 m lang ist, gehört zum Privatgrundstück des Bahnhofs, befindet sich also nicht im Eigentum der Gemeinde oder des Landkreises. Das klingt zunächst schön, weil man dadurch mittels einer Pforte ungebetenen Besuch leicht fern halten könnte, aber hat auch den Nachteil, dass man dort den Winterdienst selbst erledigen muss und für evt. Schäden in der Asphaltdecke selbst aufkommen muss, die sicher in Kürze auftreten werden, weil man jetzt schon Stellen sieht, an denen der Asphalt weggeplatzt ist und darunter altes Kopfsteinpflaster zum Vorschein kommt. Im Obergeschoss des Bahnhofs sollen zwei separate Wohneinheiten mit 70 und 25 m² Wohnfläche bestehen, die renovierungsbedürftig sind und im Erdgeschoss sind die Räume noch im ehemaligen Bahnzustand mit 95 m², so wie die Bahn sie zuletzt vor rund 30 Jahren verlassen hat, aber noch einigermaßen gut erhalten, jedoch teils sogar noch mit alten Technik - Einbauten aus der Bahnzeit versehen, wie solchen Stellwerks - Bedieneinheiten und ähnlichen Sachen, wie man durch das vordere rechte Fenster unten sehen konnte. Das Gebäude soll voll unterkellert sein und als i - Tüpfelchen gehört sogar noch eine eigene Grundwasserbrunnen - Anlage dazu, die auf alten Rechten beruht, die aus der Zeit der Errichtung des Bahnhofs stammen, irgendwie 1890 oder so um den Dreh, und automatisch auf den Käufer übergehen. Das heisst, dieses Brunnenwasser darf auch heute noch genutzt werden, allerdings nicht als Trinkwasser, das ist nach den heutigen Bestimmungen verboten, weil es nicht regelmässig auf Keime untersucht wird, aber als Brauchwasser, zb. für Klospülung, Bewässerung, Reinigungen usw. darf man es nach Belieben in jeder Menge nutzen. Für sauberes Trinkwasser existiert natürlich zusätzlich ein normaler Wasseranschluß. Dieser Bahnhof gefiel Kayla gleich um Welten besser, weil er nach ihrer Meinung etwas “Freundliches” hat, was sicher auch am besseren Zustand und der Tatsache liegt, dass er aufgrund seiner Lage den ganzen Tag Sonne abbekommt, sofern selbige scheint. Dadurch wirkt diese ganze Ecke wesentlich heller und freundlicher. Sie meinte sogar schon, wenn wir nicht unser geliebtes, altes, ehemaliges Fabrikhaus hätten, dann käme dieser Bahnhof sofort als Eigenheim - Bahnhof infrage, weil hier Zustand, Lage, Größe und Preis ein hochinteressantes Paket abgeben. Als wir von dort auf der ehemaligen Trasse weiter
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gehen wollten, klappte das nur die ersten 500 m, dann endete diese wie abgeschnitten. Man hatte die leicht dammartige Schottertrasse einfach schnurstracks weggebaggert und in dem Bereich damit begonnen, ein Neubaugebiet zu errichten. Am Rande der neuen Bauplätze entdeckten wir zufällig einen Mercedes - Oldtimer aus den 1950er Jahren, der offensichtlich gut restauriert worden war. Sowas sieht man heute nicht mehr alle Tage, deshalb musste der unbedingt sein eigenes Foto kriegen, auch wenn das mit der Bahnstrecke nicht wirklich
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was zu tun hat. Da ab dort weit und breit keine Bahntrasse mehr zu erkennen war, gingen wir zurück zum Auto, um damit zum nächsten (vermuteten) Ort der Strecke zu fahren. Der lag nur wenige km weiter und wir wurden sofort fündig. Parallel zum Dorf lag am westlichen Ortsrand die hier wieder gut erkennbare alte Bahntrasse und ebenso der ehemalige Bahnhof. Es ist ein sehr eigenartiges Gebäude, vermutlich um 1960 herum in Betonbauweise errichtet, welches im vorderen Bereich eine seitlich völlig
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offene Güterhalle darstellt, an die sich in einer Flucht ein geschlossener Teil anschließt, der früher mal den eigentlichen Bahnhofsteil beherbergte. Vermutlich wurden dort zur aktiven Zeit vorwiegend Güter von der Straßenseite vom LKW durchgehend auf die andere Seite in Waggons umgeladen, also nicht lange eingelagert, denn sonst hätte man sicher nicht diese allseitig offene Bauform gebaut. Alles war in eingeschossiger Bauweise errichtet, also nur mit Erdgeschoss, das aber sogar unterkellert. In dem vorderen, geschlossenen Bahnhofsteil (links) konnte man durch ein Fenster noch den alten Fahrkartenschalter mit Sprechfenster erkennen, ebenso im Raum davor zwei alte Wartebänke für Fahrgäste, an der Wand ein uralter Zigarettenautomat, noch mit DM - Schlitz, das alles war noch vorhanden, als wäre es vorige Woche noch benutzt worden. Manches Museum hätte heute an dieser Einrichtung seine Freude. Im Flur daneben waren zahlreiche Kisten bis zur Decke gestapelt, dem Aussehen nach waren es Kisten mit fabrikneuen Getränkegläsern, die immer in solchen Kisten mit 6 Stück daher kommen. Auch stand von außen der Name Rastal darauf gedruckt, was eine berühmte Firma für solche Gläser ist. Daher war unser Verdacht der, dass diese Räumlichkeiten heute von einer Firma genutzt werden, die mit sowas handelt. Das einfach gestaltete Gebäude wirkte zwar nicht gerade gepflegt, aber auch keinesfalls verwahrlost, sondern eben so, als würde es, wie beschrieben, noch als Lagerraum von einer Handelsfirma oder etwas ähnlichem genutzt. Alles war recht aufgeräumt und wie besenrein gekehrt. Etwas neue Farbe könnte der Bau mal vertragen, aber ansonsten war er noch recht gut erhalten. Zwischen dichtem Unkrautbewuchs an der Gleisseite (auf dem Bild so gerade noch erkennbar) lag sogar noch parallel zu dem Gebäude sowie davor auf einer Länge von etwa 400 m noch das alte Gleis und auf dem alten Bahnsteig standen noch etliche Bahnsteiglampen, so als sei vor wenigen Tagen erst der Betrieb eingestellt worden. Am Mast einer der Lampen hing noch ein alter Blechrahmen mit Glasscheibe davor und altem Fahrplan dahinter, stark vergilbt und verwaschen, aber noch lesbar, der auf das Jahr 1986 datierte. Vermutlich dürfte es das letzte Betriebsjahr im Personenverkehr an der Strecke gewesen sein. Zu der Zeit fuhren nach diesem Plan pro Tag 6 Zugpaare, also insgesamt 12 Fahrten, 6 je Richtung und sonntags waren es nur 4 Zugpaare. Kayla fand das mit den 400 m Restgleis so lustig, dass sie meinte, die heutigen Eigentümer sollten als Wochenend - Attraktion darauf solche Fahrrad - Draisinenfahrten anbieten. Ich unterdessen glaube, dass 400 m Strecke dafür dann doch etwas zu kurz sind, auch wenn es als einmalige Gaudi besonders für Kinder sicherlich seinen Reiz hätte. Der “echte” Fahrraddraisinenfahrer möchte ja auch eine vorrüberziehende Landschaft erleben und dafür müsste man schon 5 oder wenigstens 3 km Strecke haben. Für Kinder, eher im Sinne einer Schausteller - Attraktion, wie ein Karussell, eine Achterbahn oder sowas, wäre es schon eher was. Zur nächsten Station war der Weg relativ
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umständlich, da die alte Bahnstrasse einen sehr weiten, bogenförmigen Umweg um einen Berg machte, der damals beim Streckenbau im Weg stand. Einen Tunnel wollte man nicht bauen, weil der Berg im Norden und Westen von einer flachen Tiefebene begrenzt wurde, und da war es billiger, die Gleise einfach durch die Tiefebene, wie ein vorstehender Bauch zu verlegen, auch wenn das dazu führte, dass so der nächste Bahnhof erst in 9 km Entfernung erreicht wurde. Mit Tunnel wäre man mit 5 km ausgekommen, die Baukosten wären aber explodiert. Der nächste Bahnhof unterdessen war im Hauptbau ähnlich dem berühmten Maggi - Bahnhof an der Hauptstrecke gebaut, jedoch etwas größer und
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der Güterschuppen war hier rechts angeflanscht, dafür gab es links ein weiteres Gebäude, welches durch einen niedrigen Zwischenbau mit dem Bahnhof verbunden war. Der linke Anbau war früher mal ein Bahnbeamtenwohnhaus mit 2 Wohnungen und wird heute von einem Baustoffhändler als Büro genutzt. Der Bahnhof selbst ist in den beiden oberen Stockwerken bewohnt, im Erdgeschoß, im ehemaligen Stellwerksvorbau und im ehemaligen Güterschuppen rechts befindet sich heute eine Möbelwerkstatt, wo jemand antike Möbel wieder aufarbeitet und repariert. Insgesamt wirken alle Gebäude von außen etwas verwahrlost, weil lange nichts repariert und aufgehübscht wurde, das soll sich aber bald ändern, denn auf der Straßenseite hatte man schon damit begonnen, den alten Putz am Bahnhofsgebäude zu entfernen. Ein Mann erzählte mir, dass noch in diesem Jahr alle Gebäude außen total renoviert werden sollen. Innen wären der linke Anbau und der Bahnhof bereits voriges Jahr total entkernt und renoviert worden. Der Güterschuppen kommt etwas später dran, weil der Möbelrestaurator dafür vorübergehend alle Maschinen und Einrichtungen für ein Jahr auslagern muss. Hier in dem Dorf, welches geschätzt 2.000 Einwohner hat, also für dortige Verhältnisse auch schon etwas größer ist, liegt der Bahnhof nahezu mitten im Ort, was eine absolute Ausnahme an diesen Strecken in dem Umfeld ist. Wo früher die Strecke lag, ist heute noch alles Schottertrasse und das mit kaum Unkraut dazwischen. Der Mann, mit dem wir auch über die Renovierung gesprochen hatten, sagte uns, dass dort deswegen Unkraut keine Chance hätte, weil der Baustoffhändler aus dem linken Anbau jedes Jahr 2 mal mit Unkrautvernichter diese Bereiche rund um den Bahnhof reichhaltig übersprühen würde. Etwas über 1 km nach diesem Bahnhof gab es an der Trasse einen fragwürdigen Überrest einer ehemaligen Anlage, deren Sinn
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uns bis heute unbekannt geblieben ist. Gleich neben dem Schotterbett befindet sich mitten im Grünen ein eingemauerter Bereich, in dem sich 2 alte Behälter aus Stahl stehend befinden, die auf der Rückseite mit Rohren verbunden sind und wo sich weitere Rohre ins Erdreich begeben. Die Behälter sind schätzungsweise 4 - 5 m hoch und ziemlich rostig. Die Art und Weise, wie das alles gebaut ist, lässt mich vermuten, dass diese Anlage aus den 1930er - 40er Jahren stammt. Wozu das diente bleibt unklar, ob es überhaupt etwas mit dem früheren Bahnbetrieb zu tun hat, ebenso.
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Kayla meinte, dass in dem Bereich früher vielleicht eine Fabrik gestanden hatte, zu der diese Dinger mal gehörten. Ursprünglich waren die wohl mal blau lackiert, davon ist vor lauter Rost jedoch nicht mehr viel übrig. Vor allem überraschte uns auch, dass so kurz hinter dem vorangegangen Ort die ganze Landschaft abrupt wie total ausgestorben wirkte. Die meisten Dörfer laufen ja langsam aus, wo die Bebauung nach außen hin immer dünner wird, aber hier endete die dichte Ortsbebauung schlagartig, wie an einer mit dem Lineal gezogenen Linie und danach kam nichts mehr. Eine Ausfallstraße führte aus dem Dorf und eben diese alte Eisenbahntrasse, sonst nichts. Viel Wald und dazwischen endlos grüne Weidewiesen bildeten einen kräftigen Naturteppich in verschiedenen Grüntönen. Da die Straße sich hier immer weiter von dieser Bahntrasse entfernte und wir schon viele Kilometer gelaufen waren, beschlossen wir, den gleichen Weg über die Bahntrasse bis zu unserem Auto zurück zu wandern und für den Tag die Erkundungen ausklingen zu lassen. Einige Tage später setzten wir die Erkundung ab dem letzten Standpunkt fort. Ein paar
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Kilometer von den komischen Hochbehältern entfernt tat sich auch an dieser Strecke ein Bahnhöfchen auf, also ein Bahnhof im Miniformat, der aber selbst heute noch so erhalten ist, als wäre erst gestern oder besser vorgestern der letzte Zug gefahren. Einziges Gebäude ist eine Art Buswartestand, allerdings aus massiven Betonteilen gebaut, die mit einem einfachen Wellblechdach gedeckt sind. Sogar 2 Bahnsteiglampen gibt es noch, die, und jetzt wirds lustig, sogar noch dauernd leuchten, also nicht nur bei Nacht, sondern immer. Das Einzige, was zum perfekten Bahnglück noch fehlt, ist das Gleis, das wurde
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entfernt. Die Bahnsteigkante, die hier aus uralten Granit - Formsteinen besteht, die sicher noch aus der Anfangszeit der Bahn stammen dürften, also locker über 100 Jahre alt sind, ist noch in einem sehr gepflegten Zustand, als ob da noch jemand regelmässig die Pflege übernimmt. Auch in dem Wartehäuschen, wo es noch eine karge Hartholzsitzbank gibt, herrscht ein sehr gepflegter, sauberer Zustand. An einer Seitenwand in dem Häuschen hängt sogar noch so eine alte Bahn - Telefonkiste aus Blech, ob darin auch noch ein Telefon ist, das wissen wir nicht. Daneben hängt eine Stromkiste mit Zähler, worüber die Bahnsteigleuchten wohl mit ihrem Strom versorgt werden. Nun müsste ja vermutlich irgendwer den Strom für die Lampen bezahlen, früher hat das sicher die Bahn getan, aber die ist nun mal seit etwa 1986 stillgelegt oder ob die Bahn bei der Vielzahl ihrer Einrichtungen hier die Abmeldung nach der Stilllegung vergessen hat und auch heute noch ständig die Stromkosten dafür abgebucht bekommt, wer weiss, aber es wirkt so. Vielleicht wurde das Häuslein ja auch von der Ortsgemeinde übernommen und dient heute als Treffpunkt, weils in dem 250 - Einwohner - Dörfchen keinen anderen gibt und man an dieser fast vergessenen Einrichtung der “vergangenen Neuzeit” heute noch sehr hängt. In solch einem eher abgelegenen Dorf wird man sicher mehr um die Stilllegung des Bahnhofs trauern, als in einem zentraler gelegenen Ort, wo es viele andere Möglichkeiten gibt. Früher konnten die wenigstens sagen, wir haben sogar einen eigenen Bahnhof, aber diese goldenen Zeiten sind längst vorbei. Dieses siedlungsähnliche Dorf liegt seitlich so abgelegen, dass wir dort noch nicht mal eine Bushaltestelle gesehen haben, vermutlich gibts keine. Kayla vermutete zuerst, dass man vielleicht aus der Not eine Tugend gemacht hat, und wie schon an einem anderen Ort der Abzweigbahnen gesehen, aus dem Bahnhöfchen den “Busbahnhof” für das Dorf gemacht hat. Das ist hier recht unwahrscheinlich, weil die nächste befahrbare Straße rund 70 m weiter vor dem Bahnhöfchen liegt, in Blickrichtung leicht nach links versetzt, dort hatte es früher wohl mal einen Bahnübergang gegeben, dessen Reste man heute noch deutlich sieht. Eine richtige Straße führt nicht bis an das Bahnhöfchen, sondern nur ein schmaler Weg, der an dieser Straße neben dem ehemaligen Bahnübergang abgeht. Das wäre dann doch sehr lästig, wenn die Busreisenden jedes mal von dem 70 m entfernten Häuslein bis vorne an die Straße rennen müssten, um in den Bus einzusteigen. Ein sehr trauriges Bild bot
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der nächste Bahnhof dieser Strecke, bzw. das, was noch davon übrig ist. Man erkennt noch, wo mal die Bahnsteigkante war, die alte Trasse der Gleise wurde vom Schotter befreit und zu einem Matschweg umfunktioniert und der Schutt vom abgerissenen Bahnhofsgebäude wie ein Berg auf dem ehemaligen Bahnsteig verteilt, dazu kippte
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man noch hunderte Kubikmeter an diversem Schutt und Erdaushub und überließ alles in diesem Zustand dem Zahn der Zeit. Wohlgemerkt, das alles passierte schon vor über 20 Jahren und so sprießt aus dem Schuttberg überall das Grün, Sträucher, Bäumchen, Ginster und alles mögliche breiten sich aus. Trotzdem kann man die ehemalige Bahnsteigkante und deren Randsteine noch recht gut erkennen. Einige hundert Meter weiter, wo eine kleine Straße an einem Berghang entlang
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führt, hatte man an der Stelle, wo früher die Bahn die Straße an einem unbeschrankten Übergang querte, vergessen, das Andreaskreuz abzumontieren. Es war noch erstaunlich gut erhalten. Gleise gibts dort, außer in der Asphaltschicht, keine mehr. Nur im Asphalt hat man auf Straßenbreite und etwa 2 m darüber hinaus das Gleis liegen gelassen, damit nach der Demontage die Straße dort nicht ausgebessert werden musste. Eine sehr schöne Landschaft tat sich
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auf. Nach weiteren gut 5 km folgte der nächste Bahnhof, der vom Mauerwerk her wieder in dem roten Sandstein der industriellen Herstellungsart gebaut war, wie weiter oben der Bahnhof unterhalb des Geisterbahnhofs. Allerdings war das Gebäude vom neuen Eigentümer stark umgebaut worden, so dass vom typischen Bahnhofscharakter eigentlich so gut wie nichts mehr erhalten war. Es wirkte fast wie ein normales Mehrfamilienhaus. Immerhin stand auf dem
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seitlichen Weg neben dem Gebäude, der früher wohl mal der Bahnsteig war und heute nach rechts hinters Haus in einen üppigen Garten führt, noch eine der alten Bahnsteiglampen, die noch am ehesten Erinnerungen an die gute alte Bahnzeit wach rief. Sonstige Spuren von der Vergangenheit als Bahnhof gab es eigentlich nicht. Man hatte selbst den früheren Gleisbereich mitsamt Schotter komplett entfernt und das Bodenniveau durch reichliche Auffüllungen auf eine gleichmässige Ebene angehoben. So war es ab hier gar nicht mehr so einfach, der alten Bahntrasse zu folgen, weils keine mehr gab. Man hatte den Eindruck, dass möglichst alle Spuren der Bahnvergangenheit zu 100 % getilgt werden sollten, vielleicht auch aus lauter Frust darüber, dass man damals die Bahn ohnehin verloren hat und sich sagte, dass dann auch bloß nichts mehr daran erinnern sollte. Die Spuren der alten Bahntrasse ließen sich erst rund 2 km hinter dem Ort wieder aufnehmen. Zu dem
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Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass unsere Erkundungsreise damit schon bald zuende sein sollte. Kaum waren wir 3 km weiter und schon trafen wir an dem langjährigen Endbahnhof dieser sekundären Stichbahn ein. Ein für solche Verhältnisse schon recht imposantes, mehrteiliges Gebäude, welches aus einem großen Hauptbau mit 3 Stockwerken, einem auch noch
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recht ansehnlichen Mittelbau mit 2 Etagen und daran anschließend einem aufwändig gebauten, recht großen Güterschuppen in Betonbauweise und daran angebaut ein etwas niedrigerer, dafür aber breiterer Güterschuppen in gemischter Beton- und Holzbauweise. Es war sehr ungewöhnlich, dass der eigentliche Bahnsteig in einer Linie mit dem Bahnhofsgebäude hinter diesem begann. Meist hat man den Bahnsteig ja parallel davor, hier verlief erst das Gleis komplett am Bahnhof vorbei und die Züge hielten früher dann quasi hinter dem Bahnhofsgebäude, weil eben dort der Bahnsteig war. Obwohl auch hier die Gleise längst abgebaut waren, befand sich der Bahnsteig noch in einem ansonsten kompletten Zustand, mit sämtlichen Bahnsteigleuchten, Lautsprechern, Uhr, Bahnhofsschild, Fernsprechkästen, Deckelkästen für Streusalz, selbst alte Wartebänke mit Reklameschildern (für Bad - Seife der Marke “Irischer Frühling” und für Ernte 23 - Zigaretten, die es beide fast genau so lange nicht mehr gibt, wie den Bahnverkehr an diesem Bahnhof) und ein alter Zigarettenautomat (natürl. ohne Bestückung) waren noch vorhanden. Der Bahnsteig war wohl sehr hoch mit Unkraut, Gebüsch und teils sogar hohen Bäumen bewachsen, die früher zur aktiven Zeit sicher noch nicht dort standen. Im Wesentlichen machte das Bahnhofsgebäude einen renovierten, sehr gepflegten Eindruck, ebenso der erste, stabilere Güterschuppen, nur der letzte in dieser gemischten Bauweise, wies einige Baumängel auf. Das Haupt- und das Mittelhaus waren in den oberen Etagen bewohnt, im Erdgeschoss waren wohl Gewerberäume, wobei im Mittelhaus unten ein Versicherungsfritze seine Büros hatte, während im Hauptbau ein Vertrieb für Berufskleidung, Sicherheitsschuhe uä Sachen seine Verkaufsräume hatte. Man sah auch noch, dass es früher mal zahlreiche Gleise neben und vor dem Bahnhof gegeben hatte. Vereinzelt fand man noch ein paar
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Überreste, wie ein paar Meter Schienen, die man vergessen hatte abzubauen oder einzelne Schwellen, einige Technikkästen, sogar noch einen Betonsockel mit einem Stutzen, auf dem wohl früher mal ein Wasserkran zum Bewässern von Dampfloks gestanden hatte. Gut 500 m hinter dem Bahnhof tat sich im Gestrüpp dann noch ein rostiger Gleisrest mit einem alten Prellbock auf, den man ebenfalls beim Abbau vergessen hatte. Als vorläufiges Zwischenfazit muss man sagen, dass wir noch niemals zuvor eine so lange stillgelegte Strecke erlebt haben, an der an den verbliebenen Bahnhöfen noch soviel von der originalen Infrastruktur übrig geblieben ist, wie hier. In der Regel
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wird in Deutschland gleich alles abgerissen und entsorgt, was vermeintlich nicht mehr gebraucht wird. Hier verschwanden zwar einige Bahnhöfe ganz, dafür findet man nirgends so häufig wie hier, dass an alten Bahnhöfen noch die Bahnsteige in relativ gutem Zustand vorhanden sind und auf diesen auch noch alle Bahnsteiglampen und andere Relikte der Bahnzeit stehen. Offensichtlich waren die Verantwortlichen für den damaligen Abriss dieser Strecke nicht so übereifrig, wie ihre Kollegen andernorts. Vielleicht hat auch (zum Glück) nur die Koordination der einzelnen Dienststellen untereinander damals nicht so geklappt, weil für diese Bahnsteigeinrichtungen sind sicher völlig andere Stellen zuständig, als für die Gleisanlagen. Was in diesem Bereich um obigen Prellbock und der ehemaligen Bahnfläche daneben ebenso deutlich wurde, war das, was uns vor Ort ältere Leute erzählt hatten, dass der Endbahnhof, der nun auch schon seit über 30 Jahren stillgelegt ist, nicht immer der Endbahnhof war. Bis zum Jahr 1954 ging die Strecke dort sogar noch über 20 km weiter, wurde also auch nach dem zweiten Weltkrieg in diesem weiterführenden Abschnitt noch mal bedient. Das habe sich in diesem ursprünglichen Endabschnitt jedoch damals schon nicht rentiert, so dass dieser Endbahnhof hier erst 1954 zum Endbahnhof wurde und man den Rest stilllegte und alsbald abbaute. 1954 habe man dann auch erst diesen Mittelbau zwischen dem Hauptgebäude und dem Güterschuppen ganz neu errichtet. Zuvor sei der originale, alte Güterschuppen abgerissen worden, der früher bis an den Hauptbau reichte. Nach Bau des neuen Mittelbaus wurden dann die heutigen Güterschuppen etwa 1956 ebenfalls neu errichtet. Das wirft für uns natürlich die Frage auf, ob man heute von diesem schon seit fast 65 Jahren stillgelegten, ursprünglichen Endstück der Strecke hinter diesem Endbahnhof heute noch Spuren und vor allem Bahnhofsgebäude findet und wenn ja, ob man diese heute überhaupt noch als ehemalige Bahnhöfe erkennt. Von den älteren Leuten konnte man viel erfahren, weil die sehr an dieser Bahnstrecke gehangen hatten und zumindest die Stillegung des Abschnitts bis zu diesem Endbahnhof hier vor über 30 Jahren bis heute noch nicht richtig überwunden und nie verstanden haben. Diese sagten nämlich, dass gerade diese zweite Stichbahn bis zuletzt sehr gut von Reisenden genutzt wurde. Täglich seien die Züge relativ voll gewesen, von Pendlern, von Schülern und auch häufig von Kurzurlaubern und Tagestouristen. Das sei bei diesem allerletzten, weiterführenden Abschnitt, der schon 1954 verschwunden war, nicht so gewesen, der sei quasi immer sehr schlecht frequentiert worden. So gilt unser Augenmerk also ab jetzt dem selbst gesetzten Auftrag, heute noch Relikte dieses Reststücks zu finden.
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Wenige Wochen später suchten wir die Gegend wieder auf, um auf Spurensuche nach den Resten des bereits 1954 stillgelegten Streckenabschnitts zu gehen. Dabei haben wir uns anfangs stark verheddert. Ab dem obigen Endbahnhof führte diese Strecke einst weiter vorbei an dem gezeigten Prellbock und wir waren im Glauben, dass diese Bahnstrecke in genau dieser Richtung weiter führte. Da ungefähr ab 400 m hinter dem Prellbock absolut keine Anzeichen einer ehemaligen Bahntrasse mehr aufzufinden waren, setzten wir uns selbst in den Glauben, dass die Richtung beibehalten wurde. Umher wandern brachte rein gar nichts, da alsbald dichter Wald folgte, so sehr man auch suchte, man fand rein gar nichts. Da ständiges Weitersuchen und im Trüben fischen nichts brachte, beschlossen wir, zunächst zurück zu dem obigen Endbahnhof zu fahren. Dort liefen immer Leute herum und besonders die älteren darunter konnte man ja noch mal fragen. Eine Frau glaubte, dass wir sie veräppeln wollten, wie man so sagt, weil es ihr selbst völlig neu war, dass diese Bahn vor 1954 sogar noch über den Endbahnhof hinaus weiter führte. Abhilfe brachte schließlich der Vater des Betreibers des Berufskleidungsvertriebs, der im Erdgeschoss des Bahnhofs sitzt. Der Betreiber meinte, dass sein Vater das noch wissen müsse, denn er habe stets in dem Dorf gelebt und früher im gleichen Bahnhofsgebäude die Wohnung im zweiten Stock bewohnt, wo sein Sohn heute im Erdgeschoss Berufskleidung und Sicherheitsschuhe verkauft. Der Vater, ein etwa 90jähriger Mann, der noch gut beieinander war, saß ohnehin im Büro des Sohns und sprühte regelrecht vor Begeisterung, als er von den alten Zeiten erzählen konnte. Neben vielen anderen Fakten aus der Bahnvergangenheit dieses Bahnhofs, aus denen man locker ein Buch zusammenstellen könnte, stellte sich dann auch heraus, dass diese Weiterführung nicht weiter schnurgerade verlief, sondern dass sie ungefähr 500 m hinter dem Prellbock nach rechts führte, also ab dort dann mehr in südliche Richtung abbog. Nur was tun? In dem Bereich gab es nämlich weit und breit keine einzige Straße, die in diese Richtung führte, noch nicht mal einen Weg. Dort, wo die Bahntrasse mal lang führte, ist nach über 60 Jahren nur noch Wald. Man kann noch nicht mal mit viel Phantasie erkennen, wo diese Strecke mal gewesen sein soll, weil alle Bäume gleich hoch sind. Als wir in dem Bereich noch etwas plan- und ratlos herum irrten, kam gerade ein sehr kleiner Mann in Richtung Wald vorbei gewandert, der wohl ortskundig war. Kayla ist ja schon relativ klein gewachsen, aber der Mann war noch wesentlich kleiner als sie. Kurzerhand fragten wir den. Keiner hat sich selbst gemacht und der Kleine kann ja nichts dafür, aber der Mann hatte eine extrem widerlich klingende, krächzende Stimme, die einen gleich automatisch in eine abneigende Haltung bringt. Eine derart fies klingende Stimme habe ich nur selten in meinem Leben gehört. Egal, der kreischende Zwerg sagte, dass dieser Wald rund 8 km breit sei und er dort jeden Weg und jeden Stein kennen würde, da er seit 15 Jahren täglich in dem Wald morgens 3 Stunden wandern würde. Von einer Bahnlinie wusste er nichts, zumal er selbst erst vor 18 Jahren hierher gezogen sei, meinte aber, dass ihm das einiges erklären würde. So gäbe es rund 5 km weiter im Wald, neben einem Wald - Rasthäuschen für Wanderer, eine Art zugewachsene Laderampe, die gepflastert sei und wo noch Reste eines ehemaligen Gebäudes dahin vegetieren würden, was alles irgendwie an den Baustil von Bahnanlagen erinnern würde. Der nächste Ort sei unterdessen hinter diesem Waldstück, also nach über 8 km und könne straßenmäßig nur erreicht werden, wenn man im Ort des obigen Endbahnhofs ungefähr in Ortsmitte nach rechts abbiegen würde und dann etwa 6 km einer bestimmten Landstraße bis zu einem Abzweig neben einem großen Aussiedler - Bauernhof folgen würde. Dort an dem Abzweig müsse man dann leicht nach links abbiegen und der nächste Ort folgt nach weiteren 5 km. Um also den 8 km breiten Wald zu umfahren und den nächsten, dahinter liegenden Ort per Straße zu erreichen, muss man heute über 11 km fahren, während es früher mit der Bahn mit den 8 km getan war, da diese, aus heutiger Sicht, den Wald durchfährt. Allerdings gab es vor 60 Jahren diesen ganzen Wald noch nicht, nur einen seitlichen Ausläufer davon. Wir bedankten uns bei dem Krächz-Zwerg und fuhren, wie er beschrieben hatte. So erreichten wir in einer angenehm - ruhigen Mittelgebirgslandschaft hinter dem Wald ein kleines Dorf, vielleicht 250 - 300 Einwohner zählend, und gleich die erste Straße, die von der Hauptstraße nach links abzweigte nannte sich schon vielversprechend “Bahnhofstraße”. Da mussten wir also richtig sein. Vielleicht verwunderlich, dass man diesen Straßennamen bis heute beibehalten hatte, obwohl es dort seit 1954 somit keinen funktionsfähigen Bahnhof und keine Bahnstrecke mehr gibt. Aber vielleicht auch, um die Erinnerung an eine gloreiche Zeit wach zu halten, in der es dort sogar noch einen eigenen Bahnhof gab. Das heisst, den Bahnhof gibt es genau genommen ja wirklich
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noch, denn am Ende dieser Straße fanden wir dieses süße, ehemalige Bahnhofsgebäude. Es war von der Größe her so gerade über der Grenze, ab der es ein Bahnhöfchen gewesen wäre, also für ein Bahnhöfchen war es so gerade zu groß, für den opulenten Namen Bahnhof aber eigentlich zu klein. Eine Bauweise, die wir in dieser Art bislang noch nie hier in der Umgebung irgendwo gesehen haben. In Klinkermauerwerk errichtet besteht es aus einem kleinen Hauptbau
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der rechts in einen Längsbau übergeht, der wohl früher mal die Bahnhofstoiletten beherbergte, weil auch heute noch die beiden getrennten Türen für den Damen- und Herren - Bereich vorhanden sind. Links am Gebäude schließen sich die eher notdürftig geflickten Reste eines Güterschuppens an, der in Fachwerkbauweise errichtet ist, wo die einzelnen Gefachte auch mit den gleichen Klinkern ausgemauert sind, wie sie am Bahnhof Verwendung fanden. Ursprünglich war der Güterschuppen mal größer und verfügte über ein richtiges Dach. Später wurde die Breite um die Hälfte gekürzt, vermutlich weil das Gebäude im Krieg beschädigt worden war, das fehlende Originaldach ließ man einfach weg und ersetzte es durch ein primitives Flachdach. Es wurde nur noch das hergerichtet, was noch in unbeschädigtem Zustand war, um die Kosten gering zu halten. Damals waren eben andere Zeiten und das Geld nicht so flüssig, wie heute. Rechts gibt es noch einen halboffenen Schuppen, der heute dem Bahnhofsbesitzer als Garage und Lager für Gartengeräte dient. Wo früher mal das Gleis lag, befindet sich heute auf einer Ebene mit dem Gebäude ein asphaltierter Weg, der an dem Gebäude vorbei noch bis an den hinteren Waldrand des gleichen Waldes führt, den wir oben zuvor schon von der anderen Waldseite in 8 km Luftlinie besucht hatten. So hat man also die ehemalige Bahntrasse hier genutzt, um darauf die Zufahrt zum Wald zu errichten. Am Waldrand geht es dann noch etwa 400 m zwischen den Bäumen her, bis zu einem üppigen Waldparkplatz, wo Wanderer ihre Autos abstellen können. Immerhin kann man in dem Bereich noch relativ gut erkennen, dass hinter dem Waldparkplatz schnurstracks noch Fragmente der alten Bahntrasse dammartig in den Wald verlaufen, wo sogar zwischen Gestrüpp von Jahrzehnten an einigen Stellen noch Schotter erkennbar wird. Dieser Trassenrest verschmilzt dann aber immer mehr mit dem Rest der Waldfläche, je weiter man in den Wald geht. Nach knapp 1 km kann man keinen Unterschied zwischen normalem Waldboden und Trasse mehr erkennen. Zurück im Auto galt es nun den nächsten Bahnhof zu finden, sofern davon noch was übrig ist. Es ist ! Es ist sogar noch ein durchaus imposantes, sehr gut erhaltenes Bahnhofsgebäude übrig. Durch umfangreiche Umgestaltungsmaßnahmen im Ort, die so ziemlich alles in den letzten 60 Jahren umgekrempelt haben, wirkt es heute, als wäre der Bahnhof irgendwie um 90° verdreht aufgebaut. Dort, wo früher die Gleise verliefen ist ein gepflastertes Privatgrundstück des heutigen Bahnhofsbesitzers, welches
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ihm als Parkplatz dient, daran grenzt schräg die Dorfstraße, die an der Giebelseite des Bahnhofs relativ dicht vorbei führt. Dort, wo früher die eigentliche Straßenseite des Bahnhofs war (hier auf dem Foto auf der Rückseite des Gebäudes gelegen und daher nicht sichtbar), folgt ein kleiner Innenhof mit etwas Garten und dahinter Bebauung, die dem Stil nach schon in den früher 1970er Jahren entstanden sein dürfte. Auf der rechten Seite, wo früher mal ein Güterschuppen stand, sind von diesem die erhöhten Fundamente noch übrig, der Schuppen selbst nicht mehr, auf die Fundamente hat man eine Doppelgarage gebaut. An
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Gleise oder die Bahntrasse erinnert hier rein gar nichts mehr. Wäre nicht das relativ gut erhaltene Bahnhofsschild, käme man beim ersten Anblick eher auf die Idee, dass es sich bei dem Bau möglicherweise um eine alte Schule oder ein altes Rathaus handeln würde, anstatt um einen Bahnhof. Solche öffentlichen Gebäude hatten früher oftmals einen ähnlichen Baustil. Auch hier wurde der bereits industriell gefertigte rote Sandstein mit den exakt gleichbleibenden Steingrößen zum Bau verwandt, wie wir ihn weiter oben bei einigen Bahnhöfen vorfanden. Der Bahnhof macht einen gut durchrenovierten Eindruck, alles ist sehr gepflegt und piksauber. Als Kayla gerade das Gebäude fotografierte, wurde dadurch der heutige Bahnhofsbesitzer aufmerksam und kam zu uns. Wir kamen in ein sehr interessantes Gespräch, was uns wieder einige Wissenslücken füllte. Der heutige Besitzer, ein etwa 60jähriger Mann, hatte das Gebäude im Jahr 1996 in einem sehr stark verfallenen Zustand gekauft. Selbst Zwischendecken, die hier aus stabilen Holzbalken bestanden, waren von oben nach unten ins Erdgeschoß abgestürzt, dabei durchschlugen sie dann mit ihrem Gewicht auch die Zwischendecke vom Erdgeschoß zum Keller, womit dann sämtliche Böden und Decken endgültig hinüber waren. Am Dach fehlte auf rund 3 m² jegliche Eindeckung, wodurch es dort jahrzehntelang reingeregnet hatte, wodurch diese Zwischendecken so marode wurden. Der Dachstuhl selbst brauchte trotzdem nur partitiell ausgebessert zu werden, ebenso die Eindeckung, die nur an den beschädigten und den fehlenden Stellen repariert werden musste. Die damaligen Besitzer des Bahnhofs, eine achtköpfige Familie, hatten schon Jahre zuvor nur im Erdgeschoß gewohnt, weil die obere Zwischendecke so marode und unbetretbar war. Durch diese enormen Gebäudeschäden nach dem Absturz sämtlicher Böden und Decken wurde der Bahnhof 1996 total unbewohnbar und die achtköpfige Großfamlie ließ sich auf einen “Deal” mit einer Baugesellschaft ein, wobei sie in der nächst gelegenen Großstadt in einer modernen Hochhauswohnung für 5 Jahre ein verbrieftes, kostenloses, also mietfreies Wohnrecht erhielten und für danach zu einem günstigen Sondermiettarif dort weiter wohnen konnten. Im Gegenzug bekam die Baugesellschaft dafür den alten Bahnhof nebst 1.300 m² Grundstück ohne weitere Geldzahlung. Die Gesellschaft wollte aus dem Bahnhof eine Seniorenresidenz machen. Nach einem Skandal, in den diese Baugesellschaft kurze Zeit später verwickelt war, ging diese pleite und alles was noch an irgendwie verwertbarem Vermögen vorhanden war, wurde ein halbes Jahr später gegen Höchstgebot vom Konkursverwalter versteigert. So kam der heutige Besitzer, nach eigenen Angaben, damals für 21.000 DM an den Bahnhof. Es musste extrem viel repariert und renoviert werden. Da alle Böden und Decken ohnehin nicht mehr zu retten waren, beschloss der neue Eigentümer damals, die Gelegenheit dazu zu nutzen, gleich stabile Formstein - Betondecken einbauen zu lassen. Das artete aber zu einem teuren Schuß nach hinten aus. Er hatte diese Deckeneinbauten bei einer Spezialfirma bestellt und kaum hatten die mit dem Einbau begonnen, tauchte ein Herr von der Denkmalschutzbehörde auf, der den Einbau solcher moderner Decken strikt untersagte. Der Bahnhof steht nämlich unter Denkmalschutz, was der neue Eigner bis zu dem Datum selbst noch nicht wusste. So musste die bestellte Beton - Konstruktion wieder abbestellt werden, wohlgemerkt mit einer Vertragsstrafe, die bei 40 % der Fertigkosten der Zwischendecken gelegen hätte, das waren damals fast 10.000 DM die er zahlen musste, ohne jeglichen Nutzen davon zu haben. Auch aus denkmaltechnischer Sicht mag man daran seine Zweifel haben, denn von außen und auch von innen sieht später doch “keine Sau” mehr, ob diese Zwischendecken aus Holz oder aus Beton sind. Dann hat eine örtliche Zimmerei die Zwischendecken aus stabilen Balkenhölzern neu gebaut und der Denkmalschutz hatte seine Ruhe. Auch wurde dem Bahnhofsbesitzer zunächst untersagt, neue Isolierfenster in das Gebäude einzubauen. Da es in der Gegend im Winter aber ganz schön frisch wird und man keine Lust hat zig tausende Euro jedes Jahr an unnötigen Heizkosten durch die Fenster zu blasen, hat er sich mehr als zwei Jahre mit den Denkmalschutz - Fachleuten auseinander gesetzt, bis es am Schluß eine Genehmigung gab, entweder ganz neue Fenster mit Thermoglas bauen zu lassen, die exakt so aussehen mussten, wie vorher die Fenster ohne dieses Isolierglas oder die alten Fenster mit einer Spezialmethode, die es damals gerade neu gab, nach innen aufstocken zu lassen, wobei sie von der Innenseite zusätzlich noch eine Thermoverglasung bekamen, also zusätzlich zur vorderen Original - Einfachverglasung. Da diese Methode sogar um 70 % billiger war, als der komplette Neubau der Fenster, entschloss man sich dafür. Es wurde eine Ölzentralheizung nachgerüstet und erstmals bekam der Bahnhof richtige Bäder und auf jedem Stock eigenständige WC’s. Früher, zu Zeiten der Großfamilie, mussten die für Bad und WC immer in einen alten Anbau, der sich mal zwischen dem nicht mehr vorhandenen Güterschuppen und dem Bahnhofsgebäude befand. In diesem Übergangsanbau hatte man wohl seit den 1960er Jahren provisorisch ein Bad und ein WC eingerichtet. Übergangsanbau und Güterschuppen wurden vom heutigen Bahnhofsbesitzer sofort nach dem Erwerb abgerissen, weil diese Dinger so marode waren, dass schon riesige Schimmelpilzkulturen aus dem Dach wuchsen, die im Prinzip die neuen Hölzer der Umgebung zu infizieren drohten. Wie der heutige Bahnhofsbesitzer erzählte, gäbe es nur in 2 Kellerräumen des Bahnhofs noch etliche Relikte aus der lange vergangenen Bahnzeit. Irgendwelche Umlenkrollen und Hebelzeugs, worüber früher mal Weichen und Signale aus dem Bahnhof per Seilzügen bedient wurden sowie diverse Überreste von alten elektrischen Anlagen aus dieser Zeit. Er habe die einfach drin gelassen, weil sie ihn nicht stören und zugleich noch ein wenig an die alte Historie erinnern. Einige Träger von Umlenkrollen, die ja fest in der Wand verankert sind, habe er durch Aufschrauben von Brettern zu hyperstabilen Regalen umfunktioniert. Zum alten Umfeld des Bahnhofs wusste er noch zu berichten, dass es früher ab diesem Bahnhof noch ein rund 1,5 km langes Anschlußgleis zu einem mehr südlich gelegenen, großen Lagerhaus für Landprodukte gegeben hatte. Das Lagerhaus wäre aber schon mindestens seit 25 Jahren verschwunden, und klar, die Strecke dorthin verschwand schon 1954 mit dem Fortfall des ganzen Streckenabschnitts. Damals hätte man aber noch sehen können, wo die Trasse mal war, heute ist dort eine kleine Strasse drauf, die zu einer Fischteich - Anlage führt. - So fuhren wir weiter auf der Suche nach dem nächsten Bahnhof. Hier gab es wieder einige Verwirrungen. Fuhr man nämlich einfach der Straße nach zum nächsten Ort, dann gelangte man zwar in den nächsten Ort, aber der war keineswegs identisch mit dem Ort, an dem es früher den nächsten Bahnhof gab. Gemeinheit hier, die Bahnstrecke schwenkte ursprünglich hinter dem Dorf stark nach rechts, in westliche Richtung, wo sie zwischen 2 eher niedrigen, rundlichen Bergen in einer Art Seitental verlief, während der nächste Ort an der Straße links neben diesen Bergen einfach südlich lag. Per Straße in die Richtung der ehemaligen Bahnstrecke zu kommen, das ging ab dem Ort des letzten Bahnhofs überhaupt nicht. So hofften wir, dass man im erwähnten nächsten Dorf an der Straße einen Abzweig in die gewünschte Richtung finden würde, doch Fehlanzeige ! Dort gab es nur eine Abzweigstraße nach links, in östliche Richtung oder halt weiter in Richtung Süden, aber nach Westen gabs gar nichts. Die Nutzung des Navigationssystems brachte uns hier auch nicht weiter, weil darin ja keine alten Bahnstrecken verzeichnet sind. Eine ältere Papierkarte, die zwar auch keine Bahnstrecke enthielt, konnte einem wenigstens bei der Untermauerung von Vermutungen helfen, weil man da besser sehen konnte, ab welchen Orten es hier überhaupt Abzweige in die gewünschte Richtung gab. Also weg mit dem ganzen neumodischen Scheiss von Navis, wovon wir ohnehin nicht viel halten, wieder zurück zu hanfestem Kartenmaterial. So wurden wir, mit ein paar Umwegen doch noch fündig. Weit am Rand eines kleinen Dorfes stießen wir auf ein Bahnhöfchen. Man glaubt es kaum und sieht es hier leider nicht, aber vor dem Gebäude lagen dicht von Unkraut und vertrocknetem Langgras zugewachsen sogar noch einige hundert Meter Rest - Gleis. Das Gebäude in sehr bedauernswertem Zustand, das einfach mit Dachpappe gedeckte Dach wies schon sichtliche Fehlstellen auf und hing teils schräg. Die Fenster waren mit solchen komischen Zementbetonplatten verschraubt, einzig die Tür machte noch einen besseren Eindruck. Vermutlich war die schon mal ausgewechselt worden. Hier hatte sich wohl nach dem Ende der Bahnära kein
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neuer Nutzer gefunden, was sicher auch mit daran liegen dürfte, dass das Bahnhöfchen locker 2 km vom Ort entfernt liegt. Das Bauwerk ist komplett in Ziegel- / Klinkerbauweise errichtet, die Außenmauern machten eigentlich sogar noch einen relativ gut erhaltenen Eindruck. Früher gab es dort mal einen Dienstraum mit Fahrkartenschalter zum Warteraum, der direkt hinter der blauen Tür und dem rechten Fenster lag. Zur Straßenseite hin waren noch zwei Toilettenräume erkennbar und das wars dann schon.
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Als wir von dort schon mit dem Auto zurück fuhren, kam uns auf dem Weg eine ältere Frau mit ihrem Hund entgegen, die fragten wir einfach, ob sie etwas zur Geschichte des Bahnhöfchens wüsste. Sie jammerte über den miesen Zustand und dass alles verfalle. Nach der Bahnzeit hätte ungefähr bis 1968 ein Schriftsteller das Bahnhöfchen als Wochenenddomizil genutzt. Der sei dann aber gestorben, später habe noch jemand aus dem Ort dort eine Schusterwerkstatt drin betrieben, das habe sich aber ab den 70iger Jahren nicht mehr so richtig gelohnt, weil die Leute lieber neue Schuhe kaufen, anstatt alte flicken zu lassen. Seit dem dieser Schuhmacher 1979 geschlossen hat, verfällt das Bahnhöfchen. Der Sohlenkünstler verstarb bereits vor 20 Jahren und dessen Erben kümmern sich überhaupt nicht um das Bahnhöfchen. Es ist klar, dass sich damit in solch abgelegener Gegend keine Reichtümer erzielen lassen, aber ich schätze, dass man bei einem Verkauf damit locker noch 5.000 Euro oder eher mehr (je nach Grundstück) erzielen könnte und es wäre bei entsprechender Herrichtung sicher ein hochinteressantes Wohnobjekt mit sehr geringen Unterhaltungskosten für eine Einzelperson. Die Erkundung ging weiter und womit wir zu diesem
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Zeitpunkt noch nicht gerechnet hatten, der nächste Bahnhof war dann der eigentliche, ursprüngliche, echte Endbahnhof dieser Strecke, der diesen Status also vom Bau der Bahn bis zum Jahr 1954 inne hatte. Der Baustil war etwas ähnlich dem Bahnhofsgebäude des späteren Endbahnhofs (siehe weiter oben), nur deutlich kleiner und aus einem Einzelgebäude plus fest angebautem Güterschuppen bestehend. Dafür, dass die Bahnzeit hier 1954 endete, sehen Bahnhof und Schuppen noch sehr “bahnmässig” aus, es wurde nicht viel verändert. Die Gleise sind natürlich weg und dort, wo die früher mal lagen, hatte man alles auf das gleiche Niveau des ehemaligen Bahnsteigs angehoben und mit grauen Gehwegplatten zu einer großen Fläche vereint, die wie ein großer Parkplatz oder ein Festplatz wirkt. Selbst im Bereich des Lade- und Abstellgleises am ehemaligen
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Güterschuppen wurde alles mit den Platten belegt, nur wo der Prellbock mal war, wurde dessen Betonsockel belassen, es hing sogar noch so ein altes, reflektierendes Sperrschild dran. Der Bahnhof befindet sich in einem relativ gut erhaltenen Zustand und ist bewohnt. Durch die etwas ungünstige Gegenlichtbestrahlung der Mittagssonne verschwinden die Konturen des Schuppens leider im Gegenlichtschatten. Das Mauerwerk davon wies etliche Schäden auf, wo der Putz mal ausgebessert werden müsste. Vielleicht noch bemerkenswert, weil hier in der Gegend fast schon eher ungewöhnlich, hier liegt der Bahnhof mitten im Dorf. Man kann sich heute nur noch schwer vorstellen, wo dort überhaupt mal die Gleise entlang gelaufen sein sollen, weil fast überall, außer auf diesem Platz am Bahnhof, alles mit Häusern, Straßen usw. überbaut wurde. Da das jedoch schon so lange her ist, wirkt es heute, als wäre es immer so gewesen, weil Bauten aus den 1950er Jahren wirken heute nicht mehr neu. Deshalb wirken nicht diese Bauten wie Fremdkörper, sondern der Bahnhof, so, als habe jemand den woanders aus der Landschaft gerupft und hier wieder mitten in einer altgewachsenen Ortschaft, wo es weit und breit gar keine Schienenstränge gibt, einfach aufgestellt. Was irgendwie komisch war, obwohl hier der Bahnhof mitten im Ort ist, begegnete einem in dem Dorf keine Menschenseele. Als wäre alles ausgestorben und leerstehend. Kayla meinte, das läge nur daran, weil an dem Tag die Sonne mit 34 Grad erbarmungslos vom Himmel knallte und die Luft durch die stehende Hitze so fest drückte, dass man sie mit einem Messer hätte in Stücke schneiden können. Bei solchem Wetter bleibt besonders gegen Mittag jeder lieber im Haus. Somit ist das Gros auch dieser Strecke besichtigt und zusammengefasst. Sicher sind uns noch sehenswerte Dinge durch die Lappen(keuler) gegangen, die wir später bei genaueren Erkundungen noch nachholen werden.
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Nachträge:
Erst diese Tage entdeckten wir ganz in der Nähe des weit oben genannten, besser erhaltenen Bahnhofs, der hinter dem Geisterbahnhof folgt, sogar noch ein vom Abbau verschontes Gleisstück, welches dort noch auf einer Länge von fast 1 km liegen geblieben ist. Überhaupt lässt sich die Trassenführung zwischen dem Gebüsch und Bäumen noch recht gut ausmachen. Auch wenn man
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auf dem Foto nur eine Schiene des Gleises erkennt, so liegt das Gleis noch komplett, nur die linke Hälfte ist mehr mit Unkraut überwuchert, so dass man sie nicht sieht. Es endet auch nicht dort, wo man auf dem Foto glaubt es enden zu sehen, sondern führt unter dem Unkraut noch rund 1 km weiter. Hinten, wo hier der Horizont im Gebüsch zu enden scheint, verschwenkt die Bahn ganz seicht nach rechts, um dann hinter diesem Schwenk etwa nach weiteren 400 m im Nichts zu enden. Das Ende ist dort ganz drastisch und abrupt, wie abgeschnitten, das heisst, auch der Bahndamm ist ab dort vollständig weg. Nach weiteren 300 m beginnt der Bahndamm wieder, ab dort allerdings ohne Gleis. Warum man so bruchstückhaft
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den Streckenabbau betrieben hat, lässt sich aus unserer Sicht nicht erklären. Es gibt an diesen Unterbrechungsstellen keine Neubaugebiete oder Straßen, bei denen die alte Trasse gestört hätte. Nur 1,5 km weiter trafen wir in einem ansonsten völlig gleislosen Bereich auf diese kleine Straße, an der noch verblasste Andreaskreuze stehen und die Autofahrer vor möglichen Geisterzügen warnen. Eine Gemeinsamkeit mit dem weiter oben gezeigten Rest - Andreaskreuz, auch hier liegt im Asphalt noch das Gleis, um dann 2 m davor und dahinter gleich zu enden. Man sparte sich den Abbau an der Straße,
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um dadurch wiederum ein Aufbrechen und Neuteeren der Straße zu sparen. Diese kleine Straße im Vordergrund führt ohnehin nur zu 2 Aussiedler - Bauernhöfen und wird kaum befahren, da reicht das Provisorium noch viele Jahre oder sogar Jahrzehnte. Einige km vor dem letzten Endbahnhof,
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also dem größeren, der nach 1954 der Endbahnhof war, fanden wir noch diese alte Straßenbrücke, die über der zugewachsenen, gleislosen Trasse her geht. Kuriosum hier, die Straße, der diese Brücke als Überführung diente, existiert heute ebenfalls nicht mehr. Im Rahmen größerer Straßenneubauprojekte wurde sie etwa 2002 stillgelegt und durch eine breite Straße ersetzt, die sich in rund 500 m Entfernung
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befindet und die weiter nördlich ganz ohne Brücke die alte Bahntrasse quert, die zu diesem Zeitpunkt bereits stillgelegt war. Die Brücke wird heute nur noch sehr gelegentlich von Bauern mit dem Traktor genutzt, um zu Feldern und Wiesen zu gelangen, die sich jenseits hinter einem kurzen Waldbereich an einem Hang befinden. Auf einer Schautafel zur Ortsgeschichte, die in dem
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Dorf mit dem sogenannten Geisterbahnhof hing, habe ich einfach mal ein altes Foto vom Schaukasten abfotografiert, welches den dortigen Bahnsteig im Jahre 1966 in Einfahrtsrichtung zeigt. Eine Frau wartet am Bahnsteig des Geisterbahnhofs wohl auf den nächsten Zug, von viel Betrieb ist auch damals schon keine Spur mehr. Schön zu sehen ist links auch noch ein großes Haus am Ende des Bahnsteigs, welches 1966 gerade fertig erbaut worden war, in dem damals das Rathaus sowie im
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Anbau die Feuerwache der Freiwilligen Feuerwehr untergebracht war. Das war zu der Zeit der ganze Stolz des Dorfes, denn 1966 konnte beileibe nicht jedes Dorf so ein modernes Rathaus und schon gar keine eigenständige, moderne Feuerwache aufweisen. Kommt man heute an die gleiche Stelle, die vom Gebäude des Geisterbahnhofs (der wäre im Rücken links vom Fotografierstandort) rund 150 m entfernt liegt, stellt man fest, dass aus dem damals modernen Rathaus inzwischen ein stinknormales Zweifamilien - Wohnhaus geworden ist, da solch kleinen Orte schon längst keine eigene Rathaus - Verwaltung mehr haben und die ehemalige Feuerwache dient heute als kleine Autowerkstatt. Wie im Text des Schaukastens zu lesen ist, stellte man schnell fest, dass die Anfahrt mit großen Feuerwehrfahrzeugen hier zu ungünstig liegt, weil man dabei ins Gleis ragt. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn gerade ein Zug einfahren würde, wenn zb. die Leiter der Feuerwehr beim rangieren ins Gerätehaus ein Stück in den Gleisbereich ragt. Beide Probleme gibts schon längst nicht mehr. Züge fahren schon seit 3 Jahrzehnten keine mehr, die Gleise sind ebenfalls verschwunden und die damals moderne Feuerwache wurde aus genanntem Grund bereits 5 Jahre nach ihrer Eröffnung wieder von der Feuerwehr verlassen und bekam am anderen Ortsrand oben auf dem Berg eine noch größere und noch modernere neue Feuerwache. An solchen Bahnstrecken kann man zugleich immer sehr schön sehen, wie sich alles im Laufe der Jahrzehnte doch gewaltig verändert hat, also auch andere Dinge im Ort, die nicht unbedingt was mit der Bahn zu tun haben.
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Schon wieder ist es uns passiert ! Unterwegs haben wir bei der neulichen Erkundungsreise einen Bahnhof übersehen. Und zwar in dem alten Abschnitt, der 1954 schon stillgelegt wurde, hatten wir das verfallene Bahnhöfchen als vorletzte Station ausgemacht. Das war falsch. Wieder einmal hat uns die Topografie der Gegend an der Nase herum geführt. Warum in aller Welt sollte die Strecke von dem Bahnhöfchen auch geradeaus in Richtung des ursprünglichen Endbahnhofs führen ? Das wäre ja viel zu einfach. Tat sie auch nicht wirklich. In einem Bogen änderte sie ursprünglich ihre Richtung nach Nordosten, dort folgte dann nur 2,5 km hinter dem Bahnhöfchen dieser schmucke
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Fachwerkbahnhof, der stilistisch so völlig aus der Reihe tanzt, bezogen auf die Baustile, die man hier sonst so bei den Bahnhöfen gewohnt ist. Erst von diesem Bahnhof verlief die Trasse ursprünglich in einer Art Rückschwenk wieder in ihre ansonsten übliche Richtung und nach nur weiteren 3 km wurde dann der oben gezeigte Endbahnhof erreicht. Nur von der Trasse sieht man in dem Bereich heute absolut nichts mehr. Es wurde zwar nichts überbaut, weil es im Bereich dieses Bahnhofs ohnehin kaum Besiedlung gibt, aber wo früher mal die Trasse verlief, hat man damals gründlich alles weggebaggert und planiert. In den meisten Bereichen wuchs Wald darüber, manche wurden zu Feldern umgenutzt bzw. an Felder als Ergänzung angehangen. Wenn man heute dort spaziert, käme man im schönsten Traum niemals auf die Idee, dass dort mal eine Bahnstrecke gewesen sein könnte. Nur im Bereich dieses Bahnhofs gab es noch einige Anzeichen, wie ein Rest
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des ehemaligen Bahnsteigs. Die Fenster im Erdgeschoß waren teilweise mit Platten verschraubt, wobei eine besonders hervor stach, da sie sehr bunt in Airbrush - Technik mit einem Motiv vom Grand Canyon bei Nacht verziert war. Die oberen Etagen waren bewohnt, wohl von einer Familie mit Kindern, da auf dem alten Bahnsteigrest etliche Tretautos und ähnliche Kinderfahrzeuge herum standen. Die Kleinen werden den ehemaligen Bahnsteig wohl als Rennpiste nutzen.
Nachtrag vom August
Bei einem erneuten Besuch des Bahnhofs und der Umgebung im August, hatte sich wieder einiges verändert. Der hier zuletzt genannte große Fachwerkbahnhof steht aktuell wohl leer und zum Verkauf. Die Familie im Obergeschoß ist ausgezogen, das Umland stark verwildert. Auf einem straßenseitigen Schild einer großen, überregionalen Maklerfirma wird das Objekt angepriesen mit folgenden Eckdaten: ehem. Bahnhofsgebäude mit 420 m² Wohn- und Nutzfläche, wobei die Wohneinheiten im ersten und zweiten Obergeschoss als in den Jahren 2013 und 2014 kernsaniert und vollständig renoviert bezeichnet werden. Allein in diesen Obergeschossen befinden gut 200 m² der Wohnfläche. Die restlichen 220 m² gibts im Erdgeschoss und das soll in dem rechten Anbau zu 80 % renoviert sein und im Hauptgebäude noch nicht renoviert sein, wobei diese unrenovierten Erdgeschoß - Räume als Büros im Standard der 1970er Jahre hergerichtet sein sollen. Das Gebäude wäre 1912 erbaut worden und komplett unterkellert. Links (auf dem Bild nicht sichtbar) schließt sich ein ehemaliger Güterschuppen an, der die Besonderheit aufweist, dass auch er komplett unterkellert ist. Er bietet zusätzliche 100 m² Nutzfläche. Der Güterschuppen wurde im Erdgeschoss 1986 zu einer Autogarage umgebaut, in der locker bis zu 4 normale PKW Platz finden, sein großer Kellerraum beherbergt eine Werkstatt, deren komplette Einrichtung im Kaufpreis mit enthalten ist. Das äußere Erscheinungsbild wurde beim Umbau zur Garage nicht verändert. Eine schier unüberschaubare Grundstücksfläche von 46.000 m², die größtenteils als steuergünstiges Brachland ausgewiesen ist, gehört ebenso dazu, wie ein heute etwas seltsam wirkender, mit Mauerwerk umfasster Wassergraben, der vermutlich früher mal zum Entwässern der Bahnstrecke diente. Heute, ohne jegliche Bahnstrecke wirkt das etwas verloren wirkende Rinnsal recht seltsam und deplaziert. Unkundige könnten den Eindruck gewinnen, als habe dort jemand versucht, sich eine Art Wildwasser - Kanubahn selbst zu basteln. Gemessen an dem, was man dort geboten bekommt, erscheint uns der geforderte Kaufpreis von 270.000 Euro als günstig. Wobei wir natürlich nicht gesehen haben, wie der Zustand innen im Gebäude ist.
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Verlorene Spuren wiedergefunden
Gewissermaßen als Einfüge - Nachtrag folgt hier noch eine Korrektur. Weiter oben erwähnten wir, dass wir vor dem langjährigen Endbahnhof der Strecke, der nach 1954 der offizielle Endbahnhof war, die Spur der alten Trasse verloren hatten, weil sie wohl vollkommen entfernt wurde. Nach dem vermeintlich vorletzten Bahnhof, so schrieben wir damals, wurde dann nach 3 km dieser besagte Endbahnhof nebst Trassenresten aufgefunden. Wie wir bereits im Sommer entdeckten, war das wieder mal ein voreiliger Rückschluß, der falsch war. Die verlorene Trasse konnten wir an der Stelle damals auch nicht wiederfinden, weil sie zunächst nochmal einen kurzen Schlenker nach Norden machte, womit man als Ortsunkundiger in dem Fall nicht wirklich rechnen konnte, da in diesem Bereich überhaupt keine Ortschaft liegt. Nun entpuppte sich bei erneuten Recherchen vor Ort der oben als vorletzter Bahnhof genannte Bahnhof (der aus rotem Sandstein) als vorvorletzter Bahnhof, denn zwischen diesem und dem Endbahnhof ab 1954 folgte ja der damals nicht findbare und noch weniger erklärbare Schwenk nach Norden. Dieser verlief 2 km in Richtung Nordwesten, dann folgte eine seichte Richtungsänderung ganz in Richtung Westen und nach einem weiteren km wurde schließlich ein äusserst einsam gelegener Landbahnhof erreicht, dessen Gebäude sogar
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heute noch steht. Es ist allerdings leider in einem desolaten Zustand, nicht bewohnt, wäre auch nicht bewohnbar, da innen die Zwischendecken größtenteils eingestürzt sind. Dass Orte hier in dem Bereich schon mal mehrere Kilometer vom Bahnhof entfernt liegen, ist nichts neues, es gab das bekanntlich öfters, aber in dem Fall standen wir vor einem Rätsel. Weit und breit gar kein Ort. Am nächsten wäre mit rund 3 km Abstand der Ort des vorherigen Bahnhofs gewesen, aber da käme ja wohl keiner auf die Idee, von dort aus 3 km zu einem Bahnhof zu laufen, wenn im eigenen Ort schon einer ist, den man sofort erreicht. In die andere Richtung folgte nach rund weiteren 3 km tatsächlich
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der damalige Endbahnhof (ab 1954 mit seinem Ort, dazwischen nichts, außer großen Wäldern. So auf die Schnelle ließ sich das nicht klären. Wie wir inzwischen wissen, gab es einen kleinen Ort mit rund 100 Einwohnern und einer großen Ziegelei in knapp 1 km nördlicher Richtung von dem Bahnhof. Den Ort gibts schon seit 1969 nicht mehr, er war eine Werkssiedlung der Ziegelei und wurde nach deren Niedergang im Jahre 1962 immer kleiner, bis er 1969 ganz aufgelöst wurde. Auch sowas gab es also, erstaunlich. Das einzige Relikt, was es bis zum heutigen Tag noch von dem Dorf gibt, ist dieser Bahnhof. Er liegt eigentlich in einer Traumlage, absolut einsam, nur über einen etwas besseren, asphaltierten Waldweg zu erreichen, aber eben seit Ewigkeiten unbewohnt und er verfällt immer mehr. Auf dem Bild sieht man die frühere Gleisseite des Bahnhofs. Bis auf ein paar einzelne Schwellen und ein schräg liegendes komplettes Gleisjoch, liegen dort heute keine Gleise mehr. Vom Stil her entspricht er zahlreichen anderen Bahnhofsgebäuden in dem näheren und weiteren Umfeld, mit einigen kleinen Änderungen und Anpassungen. Es ist eigentlich sehr schade, das solch ein vom Grund her schönes Gebäude einfach so verfällt. Wie zu erfahren war, hat man das in gewisser Weise dem grünen Gedankengut zu verdanken. Der Bahnhof sollte nämlich vor 12 Jahren mal einen neuen Eigentümer bekommen, der alles herrichten und ihn dann zu seinem Wohnsitz machen wollte. Wie das früher so war, gab es für die Abwasserentsorgung in solch entfernten Außenlagen an dem Bahnhof eine Dreikammer - Klärgrube, die in einem festen Turnus ordnungsgemäß abgepumpt wurde, wonach die Brühe bei einer Kläranlage gegen Gebühr und Nachweisen für die Behörden entsorgt wurde. Aber grünes Gedankengut hat sich schon seit längem in Amtsstuben eingeschlichen und so kam irgendwann eine Verordnung, die besagt, dass alle Gebäude an eine offizielle Abwasserleitung angeschlossen sein müssen. Der neue Eigentümer hätte die Erstellungskosten für diesen Abwasseranschluß bezahlen müssen, die jedoch aufgrund ihrer Länge zum nächsten noch existierenden Abwasser - Ortsnetz von mehreren Kilometern irgendwo im Bereich von 400.000 Euro gelegen hätten. Eine unerfüllbare Forderung. Somit wurde, dank grünem Gedankengut, das Wohnen und damit der Erhalt des schönen Gebäudes dort unmöglich gemacht. Und das, obwohl selbst umweltpolitisch keiner etwas davon hat, denn die Abwässer der Grube wurden ja auch ordnungsgemäß mit Nachweisen bei einer Kläranlage entsorgt. So bleibt zu wünschen, dass sich irgendwann nochmal Leute mit mehr Hirn und weniger blindem Aktionismus bei der zuständigen Verwaltung durchsetzen und hier eine vertretbare Ausnahme ermöglichen, aber man muss befürchten, dass dies nicht passieren wird oder wenn, es bis dahin für den Bahnhof zu spät ist und er in einigen Jahren einstürzt und ganz von der Bildfläche verschwindet.
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Eine etwas mysteriöse Stichbahn
Unsere jüngste Entdeckung in Sachen ehemaliger Stichbahnen der näheren Umgebung unserer Heimatregion geschah völlig ungeplant und gar nicht bei der Suche nach bahnspezifischen Dingen. Wie wir auf der Seite zu Haus 8 beschreiben, waren wir bei einem kleinen Ausflug in der näheren Umgebung eigentlich eine kleine Straße am erkunden, die wir ursprünglich für einen Fahrradweg gehalten hatten (siehe auch dort). Nur kurz zusammengefasst, der Radweg entpuppte sich als eine kleine Nebenstraße, die in den 1950er Jahren mal zur Erschließung einer sehr abgelegenen Politiker - Villa am Waldrand diente, die rund 7 km von nächsten Ort entfernt lag. Nachdem wir die besagte Villa gefunden hatten, trieb uns die Lust am Erkunden der Gegend dazu, diese kleine Straße an der Villa vorbei weiter zu befahren, da sie dort nicht endete. Dabei stießen wir auf eine
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weitere kleine Abzweigstraße, die alsbald mitten auf einer alten Brücke endete, dh. hinter der Brücke ging diese Straße nur noch als holperiger Feldweg weiter, den man nur mit einem Geländewagen oder Traktor hätte befahren können. So blieben wir auf der Brücke stehen und trauten von dort unseren Augen nicht. Rechte Hand erblickten wir in rund 300 m Entfernung ein altes Bahnhofsgebäude, welches fast schon in
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der Vegetation verschwindet. Die Brücke, auf der wir standen, überquerte hier früher die Bahnstrecke, die ua. zu diesem Bahnhof führte. So bot sich ein guter Überblick über das frühere Bahnhofsareal, welches allerdings heute mehr nur ein Blick auf schon recht hohe Bäume und Sträucher frei gibt. Man kann bei sehr genauer Betrachtung mittig unten am Bildrand noch den Rest eines Gleises erahnen. Links von dem Bahnhofsgebäude waren früher die Gleisanlagen und rechts die Straßenzufahrt, die sich von hier oben aber vor lauter Bäumen überhaupt nicht mehr ausmachen ließ. Man hatte den Eindruck, dass man den Bahnhof heute gar nicht mehr erreichen kann, wenn man nicht unbedingt mitten zwischen dem waldartigem Baum- und Strauchbewuchs hindurch kraxeln will, worauf wir definitiv keine Lust hatten. Auch die Suche nach einer weiteren Straßen- oder Wegabzweigung, die es ja früher mal gegeben haben muss, da es wohl kaum Bahnhöfe gab, die man nur ausschließlich per Zug aber ansonsten überhaupt nicht erreichen konnte. Jeder Bahnhof hatte doch auch eine Straßen- oder mindestens eine Weganbindung von der Vorderseite. Genau die war aber damals nicht zu finden. Wir kamen schon auf die Idee, ob der Bahnhof evt. über den weiterführenden Holperweg angebunden wäre, indem dieser weiter hinten, wo wieder Waldbereiche folgen, einen u-förmigen Bogen mit Gefälle beschreibt, bis er wieder am Bahnhof ausgekommen wäre. Das erschien uns zugleich jedoch als wenig plausibel, denn dieser Weg wäre dann ja an der Gleisseite vom Bahnhof ausgekommen und nicht an der Straßenseite. Natürlich hätte es theoretisch sein können, dass es dort dann eine Unterführung oder eine weitere Brücke gegeben hatte, mit der dann sozusagen der Bahnhofsvorplatz erreicht worden wäre. Aber der Holperweg sah auch nicht danach aus, dass der früher mal besser ausgebaut gewesen sein soll, womit das also doch mehr als unwahrscheinlich war. Erst viel später erfuhren wir, dass der Bahnhof eine Weganbindung von der völlig anderen, westlichen Seite von einem anderen Dorf aus hat, die sogar heute noch besteht, auch wenn man sie hier in dem Dickicht nicht sieht. Leider konnten wir den Bahnhof von dort aus auch nicht näher besuchen, da das Gebäude mitsamt rund 25.000 m² Umland von einem Privatmann gekauft wurde, welches den Zuweg mit beinhaltet und der ist an der anderen Seite schon über 600 m vor dem Bahnhof mit einem elektrischen Rollzaun verriegelt, wo also nur der Inhaber durch kann. Da der Bewuchs von der Seite neben diesem Weg genauso dicht ist, war von der Stelle auch das Fotografieren des Bahnhofs unmöglich, weil man den gar nicht sehen konnte. Also eine einsame Wohnlage, wie sie einsamer kaum sein könnte, höchstens auf einer Almhütte wäre das noch zu toppen, aber wahrscheinlich kommen an der Almhütte heute eher noch Leute vorbei, als an diesem unzugänglichen Gelände. Als wir dort schauten, sahen wir von weitem, dass der Bahnhofsbesitzer gerade mit seinem Wagen, so einem Mercedes GLK - Geländewagen, dort durch das elektrische Tor auf sein Areal fuhr, wobei das Tor wohl per Fernbedienung vom Auto aus geöffnet und nach seiner Durchfahrt wieder verschlossen wurde. So war für uns zunächst mal die Frage interessant, ab wo diese bislang unbekannte Linie
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von der damaligen Hauptbahnstrecke abzweigte. Da wir von dieser Bahn inzwischen doch alle Bahnhöfe kannten, waren wir der Meinung, dass es dort, außer den bereits beschriebenen Abzweigen, nirgendwo mehr einen Abzweig gegeben hatte. Weitere Nachforschungen führten dann doch recht schnell zu dem Ergebnis, dass diese etwas spezielle Stichbahn ab diesem Bahnhof der Hauptbahn (hier ein Miniaturfoto zur Erinnerung) damals abzweigte. Näheres zu diesem Bahnhof hatten wir bereits auf der Seite Bahnstrecke erläutert, weshalb wir das hier nicht wiederholen. Von
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einem Abzweig ab dort hatten wir damals nichts bemerkt, aber bei genauer Betrachtung erscheint so wieder einiges logischer, denn das bahnseitige Grundstück vor dem noch liegenden Gleis (im Rücken des Fotografen, hier nicht sichtbar) war dort sehr breit, da hätten locker noch 3 weitere Gleise hin gepasst. Die hätten also nicht nur dort hin gepasst, sondern zumindest ein weiteres Gleis, eben dieses Abzweiggleis hat es mal gegeben. Die Suche nach der Trasse dieser von dort ausgehenden Abzweigbahn gestaltete sich die ersten paar hundert Meter gar nicht mal schwierig, ein Damm war noch eindeutig auszumachen, wenn man sich den heutigen Bewuchs an einem Hang nur wegdachte. So folgten wir ab dort diesem Damm, der fast linienförmig nach Westen verlief. Er folgte dabei ein weites Stück der alten Hauptbahntrasse, allerdings mit langsam immer größer werdendem Abstand. Schließlich trennte ein Bachlauf die Landschaft rapide, ein tiefer liegendes Tal tat sich auf, an dessen südwestlichen Rand die Hauptbahnstrecke weiter verlief, während am nordwestlichen Rad diese Stichbahn verlief, wobei deren Abstand zu dem Bachtal sich immer mehr in Richtung Norden von selbigem entfernte. Dann durchschnitt eine breite, erst vor etwa 10 Jahren neu gebaute Bundesstraße diesen alten Bahndamm, der auch hinter dieser Straße nicht wieder auftauchte. Es schien so, als habe man ab dort die weitere alte Bahntrasse abgebaggert. Ungefähr 4 km weiter nordwestlich erkannten wir plötzlich wieder alte Fragmente der Bahntrasse, sogar noch mit sehr gut erhaltenen Entwässerungsgräben beidseitig neben der Linie und in größeren Bereich lag unter Unmengen von Unkrautbewuchs noch viel Schotter. Es weitete
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sich die Gegend, die Landschaft wurde deutlich flacher, und im weiteren Verlauf der Trasse tat sich kurz vor einem kleinen Dorf ein weiteres altes Bahnhofsgebäude auf. Es lag praktisch am Feldrand und machte einen gut erhaltenen Eindruck. Das recht aufwendige Doppelgebäude, welches aus 2 ähnlichen Bauten besteht, die man übergehend fest aneinander gebaut hat, nur dass der rechte Bauteil eine Etage höher ist. An dem kleineren Gebäudeteil war ein kleiner Eingangs - Vorbau angebracht. Die Zufahrtsstraße vorne ist noch nicht mal asphaltiert, sondern
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nur eine Art befestigter Feldweg, der etwa 100 m davor auf der kleinen asphaltierten Landstraße mündet. Die frühere Gleis- und Bahnsteigseite (auf dem Foto nicht sichtbar, links vom Gebäude und dem Baum) ist heute komplett eingezäunt und dort gibt es einerseits einen großen Garten sowie einen großen gepflasterten Abstellplatz nebst 4 Garagen, wo die Bahnhofsbewohner ihre Fahrzeuge abgestellt haben. Der Bahnhof ist bewohnt, als wir dort aufkreuzten hing im Fenster eines Obergeschosses eine junge, dicklich-dralle Frau, die sich über unser Interesse an dem alten Bahnhof wunderte. Freundlich grinsend fragte sie von oben, was wir dort machen würden. Als wir ihr unser Ansinnen erklärte, wurde sie noch freundlicher, ja fast schon begeistert. Sie genoss es sichtlich, dass sich da doch tatsächlich so “komische Vögel” wie wir für die Geschichte dieses Bahnhofs interessieren. Sie kam dann runter und gesellte sich informationsbereit zu uns. Da sie schätzungsweise erst etwa 25 Jahre alt ist, kennt sie den früheren Bahnbetrieb nicht mehr aus eigenen Erlebnissen, aber die geschichtlichen Fakten kannte sie gut. Sie sagte, dass ihre Familie, genauer gesagt ihre Großeltern, den Bahnhof bereits im Jahr 1956 von der Bahn abgekauft hätte und seit dem würden sie mit 3 Generationen in dem Gebäude mit immerhin 5 separaten Wohnungen auf insgesamt 620 m² Wohnfläche leben. Eine Wohnung stünde noch leer und wäre quasi schon für ihre eigenen Nachkommen reserviert. Das ist auch ein schönes Wohnmodell, finde ich. Die letzten regulären Personenzüge wären dort nach ihrem Wissen im Jahr 1955 gefahren, Güterverkehr hätte es noch bis 1980 gegeben und die Strecke sei ungefähr 1985 abgerissen worden. Gelegentlich wären bis 1980 auch noch Sonderfahrten für “den nächsten Bahnhof” durchgeführt worden. Dazu muss man wissen, dass der nächste Bahnhof dann schon der oben eingangs erwähnte ehemalige “Politiker - Anschlußbahnhof” ist und diese Sonderfahrten wohl in diesem Zusammenhang standen, wenn sich etwa Verhandlungskommissionen zu diversen Konferenzen direkt in der Villa des Politikers trafen. Wobei mit den Zügen dann meist nur das Begleitpersonal anreiste, während die “Herrschaften” mit Nobellimousinen bis vor die Tür gekarrt wurden. Sie sagte, dass sich heute nur noch sehr selten Eisenbahnfans dorthin verirren, weil diese Bahnlinie wohl stets eher unbekannt war, und das selbst in ihrer aktiven Zeit. Nach ihrem Wissensstand führte diese Strecke nach dem oben anfangs erwähnten Politiker - Bahnhof nur noch eine einzige Station weiter, wo es auch ein Bahnhofsgebäude gibt. Dort endete diese Stichbahn damals schon vor einem sehr großen Raiffeisen - Lager für Landprodukte. Diese Punkte müssen wir also auch noch ausfindig machen und demnächst mal besuchen. Der “Politiker - Bahnhof” wurde natürlich nicht extra wegen der nahe liegenden Villa des Politikers errichtet, sondern schon, wie wir oben schon vermutet hatten, um 1900 herum und diente einem etwas größeren Dorf als Bahnstation, welches aber über 3 km nordöstlich vom eigentlichen Bahnhof lag bzw. auch heute noch liegt. Das ließ sich damals wegen der Streckenführung nicht näher an den Ort legen, weil das aus topografischen Gründen zu aufwendig und kostspielig geworden wäre. Immerhin, anfangs glaubten wir sogar, dass der nächste Ort von diesem Bahnhof 7 km entfernt läge, was zwar stimmt, wenn man die heutigen, normalen Straßenverbindungen betrachtet, aber über einen nördlich gelegenen Berg liegt der zugehörige Ort in 3 km Entfernung. Da gibt es heute zwar einen breiten Wanderweg durch den Wald, der zu diesem Ort führt, aber vom Bahnhof aus gesehen keine richtige Straße. Damals, um 1900 herum, reichte ein breiter Weg völlig aus, da die meisten zufuss oder mit dem Rad zum Bahnhof fuhren. Was uns jetzt noch fehlte, das war der
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frühere Endbahnhof dieser kurzen Stichbahn, der also hinter dem “Politiker - Bahnhof” liegt. Rund 5 km sollten zwischen den beiden Stationen liegen. Mit einem Blick auf die Straßenkarte wurde klar, dass da eigentlich nur ein einziger Ort infrage kam, weil das Gebiet dünn besiedelt ist, dass es keinen anderen Ort in diese Verlaufsrichtung gibt. So war es dann auch. Alleine durch den Baustil hatten wir den Bahnhof schnell gefunden. Er entspricht ziemlich genau dem in der weiteren Umgebung häufig anzutreffenden Baustil des “Maggi - Bahnhofs”, mit einer etwas anderen Fensteraufteilung und einem recht breiten, niedrigen
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Eingangsanbau an der linken Seite. An der rechten Seite schließt sich ein alter Güterschuppen in Fachwerk - Bauweise an. Man kann davon leider nicht viel fotografieren, da das gesamte Areal von großen, sehr exakt gepflegten Hecken umgeben ist, die gewaltig die Sicht versperren. Alles macht einen frisch renovierten Eindruck. Wo man hier den Baum vor dem Bahnhofsgebäude sieht, verlief früher das Gleis, während auf der anderen Seite ein großer asphaltierter Parkplatz ist, der sich aber auch hinter den Hecken auf Privatgelände befindet. Man kann den aber durch ein Gittertor, welches seitlich als Zufahrt dient, noch gut erkennen. Das mit Hecken umfriedere Gelände ist sehr groß, geschätzt um die 5000 m², aber nur von der oben sichtbaren Seite kommt man überhaupt an das Ganze heran. Westlich (rechts, auf dem Bild nicht mehr sichtbar) folgt neben dem Areal ein noch gut erkennbarer Rest des früheren Bahndamms, der dann noch etwa 400 m weiter verläuft, wo er in einen großen, leicht verwüsteten Platz übergeht. Auf diesem Platz muss früher ein großes Lagergebäude der Raiffeisen - Genossenschaft gestanden haben, welches aber schon vor vielen Jahren wegen Baufälligkeit abgerissen wurde. Neben oder vor diesem Lagerhaus endete dann damals die Strecke. Bereits auf der Heimfahrt entdeckten wir dann per Zufall noch den kläglichen
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Überrest eines ehemaligen Bahnübergangs, der immerhin damals schon mit einem roten Blinklicht ausgestattet war. Diese Stelle befindet sich nicht im Umfeld des Endbahnhofs, sondern in dem Bereich zwischen dem Abzweigbahnhof und dem ersten Bahnhof der Strecke, etwa 1 km vor dem ersten Bahnhof am Rand eines Dörfchens. Man sieht im Asphalt der Straße zwar die Gleisreste selbst nicht mehr, erkennt aber, wo diese mal streifenförmig überteert wurden. Gleich links hängt daneben doch tatsächlich etwas verdreht noch das alte
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Blinklicht. Die Blechplatte davon ist schon recht löchrig vom Rost der Jahrzehnte, aber immerhin noch vorhanden. Vor dem Asphalt der kleinen Straße liegen im Brachland daneben noch ein paar Meter Gleis, die man 1985 vergessen hat abzubauen. Ein Stück links hinter dem Baum folgen einige alte Industriebauten, die offensichtlich auch ungenutzt leer stehen, in diesem Bereich finden sich weitere Gleisfragmente, wo mal 15 m Gleis noch in überwuchertem Zustand liegen, dann mal wieder 50 m ohne gleis, dann folgt mal wieder was. Auf der rechten Seite grenzt eine alte Scheune eines Bauernhofs an den ehemaligen Bahnbereich, in dessen Umfeld tausende Europaletten gestapelt sind, die teils schon lange da zu liegen scheinen, weil viele davon schon morsch sind. Heute sind das in dem Dorf die einzigen Relikte, die noch an die tollen Zeiten erinnern, als es in dem Nest sogar eine Bahnstrecke gab.
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Besichtigung im alten Ex - Endbahnhof
Im letzten September gab es eine Aktion, die da lautete “Tag des offenen Denkmals”, ich glaube, die findet sogar jedes Jahr statt. Dabei hat der interessierte Privatmann die Gelegenheit, Gebäude oder andere Denkmäler zu besichtigen, die ansonsten nicht frei zugänglich sind. Es werden aber nicht jedes Jahr die gleichen Denkmäler geöffnet, die wechseln sich zumindest zum Teil schon
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mal ab. So hatte dieses mal u.a. der weiter oben beschriebene ursprüngliche, frühere Endbahnhof, der bis 1954 der erste Endbahnhof der Linie war, seine Türen geöffnet. Zur Erinnerung hier rechts noch mal ein Miniaturbildchen von diesem Bahnhof. Als wir das erfuhren, mussten wir natürlich dort hin, weil uns das doch sehr interessiert. Auch wenn das Gebäude von hier aus mit über 60 km schon recht weit entfernt liegt, ließen wir uns das nicht nehmen. Man konnte allerdings nicht in alle Räume, jedoch in etliche. Heute wird der Bahnhof
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zu einem Teil im Erdgeschoß von der Ortsgemeinde genutzt. Ein freundlicher Herr von der dort zuständigen Gemeindeverwaltung begleitete die interessieren Gäste, wovon es zu unserem großen Erstaunen nicht viele gab, mit einer sehr sachkundigen Führung durch die zur Besichtigung freigegebenen Räume des schönen Gebäudes. Das erste, was einem auffällt, wenn man schon viele solcher alten Bauwerke kennt, ist, dass hier alles so gebaut wurde, dass es sehr hell und lichtdurchflutet ist. Das war früher eher die Ausnahme, es hängt aber auch von der Ausrichtung des Gebäudes ab, diese wiederum hängt vom Verlauf der Strecke zwingend ab. So ergab es sich hier, dass die frühere Bahnsteigseite exakt nach Süden zeigt, dann ist rundherum viel freier Platz, wodurch keine
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Schatten auf das Haus fallen, beides bewirkt, dass an hellen Sonnentagen das Licht mit Vehemenz ins Haus fällt, was man vor allem auch sehr gut an obigem Foto des Eingangsbereiches von der Bahnsteigseite sieht. Diese Eingangshalle, die früher auch zugleich Wartesaal war und den Fahrkartenschalter beherbergte, wurde von der Gemeinde bereits vor über 20 Jahren schön hergerichtet mit Fliesen an Boden und Wänden, alle Türen und Fenster wurden überarbeitet. Zur Straßenseite hin schließt sich die ehemalige, große Bahnhofsgaststätte an
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(siehe Foto oben rechts), die mitsamt ihrer Bauweise ebenfalls unter Denkmalschutz steht und deren original Bestandteile nur aufgearbeitet wurden. An der linken Kopftür geht es noch genau wie früher zu den Toilettenanlagen der Gaststätte, während die große zweiflügelige Tür auf den Zwischenflur zur Bahnsteigseite führt. Über dieser Tür steht auch heute noch der restaurierte Schriftzug “Zu den Zügen”, obwohl es seit 1954 hier keine Personenzüge mehr gibt. Die Gaststube dient heute dem Ort als Gemeindesaal, wo Besprechungen und Veranstaltungen stattfinden. Die dazu nötige Möblierung wird dann dem Bedarf
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entsprechend dort rein getragen, sonst steht der Raum leer, um das aufgearbeitete Original - Parkett zu schonen. Die meisten Räume im Erdgeschoss werden von der Gemeinde selbst genutzt, so wurde ein Raum als große Küche ausgestattet, der vorwiegend vom örtlichen Landfrauenverband belegt wird, es werden jedoch auch Kochkurse für jedermann angeboten. In weiteren Räumen sind noch ein paar Büros von der Gemeindeverwaltung. Im ersten Stock gibt es ebenso 2 Büros, davon ist eines der Arbeitsplatz vom Ortsbürgermeister, während die restlichen Räume 2 separate Mietwohnungen beherbergen, von denen aktuell sogar eine leer steht und auf einen neuen Mieter wartet. Im zweiten Stock gibt es weitere 2 Mietwohnungen, von denen eine ein berühmter Schriftsteller als Wochenenddomizil angemietet hat. Einige Zimmer der leerstehenden Wohnung sieht man auf den drei Fotos hier.
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Schöne, helle Räume, alle alten Orignalfenster wurden ausgebaut und in einem Spezialbetrieb aufgearbeitet und mit dreifach isolierten Thermopaneglas ausgestattet und dann wieder eingebaut. Der gesamte Bahnhof wurde mit einer zeitgemäßen Zentralheizungsanlage ausgerüstet, die per Erdgas im Keller befeuert wird. Im Schlafzimmer hatten die früheren Bewohner noch ein paar Dinge zurück gelassen, wie ein Doppelbett, ein paar Komoden, Bilder an der Wand sowie eine Skulptur aus Keramik. Diese Sachen fliegen demnächst aber noch raus, da nicht zu erwarten ist, dass ein neuer Mieter die übernehmen möchte. Da man Heizkosten sparen wollte, sollten die sehr hohen Decken im Erdgeschoss eigentlich abgehangen werden, das wurde jedoch vom Denkmalschutz untersagt, weil
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es die Originalzustände zu sehr verfälschen würde. In den Obergeschossen hingegen gibts von Anfang an nur normale Deckenhöhen, das war dort auch nie anders. Man muss sagen, die Renovierung und Umnutzung ist hier recht gut gelungen, vor allem ohne den Gebäudecharakter zu sehr zu verändern. Zudem muss man bedenken, diese ganze Umwidmung und Renovierung ist kein Werk der letzten Jahre, sondern die haben das schon vor über 30 Jahren so gemacht und es dauerte fast 10 Jahre, bis alles fertig war, da viele Handwerksbetriebe aus dem Ort das neben ihrer eigentlichen Arbeit gemacht haben, um die Kosten gering zu halten. Also seit rund 20 Jahren ist der Bahnhof so denkmalgerecht fertig renoviert, wie wir ihn heute sehen. Dass die Qualität der damals geleisteten Arbeit gut war, sieht man daran, dass der Zustand heute immer noch fast wie neu wirkt. An dieser Zeitspanne sieht man aber auch, dass der Bahnhof demnach 1987 so umgebaut wurde, aber schon 1954 stillgelegt wurde. In der Zeit dazwischen gehörte er tatsächlich noch der Bahn, obwohl die Gleise schon 1957 abgerissen wurden, aber die hatten den quasi vergessen, fast nach dem Motto, aus den Augen aus dem Sinn. Damals war das große Gebäude nur noch in einer der Wohnungen von einer Einzelperson bewohnt und das zu einem Mietpreis, der noch aus den frühen 1960er Jahren stammte. Da innen jedoch alle Türen zu den anderen Wohnungen und Bahnräumen offen standen, hatte dieser Bewohner es sich im ganzen Haus gemütlich gemacht. Es hat ja kein Hahn danach gekräht. Er soll sehr verbittert gewesen sein, als die Gemeinde den Bahnhof kaufte und diese übergroßzügigen Mietverhältnisse auf das normale Maß zurückstutzen wollte. Er ist dann sofort ausgezogen, weil er in all den Jahren jeden Sinn für ein normales Mietverhältnis verloren hatte. Der Bahnhof wurde der Bahn erst 1986 wieder bewußt, als die Ortsgemeinde bei denen anfragte, was denn mit dem Bahnhof langfristig geschehen soll. Erst da wurden die wach und boten ihn schließlich der Gemeinde zum Kauf an. Das Angebot haben die gerne angenommen, da genau zu dem Zeitpunkt eigentlich der Bau eines neuen Verwaltungssitzes anstand. So mit dem Bahnhof konnte das, trotz der hohen Renovierungskosten, unter dem Strich erheblich billiger umgesetzt werden, als wie mit einem völligen Neubau. Da der Ort nur ein Ortsteil einer Gesamtgemeinde ist, benötigt er ja kein riesiges Rathaus, es ist mehr nur eine örtliche Außenstelle der übergeordneten Gesamtgemeindeverwaltung, wo halt der für dieses Dorf zuständige Ortsbürgermeister mit einer Hand voller Bediensteter residiert. Den angrenzenden alten Güterschuppen konnte man nicht besichtigen, weil der zurzeit von einer Firma als Lager genutzt wird. Der Mann, der die Führung leitete, war sichtlich froh, dass mit uns wenigstens auch einige Interessenten von Außerhalb den Weg dorthin gefunden hatten, um die nähere Geschichte des Bahnhofs zu erfahren. Wir waren gegen 11.30 Uhr, also kurz vor Mittag dort, und bis zu dem Zeitpunkt erst die zweite “Besuchergruppe” an diesem Tag des offenen Denkmals, wobei der Begriff Besuchergruppe ein wenig zu hoch angesetzt ist, da diese Gruppe nur aus Kayla und mir bestand. Der Mann meinte, die Dorfbewohner hätten es damals nie verstanden, weshalb man den letzten Abschnitt bis zu diesem ursprünglichen Endbahnhof 1954 stillgelegt hatte, denn die meisten Reisenden auf der Strecke sowie auch viele Güter wären damals von dort gekommen, zumal der Ort für die regionalen Verhältnisse in dem Landstrich mit damals über 2000 Einwohnern (heute sind es fast 7000) schon relativ groß ist. Die Vergrämung darüber wirkt bis heute, obwohl der etliche Kilometer und einige Bahnhöfe vorher liegende, spätere Endbahnhof, der diese Stellung bis etwa 1986 einnahm (siehe weiter oben), längst weitgehend vom gleichen Schicksal erfaßt wurde und selbst schon über drei Jahrzehnte ohne Personenverkehr ist. Der Führungsleiter gab dann noch etliche Anekdoten aus der Vergangenheit preis, die sich rund um diesen Bahnhof und die letzten Kilometer der Strecke rankten. So hatte die Bahn 1957, also drei Jahre nach der Stilllegung, die Gleise dorthin entfernt, mit Ausnahme des Gleises nebst dem Prellbock am Güterschuppen, wo diese reflektierende Endtafel sogar heute noch steht, sozusagen als i - Tüpfelchen auf dem Denkmal Bahnhof. Da hatte sich die Gemeinde jahrelang mit verschiedenen Bahnstellen auseinander gesetzt, damit die endlich diese letzten etwa 30 m Gleis neben dem Schuppen entfernen sollten, weil das Gleis offiziell noch der Bahn gehörte, während das Grundstück darunter schon längst in Gemeindeeigentum war. Die wollten den Güterschuppen für neue Zwecke nutzbar machen, das ging mit dem Gleis daneben aber nicht. Nachdem die Bahn die Gemeinde über Jahre hinweg immer mit neuen angeblichen Abriss - Terminen hingehalten hatte, sich aber nie etwas tat, platzte dem Bürgermeister im Jahr 1999 der Kragen und er ließ das Gleis von einer örtlichen Baufirma entfernen, dann wurde die Fläche sofort angefüllt und mit großen Platten zu einer einheitlichen Ebene mit dem Platz davor vereint. Nur der Betonsockel und besagtes Schild vom Prellbock erinnern heute noch an das ehemalige Ladegleis und bis heute hat sich von der Bahn auch keiner darüber beschwert, dass die den Kram dann in Eigenregie entfernt haben..
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Endbahnhof wurde verkauft
Wie wir soeben erfahren haben, wurde vor kurzem der langjährige Endbahnhof der zweiten Stichbahn verkauft. Gemeint ist hier der Endbahnhof, der ab 1954 und danach die Funktion des Streckenendes übernommen hatte. Das sehr große Gebäude mit etlichen Nebenbauten, altem
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Bahnsteig an der Kopfseite und rund 9.500 m² Umland hatte, wie wir erst jetzt erfuhren, seit einigen Monaten für 460.000 Euro zum Verkauf gestanden. Dazu muss man sagen, dass die Hauptgebäude in gut renoviertem Zustand sind. Es hieß, dass ein Herr Fahrenholt am Ende für
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350.000 Euro den Zuschlag bekam, weil er mit der Summe der Höchstbietende war. Natürlich war der Bahnhof schon lange nicht mehr im Besitz der Bundesbahn, sondern vor zig Jahren schon vom Betreiber des im Hauptgebäude befindlichen Fachhandels für Berufsbekleidung erworben worden. Nun war es aber so, dass dieser Betreiber in den letzten Jahren mangels Kundschaft pleite gemacht hat. Auch in dem Bereich ist viel Handel ins Internet abgewandert. Seine Hausbank hat daraufhin das
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Bahnhofsanwesen zuerst versucht zum Preis von 460.000 Euro zu verkaufen, als sich für den Preis keine Interessenten fanden, wurde es gegen Höchstgebot versteigert, wobei Herr Fahrenholt mit seinen 350.000 Euro das Rennen gemacht hat. Ich denke, gemessen an dem, was er dafür bekommt, hat er ein sehr gutes Geschäft gemacht. Das Gebäudeensemble ist nicht nur groß, sondern auch in einem sehr guten Zustand, weil es, bis auf den zweiten, letzten Güterschuppen, erst vor einigen Jahren komplett saniert wurde. Das große Grundstück umfasst u.a. das frühere Gleisfeld hinter und neben dem Bahnhof sowie die platzartige Fläche an der Straßenseite vor dem Bahnhof. Er könnte große Teile des Grundstücks auch als Bauland wieder verkaufen, hat sich jedoch geäussert, dass das für ihn zumindest derzeit noch nicht in Betracht käme, weil damit die ruhige Einzellage zerstört würde, schließlich will er selbst in den Bahnhof einziehen und ihn komplett selbst nutzen. Auch der Versicherungsmakler, der im Mittelteil des Erdgeschosses seine
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Büros hat und sicher eigentlich gute Miete zahlt, muss demnächst raus, da Herr Fahrenholt alles selbst nutzen will. Da haben wir noch von unserem früheren Besuch vor über einem halben Jahr ein Foto gefunden, welches im Erdgeschoss des großen Hauptgebäudes den Flur zeigt. Damals war dort noch der Vertrieb für Berufsbekleidung mit seinen Geschäftsräumen untergebracht und zu den Öffnungszeiten konnte man dort rein. Es fiel zu dem Zeitpunkt auf, dass die Betreiber wohl heftig am Stromkosten sparen waren, weil der ganze Flur recht dunkel war, keine einzige Lampe brannte, obwohl dieser Flur durch seine Bauweise recht dunkel ist. In den Geschäftsräumen war jedoch reichlich Beleuchtung vorhanden. Im ersten Raum rechts gab es eine
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endlose Auswahl an Arbeitsschuhen, wie ich sie zuvor in der Vielfalt noch nirgendwo gesehen hatte. Billig waren die natürlich nicht, aber wirklich gute Arbeitsschuhe sind nie billig. In dem nächsten Raum auf der Seite gab es Arbeits - Overalls und Latzhosen in allen erdenklichen Farben und Qualitäten und weiter hinten in den Räume diverse andere Sachen, die noch dem Bereich zuzurechnen sind, wie normale Arbeitsanzüge, Arbeitskittel, Kittel für Ärzte, Verkäufer usw., während auf der linken Flurseite die Räume vorwiegend Büros sowie die Kasse, wo man bezahlen musste, beherbergten. Doch auch das ist inzwischen alles Geschichte..
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