Andere Bahnen

Andere Bahnstrecken

Bei unseren Exkursionen im Bereich von bestimmten, teils ehemaligen, Bahnstrecken im weiteren Umkreis unserer Heimatregion, stießen wir in den Randbereichen dieser Region zusätzlich auf andere Bahnstrecken, die unsere Region eben dort in meist kurzen Abschnitten tangieren, obwohl sie eigentlich nicht wirklich zu dieser Region gehören. Sie verlaufen eben am Rand über einige Kilometer oder manchmal auch über durchaus ansehnliche Strecken von bis zu 20 km Länge mehr oder weniger ein Stückchen auf “Fremdgebiet”. Genau den Bahnhöfen, die wir dabei sozusagen als Zubrot nebenbei entdeckten, ist diese Seite gewidmet.

Irrungen & Wirrungen

Wie auf der Seite “Stichbahn” beschrieben, waren wir durch etwas verwirrende und fehlerhafte Angaben eines älteren Herrn, der glaubte, sich näher auszukennen, zu einem Bahnhof geleitet worden, der nicht wirklich zu den früheren Bahnhöfen unserer Region zählt. Er gab uns einen heissen Tipp, wo es noch einen weiteren, schönen alten Bahnhof zu bestaunen gäbe. Uns kam gleich komisch vor, dass seine Wegbeschreibung dorthin, die in ein nordwestliches Seitental führte, doch sehr weit klang, bezogen auf die Entfernung von unserem Ausgangspunkt. Naja, seine Beschreibungen weckten jedenfalls unser Interesse. Dieser Mann war selbst davon total überzeugt, dass der von ihm beschriebene Bahnhof an der Stichbahnstrecke liegen würde, die wir auf der Seite “Stichbahn” beschrieben haben. Er sagte, dass die dort sogar einen Waggon als Denkmal aufgestellt hätten und das Objekt sehr sehenswert wäre. Er war sogar so emsig, dass er uns eine grobe Wegbeschreibung über zahlreiche kleine Nebenstraßen und Wege auf einen Notizzettel kritzelte, damit wir das leichter finden, weil eine Anfahrt über normale Bundesstraßen zu umständlich wäre, da man dann einen Riesenumweg machen müsste. So fuhren wir gleich los.

Alle Punkte, die wir auf seinem Zettel korrekt abfuhren, waren gut zu finden, er hatte das mit wenigen Worten schön beschrieben. Kayla sagte, dass der Mann sich zum Erstellen von Routenplanungen sofort bewerben könnte. So fuhren wir, in vorwiegend schöner Mittelgebirgs - Landschaft, was richtig Laune machte, wodurch man aber erst spät merkte, dass die Distanz schon viel zu weit weg war, um noch zu dieser Stichbahn gehören zu können. Trotzdem trafen wir perfekt nach dieser Beschreibung direkt an einem schön gebauten Landbahnhof mit einem

Noch ein schöner Bahnhof, nur die Strecke stimmte nicht

ansehnlich großen Bahnhofsgebäude mit noch größerem Bahnhofsvorplatz ein. Alles mitten in der Natur gelegen, rundum Wälder, der zugehörige Ort lag links daneben in 100 m Entfernung, quasi im Rücken der Fotografin. Ein schöner, großer Fachwerk - Güterschuppen grenzt links an das Bahnhofsgebäude und um das Erstaunen zu perfektionieren, stand dort tatsächlich direkt am alten Güterschuppen - Ladegleis ein eigentlich relativ modern wirkender Reisezugwaggon als Denkmal. Auch die Gleise lagen noch und schlossen sich hinter dem Waggon einschließlich eines komplett ausgestatteten und gepflegten Bahnsteigs an. Danach folgte dann ein relativ hoher Hang mit Bewaldung. Vor dem Bahnhof und seitlich daneben gab es riesengroße Parkplatzflächen, die alle noch mit uraltem Katzenkopf - Kopfsteinpflaster belegt waren, dadurch wirkte das ganze Bild recht nostalgisch. Man fühlte sich in die 1950er Jahre zurück versetzt. Das Bahnhofsgebäude selbst ist in einem Mischstil gebaut, der auch durchaus viele Elemente beinhaltet, die wir an etlichen anderen Bahnhöfen unserer bisherigen Berichte wieder fanden, aber das ist hier doch irgendwie anders zusammengesetzt. Das Hauptgebäude ist nahezu quadratisch gebaut und ziemlich groß, daran schließen sich zwei rechteckige Verlängerungsbauten an, die kleiner sind und die nach unserer Meinung deutlich später mal angebaut wurden. In dem Bahnhofsgebäude gibt es oben 2 Obergeschosse mit Wohnungen, die auch bewohnt waren, in den Verlängerungsbauten waren früher sicher mal Werkstätten, Büros oder etwas ähnliches, sie wurden inzwischen jedoch auch zu Wohnungen umgebaut und waren bewohnt. Der links angebaute Güterschuppen sowie das Erdgeschoss des Bahnhofs wurden offensichtlich von einem Ersatzteilehändler als Verkaufs-, Lager- und Büroräume genutzt, der Elektro - Ersatzteile anbot, wie z.B. Laugenpumpen für Waschmaschinen und ähnliche Sachen. Als wir noch staunend um das Bahnhofsgebäude liefen, hörten wir von weitem das Trööten eines Zuges, was sich in unregelmässigen Abständen wiederholte und von Mal zu Mal näher kam. Dann traf eine Diesellok mit 2 Waggons ein und hielt am Bahnsteig. 2 Leute stiegen aus und huschten über einen Überweg, der weit vor dem Bahnhof lag, ab ins Dorf. Somit war klar, das hier hat mit der oben beschriebenen Stichbahn nun rein gar nichts zu tun, denn die Stichbahn kann nicht mehr befahren werden, weil sie fast überall abmontiert ist, bis auf einzelne Gleisreste, die an verschiedenen Orten auftauchen und die alle zusammengerechnet noch nicht mal 1 % der ehemaligen Strecke ausmachen. Der gute alte Mann hatte uns da an eine ganz andere Bahnstrecke geleitet, was eigentlich durch unsere anfängliche Verwunderung über die lange Anfahrt bestätigt wurde. Ein Blick auf den Kilometerstand im Auto zeigte, dass diese Stelle rund 40 km von unserem Ausgangspunkt an der “echten” Stichbahn entfernt lag. Das hier war ein sehr schöner Unterwegsbahnhof einer völlig anderen Linie, die auch heute noch im täglichen Personen- und Güterverkehr bedient wird. Fraglos hat sich der Besuch gelohnt, weil wir den Bahnhof schön finden, aber genau betrachtet passt es nicht so ganz zu unseren Berichten hier, weil diese sich ja nur auf die unter “Bahnstrecke” genannte Linie sowie alle davon einst abzweigenden Linien beziehen soll. Trotzdem führen wir den hübschen Bahnhof hier auf, weil er eben durch die Suche an der anderen Strecke erst gefunden wurde.

Bahnhöfchen haben hier Tradition

Offensichtlich haben (bzw. hatten), neben den “normalen” Bahnhöfen an den Strecken hier im 100 km - Umkreis diese von uns als Bahnhöfchen bezeichneten Kleinstationen eine große Tradition. Als wir neulich in der Nähe des hier oben kurz zuvor gezeigten Bahnhofs der völlig anderen Strecke (siehe oben direkt unter Irrungen & Wirrungen) waren, sind wir mal einige Stationen weiter längs der Strecke in Richtung Nordosten gefahren. Wie schon oben beschrieben, hat diese Strecke zwar gar nichts mit dem Verbund dieser Strecken in unserem direkten Umland zu tun, weil es eine völlig andere, eigenständige Linie ist, die etwas weiter im Norden liegt und die ja auch heute noch regulär von Personenzügen befahren wird, aber gleich als nächster Halt nach dem angesprochenen Bahnhof folgt in 4 km Entfernung auch hier ein Bahnhöfchen im Miniaturformat. Es beschränkt sich

auf das Allernötigste, Bahnsteig, kleine Wartehalle aus Blech, wie an einer Bushaltestelle, aber immerhin zahlreiche Bahnsteigleuchten, die Nachtreisenden die Orientierung leicht machen. Alles sehr gepflegt, fast wie geleckt, wären da nicht im Wartebüdchen an der Innenwand einige kleinere Graffiti-Schmierereien von geistig behinderten Rotzlöffeln, die damit nach Aufmerksamkeit heischen, die sie mit eigener Leistung ansonsten mangels jedweder Fähigkeiten nicht erreichen könnten. Selbst dieses Pubertären - Geschmiere war jedoch schon deutlich älter und fast verblasst, ansonsten alles regelrecht idyllisch. Züge fahrten dort, zumindest während der Woche, sogar noch relativ viele. Das Dorf liegt rechts vom Bahnsteig

auch an der völlig anderen Strecke ein Bahnhöfchen

in knapp 100 m Entfernung und dürfte etwa 700 - 800 Einwohner zählen. Hinter der Baumreihe, die sich direkt im mittleren und rechten Hintergrund des Bahnhöfchens befindet, fällt die Landschaft stark ab und es folgt ein schon relativ großer Bach, der mit einer reichlichen Wassermenge munter dahin blubbert. Weiter links folgen in ca. 2 km Distanz einige schon etwas höhere Mittelgebirgs - Formationen, die in der kalten Jahreszeit gerne für Wintersportzwecke genutzt werden. So wäre es denkbar, dass dieses Bahnhöfchen dafür auch eine gewisse Zubringerfunktion hat, da es von allen öffentlichen Verkehrsmöglichkeiten der Umgebung am nächsten an diesen Bergrücken liegt. Zumindest wird das früher vielleicht mal so gewesen sein, weil heute die Wintersportler in der Regel mit dem Auto gleich bis auf den Berg fahren. Eine später separat zu erforschende Entdeckung war

heutiges Streckenende einer weiteren ehemaligen Nebenbahn

im Frühling von uns gemacht worden, nämlich dass von obigem Bahnhöfchen einst eine Nebenbahn abzweigte. Das heisst, eigentlich zweigt sie noch immer ab, führt über 5 oder 6 km noch wunderschön durch die Natur, um dann dort schlagartig zwischen Wiesen, Feldern und kleinen Wäldern zu enden. Da der Zustand dieses Restgleises noch fast als sehr gut

zu bezeichnen ist, kann man davon ausgehen, dass diese Linie noch bis vor nicht allzulanger Zeit befahren wurde, zumindest im Güterverkehr. Es ist Ehrensache, dass wir im Laufe der Zeit auch diese Nebenbahn irgendwann mal erkunden werden, aber in der Rangfolge ist zuerst mal die eigentliche Hauptstrecke in diesem Bereich an der Reihe. Diese Hauptstrecke werden wir mit Sicherheit jedoch nicht in kompletter Länge erkunden, da sie dafür viel zu lang ist. Sie berührt unsere Region ja eher nur marginal, soweit sie das tut, werden wir sie in jedem Fall einer Exkursion unterziehen und gewiss auch etwas darüber hinaus, vielleicht in einem Abstand von +/- 40 km, oder bestenfalls noch +/- 50 km, ansonsten würde das im wahrsten Sinne des Wortes zu weit führen. Bei einer Kompletterkundung müssten wir immerhin beachtliche 180 km abreisen und wer weiss, auf wieviele alte, ehemaligen Stich- und Abzweigbahnen man dabei noch stoßen würde, was die Sache zu einem uferlosen Projekt ausarten ließe. Irgendwo muss man Grenzen setzen und man kann auch nicht wochenlang nur Bahnstrecken erkunden, obwohl es durchaus viel Spaß macht.

Zurück zu dem davor beschriebenen Bahnhöfchen an der heute noch befahrenen Bahnstrecke. Da wir neulich Lust zum Spazierenfahren mit dem Auto hatten, kam schnell der Entschluß auf, dass wir dann halt noch mal an diese durchaus interessante Bahnstrecke fahren, um mal zu sehen, welche Bahnhöfe so auf das kleine Bahnhöfchen folgen. Auch dabei trat wieder kurioses zu Tage.

Nach 7 km folgte der erste Bahnhof nach dem oben erwähnten Bahnhöfchen. Der Bahnhof liegt an der Hauptzufahrtsstraße zum Ort und es ist schon ein ansehnliches Gebäude, welches im Baustil sehr dem Endbahnhof der Stichbahn ähnelt, nur dass einige Details etwas anders aufgeteilt sind und dass es hier keinen am Gebäude angebauten Güterschuppen und keinen Stellwerksvorbau gab. Auf der Straßenseite, die man hier sieht, zeugte ein Schild davon, dass im Gebäude ein Röntgen - Facharzt heute seine Praxis hat, die wohl das gesamte Gebäude beansprucht. Wohnungen scheinen sich keine darin zu befinden. Kurios ist hier, dass irgendwann mal das Gleis sehr

Großer Landbahnhof, heute Röntgenarztpraxis

weit vom Bahnhof weg verlegt worden war. Es war dort auch noch ein Bahnsteig, da dort ja noch Züge fahren, auch der war entsprechend weit vom ehemaligen Bahnhof weg gelegt worden. Dadurch entstand zwischen Bahnhofsgebäude und heutiger Strecke nebst Bahnsteig ein breiter Grünstreifen, der inzwischen bewaldet ist. Die Distanz zwischen heutiger Streckenlage und Bahnhof dürfte locker bei 70 m liegen, so dass die Arztpraxis weitgehend ihre Ruhe vor Bahn und Bahnreisenden hat. Diese weite Verlegung nach hinten wurde vermutlich dadurch so einfach möglich, weil an dem Bahnhof früher mal mehrere Gütergleise gelegen haben, die ersatzlos entfielen, wonach man dann das Streckengleis auf die Trasse des ursprünglich am weitestens vom Gebäude entfernten Ladegleises verlegt hat. Diese These wird auch dadurch gestützt, dass auf dieser anderen Seite heute noch der ehemalige Güterschuppen steht, der aufwendig umgebaut wurde und heute als Wochenend- oder Ferienhaus dient. Für die Bahnkunden steht am heutigen Bahnsteig nur ein Fahrkartenautomat, eine Sitzbank mit Blech - Überdach und die Zuwegung erfolgt über eine neue kleine Stichstraße. Das muss mindestens seit über 10 Jahren so sein, denn sonst wären die Bäume auf dem ursprünglichen Bahnsteigbereich nicht so hoch. Unsere Reise ging weiter entlang

noch ein Bahnhof weiter: frisch renoviert

der Strecke zum nächsten Bahnhof, der nach knapp 5 km folgte. Der Bahnhof war gerade frisch renoviert worden, alles roch noch nach neuer Fassadenfarbe. Gebäude in diesem Baustil fanden wir auch bereits an mehreren Bahnhöfen auf den anderen beschriebenen Strecken, die näher an unserer Heimatregion liegen. Die Aufteilung der Fenster war hier geringfügig anders und bei manchen anderen Bahnhöfen dieses Typs hatte man unten Rundbogenfenster verbaut, während hier normale Fenster waren, die aber auch eindeutig

noch die originalen, alten Fenster waren. Es ist also nicht nachträglich so umgebaut worden. Einen sehr langen Fachwerk - Güterschuppen gab es hier, der gar nicht ganz aufs Foto passte, er dürfte mindestens 25 m lang sein. Als wir dort herumliefen, begann es leider zu regnen, dann kam ein etwa 60jähriger Mann mit seinem Auto vorgefahren und fuhr damit von hinten über eine Rampe in den Güterschuppen hinein. Der sah uns und war keinesweg entrüstet über unsere Neugierde, sondern eher erfreut, Leute gefunden zu haben, die sein Interesse offensichtlich teilen. Er erzählte, dass er den Bahnhof nebst 5.000 m² Umland bereits vor 27 Jahren von der DB für einen Spottpreis abgekauft hatte, aber er war aus beruflichen Gründen nie dazu gekommen, das Anwesen zu renovieren. Seit 3 Jahren sei er ihm vorgezogenen Ruhestand und genau so lange an dem Gebäude am renovieren. Jetzt sei bald alles fertig. Zu dem Spottpreis sei noch zu sagen, dass der damals bei 50.000 DM gelegen habe, aber der Zustand sei auch völlig unbewohnbar gewesen. Selbst innere Zwischendecken waren teils schon eingekracht und im Treppenhaus habe die schöne Holztreppe gefehlt, weil sie einer geklaut hatte. Zum Glück brauchten am Dach nur einzelne Stellen repariert zu werden und nicht der ganze Dachstuhl neu. Das Dach vom Güterschuppen war unterdessen total marode und wurde der Einfachheit halber mit dunkelgrauen Trapezblechen neu aufgebaut, was die Arbeitszeit und die Kosten dafür auf ein Zehntel der sonst üblichen Preise reduzierte. Trotz einiger Einsparungen und viel Eigenleistung summierten sich im Laufe der Jahre die Renovierungskosten auf etwa 300.000 Euro, nicht zuletzt, weil der heutige Eigner konsequent alles, also alle Räume, auch im Keller, Dach, Anbauten, Schuppen usw. von Grund auf renoviert hat. Solch ein Bahnhof birgt oft, ähnlich wie alte Industriebauten, noch Geheimnisse, hinter die man erst mit der Zeit kommt. So entdeckte der neue Eigentümer erst vor 2 Jahren, als er mit der Renovierung den Keller erreichte, dass sich unter dem normalen Keller noch ein großer, ehemaliger Luftschutzbunker aus Adolfs Zeiten befindet. Den hat er dann auch renoviert, wodurch er 100 m² an zusätzlichen Kellerräumen gewann. Sogar die uralte eigene Wasserversorgung durch einen Brunnen im Boden des Luftschutzbunkers, hat er mittels einer elektrischen Pumpe wieder reaktiviert und verwendet das Wasser davon als Brauchwasser für die Klospülung, Wagenwäsche und Gartenbewässerung. Das erforderte allerdings die Verlegung von 2 getrennten Rohrsystemen in alle Bad- / WC - Räume sowie zu entsprechenden Anschlüssen. Auch hier gibt es die Besonderheit, dass die Strecke und der Bahnsteig sich heute relativ weit vom Gebäude weg befinden, nur auf der anderen Seite, als im Bahnhof zuvor. Das Privatgrundstück endet heute an den braunen Geländern, die man im Vordergrund oberhalb des Bahnsteigs sieht. Damals hat es dort 2 Bahnsteige geben, einer direkt am Haus und den heutigen. Diese Umbauten mit dem Wegfall des Gleises direkt am Haus wurden schon durchgeführt, bevor der heutige Eigentümer den Bahnhof kaufte. Das zugehörige Dorf ist für hiesige Verhältnisse schon etwas größer, etwa 2.500 Einwohner stark, und liegt rund 250 m rechts vom Bahnhof. Die Zufahrt zum Bahnhof ist noch bis zum heutigen Tag aus dem uralten Katzenkopf - Kopfsteinpflaster. Unsere Reise entlang der Strecke ging weiter und nach einigen Kilometern trafen

wir erstmalig auf ein altes Stellwerksgebäude, welches offensichtlich nicht mehr in Betrieb ist. Es machte einen recht heruntergekommenen Eindruck und dürfte schon seit über 20 Jahren funktionslos sein. Eigentlich schade um das Gebäude, aber es steht recht nah zum heute noch in Betrieb befindlichem Streckengleis, weshalb aus Sicherheitsgründen ein Verkauf an Privatleute vermutlich nicht zulässig ist. Es könnte sein, dass es in dem Bereich früher noch eine weitere

altes, verlassenes Stellwerk
eine große und schier endlos lange Ladestraße

Abzweigbahn gab, da sind wir uns aber noch nicht ganz sicher. Im Normalfall kann man wohl davon ausgehen, dass wenn es ein für einen eigentlich kleinen Landbahnhof so großes Stellwerk gegeben hat, auch ab diesem Bahnhof eine oder sogar mehrere Abzweigstrecken gab. Sonst hätte man sowas sicher nicht in der Größe gebraucht, es sei denn, dass es im Bahnhofsbereich selbst viele Gleise für Güter und Firmen - Anschlüsse gegeben hätte. Das wäre in diesem Fall ebenfalls durchaus denkbar gewesen. Kurz hinter dem Stellwerk folgt eine schier endlose Ladestraße, deren Länge sich locker über 1,5 km erstreckt, eher noch mehr. Im hinteren Bereich wurde sie jedoch wohl lange nicht mehr genutzt, so dass dort schon Sträucher wachsen. Allerdings scheint der vordere Bereich ebenfalls kaum noch genutzt zu werden, da die Ladegleise recht rostig waren. Weiter vorne rechts (auf dem linken Bild leider nicht sichtbar, weil weit im Rücken) liegt das Bahnhofsgebäude, zu dem sowohl die

Ladestraße als wie auch das Stellwerk gehören. Ich bin mir zu 100 % sicher, dass wir das Bahnhofsgebäude auch noch fotografiert hatten, aber dessen Bilder sind auf der Speicherkarte nirgends zu finden und wurden aus ungeklärten Gründen nicht in einer Datei gespeichert. Den Effekt, dass einzelne Fotos nicht gespeichert wurden, hatten wir in der letzten Zeit bei unserer Kamera schon ein paar mal, obwohl beim Fotografieren kein Fehler angezeigt wurde. Es ist nicht klar, ob es am Fotoapparat oder an der Speicherkarte selbst liegt. Wir haben nun mal eine andere Karte eingesetzt und wollen mal beobachten, ob der Fehler damit weg ist. Dafür habe ich rechtes Foto beigefügt, welches die gleiche Ladestraße vom gleichen Fotostandort nur in die andere Richtung zeigt. Links ist der hohe Kamin einer Fabrik. Mit viel Phantasie und gutem Willen kann man weit hinten, fast mittig auf der Ladestraße, wo diese beginnt, ein mehrteiliges weisses Gebäude erahnen, das ist der Bahnhof. Obiges Stellwerk kann man mit noch mehr Phantasie in Bildmitte neben der Lampe als den bräunlichen Bau erraten, jedoch von der anderen Westseite gesehen, als

am Ladegleis in die andere Richtung fotografiert
 hier gab es früher mal einen doppelten Abzweig

auf obigem Bild. Der Bahnhof ist renoviert und bewohnt. Was 3 km nach der Ladestraße folgt, ist ein seltsamer Bereich. Man muss sich das so vorstellen, dass alles weit ab von jeglichem Ort und von jeglicher Bebauung liegt. Das Hauptgleis geht ganz rechts weiter, breite Schotterflächen zeugen davon, dass an der idyllischen Stelle mal etliche Gleise mit diversen Abzweigen gelegen haben müssen. Eine Weiche existiert noch und

es zweigt ein Gleis ab, welches hinten zwischen dem Gebüsch fast unsichtbar verschwindet. Auf dem Foto erkennt man den weiteren Verlauf nicht richtig, weil die Landschaft dort eine leichte Absenkung aufweist, aber dieses abzweigende Gleis endet nach ca. 400 m an einem Prellbock. Man erkennt gut, dass das Gleis ursprünglich noch weiter führte, es also eine Abzweigstrecke war, die ganz weit am Horizont zwischen den beiden Einzelgebüschformationen im linken Bereich weiter lief. Hier wäre noch Raum für spätere Erkundungen. Wir folgten unterdessen weiter der Strecke, die

es heute noch gibt. Nach 6 km durch eine leicht hügelige, wunderschön beruhigende Landschaft, folgte der nächste Bahnhof der Strecke. Ein ansehnliches, recht großes Gebäude mit einem langen, alten Fachwerk - Güterschuppen an der linken Seite und einer großen Lagerhalle an der rechten Seite. An der Straßenseite standen noch weitere Lagergebäude, die wesentlich später mal in moderner Beton - Bauweise erbaut wurden. Auch wenn man hier nur das Gleis der Strecke vorne am Bahnsteig so gerade noch sieht, so ist auch dieser Bahnhof ein Abzweigbahnhof. Weiter

der Daimon - Bahnhof; großer Abzweigbahnhof mit Lagerhallen und Traktorwerkstatt
Ausfahrt eines Triebwagens aus dem Daimon - Bahnhof

rechts (oben nicht mehr im Bildbereich) liegt ein weiteres Gleis, welches vom Streckengleis abzweigt und zunächst auf einer Länge von etwa 1 km parallel zum Streckengleis verläuft, um dann weit hinter der Bahnhofsausfahrt stark nach rechts in südliche Richtung zu verschwenken, während das Hauptgleis

weiter in Richtung Osten bzw. Nordosten verläuft. Auf dem kleinen Bildchen mit dem ausfahrenden Triebwagen erkennt man das nach Süden abzweigende Gleis nur sehr schlecht, aber wenn man genauer hinsieht, erkennt man so gerade noch die Weiche mit dem bogenförmig nach rechts auslaufenden Gleis zwischen dem weissen Pfeifen - Schild und dem Triebwagen, kurz vor diesem. Diese Abzweiglinie scheint aber nicht mehr in Betrieb zu sein. Damit tut sich dort ebenfalls weiteres Potenzial an Erkundungsmöglichkeiten auf. Das gerade Gleis ganz links ist ein altes Abstellgleis, welches ungefähr in Höhe des Triebwagens endet. Es diente früher vor allem dazu, darauf frisch mit Holzstämmen beladene Güterwaggons zu sammeln, bis sich daraus ein Zug von etwa 5 - 6 Wagen ergab, der dann von einer Lok abgeholt wurde. Auf der anderen Seite vor dem Bahnhof befindet sich eine große Verladestelle für Holz, die aber seit etlichen Jahren nicht mehr genutzt wird und verfällt.

Auch dieser Bahnhof erhielt von uns einen Spitznamen, weil vorne an der Überdachung des betagten Güterschuppens eine uralte, schwarze Emaille - Reklametafel für Daimon - Batterien hing. So bekam er von uns schnell den Spitznamen der “Daimon - Bahnhof”. Diese Tafel dürfte aus den 1930er Jahren stammen. Seitlich noch ein Teilfoto, welches den Durchgangsbereich im Bahnhof von der Straßenseite hin zur Gleisseite zeigt (mit Blick in Richtung Gleisausgang). Etwas seltsam fanden wir, dass es

Daimon - Bahnhof, Durchgang innen mit Wartebereich

mitten im Raum eine Zwischenwand mit einer Art Außen - Fenstern zum gleisseitigen Teil des Raumes gab. Vermutlich war die Raumaufteilung früher mal anders oder an der Stelle eine Art Bahnsteigsperre, sowas gab es früher ja mal, wo nur der auf den Bahnsteig gehen durfte, der eine gültige Fahrkarte oder eine kostenpflichtige Bahnsteigkarte hatte, die damals vielleicht einen Groschen kostete. Was hier wegen der Lichtverhältnisse nicht so rüber kommt, innen war der Bahnhof in einem recht guten Zustand, sauber und gepflegt. Rechts im Vorfeld des Fotografen gab es eine kleine Sitzbank für 4 Personen. Sehr schön fanden wir an dem Tag die angenehme Kühle in dem Raum. Besonders auffallend war hier, dass das Streckengleis ziemlich hoch mit Unkraut zugewachsen war, obwohl noch regelmässiger Personen - und Güterverkehr stattfindet. Es fahren keine Unmengen von Zügen, aber immerhin sogar sonntags verkehren noch einige. Ich glaube, an Werktagen gibt es 6 Zugpaare und an Sonn- und Feiertagen sind es 4. An diesem heissen Sommertag tat es sehr gut, wenn man den Bahnhof, der offen stand, unten von der Straßenseite zur Gleisseite hin durchquerte, da in dem Gebäude sehr angenehme Temperaturen herrschten, während es draussen um die 37 Grad hatte. Der Durchgang dient Reisenden zugleich als kühler Warteraum, wo 2 Vierersitzbänke zum Verschnaufen einladen. Das Bahnhofsgebäude macht von innen einen wesentlich besseren Eindruck als von außen, wo stellenweise schon der Putz bröckelt. Trotz der Nutzung dieses Durchgangsraumes zu Bahnzwecken befindet sich der Bahnhof schon länger in Privateigentum. Dieser Durchgangs- und Warteraum sowie ein Einzelraum wurden von der DB zurück gemietet. So hat sie mit dem Rest des Bahnhofs nichts mehr zu tun und zahlt nur für die Räume, die sie selbst in der heutigen Zeit noch wirklich braucht. In den anderen früheren Bahnräumen im Erdgeschoß sowie im ersten Stockwerk hat eine Firma, die Traktoren repariert und umbaut ihre Büros eingerichtet, während im zweiten Stockwerk gewohnt wird. Die gleiche Firma nutzt die große Lagerhalle hinter dem Bahnhof als Werkstatt, wo man sehen konnte, dass einige Traktoren in halb zerlegtem Zustand herum standen, während der alte Güterschuppen vorne als Lager für Traktor - Ersatzteile dient. Trotzdem wirkte bei unserem Besuch alles recht menschenleer. Kein einziger Bahnkunde war zu sehen, obwohl ein Triebwagen in der Zeit ohne jeglichen Fahrgast auftauchte und fast geräuschlos nach einem sinnlosen, weil nicht von Reisenden genutzten Halt, wieder verschwand. Das war schon eine leicht abstrakte Szenerie, da kommt ein Triebwagen, der nur einige Kubikmeter heisser Luft an dem Tag spazieren fährt, nicht ein einziger Fahrgast in dem ganzen Zug. Während er sich nach dem Kurzhalt am Bahnhof hinten an der Bahnhofsausfahrt wieder entfernte und im Flimmern der Hitze immer kleiner wurde, bis er schließlich ganz in dem Flimmern am Horizont unterging. In dieser Reparatur - Firma lief gerade mal eine einzige Person im ölverschmierten Arbeits - Overall herum, sonst weit und breit, außer uns, keine Menschenseele. Es herrschte draussen eine Totenstille, man hörte kein einziges Auto brummen, selbst die Vögel hatten keine Lust zu zwitschern, totale Ruhe und das gegen Mittag an einem Werktag. Vielleicht lag das auch am superheissen Wetter, dass sich da alle schonten und irgendwo an ein schattiges Plätzchen verkrochen hatten. Der Bahnhof liegt am Ortsrand, aber nicht allzuweit vom Dorf entfernt, vielleicht 100 m, der Ort und somit auch der Bahnhof haben aber das heute schon relativ seltene Glück, dass es weit und breit keine vielbefahrene Bundesstraße oder ähnliches gibt. Die nächste Bundesstraße ist in 10 km Entfernung zu finden, der nächste Autobahnanschluß über 15 km entfernt und Leute, die in andere Orte der Umgebung wollen, müssen dafür nicht durch dieses Städtchen fahren, es wäre ein Umweg, falls man es doch tut. Fast wundert es einen, dass es heute noch so ruhige und verkehrsarme Orte gibt und dabei ist dieses Städtchen sogar schon etwas größer, auf einer Infotafel in Ortsmitte stand was von 4.600 Einwohnern. Früher muss der Bahnhof sogar mal so eine Art Knotenbahnhof gewesen sein, wo 3 oder 4 Strecken zusammen trafen oder ihren Ausgang nahmen. Zudem soll es ein bedeutender Güterumschlagpunkt gewesen sein. All dies kann man sich heute nur noch schwer vorstellen, wenn man aber ein Auge für Überreste von alten Anlagen und solchen Relikten hat, dann dämmert es, das da vor Jahrzehnten wirklich mal sehr viel los gewesen sein muss. Bevor wir wieder losfuhren, um mit der Erkundung weiter zu machen, haben wir uns in dem Bahnhof unten im Durchgangs- und Warteraum erst noch eine Viertelstunde auf die Bank gesetzt und die angenehme Kühle des Raumklimas auf uns wirken lassen. So konnte man sich gut von den 37 Grad Außentemperatur erholen und neue Kräfte sammeln. Bei solcher Hitze wird man sehr schnell müde und träge, da tat diese Abkühlung in dem Raum, wo nur 22 Grad herrschten, wie uns ein großes Thermometer verriet, sehr gut. Wegen der Hitze zogen wir es schon in Erwägung, die Erkundungsreise hier abzubrechen, doch nach der Abkühlung entschlossen wir uns, den nächsten Bahnhof der Strecke noch aufzusuchen und danach nachhause zu fahren. Der

ehemaliger Bahnhof seitlich

nächste Bahnhof der Strecke ist eigentlich kein Bahnhof mehr, denn der Halt dort wurde schon vor langer Zeit aufgegeben. Er wurde nach etwa 5 km erreicht und liegt seltsam abseits vertieft neben dem Gleis. Also das Bahnhofsgebäude liegt eine Etage tiefer links unten neben dem Bahndamm, auf dem Niveau einer Landstraße, die hier vom Gebüsch des Bahndamms völlig verdeckt wird. Früher ging es hinter dem Bahnhofsgebäude per breiter Treppe rauf auf den

Bahnsteig, der links neben dem Gleis lag. Von dem Bahnsteig sind nur noch einige Einfassungen und Mauerreste der alten Bahnsteigkante übrig, der Rest wurde nach der Aufgabe dieses Bahnhofs als Halt ansonsten weitgehend abgerissen. Wo die breite Treppe vom Bahnhof zum Bahnsteig mal war, sind noch einige Beton - Unterfangungen übrig, die damals verhinderten, dass die Treppe in dem Hang weg rutscht oder sich verzieht; von den Treppenstufen gibt es unten am Bahnhof noch einige, die heute den Bahnhofsbesitzern den Zugang zu einem kleinen Blumengarten ermöglichen, den diese in dem schmalen Zwischenraum zwischen Bahnhofsgebäude und Bahndamm errichtet haben. Der Wegfall als Haltepunkt geschah bereits 1985, weil der Bahnhof so gut wie nie Fahrgäste auf die Schiene brachte. Das lag wohl vor allem daran, weil es bis zum zugehörigen Dorf über 4 km auf der besagten Landstraße sind. Wer kein Auto hat, kommt quasi nicht zum Bahnhof und wer ein Auto hat, der kommt auch nicht zum Bahnhof, weil er nicht mit der Bahn fährt. So war das Ende dieses recht ungewöhnlichen, kleinen Bahnhofs besiegelt. Güterverkehr hatte es ab diesem Bahnhof ohnehin nie gegeben, weil oben am Bahndamm gar kein Platz mehr für ein Ladegleis oder ähnliches vorhanden war. Wohlgemerkt, die Züge fahren heute noch, nur eben ohne Halt “donnern” sie in einem atemberaubenden Tempo von 20 km/h oben vorbei. Das Gebäude wurde damals an Privat verkauft und dient schon lange als Einfamilienhaus. Es ist von außen erst kürzlich renoviert worden. Die Hitzewelle, die zu dem Zeitpunkt bereits zwei Wochen andauerte und an diesem Tag ihren Höhepunkt fand, hatte bereits sämtliche Gräser am Bahnhdamm gelb wie Stroh werden lassen und sogar viele Bäume waren zu braunen Gerippen verdorrt, weil sie in dem Bereich auf Grund der Lage den ganzen Tag voll von der Sonne bestrahlt wurden.

Nur zwei Tage später ging die Erkundung weiter. Nachdem es über Nacht kräftige Gewitter gegeben hatte und es morgens noch ein wenig tröpfelte, fuhren wir zum nächsten Bahnhof dieser Bahn. Durch den Regen und den vom heissen Wetter der Vortage noch warmen Untergrund bildete sich unangenehm schwüler Dunst, der die Licht- und Sichtverhältnisse recht negativ beeinflusste. Auch hier gibt es wieder einige Besonderheiten. In gewisser Weise traf man auf einen “alten Bekannten”, nämlich den gleichen Bahnhofsbaustil, wie beim auf der Seite “Bahnstrecke” viel zitierten Maggi - Bahnhof. Dieser Baustil scheint sich wie ein roter Faden durch alle Bahnstrecken im Umkreis von 150 km zu ziehen. Besonderheiten sind hier, dass, im Gegensatz zum Maggi - Bahnhof, der Güterschuppen an der anderen Seite des Bahnhofs angebaut ist und dass man den Bahnhof in einer Art blaugrau angestrichen hatte. Ein Farbton, den ich so bislang noch nie an einem Bahnhof gesehen hatte. Und dieser Farbton ist keineswegs neueren Datums, man sieht sehr deutlich, dass

der Anstrich schon sehr alt ist, weil an vielen Stellen bereits der vorherige Anstrich, der wohl mal in Weiss war, wieder durchschimmert, da dieser Blaugrauton aus Alters- und Verwitterungsgründen stellenweise schon stark abblättert. Der recht lange Güterschuppen wurde innerhalb der letzten Jahre schon mal in einem Gelbton neu angestrichen. Vermutlich soll der Bahnhof irgendwann auch mal so gestrichen werden. Es gibt auch einen Stellwerksvorbau und es gab mal zwei Bahnsteige, einen direkt am Bahnhofsgebäude, vor dem heute aber kein Gleis mehr liegt und weiter links,

graublauer Bahnhof mit Verwandtschaft zum Maggi - Bahnhof

auf dem Foto nicht mehr sichtbar, weil aus dem Bildbereich heraus, verläuft am Bahnsteig 2 das Gleis der Strecke. Von diesem Bahnsteig sieht man vorne links so gerade noch den ersten schrägen Formstein des Anfangsbereichs. Der Güterschuppen wurde offensichtlich von einer Firma als Werkstatt genutzt, man hörte Maschinenlärm. Was die dort machen, ließ sich auf die Schnelle nicht ergründen. Das Bahnhofsgebäude selbst sah aus, als stünde es ungenutzt leer; vielleicht ist es auch in einer Art Vorbereitungsphase für eine große Renovierung, weil man durch eine Scheibe der bahnsteigseitigen Tür angehäufte Baumaterialien und Gerüstteile innen liegen sah. Es gab im Bahnhof keinen Warteraum für Fahrgäste mehr, auch einen Fahrkartenautomaten oder sonstige Infrastruktur suchte man dort vergebens. Das Gebäude war verschlossen, auf dem Bahnsteig gab es weder eine Wartebank noch eine Überdachung oder sonst was. Nur eine einzige, einsame Bahnsteiglampe, an der ein mehrfach provisorisch mit Heftpflaster geflickter Fahrplankasten in Augenhöhe hing. Vermutlich gibt es dort auch nur sehr wenige Bahnkunden, weshalb man auf jede Ausstattung so weit, wie nur irgendwie möglich, verzichtet. Immerhin halten alle Züge an dem Bahnhof noch und sind durch die Lage in einer weiten Kurve zwar nicht sichtbar, wenn sie anrücken,  da Baumbewuchs jede weitere Sicht über die Kurvenränder verhindert, aber dafür hört man die Züge schon lange vorher, da das Brummen der Motoren und das Pfeifen vor etlichen unbeschrankten Bahnübergängen im weiteren Verlauf der Topografie mehrfach wiederhallt. Die Lage zum Ort hin war eigentlich recht gut, da dieser leicht tiefer rechts neben dem Bahnhof liegt. Die Zufahrtsstraße zum Bahnhof ist vom Ort aus recht steil, weil der Bahnhof deutlich höher liegt, als das Dorf, welches sich ab kurz hinter dem Bahnhof auf der abfallenden Schräge eines Bergrückens befindet. Nachdem wir im Bereich des Bahnhofs alles gesehen hatten, machten wir uns auf den

Strecke kurz hinter obigem Bahnhof

Weg, um die nächsten paar Kilometer zu Fuß zu erkunden. Inzwischen war es Mittag und der Himmel klarte auf, erneut begann die Sonne damit, der Natur ordentlich einzuheizen, allerdings nicht ganz so extrem, wie einige Tage zuvor. Trotzdem kamen wir ziemlich ins Schwitzen, besonders auf nebigem Teil

der Strecke, weil der so windgeschützt lag, dass sich alles noch mehr aufheizte. Durch die wabernde Hitze erstahlte alles in einem seltsamen grell - grüngelben Licht. Kayla meinte, dieses Licht könnte aus einer Seifenwerbung für irgendwelche Bad - Seifen wie Fa oder dergleichen stammen, weil es rein beim Anschauen so eine Frischewirkung erzeugt. Hier prallten allerdings optische und tatsächliche Wirkung hart aufeinander, wie gesagt, es war schon recht brütend heiss, scharf an der Grenze zum Unangenehmen. Von der vermeintlichen “optischen Frische”, die das Licht verhieß, war rein gar nichts zu spüren, die hätte man sich nur sehnlichst gewünscht. Der oben gezeigte Bahnhof liegt, bei dem Blick nach hinten, im Prinzip weiter hinten links am Horizont hinter der nächsten Kurve, dort wo die Strecke in dem Einschnitt  zwischen dem hügeligen Gebirge nach links schwenkt. Da uns nach dieser Hitzewanderung der Hunger und vor allem der Durst überfiel, beschlossen wir, völlig entgegen unserer üblichen Gewohnheiten, zur Abwechslung mal in einem örtlichen Gasthof des nächsten Ortes zu Mittag zu essen, etwas Kühles zu trinken und uns anschließend noch ein dickes Eis zu genehmigen. Dazu mussten wir zuerst wieder zurück bis an den obigen Bahnhof wandern, weil dort das Auto noch stand und dann gings ab dort bei 55 Grad Innentemperatur im Auto in das nächste Dorf an der Strecke. Noch bevor wir das Auto erreichten verdunkelte sich der Himmel, es zogen gewaltige Gewitterwolken auf und ein kurzes, aber sehr heftiges Gewitter rumpelte über uns hernieder. Bei strömendem Gewitterregen fuhren wir quasi bis hinter den übernächsten Berg, weil erst dort, in fast 10 km Entfernung, die nächste Station an der Bahnstrecke liegen sollte. Das Gewitter hatte sich verzogen, mit ihm aber auch der Sonnenschein, es blieb grau und ekelhaft schwül. In einem örtlichen Lokal aßen wir zu Mittag, was zu einem angenehm günstigen Preis dort möglich war und es war absolut lecker, kann man nur empfehlen. Da haben wir schon für wesentlich mehr Geld wesentlich schlechter gegessen. Nein, absolutes Lob für dieses Restaurant. Der Ort ist schon mehr ein Städtchen, vielleicht 6.000 Einwohner stark, und

ein derart ungewöhnliches Bahnhofsgebäude haben wir zuvor noch nie gesehen. Ein riesiges Bauwerk, laut Steinbogen über der straßenseitigen Eingangstür im Jahre 1915 errichtet, welches überhaupt kein bisschen nach Bahnhof aussah. Mit einem verspielten, räumlich abgesetzten Treppenhaustürmchen, fast wie eine Burg, welches aber nur den Zugang zu zwei Etagen in einem Anbau ermöglichte, die oberen Etagen des Bahnhofs wurden wohl innen durch andere Treppen erreicht. Das Gebäude befindet sich in Privateigentum und wurde bereits Ende der 1970er Jahre an Privatleute verkauft.

sehr ungewöhnlicher Hotel - Bahnhof

Trotzdem erfüllt es auch noch Bahnzwecke. In den niedrigeren Anbau neben dem Türmchen ist unten ein Raum sogar mit einem Bahnbeamten besetzt, wo man noch richtig, wie in alten Zeiten, Fahrkarten am Schalter kaufen kann. Daneben steht aber auch ein Automat, für die technikaffinen Reisenden. Der Bahnsteig verläuft leicht schräg an dem Gebäude vorbei, mit größer werdender Distanz und als Sichtschutz für die unteren Hotelräume wurden einige Fichten gepflanzt und im vorderen Teil eine Schutzmauer aus Bruchsteinen errichtet. Der Bahnbetrieb dürfte den Hotelgästen nicht sonderlich die Nachtruhe rauben, da der letzte Zug abends gegen 20 Uhr verkehrt. Mit dem Bahnbeamten hinter dem Schalter haben wir einen kleinen Plausch geführt, leider wusste der nur wenig über die Geschichte des seltsamen Hotel - Bahnhofs, weil er selbst überhaupt nicht aus der Gegend stammt und erst seit 5 Monaten dort vorübergehend Dienst tut, da ein Bahnbeamter der Stammbelegschaft schwer erkrankt ist und für fast ein Jahr ausfällt. Wie wir schon vermutet hatten, muss es aber so sein, dass das Bahnhofsgebäude mehrmals stark umgebaut wurde. Es war ursprünglich nur halb so groß und der niedrigere Anbau, in dem heute die Bahnhofsgeschäfte erledigt werden, war ursprünglich eine Bahnmeisterei, während damals die Bahnaufgaben nebenan im Hauptgebäude erledigt wurden. Diese Umbauten sollen aber keineswegs von dem heutigen Eigentümer nach dem Kauf gemacht worden sein, sondern bereits etwa 1949 / 50 um den Dreh im Auftrag der Bahn, weil der Ort damals als Kurort galt (heute nicht mehr) und der Bahnhof teils als Ferienhotel des Eisenbahner - Sozialwerks diente, welches die Zimmer an erholungsbedürftige Bahnbeamten als Urlaubsunterkunft vermietete. Seit der Ära des neuen Besitzers wurde daraus ein ganz normales Hotel für Jedermann. Im Keller soll es sogar ein großes Schwimmbad geben und im Erdgeschoß ein vorzügliches, aber auch teures Restaurant. Wir hatten die Bäuche von dem sehr preiswerten und trotzdem sehr guten anderen, kleinen Restaurant im gleichen Ort noch voll, weshalb es hier keinen Bedarf gab, die Qualitäten des Bahnhofsrestaurants zu testen. Trotzdem staunt man immer wieder, welche ungewöhnlichen Nutzungen es an Bahnhöfen zuweilen so gibt. Zum nächsten Ort fuhren wir gleich mit dem Auto, da uns sonst die Zeit zu knapp geworden wäre, da wir an dem Tag spätestens um 16 Uhr wieder zuhause sein wollten. In 6 km Entfernung wurde er erreicht und hier gab es ebenfalls ein Gebäude in einem völlig anderen Baustil, wo man sagen kann,

andersartiges Bahnhofsgebäude am nächsten Ort

dass es zwar wahrscheinlich aus der gleichen Bauzeit stammt, aber mit Sicherheit von einem ganz anderen Architekten entworfen wurde. Ein sehr geradliniger Bau aus rotem Backstein, der sicher nach preussischem Vorbild gebaut wurde, wie man ihn zuweilen auch bei Dorfschulen und öffentlichen Gebäuden aus dieser Bauzeit findet. Das Hauptgebäude ist schon relativ groß. Links schließt sich ein sehr kleiner, fast schon winziger Güterschuppen im gleichen Baustil an, von dem auf dem Bild nur der Anfang zu sehen ist, aber viel mehr kommt da nicht mehr.

Auf der Gleisseite ist ein später angebauter Vorbau eines Stellwerks, der in Betonbauweise mit Putzauflage errichtet ist. Offensichtlich wird dieses Stellwerk schon lange nicht mehr gebraucht, da die großen Fenster alle mit dicken Holzplatten verrammelt sind, die sogar sehr aufwändig mit dicken Dübeln in den Wänden verschraubt wurden. Diese Schutzmaßnahmen sind ihrerseits schon älteren Datums, da die Holzplatten, die aus stabilen Verschalungsplatten zurecht geschnitten wurden, alle schon stark ausgeblichen sind. Klar, dass ein Stellwerk dort heute keinen Sinn mehr macht, da es außer dem normalen Streckengleis hier keinerlei Gleisanlagen mehr gibt. Von hier gesehen folgt hinter dem Bahnhof ein Einfachst - Bahnsteig, der nicht gepflastert oder asphaltiert ist, sondern nur mit einer verdichteten Splittschüttung belegt ist. Eine alte Wartebank mit fest angebautem Überdach aus Blech sowie eine einsame Bahnsteiglampe vervollständigen das Bild des kleinen Landbahnsteiges, mehr kommt da auch nicht. Das zugehörige Dorf liegt rund 150 m links neben dem Bahnhof, die Verbindungsstraße ist noch aus altem Kopfsteinpflaster, welches mal in einer Anwandlung der Neuzeit überteert wurde, das ist aber auch schon so lange her, dass die meisten Teermassen längst abgeplatzt sind und das alte Kopfsteinpflaster kommt wieder hervor. Das Bahnhofsgebäude dient im Erdgeschoß heute als Werkstatt der Gemeindearbeiter dieses Orts, im Obergeschoss sind die Büros und Aufenthaltsräume der kommunalen Arbeitsbelegschaft untergebracht und im Dachgeschoss befindet sich eine Wohnung, die auch bewohnt ist. Als wir dort waren, sah man aber niemanden, alles war wie ausgestorben und innen dunkel, man sah aber durchs Fenster, dass an Werktischen wohl gerade rot-weisse Absperrpfähle aus Eisen hergestellt worden waren, wie man sie zur Abgrenzung von Parkbuchten oä. benötigt.

Etwa eine Woche später setzten wir unsere Exkursion in dem Bereich fort. Der nächste Bahnhof war nicht ganz so groß, wie der Stuttgarter Hauptbahnhof, aber nicht minder interessant. Er entpuppte sich mal wieder als Bahnhöfchen, in dem Fall sogar als besonders kleines Exemplar dieser Spezies. Ein einfacher Bahnsteig mit zwar aufwendigen Formsteinen als Rand, aber oben drauf nur Splittschüttung, das muss den Leuten hier genügen. Als Bahnhofsgebäude dient ein kompaktes Wellblechbüdchen, wo jeder gleich sagt, dass es nur ein vorübergehendes Provisorium

sein kann. Wie wir von einem Anwohner erfuhren, ein Provisorium, welches schon seit Ende des zweiten Weltkriegs Bestand hat! Vor dem zweiten Weltkrieg hatte an der Stelle ein richtiges Bahnhofsgebäude gestanden, welches im Krieg zerstört wurde. Dann kam 1946 dieses, aus verzinkten Wellblechelementen gebaute Büdchen als Bahnhofsersatz und tut noch bis zum heutigen Tag seinen Dienst. Keiner soll sagen, dass in solche Bahnhöfe nie investiert worden wäre. Die technische Neuzeit hat sogar Einzug gehalten, denn es verfügt über 2 Infrarot - Bewegungsmelder, der

noch ein Mini - Bahnhöfchen

erste befindet sich außen am Büdchen seitlich und schaltet die einzige uralte Bahnsteiglampe, die sich auf dem Holzmast hinter dem Büdchen befindet, nur dann ein, wenn sich Leute auf dem Bahnsteig aufhalten. Der zweite Bewegungsmelder ist in dem Büdchen und schaltet in diesem eine Lampe ein, wenn jemand rein geht, da es dort ansonsten immer finster wäre, da das einzige Fenster schon vor Jahren mit einer Wellblechplatte zugeschraubt wurde. Der Bewegungsmelder für die Bahnsteiglampe war aber vermutlich falsch eingestellt oder defekt, denn normalerweise sollen die die Bahnsteiglampe ja nur bei Dunkelheit anschalten, falls sich dann jemand auf dem Bahnsteig verläuft, aber die ging auch bei Tag an, sobald man dort herum lief. In dem Büdchen gab es eine sehr einfache Holzsitzbank, aber die Dorfbewohner hatten Eigeninitiative ergriffen und das Büdchen innen mit einem Zeitungsständer ausgestattet, der gut mit über 150 älteren Zeitschriften sowie mit ca. 30 leicht angeranzten Büchern bestückt war, die ihr erstes Leben zu ihrer aktuellen Zeit vor einigen Wochen schon hinter sich hatten, dann von den Bürgern nicht ins Altpapier entsorgt wurden, sondern in dem Ständer deponiert wurden, damit eventuelle Fahrgäste oder eher andere Dorfbewohner, die diese Zeitung nicht bekamen, sie dann eben zum Zeitvertreib etwas später lesen konnten. Das alte Wellblech - Bahnhöfchen ist somit auch in diesem Ort zugleich eine Art Dorfgemeinschaftshaus geworden. Wahrscheinlich nutzen es in der heutigen Zeit sogar mehr Leute als Dorftreff und nur noch wenige als Bahnstation. Das Dorf hat, laut dem Anwohner, nur um die 100 Einwohner, da gilt es als Luxus, eine funktionsfähige Bahnstation zu haben, an der sogar noch alle Züge halten. Die Anzahl der Reisenden ist erwartungsgemäß sehr überschaubar, er meinte, dass im Mittelwert etwa 2 Fahrgäste, wohlgemerkt pro Woche, dort ein- oder aussteigen würden. Das sei meist immer die gleiche Person, eine Art Seelsorger, der stets per Bahn aus dem weiter oben genannten größeren Ort mit dem “Daimon - Bahnhof” anreisen würde und hier in dem Dörfchen einige ältere Leute mit seelischem Beistand betreut. Manchmal führen einige ältere Frauen, die kein Auto haben, mit dem Zug von hier aus zu ebenfalls diesem Daimon - Bahnhof, weil es in dessen Ort noch etliche Geschäfte wie Bäckereien, Metzgereien und zwei Discounter geben würde, was es im näheren Umfeld dieses Mini - Dorfes schon lange nicht mehr gibt. Der letzte Tante - Emma - Laden im Nachbardorf habe schon 1981 für immer dicht gemacht. Eine Überraschung gabs am nächsten

ehemaliges Stellwerk, heute Einfamilienhaus

Bahnhof, bzw. in dessen Einfahrtsbereich, denn dort gab es noch ein schönes, altes Stellwerksgebäude, welches seinen ursprünglichen Zweck wohl ebenso verloren hatte, wie weit oben das relativ marode Stellwerk, aber hier wurde es zu einem sehr ungewöhnlichen Einfamilienhaus umgebaut. Unten ist der alte Backsteinsockel noch erhalten, während im oberen Bereich neuer Putz mit einer himmelblauen Farbgebung aufgebracht wurde. Im Gegensatz zu obigem Stellwerk liegt hier das nächste noch genutzte Gleis auch deutlich weiter vom Gebäude entfernt,

wodurch diese Art der Umnutzung sicherlich erst möglich wurde. Der dazu gehörige Bahnhof des Ortes bietet eine weitere Besonderheit, er wurde schon sehr früh, vor etwa 40 Jahren, an Privat verkauft und wird komplett als Wohnhaus genutzt, während der Bahnsteig etwas weiter vorverlegt wurde, so dass die Reisenden direkt von einem Parkplatz, der zugleich den Arbeitern einer benachbarten Chemiefabrik dient, auf den Bahnsteig gehen können. Dort gibts nur noch eine Bank mit Wetterdach und einen Automaten für die Fahrkarten. Der zugehörige Ort ist hier schon etwas größer, vielleicht um die 2.500 Einwohner. Der Bahnhof ist fast im

Bahnhofsgebäude seit 40 Jahren Wohnhaus

gleichen Baustil errichtet, wie der Bahnhof, der auf der Seite “Bahnstrecke” unter Nachtrag Nr. 3 genannt wird und der dort sozusagen als vorletzter Bahnhof dieser Bahn aufgeführt ist. Somit scheint auch das ein Baustil aus dem Katalog der damaligen Bahn - Normen für Bahnhöfe zu sein. Bei genauer Betrachtung erkennt man allerdings doch einige kleine Unterschiede: 1) der Vorbau des ehemaligen Bahnhofsstellwerks beginnt hier in der Mitte des Gebäudes, während er an dem genannten anderen Bahnhof bereits links an der Gebäudekante anfängt und wesentlich größer ist; 2) der rechtsseitige niedrige, eingeschossige Anbau fehlt hier völlig; 3) der Bauflügel mit den drei Fenstern im ersten Stock ist hier links und der mit zwei Fenstern rechts, das ist bei dem unter “Bahnstrecke” genannten Bahnhof umgekehrt; 4) es gibt keinen Dachunterstand am Stellwerk als Wartebereich; 5) hier der Bahnhof verfügt über keinen Kamin, während der andere gleich zwei davon hat. Das Dach scheint in den letzten Jahren komplett neu gekommen zu sein, wobei man auf die Kamine verzichtet hat, vermutlich wird mit Strom geheizt, da alle sonstigen Heizungsarten einen  Kamin benötigen. An der Stelle, wo früher mal der Zugang zum Bahnsteig war, befindet sich ein dichter Wust aus Bäumen und Unkraut, was wohl absichtlich so gemacht wurde, damit erst gar keiner Lust verspürt, dort über das heutige Privatgelände zu laufen. Die Fenster des Stellwerks wurden mit sogenannten Tränenblechplatten zugeschraubt, offensichtlich wird dieser Raum nicht genutzt. Ansonsten kann man sagen, dass das Bahnhofsgebäude einen sehr guten Eindruck hinterlässt. Im Umfeld des Bahnhofs und auch schon im Bereich des etwa 1 km vorher liegenden, oben gezeigten blauen “Wohn - Stellwerks” liegen noch relativ viele Gleise, die aber, mit Ausnahme des Streckengleises, alle stark verrostet sind, also wohl nicht mehr genutzt werden. Zum nächsten

Schöner, großer, falscher Bahnhof an falscher Strecke

Bahnhof fuhren wir eine (geglaubte) Abkürzung, da die Bahnstrecke in dem Bereich einen weiten Bogen um einen Berg macht, während diese Straße vermeintlich am Hang vorbei gleich in die richtige Richtung führt. Ein ähnlicher Orientierungsfehler war uns an anderer Stelle schon mal passiert, warum also nicht auch hier, könnte man sagen. Wir stießen zwar nach 4 km auf einen Bahnhof, was uns aber sogleich spanisch vorkam war, dass hier das Gleis

total zugewachsen war. Der große Bahnhof war kürzlich erst renoviert worden, nur die großen Rundbogen - Fenster fehlten offenbar noch und deren Löcher waren mit blauen Platten verschraubt. Der Bahnsteig sah frisch gefegt aus und sogar etliche Bahnsteiglampen standen zur Ausleuchtung der Nacht bereit, nur das Gleis war schon mit diversen mannshohen Bäumchen und jeder Menge Unkraut zugewachsen. Da auf der Strecke, um die es uns ging, heute noch regelmässig Züge fahren, musste dieses also ein anderer Bahnhof sein, da man wohl nicht erwarten kann, dass die Züge unterwegs vor diesem Bahnhof einfach wie eine U-Bahn oder die Donau in der Erde verschwinden, um an anderer Stelle wieder hervor zu treten. Schon bald stellte sich heraus, dass dies ein Bahnhof an der weiter oben am Daimon - Bahnhof abzweigenden, stillgelegten Strecke ist. Trotzdem haben wir ihn hier mit aufgeführt, weil uns das Gebäude so gut gefiel und um aufzuzeigen, wie schnell man sich da getäuscht hat, da in dem Bereich diese Strecke eben nur 4 km von der anderen Strecke entfernt liegt. Später wird dieser Bahnhof sicher nochmal gesondert gewürdigt, wenn wir uns diese Abzweigstrecke auch noch vornehmen. Das kann aber noch ein Weilchen dauern, in diesem Jahr wohl eher nicht mehr. So mussten wir per Landkarte erst mal für eine neue Orientierung sorgen. Schon bald war der richtige Bahnhof gefunden, der von dieser “Fehlstelle” rund 6 km entfernt lag. Ein sehr imposantes, großes Gebäude, mit einem sehr schönen, nostalgischen

Bahnsteig - Vordach als Wetterschutz für Reisende. Sowas fand man früher oft an vielen Bahnhöfen, aber mittlerweile sind solche Überdächer oft verschwunden. Oben im Bahnhof gab es, wie ich von einem Bahn - Beamten erfuhr, der dort Dienst tat, 4 Wohnungen im ersten Stock und eine weitere im Dachgeschoss, im

außergewöhnlich großer Bahnhof

Erdgeschoss sind auch heute noch zahlreiche Bahn - Büros und Technikräume untergebracht. Der Beamte erzählte, dass diese Büros eigentlich schon 1995 alle in einen Neubau in einer rund 15 km entfernten Stadt umziehen sollten, um so der zerstreuten Aufsplittung mancher Dienststellen entgegen zu wirken, jedoch dazu kam es nicht, weil die Bahn entdeckte, dass sie mehr Geld daran verdient, wenn sie diese neuen Büros in der Stadt an andere vermietet. So blieben diese Büros hier, was letztendlich die wenigen Beschäftigten in den Verwaltungsstellen erfreut, da sie fast alle hier in dem Ort wohnen und somit fußläufig ihren Arbeitsplatz erreichen. Der Baustil dieses Bahnhofs tanzt total aus der Reihe, er entspricht eher Bahnhöfen, wie wir sie schon öfters in Franken / Bayern gesehen haben. Der Ort selbst ist größer, von etwa 17.500 Einwohnern war die Rede, was für diese Gegend eher schon als Stadt gilt. An dem Bahnhof, der sich durchweg in einem wirklich recht guten Zustand präsentiert, gibt es durchweg auch noch etliche Angebote. Neben dem obligatorischen Fahrkartenautomaten gibts noch einen Schalter, einen großen Warteraum, daneben eine Bahnhofsgaststube mit angeschlossenem Kiosk für diverse Zeitungen und Süssigkeiten für Kinder und im letzten Raum ganz links befindet sich ein Reisebüro, was von einer privaten Reisebürokette betrieben wird, die Räume wurden dafür angemietet und irgendwie passt das ja als Ergänzung recht gut zu einem Bahnhof. An diesem Bahnhof herrschte mit Abstand der meiste Betrieb an der ganzen Strecke. Etwa 15 Fahrgäste fanden sich ein, um mit dem nächsten Zug davon zu brausen. Weiter

modernster Bahnhof der Strecke, aber leerstehend

ging es zum nächsten Bahnhof. Dieser bietet ebenfalls  eine Besonderheit, nämlich dass es mit Abstand der modernste Bahnhof der Strecke ist. Ein Zweckbau aus Beton, man könnte tatsächlich von einem Bahnhofs - Bungalow sprechen. Ausgerechnet dieser Bahnhof, der laut einem Schild auf der linken Seite 1967 erbaut

wurde, steht total leer und verfällt. Alle Fenster wurden mit Holzplatten vor Vandalismus geschützt, Türen mit dicken Eisenquerstreben verrammelt, alles wirkt stark verwahrlost. An der straßenseitigen Tür hängt das Schild eines Immobilienmaklers, auf dem der Bahnhof zu einem Preis von 35.000 Euro offeriert wird. Darauf heisst es, dass der Flachbau 110 m² Nutzfläche bietet, es kommen noch die Kellerräume dazu, das Gebäude ist voll unterkellert und das dazugehörige Grundstück ist 950 m² groß. Die Züge halten dort, allerdings nicht mehr auf Höhe des Bahnhofsgebäudes, sondern rund 100 m weiter nach links versetzt, wo man den Bahnsteig aufgehübscht hat. Es gibt sogar noch einen Güterschuppen, das ist dieser kleinere, quadratische Flachbau in der rechten Bildhälfte. Der wurde wohl schon verkauft, eine Firma lagert im Gebäude hunderte Zementsäcke und davor solche nässebeständigen Zementbetonplatten, wie man sie zum Ausbau von Badezimmern verwendet. Damit aber nicht genug der Kuriositäten an diesem Bahnhof, denn der ursprüngliche, ganz alte Bahnhof aus dem Baujahr 1915 steht auch noch, wenn man mal genau schaut, sieht man einen Teil davon sogar noch auf dem Bildchen, er ragt mittig hinter dem Neubau - Bahnhof empor und dient heute in den oberen Etagen als Wohnhaus und unten ist ein Eisenwaren - Handel drin, der Nägel, Schrauben, Muttern, Blechplatten und all so ein Zeug anbietet. Ursprünglich muss es mal so gewesen sein, dass in diesem Bahnhof dort, wo der Neubau - Bahnhof steht, noch etliche Gleise lagen, da es hier eine große Verladetätigkeit von einer Fabrik gab, die bereits 1965 abgerissen wurde. Dann kam man 1967 auf die Idee, diese Gleise zu entfernen und das neue Bahnhofsgebäude im damals hochmodernen Bungalow - Stil der sechziger Jahre zu errichten. Danach befand sich das alte Bahnhofsgebäude etwa 50 m vom Gleis entfernt. Zwischen diesem und dem neuen wurde eine Straße als Zufahrt zum neuen Bahnhof gebaut und das alte Gebäude verkauft. Ausgerechnet dieser Neubau steht nun heute leer und verfällt. Die nächste Station entpuppte sich als Bahnhöfchen, man

muss jedoch sagen, als ehemaliges Bahnhöfchen, denn Züge halten dort seit 1978 keine mehr, sie fahren durch. Im Vordergrund das eigentliche Gebäude des Bahnhöfchens ist schon stark verfallen. Das kleine Häuslein dahinter, welches früher ebenfalls Bahnzwecken diente, ist heute Wohnhaus, auch wenn man es sich bei der geringen Größe kaum vorstellen kann. Was heute fast schon abenteuerlich wirkt, der einzige Zuweg zu dem Häuslein führt über einen sehr

ein weiteres Bahnhöfchen, heute ohne Halt

schmalen, asphaltierten unbeschrankten Überweg, der sowohl für Fußgänger als wie auch für Autos als einzige Anbindung zu dem Winzighäuschen dient. Auf dem kleinen Foto erkennt man im Hintergrund noch ein Kind, welches gerade diesen nicht ganz ungefährlichen Überweg quert. Der Übergang ist auch deshalb gefährlich, weil die Strecke dahinter in einem unübersichtlichen Bogen zwischen dichtem Baumbewuchs nach rechts verschwenkt. Wenn von dort ein Zug kommt, und die fahren hier relativ flott, weil sie ja nicht mehr halten müssen, dann könnte es für manchen Überwegnutzer eng werden. Von  der anderen Seite hingegen (im Rücken des Fotografen), ist die Strecke auf Weite gut übersichtlich, da besteht diese Gefahr nicht. Vielleicht hat man sich auch gesagt, dass die Gefahr eher gering ist, weil außer den Bewohnern des Mini - Häuschens nutzt keiner den Überweg, da dieser Weg hinter dem Häuslein nur noch bis auf einen kaum befestigten Wendeplatz führt, wo die ihr Auto stehen haben, ansonsten geht es nicht mehr weiter, weil dichter Baumbewuchs folgt. Außerdem pfeifen die Züge schon mehrmals von weitem, schon lange bevor man sie sieht, schallt das durch den Baumbewuchs durch. Was etwas komisch ist, und auf dem Foto erkennt man es auch schon, ist, dass unzählige Bäume in dem Bereich abgestorben, also eingegangen sind und nur noch als dörre Gerippe dastehen, während es im Unterholz noch frisch grün blüht. Ein ortskundiger Mann meinte, das läge daran, weil in dem Bereich früher eine Verladestelle für Kalisalz gewesen wäre, wo dann auch schon mal einige Tonnen Salz pro Jahr daneben gerieten und den Boden nachhaltig bis heute derart überdüngt haben, dass es zwar schnell wachse, dann aber auch wegen Überdüngung noch schneller wieder eingehe. Im Rücken des Fotografen befindet sich übrigens noch eine Weiche, an der ein Abstellgleis nach rechts ausschwenkt, welches nach vielleicht 300 m an einem Prellbock endet. Das ist schon lange nicht mehr genutzt worden, da es nach etwa 50 m dicht mit Unkraut bewachsen und stark rostig ist.

Schienenbussonderfahrt in strömendem Regen

Unsere Reise ging weiter bis zum nächsten Bahnhof. Als wir gerade ausgestiegen waren, zog ein Gewitter auf, das sich gewaschen hatte. Strömender Regen und ein drastischer Temperatursturz von vorher 29 Grad auf etwa 19 Grad gingen einher. Das Gewitter verschwand, der Regen blieb. Nun hatten wir diesen Abschnitt der Exkursion an einem Sonntag gemacht, was wir sonst eher nicht tun, aber das war in dem Fall sogar noch

Glück, denn ausgerechnet an dem Tag gab es eine Sonderfahrt mit einem Schienenbus. Wir hörten vorher schon mehrmals aus der Ferne das Hupen, welches sich, vermutlich wegen Verschleiß der Hupenanlage, mehr wie das Tröööten eines hungrigen Elefanten anhörte. Als wir den brummigen Nostalgieexpress dann einfahren sahen, waren wir doch recht erstaunt. In dem Gefährt befanden sich vielleicht knapp 40 Eisenbahnfans, die auf diese Weise die Strecke noch mal so befahren wollten, wie es vor 50 Jahren üblich war. Übrigens, was man bei der Gelegenheit auf dem Bildchen so eben noch erkennen mag, das eigentliche Dorf, zu dem dieser Bahnhof gehört, befindet sich in fast 2 km Entfernung westlich. Man sieht mit etwas Mühe in der Bildmitte ganz klein hinten noch einige Häuslein dieses Örtchens zwischen dem Gebüsch und dem vermutlich künstlich aufgeschütteten Erdwall. Wenn die Bewohner des Ortes mit dem Auto zum Bahnhof wollen, müssen sie sogar rund 4 km fahren, da sie zuerst in Richtung Norden fahren müssen, um an den nächsten Bahnübergang zu gelangen, von diesem müssen sie dann wieder in Richtung Süden, um zum eigenen Ortsbahnhof zu kommen, da sich der Bahnhof auf der anderen, östlichen Seite der Gleistrasse befindet. Zufuss oder mit dem Rad geht man einen Feldweg, der rechts an dem künstlichen Damm vorbei führt und dann einfach über die Gleise, es sieht ja keiner. Während wir an

dem Bahnhof eine MIttagspause einlegten und uns im Auto über mitgebrachte Frikadellen und Butterbrote her machten, verzog sich der Regen und binnen weniger Minuten wurde es wieder brütend heiss und schwül. Bevor die Reise weiterging, haben wir von der anderen Gleisseite noch das eigentliche Bahnhofsgebäude fotografiert. Das ist in einem Baustil, den wir bereits an einigen anderen Bahnhöfen im 150 km-Umkreis (siehe etwas weiter oben) vorfanden. Mit 3 anderen Baustilen bildete dieser wohl eines der typischen Grundmuster für Landbahnhöfe meist von Orten mittlerer Größe. Es

das eigentliche Bahnhofsgebäude der Station

gibt dann nur verschiedene Variationen, die an die örtlichen Gegebenheiten und Bedürfnisse angepasst worden sind. So ist hier z.B. der Stellwerksvorbau ganz rechts kantenbündig am Gebäude angeflanscht, während er bei anderen Bahnhöfen dieses Baustils mittig oder öfters auch links angeordnet ist und vor allem in verschiedenen Stellwerksgrößen ausgeführt ist. Weitere Besonderheit hier, dass übergehend neben dem Stellwerk ein großer überdachter, seitlich offener Wartebereich für Fahrgäste zum Bahnsteig hin errichtet wurde. Einige Bahnhöfe dieses Baustils haben das auch, andere wieder nicht, dort endet diese Überdachung gleich am Stellwerksgebäude. Das Bahnhofsgebäude ist oben vom heutigen Eigner bewohnt und im Erdgeschoß betreibt dieser eine Manufaktur für Spanngurte, wo Gurte zum Verzurren von Ladung in Spezialgrößen hergestellt werden. An diesem Bahnhof gibt es heute sogar noch zwei Bahnsteige, die dem Luxus zu verdanken sind, dass die Station über ein Umfahrungs- Ausweichgleis verfügt, was an solchen Strecken heute eher selten ist. Ganz früher gab es zudem noch ein Abstellgleis mit Prellbock, das endete mal dort, wo hier der Jägerzaun an der verunkrauteten Rampe endet, über der es noch die blau lackierte Schiebetür des Bahnhofs - Lagerraums gibt. Dieses Abstellgleis soll vor über 30 Jahren abgebaut worden sein. Rund 150 m links neben dem Bahnhof gab es noch einige leer stehende, kleine Fabrikhallen, darin soll bis 2001 lustigerweise eine Nudelfabrik untergebracht gewesen sein. Rund 9 km weiter, im Vorfeld des nächsten Bahnhofs, hatten wir das Regenwetter wieder eingeholt, wegen der dort schon merklich höheren Berge hatten sich die Wolken mehr fest

kleines Industriegebiet am Rand der Strecke

gesetzt. In sehr eigenartig dunstig - regnerischem Klima gabs immerhin einiges zu sehen. Eine ältere Diesellok kam gerade mit einem einzelnen Waggon offener Bauart angekrochen, neben der Gleislage des Streckengleises befindet sich eine ältere Fabrik, die laut Infos eines Anwohners, Chlor für Schwimmbäder herstellen soll und zwar sowohl abgefüllt als Gas in entsprechenden Flaschen, als wie auch in fester Würfel- und Tablettenform für heimische Pools. Im Vordergrund gibts noch ein Abstellgleis, worauf sich

eine kleine, ältere Diesellok befand, die vor etlichen alten Personenzug - Waggons stand. Ob die damit Sonderfahrten für Touristen oder Bahnfreunde veranstalten, konnten wir in der Kürze der Zeit nicht klären. Jedenfalls machten alle Fahrzeuge einen außerordentlich gepflegten Eindruck, was den Schluß nahe liegen läßt, dass sie auch zuweilen eingesetzt werden. Für den Tag war dann aber Schluß, weil die weiterführende Straße zum eigentlichen Bahnhof, der nur 2 km weiter östlich lag, wegen Straßenbauarbeiten gesperrt war. Der ausgeschilderte Umweg wäre 16 km lang gewesen, weil er den kompletten Berg, den man hier im Hintergund schwach noch im Dunst erkennen kann, umfahren musste, wozu wir keine Lust mehr hatten, da es schon nach 15 Uhr war und wir gegen 16 Uhr wieder zuhaus sein wollten.

Etwa 3 Tage später setzten wir gleich genau ab diesem Bahnhof die Erkundung bei schönstem Sonnenschein fort. Nicht schlecht staunten wir über das sehr schöne, frisch renovierte Bahnhofsgebäude. Wir erfuhren, dass es erst Anfang des Jahres an einen Privatmann verkauft worden ist, der sogleich alles renovieren ließ. Die Wahl des Farbtons mit einer hellgelben, fast zitronengelben, Fassadenfarbe ist für einen Bahnhof sicher nicht alltäglich und deswegen erhielt dieser Bahnhof von uns auch gleich den passenden Spitznamen “Der Gelbe Bahnhof”. Alles wirkt sehr gepflegt, nicht nur der Bahnhof, auch der Bahnsteig piksauber, nagelneue Sitzbänke, bei Regen können die Fahrgäste in dem mittigen Raum des Bahnhofs sogar auf gepolsterten Sitzbänken verweilen. Ebenfalls fast schon kurios, in diesem Warteraum herrschte dauernd leise Musikberieselung nebst regionalen Nachrichten, die von

Frisch renoviert: der Gelbe Bahnhof

einem regionalen Radiosender eingespielt wurden. Dieser mittige Warteraum sowie der Raum auf der rechten Seite daneben, der sogar heute noch rund um die Uhr von einem Bahnbeamten besetzt ist, wurden von der DB nach dem Verkauf an Privat sofort zurück gemietet. Alle anderen Räume sind dann in der Nutzung des neuen Eigentümers, der die oberen Etagen bewohnt und die anderen Räume des Erdgeschosses, die nicht zu Bahnzwecken genutzt werden (links und straßenseitig), als Büros an einen Architekten vermietet hat. Wie man gleich sieht, liegt hier ein völlig anderer Baustil vor, als an allen anderen Bahnhöfen der Strecken der Umgebung. Alles wirkt einerseits wuchtiger und breiter, aber zugleich trotzdem etwas verspielter, mit mehr kleinen Feinheiten in Details. Das äussert sich z.B. in geformten Blind - Abrundungen oberhalb der Fensterreihen im zweiten Stockwerk, in Zierecken an allen Fensterkanten, die man auf dem Foto jetzt nicht so sieht, weil sie sehr klein ausgearbeitet sind, so dass man sie nur aus nächster Nähe erkennt. In diesem Warte - Innenraum setzten sich solche verspielten Kleinigkeiten fort, wie etwa dass oberhalb einer sehr schönen Wandtäfelung diese ihren Abschluß fand durch eine umlaufende Reihe roter Fliesen, die immer nach jeweils 4 Einzelfliesen durch einen kleinen Spiegel in der gleichen Größe unterbrochen wurde, was einen sehr interessanten Lichteffekt ergab, da davon in den so recht hoch angebrachten Spiegel-Fliesen das Licht der Deckenbeleuchtung teils an die gegenüberliegenden Wände reflektiert wurde. Der zugehörige Ort ist relativ groß, fast schon leicht städtisch, soll 7.900 Einwohner haben und liegt 100 m vom Bahnhof entfernt, quasi im Rücken des Fotografen, wenn man es auf das Foto beziehen möchte. Noch auf zum nächsten Bahnhof, der sich bereits nach nur

Bahnhof und doch kein Bahnhof mehr

knapp 3 km auftat. Das heisst, eigentlich auch wieder nicht. Es ist ein durchaus schönes Bahnhofsgebäude, eher klein, aber nicht wirklich klein, mit einem deutlich moderneren Anbau, in dem sich vermutlich mal ein Stellwerk befand. Nur der Bahnhof ist kein Bahnhof mehr, da keine Züge mehr dort halten. Der Bahnsteig ist noch vorhanden, wurde aber mit stabilen Gittern zum Gleis hin abgegrenzt. Das Gebäude ist an Privat verkauft, es dient oben als Wohnraum und bei unserem Besuch wirkte es so, als ob das gesamte Erdgeschoß

sowohl im Hauptgebäude, als wie auch in dem ungewöhnlichen Anbau ungenutzt leer stünden. Die Außenfassaden wurden vor nicht allzulanger Zeit mal neu weiss gestrichen. Wenig verständlich erscheint die Tatsache, dass ausgerechnet an diesem Bahnhof keine Züge mehr halten, da der Ort, der sich gleich hinter dem Bahnhof in Wurfweite erstreckt, doch schon relativ groß ist (über 3.000 Einwohner) und somit für ausreichend Bahnkunden sorgen könnte. Da die Absperrgitter zum Gleis hin stellenweise schon Rost ansetzten, wurde klar, dass die Stilllegung des Bahnhofs als Halt schon länger zurück liegt. Bei einem zweiten Rundgang entdeckte ich unter der Überdachung noch in einem Glaskasten einen alten Fahrplan, der aus dem Jahr 2006 stammte, was dann wohl das letzte Jahr war, in dem die Züge noch hielten. Kayla meinte, dass diese Stilllegung vermutlich damit zu tun hat, weil eben der Abstand zum vorherigen Bahnhof so gering ist. Im Zug muss es einem dabei früher vorgekommen sein, als würde er gleich nach dem Abfahren schon wieder stehen bleiben und viele kurz aufeinander folgende Halte fressen bekanntlich viel Fahrzeit, besonders wenn sich mehrere solcher nahen Stationen auf einer Strecke befinden. Lange Fahrzeiten spielen hingegen dem Auto als Verkehrsmittel sehr in die Tasche, also wenn man die Leute auf die Bahn locken will, müssen die Fahrzeiten kurz sein. Nach der Besichtigung dieses etwas ungewöhnlichen Bahnhofs beschlossen wir, ab dem Punkt die weitere Erkundung dieser Strecke abzubrechen, da es ab dort doch schon viel weiter aus unserer Region führt, als wir ursprünglich jemals erkunden wollten. Da diese Strecke ohnehin sehr lang ist und im Norden locker noch über 100 km weiter in ein anderes Bundesland führt, würde das hier zu weit führen, wenn wir die dort noch folgenden Bahnhöfe auch noch alle aufführen wollten. Wir wollen nicht ausschließen, dass wir im Laufe der Zeit vielleicht noch den einen oder anderen Folgebahnhof sporadisch ohne System dahinter aufsuchen und hier ergänzen, aber im Moment soll mit der systematischen Erkundung dieser Bahn an der Stelle Schluß sein.

Ergänzungen

1) Abzweigstrecke ab dem Daimon - Bahnhof

Wie weiter oben angedeutet, zweigt ab dem Daimon - Bahnhof eine Strecke in südliche Richtung ab. Die Strecke liegt noch, wird jedoch seit 2009 nicht mehr im Güterverkehr befahren, wobei der

zur Erinnerung, der Daimon - Bahnhof

Personenverkehr schon seit 2002 Geschichte ist. Bei einem neuen Besuch haben wir in einem das alte Daimon - Schild (vermutlich stammt es aus den 1930er Jahren) mal etwas näher fotografiert (siehe unten). Von dem Bahnhof selbst folgt links zur leichteren Erinnerung nur dieses Miniaturbildchen. Da an diesem Tag angenehme Temperaturen herrschten, beschlossen wir, diese

Abzweigstrecke auf dem Gleis abzuwandern, zumindest bis zum ersten Bahnhof, der nach dem Abzweigbahnhof folgt. Hier hinderte kaum Bewuchs am leichten Begehen der Trasse. Kayla meinte sogar, dass wahrscheinlich noch weiterhin solche Unkraut - Spritzzüge diese Strecke gelegentlich befahren würden, denn sonst müsste das mehr bewachsen sein. Vielleicht haben die ja vergessen, diese Bahn nach der Stilllegung aus dem Spritzplan zu nehmen, wer weiss. Weit oben

Daimonschild separat fotografiert
Streckenabzweig mal von der anderen (Süd) Seite gesehen

sieht man den Abzweig hinter dem Daimon - Bahnhof auf dem Bildchen mit dem Triebwagen von der Nordseite, also vom Ende des Bahnhofsbereichs aus gesehen. Hier haben wir mal kurz hinter der Kurve in die entgegengesetzte Richtung geknipst, also den gleichen Abschnitt von der Südseite aus gesehen. So sieht man hier mittig das Gleis der Hauptstrecke, die auch heute noch befahren wird, links das Gleis der abzweigenden Linie, um die es hier in dem Nachtrag geht und rechts das teils zugewachsene alte Abstellgleis. Besonderheit bei letzterem, obwohl es noch länger bis der Weiche im Vordergrund verläuft, steht mitten

im Gleis vor dem Baumbewuchs in der Kurve ein Prellbock, der dort später mal installiert wurde und dieses Gleis erst zum Abstellgleis degradierte. Ursprünglich war es somit mal ein Umfahrungs- oder Ausweichgleis. Der Daimon - Bahnhof liegt vor der Kurve nach links hinter den Bäumen und Büschen. Hier ist der Bereich in dem auf weit obigem Foto der Triebwagen verschwindet. Nach gut

5 km folgte nach einem leichten Gefälle der sehr gut erhaltene, bildschöne erste Landbahnhof dieser Bahn. Den selben Baustil hatten wir bis dato nur an einem Bahnhof, der auf der Seite “Abzweigbahnen” gezeigt wird, vorgefunden, allerdings waren einige Details hier etwas anders. Der Güterschuppen war hier kleiner und in älterer Fachwerkbauweise, während er an dem og. Vergleichsbahnhof größer und in Betonbauweise war. Der Stellwerksvorbau war hier auch wesentlich kleiner. An den Fenstern waren Rolläden angebracht, die alle

erster Bahnhof der Abzweigstrecke nach dem Daimon - Bahnhof

runter gelassen waren. Die früheren Haupteingangstüren für Bahnreisende und die Bewohner waren hier bahnsteigseitig nebeneinander, am Vergleichsbahnhof war die Eingangstür für die Bewohner an der Straßenseite. In jedem Fall war der Bahnhof renoviert und in sehr gutem Zustand. Auch hier sieht man das Gleis nahezu unkrautfrei, obwohl seit 2009 keinerlei regulären Züge mehr verkehren. Die ehemalige Ladestraße, die früher mal fast bis an den Nachbarort reichte, wurde in Teilen bereits mit Einfamilienhäusern bebaut. Früher war das alles rundherum mal freie Fläche, heute wächst das Dorf immer mehr um den Bahnhof herum, denn auf der dem Bahnhof gegenüber liegenden Seite der Straße gab es bis vor wenigen Jahren kein einziges Haus, jetzt stehen in dem Bereich schon vier Häuser. Dieses Phänomen der zunehmenden Bauwut findet man heute jedoch an vielen Orten. Der zugehörige Ort, eine 400 Seelen - Gemeinde, liegt rechts vom Bahnhof in knapp 70 m Entfernung.

alter, großer Fachwerkbahnhof

Zuerst hieß es für uns zurück zum Daimon - Bahnhof, um das Auto zu holen. Damit fuhren wir dann zum nächsten Bahnhof. Der entuppte sich als ein sehr ungewöhnliches und recht alt wirkendes Fachwerkgebäude. Wüsste man nicht, dass diese Bahnstrecke erst 1915 eröffnet wurde, hätte man vermutet, dass dieser Bahnof eher um 1870 - 80 erstanden wäre, was somit jedoch nicht so sein kann. Aus heute nicht mehr nachvollziehbaren Gründen hatte man sich beim Bau vermutlich entschieden, hier einen örtlichen Architekten zu beauftragen, der dann dass umgesetzt hat, was für ihn damals ortsüblich war, nur eben an die anderen

Bahnbedürfnisse angepasst. Das Fundament und das Erdgeschoss sind in massiver Bruchstein - Bauweise errichtet, während alles darüber in Fachwerkbauweise hochgezogen wurde. Hierbei gibt es wieder die Besonderheit, dass man das Holzfachwerk zwar, wie üblich als Sichtfachwerk frei ließ, jedoch die einzelnen Gefachte, die mit Ziegeln zugemauert sind, alle einzeln verputzt hat. Meistens ist es eher üblich, dass die Gefachte frei bleiben, so dass man auf die dort verbauten Ziegelsteine blicken kann, das hat man hier nicht gemacht. Insgesamt wirkt das Gebäude von außen ziemlich stark renovierungsbedürftig, wobei vor allem die zuletzt genannten Verputzungen der einzelnen Gefachte einiger Aufarbeitung bedürfen. Der Bahnhof ist in den Obergeschossen bewohnt, im Erdgeschoß befindet sich ein Dorfgasthof, der allerdings kürzlich geschlossen wurde, weil er wohl nicht mehr rentabel war. Vorne existiert gleisseitig noch der komplette alte Bahnsteig, auf dem sich sogar noch die alten Bahnsteiglampen befinden. Als der Gasthof noch geöffnet hatte, wurden auf dem alten Bahnsteig im Sommer Tische, Stühle und Sonnenschirme aufgestellt, so dass er als eine Art Biergarten genutzt wurde. Alles wirkt leider etwas heruntergekommen, da wurde sicher schon seit 40 Jahren nichts mehr investiert, aber die Bausubstanz als solche macht eigentlich noch einen relativ guten Eindruck. Mit etwas neuer Farbe auf den Gefacht - Verputzungen könnte man das Gesamtbild meines Erachtens schon erheblich aufwerten, so wirkt es einfach nur trist und sehr abgelebt. Ab hier wanderten wir wieder über die Gleise bis zum nächsten Bahnhof, der 4 km später

folgte. Dieser Bahnhof ist wieder in einem der 3 hier typischen Baustile errichtet, wie wir ihn bereits an mehreren Bahnhöfen der Region vorfanden. In dem Fall hier ist es mal wieder eine Ausführung mit dem Anbau auf der linken Seite, wie wir ihn in der Machart bislang erst einmal vorfanden. Auch der Bahnhof bekam von uns gleich einen Spitznamen “Der HB - Bahnhof”, weil vorne an dem Anbau noch ein altes Blech - Reklame - Schild für die Zigarettenmarke HB hing, mit dem einst berühmten HB - Männchen drauf, einer Karikatur, die

Der HB - Bahnhof, bekannter Baustil mit HB - Männchen

früher in kleinen Werbe - Trickfilmen stets vor Wut durch die Decke ging, weil ihr alles mißlang, wenn sie keine HB - Zigarette geraucht hatte. Diese Werbung war so lustig, dass sie seinerzeit ausgerechnet bei Kindern die Zuneigung für die Zigarettenmarke sicherte und diese so zu zukünftigen HB - Rauchern heranzog. Sie war einfach einprägsam, nicht nur bei Kindern, und man kann diese Werbefigur sicherlich als gelungenen Clou der Werbung der 50iger und 60iger Jahre bezeichnen. Auf dem Foto kann man das HB - Männchen leider nur noch sehr vage erkennen, es ist gleich vorne zwischen der Dachrinne und dem ersten kleinen Fenster des Anbaus. Wir werden diesen Bahnhof allerdings aus ganz anderen Gründen noch mehr in Erinnerung behalten. Kaum waren wir auf dem Bahnsteig angekommen, da brüllte uns aus dem ersten Stock schon eine sehr zerrupft aussehnde, magere Frau an, dass wir dort “Land gewinnen sollten” und sie ihre 4 Hunde auf uns hetzen würde, falls wir nicht sofort verschwinden würden. Von innen hörte man schon das nervöse Knurren und Kläffen mehrerer Köter. Zunächst glaubten wir, dass wir, ohne unser Wissen, schon auf Privatgelände herumlaufen würden, da diese zerknirschte Alte vielleicht den Bahnhof nebst Umland gekauft hat, weil die sich so aufspielte, aber später lichteten sich die wahren Gründe. Uns liegt nichts mehr fern, als unerlaubt das Privatgelände anderer Mitmenschen zu betreten, das haben wir selbst ja auch nicht gerne, aber auf Anhieb sah hier alles leerstehend und verwahrlost aus. Es wirkte so, als habe man vor zig Jahren mal versucht den Bahnhof gelb anzustreichen, wobei man jedoch einfach über morschen Putz hinweggestrichen hat, ohne die Schadstellen vorher auszubessern. So platzte der neue Lack kurz danach wieder ab oder die Feuchte bildete gleich zahlreiche Stockflecken, die sich mit der neuen Farbe wieder zu ganz neuen Braun- und Gelbtönen verbanden. Als wir schon rüber zur Straße gegangen waren, worauf sich die zeternde Alte beruhigte, kam von dort ein lachender Passant vorbei, der das Spiel kannte, weil er schräg gegenüber in einem Haus auf der anderen Straßenseite wohnt. Der erzählte uns gleich, dass diese Frau sehr nervös wäre, was das Betreten des Bahnhofsumfeldes beträfe, weil sie illegal darin hausen würde und so eigentlich jeden Tag damit rechnen müsste, von der Polzei zum wiederholten mal dort raus geholt zu werden. Zusammen mit ihrem Gatten, einem versoffenen Berufs-Pleitier, würden sie ständig dort die Leute anmachen, die sich nur auf 50 m dem Gebäude nähern. Wie gesagt, der Bahnhof gehört denen überhaupt nicht. Das ist so eine Art Hausbesetzung, was die dort praktizieren. Der Passant sagte aber auch, dass kürzlich ein Privatmann aus dem Nachbardorf den Bahnhof gekauft hätte, der mit sicherer Pose meinte, dass er dieses Pack innerhalb von einem Monat dort rausfegen wird, egal mit welchen Methoden. Deswegen sind diese Bahnhofsbesetzer jetzt wohl auch besonders nervös, weil sie ahnen, was auf sie zukommt. So gesehen hätte man es unter den Bedingungen ja darauf ankommen lassen können und weiter alles besichtigen, weils denen ja nicht gehört, aber wir hatten auf solchen sinnlosen Terz keine Lust und zogen weiter. Ab diesem Bahnhof  verläuft die Strecke in

ländliche Idylle im Streckenverlauf

einem weiten Tal, umrahmt von den nun etwas weiter entfernt liegenden, seichten Bergrücken. Alles sehr harmonisch und idyllisch. Einige winzige Dörfer und einzelne Aussiedler - Bauernhöfe taten sich am Rand auf, in dem Bereich war auffallend angenehm frische Luft. Es mag komisch klingen, aber da machte das tief Einatmen richtig Spaß und man hatte den Eindruck, dass diese frische Luft einen gleich wacher und agiler

macht. In dem Bereich auf obigem Foto war früher mal eine Ladestelle, das Ladegleis nebst Weichen liegt auch heute noch. Die Ladestraße ist zugewachsen. Einen Bahnhof oder Haltepunkt gab es dort nie, das diente früher puren Güterzwecken, es soll dort mal eine Fabrik für Beton-Gehwegplatten gegeben haben. Nach 5 km wird die Landschaft wieder steiler, es folgt eine alte Stahlbrücke, unter der ein breiter Bach fließt. Die Sonne heizte inzwischen erbarmungslos alles bis an

alte Stahlbrücke kurz vor dem Endbahnhof
Der Endbahnhof dieser kurzen Abzweigbahn

den Rand des Unerträglichen auf. Die kam plötzlich mit voller Leistung wieder hervor. Waren es im Talbereich zuvor noch vielleicht 23 Grad, so wurde man im Umfeld der Brücke mit fast 35 Grad doch sehr unangenehm ins Schwitzen gebracht. Das lag natürlich nicht an der Brücke, sondern daran, weil sich bis dahin das Wetter geändert hatte. Nur kurz nach der Brücke wurde schon der Endbahnhof dieser Linie erreicht. Ein vom Baustil sehr ungewöhnlich gebauter Bahnhof, den man wohl zu den Zeiten der “rosaroten Jahre” der Bahn zum letzten

mal neu gestrichen hatte. Damals, ich glaube es war Mitte der 1970er Jahre, hatte die DB mal über mehrere Jahre, vielleicht bis Mitte der 1980er Jahre, so komische Sonderpreisaktionen, die u.a. unter dem Titel das rosarote Ticket oder rosarote Bahnwochen usw. vermarktet wurden, oft noch in Zusammenhang mit einem rosaroten Elefanten, natürlich als Trickfigur. Das war genau dieser Farbton, der zu dieser Zeit diese Werbung zierte. Manch ein Bahnhof, der damals gerade zur Auffrischung anstand, wurde zu der Zeit in dieser, doch eher gewöhnungsbedürftigen Farbe gestrichen. Auch im Raum Stuttgart, wo ich damals noch lebte, traf das einige Bahnhöfe, die mit dieser Schwulenfarbe verschandelt wurden. Während die so verunstalteten Bahnhöfe in Ballungsgebieten meistens nach einigen Jahren wieder mit einer angenehmeren Farbe umlackiert wurden, hat sowas an solchen wenig genutzten Bahnhöfen bis heute überlebt. Die gesamte Infrastruktur vom Bahnbetrieb war noch so vorhanden, als wolle man alles in einigen Tagen oder Wochen wieder eröffnen. Der Güterschuppen war hier nicht am Bahnhof angebaut, sondern stand etwa 200 m abgesetzt davor (nach links gesehen). Eine ältere Dame, die am Nachbarhaus, welches rund 100 m rechts vor dem Bahnhof liegt, einige Sträucher am zurecht schneiden war, entpuppte sich als gut informiert und sehr redselig. Sie erzählte, dass der Bahnhof mit 9.000 m² Umland im Mai von einem Mann gekauft worden sei, der zudem bereits 11 andere Bahnhöfe im Umland von 100 km besitzen würde. Er habe damit wohl das Dutzend voll gemacht. Bislang sei aber noch nicht viel geschehen, der käme spätestens jeden zweiten Tag mal für ein paar Stunden vorbei, würde etwas aufräumen oder sauber machen und dann wieder verschwinden. Im Obergeschoss gibt es wohl 2 Wohnungen, die beide schon lange leer stehen, die der neue Eigentümer bald renovieren möchte, um sie dann als Ferienwohnung tage- oder wochenweise zu vermieten. Im Erdgeschoß, wo die großen Bahnräume sind, soll im nächsten Jahr alles renoviert und zu einem Dorfladen umgebaut werden. Das erfreute die Dame besonders, da es in dem Ort schon seit über 6 Jahren kein einziges Geschäft mehr geben würde, obwohl immerhin 1.350 Einwohner dort leben sollen. Spätestens dann wird auch die rosa Farbe einem dezenteren Anstrich weichen müssen. Wie die Dame auch noch sagte, soll es für die Gleisanlagen sogar noch einen Bestandsschutz geben, diese dürften nicht abmontiert oder verändert werden, obwohl schon seit 2009 keine Züge mehr fahren, das hätte sie in der örtlichen Mitteilungszeitung gelesen. Das könnte auch erklären, warum die Gleise noch weitgehend unkrautfrei sind. Für solche Maßnahmen muss es in der Regel dann aber auch einen echten Grund geben, vielleicht wird die Strecke aus nicht näher propagierten militärischen Gründen weiter vorgehalten, da es an diesem Ort, bzw. genau genommen etwa 2 km vorher, ein großes Lager vom Militär gibt. Es ist aber mehr wohl eine Art Materiallager, also keine Kaserne oder sowas. Was dort genau lagert, weiss keiner, meinte die Dame, die einen glauben, es wären Ersatzteile, andere glauben gar an Bomben oder Munition. Von außen sieht man in dem Bereich nur 2 einfache, mittelgroße Hallen aus Stahl, wie sie tausende Industriebetriebe auch haben, und dass das ganze Gelände weit umzäunt ist. Immerhin gibts an dem Endbahnhof auch noch 2 Abstellgleise und das sogenannte Umfahrungsgleis, an dem ggf. eine Lok den eigenen Zug umfahren kann, um sich wieder davor zu setzen, wenn die Rückfahrt ansteht. Dabei bildet das Umfahrgleis gleichzeitig die Grundlage für den zweiten Bahnsteig, der aber schon sehr marode aussieht und laut der älteren Dame nie wirklich genutzt wurde, da früher die Reisenden immer am gleichen Hausbahnsteig einstiegen, wo vorher die ankommenden Fahrgäste ausgestiegen sind. Bei aller Zuversicht erscheint es jedoch trotz des Erhalts der Gleisanlagen mehr als fraglich, ob diese kleine Abzweigbahn jemals wieder in Betrieb gehen wird. Zumindest im Personenverkehr kann man die Wahrscheinlichkeit, dass das passiert auf weit unter 5 % ansiedeln. Es gibt zwar entlang der Strecke einen minimalen,  mageren Tourismus, wobei es ab und zu einige Gelegenheitsreisende verschlägt, die gezielt Urlaub weit ab von jeglichen Tourismushochburgen machen wollen und dabei doch noch ein gewisses Mindestmaß an landschaftlichen Reizen genießen möchten, aber die kommen heute mit dem Auto, da man ohne das hier ohnehin aufgeschmissen wäre. Auch Buslinien gibt es in dem Bereich kaum, was sicher auch daran liegt, dass gerade im hinteren Bereich der Strecke die Ort vorwiegend sehr klein sind und somit nicht viele Nutzer des ÖPNV generieren können.

2) Abzweigstrecke ab dem Bahnhöfchen ganz oben

Oben, am Anfang dieser Seite wird ein Bahnhöfchen gezeigt, welches zwar ausgeprägte Bahnsteiganlagen besitzt, aber kein Bahnhofsgebäude. Damals stellten wir fest, dass ab dort einst

Bahnhöfchen mit Abzweigstrecke, Miniformat

(oder bis vor kurzem) eine weitere Abzweigbahn ihren Ausgang nahm. Zur Erinnerung sind hier als Miniaturen die betreffenden Bildchen von dem Bahnhöfchen und dem Ende

Heutiges Ende dieser Abzweigstrecke, Miniformat

dieser Strecke. Das Ende entspricht dabei nicht dem einstigen Ende dieser Strecke, es folgt schon nach 6 km, ab dort hat man Gleise bereits abgerissen. Auf unserer Begehung dieses Reststummels stellten wir erfreut fest, dass bei

Kilometer 4,2 ein recht großes Bahnhofsgebäude steht, welches aus Feinsandsteinen errichtet ist, aber hier nicht dem rötlichem Feinsandstein, sondern in hell beigegelbem Sandstein. Dabei ist Bahnhof wesentlich größer, als das vorgelagerte Abzweigbahnhöfchen, was das Gebäude betrifft. Wie schon oben erwähnt, auf der Strecke fährt rein gar nichts mehr. Rund 2 km hinter diesem Bahnhof folgt die oben gezeigte Stelle, an der die Gleise mitten in der Landschaft zwischen Wiesen

erster Bahnhof dieser Abzweigstrecke

und Büschen enden, weil sie ab dort abgebaut wurden. Trotzdem verhalf uns dieser Bahnhof zu zahlreichen neuen Erkenntnissen. Das Gebäude ist etwas seltsam gebaut, was man aber erst auf den zweiten Blick bemerkt. An der Gleisseite wirkt alles wie aus einem Guß, nicht so seitlich oder von der Straßenseite. Links gibt es an der Gleisseite einen niedrigen, eingeschossigen kurzen Anbau, der in Richtung Gleis etwas über steht. Der reicht an der linken Seite aber nur ungefähr bis zur Hälfte der Seitenwand. Dort folgt dann ein noch schmälerer Anbau, der genauso hoch ist, wie das Hauptgebäude, der aber über ein eigenes Dach verfügt, welches straßenseitig in das Dach des Hauptgebäudes übergeht. Bei genauer Betrachtung erkennt man diesen eher nur wenig überstehenden, hohen Anbau auf der linken Bildseite im Hintergrund. Man mag sich fragen, warum baut man so ein verschachteltes Konstrukt? Die Antwort ist allerdings relativ einfach. Dieser hohe, kurze Anbau beherbergt den größten Teil des Treppenhauses, dadurch geht im Hauptgebäude fürs Treppenhaus kaum Platz verloren und die nutzbare Zimmergröße wächst. Der Bahnhof befindet sich seit ein paar Jahren in Privateigentum, wie wir vom freundlichen Bahnhofsbesitzer höchstpersönlich erfuhren. Der Mann war gerade damit beschäftigt, einen Raum im ersten Stock zu renovieren und sah, dass wir dort fotografierten. Er gesellte sich dann zu uns und so entstand ein angenehmer Wissensaustausch, wobei er uns noch Kaffee, Sprudelwasser und Kokos-Plätzchen anbot, die sehr lecker waren. Er wusste da einiges zu berichten. Der Bahnverkehr wurde dort 2007 eingestellt, es gab bis 2014 aber noch gelegentliche Sonderfahrten. Bei Eiseskälte in diesem Februar wurde die Strecke ab der gezeigten Stelle abgerissen. Ursprünglich führte sie noch etwa 15 km weiter. Laut seinen Angaben hätte er für den Bahnhof nebst 2.400 m² Umland nur 42.000 Euro bezahlt und das für ein Gebäude mit insgesamt 320 m² Wohnfläche. Im Kaufpreis enthalten ist auch noch ein leicht verfallener Güterschuppen, der abgesetzt links rund 30 m neben dem Bahnhof steht. Den gesamten ersten Stock will er als Wohnung für sich herrichten, einen Teil der Erdgeschosses ebenfalls, dort plant er den Einbau einer riesigen Küche. In dem ehemaligen Stellwerksraum, in dem niedrigen Anbau links, plant er eine Art kleines Eisenbahnmuseum einzurichten, welches in erster Linie an den früheren Bahnbetrieb dort vor Ort erinnern soll. Dazu hat er bereits hunderte alte Fotos aus der Gegend und diverse Utensilien zusammengetragen. In zwei größeren Räumen des Erdgeschosses sollen riesige Kopierer aufgestellt werden, da er beruflich als Einmannbetrieb im Auftrag von Universitäten für deren Bedarf Pläne wie Land- und Stadtkarten als Riesenkopie herstellt. Zur Zeit hat er diese Anlagen noch in einem angemieteten Gebäude in einer Nachbarstadt stehen. Zum obigen günstigen Einkaufspreis des Bahnhofs ist noch zu sagen, dass sich dazu doch erhebliche Investitionen gesellen, die nötig sind, um das Gebäude wieder nutzbar zu machen. Am Dach müssen große Bereiche erneuert werden, es sei sogar zu überlegen, das Dach vielleicht komplett zu erneuern, da es dann in einem Aufwasch optimal wärmegedämmt werden kann. Eine Heizung muss installiert werden, da aus Bahnzeiten nur eine Uralt - Ölheizung fürs Erdgeschoss vorhanden ist, deren Kessel von 1964 stammt, während im Obergeschoss nur Kohleöfen genutzt wurden. Eigentlich müssten auch neue Fenster rein, aber da spielt der Denkmalschutz nicht mit, da das Gebäude und auch sogar der (hier nicht sichtbare) abgesetzte Güterschuppen unter Denkmalschutz stehen. Man könnte zwar von Fachfirmen entsprechend optisch gleich aussehende Neufenster mit Isolierungen nach heutigem Stand nachbauen lassen, das würde für das Gesamtgebäude aber so teuer, dass es das Budget des Bahnhofskäufers überstrapazieren würde, wie er selbst sagte. Auf dem Dachboden habe er noch mehrere 100 Kilo an alten Bahnunterlagen gefunden, wie Kursbücher, Hefte und Bücher für Schulungen, große Fahrplantafeln, die ältesten davon aus dem Jahre 1941, aber im Zustand fast wie neu. Da hätte jeder Eisenbahnnostalgiker seine helle Freude dran. Erst durch diese alten Unterlagen kam der heutige Bahnhofsbesitzer darauf, dass rund 150 m rechts vom Bahnhof damals mal ein Anschlußgleis einer Firma oder sowas ähnliches gelegen haben muss. Heute sieht man von Anschlußgleis und Firma gar nichts mehr, in dem Bereich gibts nur endlose Rasenwiesen. Etwas Sorgen bereitet ihm noch ein seltsames Entsorgungs - Vorhaben. In einem der Erdgeschossräume wären hunderte von alten, riesigen Bleiakkumulatoren installiert, die wohl früher mal als Notstromversorgung bei Stromausfällen für die Bahnhofstechnik dienten. Die Bahn hatte es vor dem Verkauf versäumt, den Kram auszubauen und das ist auch nicht so einfach, da sie mit Schwefelsäure gefüllt sind und pro Stück 50 kg wiegen. Er hat inzwischen aber einen Verwerter an der Hand, der die Dinge wegen des relativ hohen Bleiwerts abmontieren und mitnehmen will. Wie der Mann sagte, habe er kurz nach dem Kauf des Bahnhofs gleich Ärger mit einem ortsansässigen Wirt bekommen. Der hatte nämlich auch auf den Bahnhof geboten, weil er daraus eine Gastwirtschaft machen wollte, da sich das aufgrund des Umgeländes und des Gebäudezuschnitts dafür hervorragend eignen würde. Der Wirt hatte zu wenig dafür geboten und den Zuschlag erhält nun mal der Höchstbietende. Deswegen war der Wirt sauer und hatte den heutigen Bahnhofsbesitzer daraufhin beschimpft und bedroht. Die Wogen glätteten sich erst, als der Wirt mitbekam, dass der heutige Eigentümer dort keinerlei gastronomischen Dinge plant. Der hatte wohl befürchtet, dass er so unliebsame Konkurrenz bekommen würde. Theoretisch ging unsere Reise nun weiter zum nächsten Bahnhof dieser Strecke, aber man wird sich entsinnen, dass selbige rund 2 km hinter diesem Bahnhof mitten in der schönen ländlichen Idylle endet. Rund ein halbes Jahr nach dem Abbau der Gleise dürfte es jedoch keine Schwierigkeit sein, den restlichen Verlauf der Trasse noch zu finden. So ganz einfach wurde es dann doch nicht. Das lag daran, weil eine Dorfgemeinde rund 1 km hinter diesem abgeschnittenen Gleisende, wohl sehr scharf auf das Landstück der alten Trasse war, da es bis dato genau hinter einem Neubaugebiet herführte und nun kurz nach dem Abbau der Strecke einfach platt gemacht und in das Neubaugebiet einverleibt wurde, damit man auch darauf noch Parzellen für Häuslebauer anbieten kann. In diesem Ort sah man in der Bahnlinie ohnehin nur eine störende Sache, weil die damals, wohlgemerkt um 1912 - 1915 herum, die Strecke zwar ein Stück über das Gebiet dieses Dorfes laufen ließen, dort aber keinen Bahnhof, keinen Haltepunkt, rein gar nichts errichteten, im nächsten Nachbardorf hingegen schon, obwohl dort noch nicht mal gemeindeeigenes Land von der Bahn tangiert wurde. Da waren die Dörfer früher wegen solcher Privilegien oft verfeindet und einer gönnte dem anderen das Weisse in den Augen nicht. Wegen dieser früheren planerischen Entgleisung, dass die Bahn zwar viel Dorfland für die Bahnstrecke beanspruchte, das Dorf aber keinen Nutzen davon hatte, war man dort also nie gut auf die Bahn zu sprechen. So verwundert es selbst heute nicht, dass man sofort nach dem man den “Teufel Bahn” los war, den alten Bahndamm platt gemacht und überplant hat, damit das bloß keiner mehr rückgängig machen kann. Nach etwas Suchen fanden wir rund einen weiteren km südwestlich von dem Dorf dann aber wieder die Überreste des alten Bahndamms. Nach weiteren 3 km wurde dann

Bahnhof Nummero 2 dieser Linie, zugewachsen und zum Verkauf stehend

weit vor den Toren des nächsten Dorfes der alte, gleislose Bahnhof erreicht. Ein sehr verschachteltes Gebäude, welches sofort den Eindruck erweckte, dass es zu verschiedenen Bauepochen bruchstückhaft um diverse Anbauten erweitert wurde. Den ältesten Teil des Gebäudes sieht man hier kaum, weil er mittig von den Bäumen verdeckt wird, dann rechts kam in ähnlichem Baustil ein fast gleich großer Gebäudetrakt nebst einem niedrigen Verbindungsbau daran. An diesen wurde vermutlich nach dem zweiten Weltkrieg

ein eckiger Gebäudekasten sowie ein neuer Güterschuppen in Betonbauweise angebaut. Es wäre auch denkbar, dass das urspüngliche Gebäude auch soweit reichte, aber im Krieg teils zerstört wurde und dann so auf diese etwas schmucklose Weise mit neuen Baumaterialien im Stil der Nachkriegszeit wieder neu aufgebaut wurde. Rundherum ist alles dicht mit Bäumen zugewachsen und alles steht ungenutzt leer, aber nicht nur das, es steht auch zum Verkauf. Als wir gerade dort staunend herum irrten, traf ein Makler mit 2 Kaufinteressenten zwecks Besichtigung ein. Er fragte uns, ob wir auch Kaufinteressenten wären, was wir sofort bejahten und so konnten wir an einer Besichtigung teilnehmen. Während der Baukomplex von außen etwas von einem verwunschenen

Schlösschen hatte, war er von innen erstaunlich gut erhalten. In manche Räume hätte man sofort einziehen können, ohne groß was zu machen. Auch beeindruckend fanden wir den großen Gastraum der Bahnhofsgaststätte, der für sich genommen schon 65 m ² Fläche hatte und auch gut als Tanzsaal hätte durchgehen können. Früher wurde er wohl auch zu solchen Zwecken mal genutzt. Eine in die Wand eingelassene alte Bahnhofuhr zierte noch den Bereich über der Haupttür und war auf halb 7 stehen geblieben. Weitere Fakten zu dem Bahnhof sind, dass dort insgesamt 430 m² Wohn- und Nutzfläche im Gebäude sind, weitere 100 m ² im Güterschuppen, alles voll unterkellert,

guter erhaltener Gaststättenraum im Bahnhof

beachtliche 12.700 m² Grundstück im Umland gehören ebenso dazu, wie 2 eigene Wasserbrunnen, wovon einer im Kellergewölbe im Boden installiert ist und der zweite in einem eigenen Häuslein auf dem riesigen Grundstück rund 100 m weiter hinten zwischen den Bäumen installiert ist. Beide Brunnen funktionieren heute noch wie am ersten Tag und liefern bei Bedarf pro Stunde mehrere tausend Liter frisches Wasser, was man nach den heutigen Gesetzen aber nicht als Trinkwasser nutzen darf, nur als Brauchwasser. Es gibt, was bei alten Bahnhöfen keineswegs selbstverständlich

ehemaliger Schalterraum neben Bahnsteigtür

ist, im ganzen Haus eine Ölzentralheizung, deren Kessel und Brenner aber schon 20 Jahre auf dem Buckel haben, also wohl neu müssen, aber immerhin die Heizkörper und die Leitungen brauchen nicht neu installiert zu werden, was ja den Hauptdreck verursachen würde. Im Erdgeschoss gibt es im Schalterraum sogar noch den Fahrkartenschalter, der zum Schutz der Scheiben mit einer zusammenschiebbaren Holzvertäfelung eingefasst ist, die man seitlich verschieben kann, wenn man den Schalter öffnet. Darüber steht noch für die Fahrkartenkäufer ein Warnhinweis in rot: “Bitte nicht drängeln”. Ob der Andrang an diesem relativ abgelegenen Landbahnhof wirklich jemals so groß war, dass ein solcher

Hinweis tatsächlich vonnöten war, das ist fraglich. Seitlich hinter dem Schalterraum ist das geräumige Büro des früheren Chefs vom Bahnhof, dem Bahnhofsvorsteher. Dort hängt sogar noch eine Uralt - Glaskugellampe für Glühbirnen mit Rohrstab an der Decke, wie ich sie sicher schon seit 50 Jahren nicht mehr gesehen habe. In dem Raum hatte vor einiger Zeit schon mal jemand damit begonnen, die alten Raufaser - Tapeten zu lösen, dann aber wohl die Lust verloren und nicht mehr weiter gemacht. Internetanschluß gibt es in dem Büro natürlich noch nicht. Über

Bahnhofsvorsteherbüro im Erdgeschoß
Teilansicht Treppenhaus im Bahnhof

eine, wie ich finde, sehr schöne Holztreppe im Treppenhaus ging es in die nächste Etage, wo sich durchweg sehr gut erhaltene Zimmer präsentierten. Dabei gab es zwei Kategorien von Zimmern: a) einfache Zimmer und b) gehobene Zimmer, die beide je nach ihrem gleichen Grundmuster gestaltet waren. Die einfachen Räume

waren halt normale Zimmer, wie man sie in jeder Wohnung findet, wie man sie u.a. als Schlaf- oder Arbeitszimmer, Kinderzimmer u.ä. nutzt. Deren Zustand war, trotz der Einfachheit, sehr gut, es gab weder abgeplatzte Putzstellen noch Schimmelbefall. Supergerade Böden, dicht schließende Fenster, also alles Dinge, die dem künftigen Käufer sicher Freude bereiten werden.

Zimmer der normalen Art
großes Zimmer der gehobenen Art

Die gehobenen Zimmer, die wohl in erster Linie als Wohnzimmer gedacht waren, waren allesamt mit der gleichen, hochwertigen halbhohen Holzvertäfelung im Kastenformat ausgekleidet und vor allem riesengroß. Die Raumgröße kommt auf dem Bildchen nicht so richtig rüber, aber das kleinste dieser Wohnzimmer hatte die Abmessungen 6 x 8,50 m und das größte Zimmer lag bei 6 x 13 m, zwei weitere irgendwo dazwischen. Also über alle Gebäudeteile verteilt gab es vier von den Riesenzimmern sowie rund 10 normale Zimmer. Dazu kamen mehrere Bäder und WCs,

die auch durchweg in einem heute noch akzeptablen, nutzbaren Zustand waren. Flure, Dielen und Abstellräume will ich gar nicht erst gesondert aufzählen, solche gab es ebenfalls noch etliche. Nachdem wir so alle Räume vom ersten und zweiten Stock durchkämmt hatten, ging es noch auf den sehr großzügigen und gepflegten Dachboden, der erstaunlich hell und freundlich ist und bereits durch Zwischenwände in mehrere Räume unterteilt ist. Ein stabiler Boden sorgt für gute Begehbarkeit. Der Dachboden schreit förmlich nach einem Ausbau zu Wohnungen. Die Dächer, von allen Gebäudeteilen sind in sehr gutem, perfekten Zustand.

kleiner Teil des Bahnhofs - Dachbodens
Bahnhofsklo, Damenabteilung
Bahnhofsklo, Herrenabteilung

Beim Weg vom Dachboden in den Keller streiften wir noch die Toilettenanlagen der ehemaligen Gaststätte im Erdgeschoß. Links sieht man den ersten Raum der “Herrenabteilung” und rechts die “Damenabteilung” dieser nicht ganz unwichtigen Einrichtung. Wenn man bedenkt, dass laut Makler, diese Gaststube im Bahnhof schon seit 2003 geschlossen hat, wirken die Kloanlagen schon relativ modern und gut erhalten. Alles scheint noch zu funktionieren, da

im Bahnhof die Haupt - Kellertreppe

sowohl Kayla als wie auch eine Dame der echten Kaufinteressenten argen Harndrang verspürten, ließ der Makler beide gleich diese Klos nutzen. In der Zeit nutzte ich obige linke Einrichtung, die ebenfalls noch bestens funktionierte. Übrigens werden die Klos mit dem Brauchwasser aus dem eigenen Keller - Brunnen gespült, was somit keinerlei Kosten für Wasser erzeugt. Der Makler kannte solche Bedürfnisse wohl schon von früheren Besichtigungen, denn alle Toiletten waren mit Klopapier bestückt. Danach ging es in die Kellergemächer, wobei es die Besonderheit gibt, dass es zwei Kellertreppen gibt. Eine sehr große, die man links sieht und die vom hinteren Ende des Warteraums abgeht,

sie kommt unten in einem Kellerflur aus, der zentral zu allen Kellerräumen aller Gebäudeteile führt, die im Keller völlig durchgehend miteinander verbunden sind. Eine weitere, kleine Kellertreppe, zweigt mittig im vorderen Gebäudeteil vom dortigen Erdgeschossflur ab, die über eine separate Tür gleich in den Kellerraum mit der Brunnenanlage führt. Im obigen Warteraum hängen noch die alten Fahrplankästen, bestückt mit den Fahrplänen vom letzten Betriebsjahr im Personenverkehr. Das war 2007, also vor rund 10 Jahren.

ein Kellerraum des Bahnhofs mit Wasserbrunnen

Alle Gebäudeteile sind komplett unterkellert, stellvertretend ist hier der Kellerraum mit dem Wasserbrunnen abgebildet. Der eigentliche Brunnen befindet sich unter dem Stufensockel, eine Elektrodruckpumpe presst das Wasser mit konstantem Druck in den grünlichen Drucktank, von wo aus es in verschiedene Brauchwasserleitungen verschwindet. Ganz früher, in den Anfangszeiten des Bahnhofs, diente es auch zur Gewinnung von Trinkwasser, das ist heute leider nicht mehr zulässig, es sei denn, man würde wöchentlich Proben von dem Wasser an ein chemisches Speziallabor einschicken, welches ständig die Keimzahlen ermittelt, um beim Auftreten von ebensolchen die Nutzung zu verbieten. Diese Untersuchungen sind aber so teuer, dagegen ist das Wasser aus dem öffentlichen Leitungsnetz fast schon geschenkt. Aber als Brauchwasser für Klospülung, putzen, waschen, Gartenbewässerung usw. ist es zulässig. Kellerräume im Stil dieses einen gibt es, da alle Gebäudeteile komplett unterkellert sind, etwa 10 - 12 Stück, insgesamt. Deren Zustand ist vergleichbar oder sogar noch besser, weil die Feuchtigkeitsschäden im Sockel mit abgeplatztem oder verfärbtem Putz hat es nicht in allen Räumen, sondern nur in denen, die zur Straßenseite hin liegen. Der Güterschuppen ist der einzige Gebäudeteil, den wir leider nicht von innen besichtigen konnten, da der noch bis September an einen Rasenmäher - Händler aus dem Dorf vermietet ist. Der hat dort Rasenmäher, Kettensägen, Motor - Heckenscheren und solch ein Zeug eingelagert und alles ist separat verschlossen. Der Makler versicherte jedoch, dass auch dort der Zustand ebenso gut wäre, wie im Rest des Gebäudes. Nachdem wir den Bahnhof ansonsten soweit komplett besichtigt hatten, waren wir erst mal platt vor lauter Eindrücken und der enormen Vielfalt an Räumlichkeiten und dem schier endlosem Grundstück. Auch letzteres ist sehr schön, weil alles sehr ruhig liegt. Es gibt Unmengen von allen möglichen Bäumen, die jedoch leider in den letzten 20 Jahren nahezu unkontrolliert gewachsen sind und heute zum Teil die Nutzung des Grundstücks fast unmöglich machen. Hier hätte ein zunkünftiger Eigentümer erst mal ein Jahr Arbeit damit, schon nur die Bäume zu fällen, die in Weg- und Gebäudebereichen stören. Die Ortslage fängt erst nach rund 500 m an und die Flächen, wo früher mal Ladestraßen und Gleise waren sind einfach riesig. Auf den Käufer wartet somit sehr viel Arbeit, vor allem die Außenanlagen wieder in den Griff zu kriegen. Das Gesamte sehen wir als ein Projekt, welches Arbeit für Jahre in sich birgt, vor allem draußen, da alles stark zugewachsen und verbuscht ist. Lediglich wo das letzte verbliebene Gleis noch bis diesen Februar gelegen hatte, ist ein schmaler Streifen, der nicht verbuscht ist, alles andere ist dicht mit Grünzeug zugewuchert. Selbst die Eingänge und Einfahrten vom Bahnhof sind heute mit dem Auto nicht mehr passierbar, es sei denn man hat einen Unimog oder ein ähnliches Geländefahrzeug, mit dem mal einfach alles plattwalzen kann, was einem da in den Weg gewachsen ist. Man könnte da trotzdem relativ entspannt dran gehen, denn niemand verlangt, dass sämtliche Verbuschung gleich weg gemacht wird, es würde für den Anfang ja genügen, wenn man alle Zuwegungen und Einfahrten in ausreichender Breite vom Bewuchs befreit sowie alle die Bäume und Büsche niederlegt, die so nah an den Gebäuden stehen, dass bei Sturm Schäden daran verursachen können. Diese wichtigsten Fäll- und Freischneidemaßnahmen wären mit etwas Elan und dem richtigen Werkzeug (Kettensäge und Traktor) sicherlich problemlos innerhalb von knapp 2 Wochen zu schaffen, sofern das Wetter mitspielt. Für den gesamten Rest kann man sich dann ja Zeit lassen. Vor allem ist der wahre Knüller an dem Gebäude, neben dem guten und großen Innenzustand, der Preis. Das Ganze soll VB 120.000 Euro kosten, was angesichts der gebotenen Größe und des guten Innenzustandes als sehr günstig anzusehen ist. Und VB heisst bekanntlich Verhandlungsbasis, man kann also davon ausgehen, dass von dem Preis auch noch etwas runter geht. Kayla meinte auch, dass man am Ende sicher mit ungefähr 100.000 Euro hinkommen würde. Zusammen mit Grunderwerbssteuer, Umschreibungs- und Notarkosten käme man am Ende dann wieder ungefähr bei 120.000 Euro an. Es ist natürlich immer eine Frage, welche Ansprüche jemand stellt und wie luxuriös die Ausgestaltung sein soll, aber um einen normalen Wohnstandard hinzubekommen, wären insgesamt eher geringe Aufwendungen nötig. Das summiert sich, dank der Größe des Objekts, sicher trotzdem schon zu einem ansehnlichen Betrag, aber mit zusätzlichen 60.000 Euro käme man sicherlich gut aus, womit man im fertigen Zustand bei rund 180.000 Euro Gesamtkosten liegen würde, was für ein derartig großes Objekt zweifellos sehr günstig ist. Wenn man den heftigen Gesamtbetrag der Renovierungskosten scheut, kann man natürlich auch nach unserem Konzept vorgehen, so wie wir seinerzeit unser altes Fabrikhaus hergerichtet haben; indem man pö a pö über mehrere Jahre immer nur Teilbereiche renoviert. Sozusagen Zimmer für Zimmer, zuerst die Räume, die man wirklich unbedingt zum Leben braucht, also Küche, Toiletten, Bad, Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Alle restlichen Räume dann auf Jahre verteilt später. So verteilen sich auch die Kosten dafür auf etliche Jahre und man bemerkt das fast gar nicht. Wären wir mit unserem alten ehemalgien Fabrikhaus nicht so zufrieden, dann könnte man bei diesem Bahnhof schon schwach werden. Nach dieser sehr intensiven Besichtigung waren wir allerdings regelrecht platt, außerdem mussten wir die gewonnenen Eindrücke erst mal sacken lassen. So beendeten wir danach für diesen Tag die Exkursion auf dieser ehemaligen Linie.

Am darauf folgenden Freitag setzten wir die Abenteuerreise fort, viel konnte nicht mehr kommen, da nur noch etwa 7 km Reststrecke übrig waren. Kaum 3 km später folgte ein guter alter Bekannter, könnte man so sagen. Weiter oben beschrieben wir, dass wir aus Versehen bei der Erkundung

großer Bahnhof, schon irrtümlich bei der Erkundung einer anderen Strecke entdeckt

der vorgeordneten Hauptbahn plötzlich irrtümlich an diesem Bahnhof mit den blau zugeschraubten Erdgeschossfenstern gelandet waren, weil sich in dem Bereich, durch die gewundene topografische Landschaftsform, die beiden Strecken bis auf 4 km einander annähern. Hier das ist also der dritte Bahnhof dieser ehemaligen Abzweig - Stichbahn. Erstaunlich sind hier zwei Dinge, einerseits dass man in so einem eher kleinen Dorf einen derart riesigen Bahnhof einst

hingepflanzt hat und zum anderen, dass hier an dem Bahnhof die meisten Gleise sogar noch liegen. Man sieht sie nur nicht sofort, weil sie teils hoch zugewuchert sind mit Bäumchen, Sträuchern und Unkraut. Neben dem vorne im Gebüsch erahnbaren Streckengleis am Bahnsteig, liegen weiter links vor dem Bahnhof noch rund 4 Umfahrungs- und Abstellgleise, die alle ähnlich oder noch mehr zugewuchert sind. Das Bahnhofsgebäude besteht genau betrachtet aus 3 Gebäuden, die wie aus einem Guß schon beim Bau zusammengefügt wurden. Zwei fast baugleiche Endhäuser, die über einen minimal niedrigeren Zwischenbau zusammengefügt werden. Am linken Endhaus ist zur Gleisseite hin noch ein stabil gemauerter, weiterer Stellwerksvorbau angefügt, der zugleich auf seinem Flachdach einen Balkon für die Wohnung im ersten Stock des linken Endhauses bildet. Das ganze Gebäude einschließlich großer Teile des Umfeldes dürften vor wenigen Jahren sehr aufwändig renoviert worden sein. Der alte  Hausbahnsteig wurde komplett neu gepflastert, mit hellgrauen Rechteck - Betonpflastersteinen. Sämtliche Bahnsteiglampen und sogar die hohen Lampen im Bereich der Abstellgleise stehen noch, ebenso verteilen sich mehrere Fernsprechkästen, diverse Schaltkästen und andere Relikte aus der aktiven Bahnzeit auf dem Gelände rund um den Bahnhof. Alles gerade so, als wolle man sagen, in ein paar Tagen kommen die Züge wieder und dann soll für die Fahrgäste alles ordentlich aussehen. Der Charme des Neuen endet dann abrupt am ersten Gleis, denn dort beginnt die zugewucherte Realität von heute. Warum man ausgerechnet an diesem Bahnhof die Gleise liegen ließ, während ab etwa jeweils 500 m davor und dahinter alles wieder aufhört, das konnte sich uns nicht erschließen. Genau betrachtet kann man sagen, dass auf diese Weise noch ein guter Kilometer der alten Strecke liegen geblieben ist, in dessen Mitte sich dieser Bahnhof befindet. Kayla meinte, das böte sich eigentlich dazu an, auf den alten Gleisen diverse museale alte Lokomotiven und Waggons aufzustellen, um damit an die “gute alte Bahnzeit” zu erinnern. Wer weiss, vielleicht gibt es ja solche Pläne und man hat sich in dem Bereich genau deshalb den Abriss der Gleise im letzten Februar erspart. Zum Gebäude selbst wäre noch zu sagen, dass wir uns nicht ganz sicher waren, ob es bewohnt ist oder nicht. Zum Zeitpunkt unseres Rundgangs sah man niemanden dort und alles wirkte verlassen, aber eben in 1a - Zustand. Es wäre jedoch auch denkbar, dass der oder die Eigner vielleicht zur Arbeit waren und abends heim kehren, denn ein Gebäude, was länger leer steht, sieht in der heutigen Zeit dank solchem Hilfswichser - Abschaum wie Sprayern und Vandalen in der Regel nicht lange so gut aus. Das ist heute vielerorts leider traurige Realität, weil man nicht wirklich etwas gegen dieses primitive Pack unternimmt. Hier sei noch nachträglich eine Ergänzung angefügt, die etwas mehr Licht ins Dunkel bringt, warum der Bahnhof dieses Dörfchens so groß gebaut wurde. Früher begann ebenfalls dort eine Schmalspur - Kleinbahn, die über knapp 20 km in ein kleines Seitental der Mittelgebirgs - Bergrücken führte und dort u.a. einen damaligen Kurort an die große Bahnwelt anschloß, sowie Mineral- und Heilwasser von ebendiesem per Bahn abtransportierte. Hier an dem großen Bahnhof gab es dann eine Anlage, auf der normalspurige Güterwagen mittels Unterschiebe - Fahrgestellen / Rollböcken auf dieser Schmalspurbahn im Schneckentempo von atemberaubenden 10 km/h gefahren werden konnten. Solche Umsetzanlagen benötigten natürlich neben umfangreicher Bahntechnik viel Platz und viel Personal, deswegen also dieser heute stark überzogen wirkende Bahnhof. Die Schmalspurbahn wurde unterdessen bereits in den 1950er Jahren eingestellt und komplett abgerissen, der schöne große Bahnhof blieb und wurde, laut Informationen von Ortskundigen, in den 1980er Jahren sogar mal eine zeitlang als Ausflugslokal genutzt, dem aber auf lange Sicht die nötigen Gäste fehlten, weshalb diese Nutzung schon Mitte der 90iger Jahre wieder eingestellt wurde. Im Jahr 2010 wurde alles, einschließlich der endlosen Grundstücksflächen, die heute noch mit den oben erwähnten Gleisen versehen sind, an einen Privatmann verkauft, der die oberen Etagen des Gebäudes auch bewohnt. Im Erdgeschoß möchte der Mann im Laufe der Zeit u.a. ein Bahn- und Technikmuseum einrichten, während die andere Hälfte der riesigen Erdgeschoßräume zu einer Kunst - Galerie umgebaut werden soll, die die Lebensgefährtin des Besitzers betreiben wird. Auf zum nächsten und

zugleich letzten Bahnhof dieser kleinen Abzweigbahn. Der verblüffte uns noch mehr als der zuvor genannte Bahnhof, weil eine wahre Bahnhofsvilla vor unseren Augen auftauchte, die man mit Sicherheit in solch ländlicher Gegend niemals erwartet hätte. Etwas zur Seite, nach hinten versetzt liegt dieses Schmuckstück am Ende einer kleinen Allee, in rund 1 km Entfernung vom eigentlichen Ort. Der Grund für diesen Abstand war seinerzeit beim Bahnbau zu finden. Da der Ort wie

villenartiger Endbahnhof

auf einer Kuppe etwas erhöht liegt, die Bahnstrecke jedoch seitlich neben dieser Erhebung, wäre es extrem aufwändig gewesen, wenn man den Bahnhof in der Ortslage gebaut hätte. Dann hätte man die Strecke wegen der Steigung noch verlängern und in Bögen ansteigend verlegen müssen. Solch ein prunkvolles Bahnhofsgebäude sieht man wirklich nur selten und als Ex - Bahnhof eines Ortes mit knapp 2.500 Einwohnern hätte man sowas ohnehin nicht erwartet. Der Bahnhof ist exzellent renoviert. Da wurde nur das Feinste vom Feinen verwendet, Kosten schienen für den neuen Eigentümer nicht wirklich eine Rolle gespielt zu haben. Solche extrem aufwendigen Renovierungen betrachte ich allerdings, speziell im Fall eines historischen Gebäudes wie einem Bahnhof, mit zweierlei Augen. Einerseits ist das alles toll gemacht und lobenswert und es wird so wieder für viele Jahrzehnte gut dastehen, andererseits geht es schon in Richtung überrestauriert, womit man dem alten Bahnhof in gewisser Weise seine eigene Geschichte wegrenoviert hat. Böse Zungen würden gar von kaputtrenoviert sprechen. Soweit, es so zu bezeichnen, würde ich zwar nicht gehen, aber Ansätze weisen schon in diese Richtung. Bestimmte Merkmale des Daseins als Bahnhof sind bei der Renovierung völlig verloren gegangen, es ist jetzt mehr eine historische Villa, weniger ein historischer Bahnhof. Selbst die Außenanlagen wurden derart drastisch umgestaltet, dass einer, der nicht in dem Thema “Bahnhöfe” steckt, das Anwesen gar nicht mehr als Bahnhof erkennen würde. Wo früher einst Gleise lagen, wurden diese Flächen angehoben und auf das gleiche Niveau des Bahnsteigs gebracht. Danach wurde alles zu einer durchgehenden, ebenen Fläche mit hochwertigem Design - Pflaster, durchbrochen mit Marmorplattenstreifen als optischem Akzent, umgebaut. Das wirkt mehr, wie der Boden einer Nobel - Einkaufspassage, als wie ein früheres Bahngelände. Nichts erinnert in der gesamten Ausgestaltung mehr an die Zeiten als Bahnhof. Der Güterschuppen, der hier abgesetzt mal links in 10 m Entfernung neben dem Bahnhof stand, wurde komplett abgerissen und durch teilverglaste Garagen ersetzt, in denen sich etliche Nobelkarossen drängen. In Richtung der ehemaligen Gleistrasse der einlaufenden Strecke hat man auf einer Länge von geschätzt 500 m die gesamte Trasse mit modernem Rechteckpflaster belegt, welches wohl als eine Art privater Wandel- und Spazierweg dient. Neben dieser Trasse wurden in gleichmässigem Abstand Birken gepflanzt, die alle noch relativ klein waren und maximal seit 3 Jahren dort heranwachsen. Edel und teuer, wo man hinsieht. Nichts destotrotz, ist die Renovierung und Umgestaltung ein anerkennenswerter Kraftakt gewesen, wenngleich sie den alten Bahncharme weitgehend kaputt gemacht hat. Genauere Besichtigungen, die näher heran führten, waren nicht möglich, da alles in einem weiten Radius zu diesem Privatgelände gehört, wo auf großen Schildern ausdrücklich vor unbefugtem Betreten gewarnt wird. Es waren zahllose Überwachungskameras zu erkennen, die teils weiter vorne in hohen, alten Bäumen angebracht waren und das Gelände wohl flächendeckend abbilden. Von einem Wanderweg, der schräg neben dem Bahnhofsgrundstück vorbei führt, hatten wir einige Fotos geschossen und das alles mal betrachtet, aber selbst das rief schon den Unmut eines Bahnhofsbewohners hervor. Der kam aus der Tür und winkte, allerdings nicht aus Freundlichkeit, sondern mit solchen Handgesten, die verlangten, dass wir schleunigst weiter gehen sollten. Der Weg ist jedoch öffentlich, so konnte er uns dort nicht wirklich vertreiben, aber wir vermuten, dass die in der Vergangenheit bereits schlechte Erfahrungen mit allzu neugierigen Bahnfanatikern gemacht haben, die von dem Weg aus unbefugt aufs ehemalige Bahnhofsgelände, welches heute ausnahmslos in Privatbesitz ist, gehüpft sind. Von solchen Eigenmächtigkeiten halten wir selbst nichts, also halten wir uns generell daran, dass Privatgelände nur mit dem Einverständnis des Besitzers betreten wird. Somit war für uns hier die eigentliche Reise zuende, da dies ja auch der letzte Bahnhof dieser Strecke war. Es bleibt bislang noch die Frage, warum man an diesem Ort einen so üppigen Luxus - Bahnhof gebaut hat, der früher auch über zahlreiche Gleisanlagen verfügt haben muss? Die Größe des Areals läßt den Schluß zu, dass dort mindestens mal 10 Gleise gelegen haben müssen. Falls wir dazu noch etwas erfahren, werden wir das hier im Laufe der Zeit noch ergänzen.

3) diverse Nachträge

gleiche Schienenbusfahrt wie oben in Seitenmitte, auf der Rückfahrt

Von der oben ungefähr in Seitenmitte gezeigten Schienenbus - Sonderfahrt bei Regen, gibts hier als Nachschlag noch ein Foto von der Rückfahrt. Etwas später war das Wetter besser geworden. Der Schienenbus quert gerade den Bahnübergang, der sich rund 2 km nördlich von dem oben gezeigten Bahnhof hinter einem privaten Lager- und Betriebsgebäude befindet. Laut Infos von ortskundigen Leuten, sei dieses Betriebsgebäude bis 1977 auch mal ein Bahnhof gewesen, der aber damals schon wegen mangelnder Nutzung geschlossen und an diese Firma verkauft wurde. An dem Gebäude wurde soviel

umgebaut und verändert, dass es heute kaum noch als ehemaliger Bahnhof zu erkennen ist, das fällt erst beim zweiten Blick auf. Eher dafür sprechen die noch reichlich vorhandenen, originalen  Bahnsteiglampen, die auch heute noch genutzt werden, da der ehemalige Bahnsteig gut asphaltiert ist und heute als Fahrweg für Gabelstapler dient. Da dort oft bis in die Dunkelheit gearbeitet wird, tun diese Lampen noch regelmässig ihren Dienst.

Kürzlich, Mitte Juli, begegnete uns der Triebwagenzug in einem Bereich, der zwischen dem oben gezeigten Daimon - Bahnhof und dem graublauen Bahnhof liegt, wo die Landstraße über rund 2 km exakt neben der Bahnlinie verläuft. Bei schönstem Sommerwetter fuhr der fast leere Zug, in dem wir maximal 2 - 3 Fahrgäste ausmachen konnten. Die Züge werden von einer Privatbahn gefahren. Bei den Triebwagen scheint es sich um von der DB übernommene Alt - Triebwagen der früheren Baureihe 628 zu handeln, die bei der DB bis vor etwa 10 Jahren vor den heute üblichen roten

heute aktueller Triebwagenzug auf Strecke

Triebfahrzeugen mit den etwas eiförmigen Führerstandsenden betrieben wurden. Sehr gelegentlich sieht man solche Triebwagen aber auch heute noch bei der DB. Wirklich richtig alt sind diese Gefährte jedoch noch nicht. Es ist immer eine Frage, was man als alt bezeichnet. Ich glaube, die meisten davon wurden zwischen 1970 und 1985 gebaut. Bei einem Auto würde man da zwar eindeutig von alt sprechen, aber bei Bahnfahrzeugen gelten normalerweise andere Maßstäbe, da fängt der Begriff “alt” frühestens ab deutlich über 50 Betriebsjahren an. Ob die geringen Zahlen an Fahrgästen dort üblich sind oder ob es an der Ferienzeit lag, das wissen wir noch nicht, aber profitabel kann der Betrieb so mit Sicherheit nicht sein.

Der HB - Männchen - Bahnhof, Miniatur

Man wird sich erinnern, der etwas weiter oben beschriebene “HB - Männchen - Bahnhof”, der vor wenigen Monaten noch von asozialem Pack mitsamt seiner ekligen Köterschaft illegal bewohnt wurde, steht nun leer. Der rechtmässige Eigentümer hat den Abschaum tatsächlich endlich rausgeworfen. Wie wir

hörten, hatte er dazu einige Tricks anwenden müssen, die jedoch schließlich zum Erfolg führten. Da das asoziale Gesindel dort nicht freiwillig raus wollte, obwohl die die Bude quasi besetzt hatten, ohne Mietvertrag, ohne jemals Miete oder sowas zu zahlen, verbrachte der Eigentümer vereinfacht gesagt Stinkpatronen im Keller in die Kaminschächte, die das ganze Gebäude mit einem extrem unangenehmen, nicht auszuhaltenden Dauergestank verseuchten. Das wurde dann selbst diesem Abschaum zuviel, der selbst wohl wie die Berserker stinkt. Zudem hatten Mitarbeiter des heutigen Eigentümers den Bahnhof rund um die Uhr beobachtet und als die Bahnhofsbesetzer mit ihren Dreckskötern mal raus gegangen waren, wurden schnell alle Schlösser am Bahnhof ausgetauscht, so dass sie nachher nicht mehr rein kamen. Nach ihrer Rückkehr versuchten sie dann, als sie erkannten, dass sie so nicht mehr rein kamen, die Fenster aufzubrechen, wobei sie dann drinnen gleich von einem Trupp freundlicher Herrschaften empfangen und sagen wir es mal vornehm, etwas diszipliniert wurden. Danach wurden sie in der Gegend nie mehr gesehen. Der Bahnhof soll nun total entkernt und von Grund auf saniert werden.

Kürzlich stand der weit oben gezeigte Fachwerk - Bahnhof an der ersten Abzweigstrecke ebenfalls zum Verkauf. Die Mieter, die dort das obere Stockwerk bewohnten, waren ausgezogen, das Erdgeschoss, welches früher mal eine Bahnhofsgaststätte beherbergte, stand schon länger leer. Als wir in der Zeitung die Anzeige eines Maklers lasen, ließen wir es uns nicht nehmen, an einer Besichtigung teilzunehmen. Man muss sagen, der schon von außen etwas marode wirkende Zustand setzt sich im Inneren sogar stärker fort, als wir erwartet hatten. Die letzten

gemütliches Bad

Mieter hinterließen eine ziemliche Sauerei. In manchen Räumen stapelten sich alte Klamotten, die sie einfach zurück ließen, im Bad hing noch ein grüner Damenrock an einer Stange, so als habe sie sich gerade erst für eine Erfrischung ihrer Klamotten entledigt. Das Bad sah insgesamt recht unappetitlich aus, Teile waren abgerissen, Fliesen zerdeppert, selbst eine Verkleidungsplatte der Decke war herunter gerissen worden und stand hochkant in der Wanne. Immerhin hatte das den Vorteil, dass man die ursprüngliche Deckenhöhe gut erkennen konnte, die war nämlich mal wesentlich höher und vielleicht in den 1960er Jahren mit so einer Art von verstärkten Rigipsplatten deutlich abgehangen worden. Es scheint heute für manche Leute zum Zeitgeist zu gehören, beim Auszug aus einer gemieteten Wohnung möglichst viel Dreck zu hinterlassen und einen hohen Schaden anzurichten. Am Ende bleibt der Hausbesitzer auf den Kosten sitzen, denn offiziell ist bei solchen Schweinsköpfen meistens nichts zu holen. Dann wird sich wieder vom Mieterschutz und ähnlichen Vereinen gewundert, dass heute kaum noch jemand Interesse hat, Mietwohnungen zu bauen, dabei kommen diese Flötenköpfe nicht im Ansatz auf die Idee, dass genau sie selbst es sind, die für diese Entwicklung verantwortlich sind. Noch vor 30 Jahren konnte man sich relativ leicht von solch wüsten Mietern trennen, aber dank der verbogenen Mieterschutz - Rechtsprechung von heute ist das nur noch schwer möglich - die Folgen davon sind eben die bekannten, dass der sogenannte soziale Wohnungsbau von privater Seite sozusagen nahezu zum Erliegen gekommen ist. Aber das ist ein anderes Thema, dem wir später an anderer Stelle eine eigene Seite widmen werden. An diesen Bahnhof war auf der Gebäuderückseite ein kleineres Gebäude angebaut, das

Eingestürzte Zwischendecke im Anbau des Bahnhofs

zwar in völlig anderem Baustil errichtet worden war, welches vermutlich jedoch ungefähr genauso alt sein dürfte. Im Gegensatz zum eigentlichen Bahnhofsbau war dieser Anbau jedoch schon länger nicht mehr bewohnt worden. Der Makler meinte, zuletzt habe dort etwa bis 1985 eine Familie drin gelebt. Da das Dach undicht war und nie repariert wurde, weiteten sich die Schäden schnell dramatisch aus, so dass sogar die Zwischendecke irgendwann einstürzte, was man auf dem Bildchen anschaulich sieht. Oben blieb der Heizkörper einsam aber tapfer an der Wand zurück, während der ganze Rest den Weg nach unten fand. Eine recht empfindliche Dame aus der Besichtigungsgruppe bekam schon rote Pusteln bei dem Anblick auf ihren Armen und meinte, dass es dort von Ungeziefer wimmeln würde. Weitaus weniger dramatisch als im Anbau und im Bad war der Zustand im

Haupt - Wohnzimmer der Wohnung im ersten Stockwerk des Bahnhofsgebäudes (siehe Foto rechts). Nicht gerade schön und schon gar nicht modern, aber der Zustand war dort doch so gut, dass man mit etwas neuer Farbe an den Wänden oder auch einigen Tapeten wieder ein behagliches Zuhause daraus zaubern könnte. Die Wände und auch die schon abgehangene “tiefer gelegte” Decke waren in solidem Grundzustand. Wirklich große Arbeiten waren hier nicht erforderlich. Was auf dem Bildchen nicht rüber kommt, weil der Hintergrund fehlt und auf dem Foto

im gleichen Bahnhof ein Wohnzimmer im ersten Stock

quasi nur eine Ecke des Raumes zu sehen ist, aber das Zimmer war schön groß geschnitten, hatte etwa 35 m² Fläche, was zweifellos ganz ordentlich für ein Wohnzimmer ist. Die Besichtigung verlief ansonsten recht zügig, da der Makler ziemlich in Eile war. In weniger als 20 Minuten war die Interessentengruppe durchgeschleust. Für ernsthafte Käufer in spe viel zu wenig Zeit. Das ehemalige Bahnhofsgebäude bietet im ersten Stock und im teils bereits ausgebauten Dachgeschoß rund 140 m² Wohnfläche, hinzu kommen die ehemaligen Gaststätten - Räume im Erdgeschoss, die neben einem Gastraum, einem Saal auch noch eine große Küche sowie ehemalige Bahnräume von zusammen rund 150 m² bieten. Der marode Anbau würde auf 2 Etagen zusätzliche 60 m² Wohnfläche bieten, sofern man ihn mit entsprechendem Aufwand wieder herrichten würde. Manche würden hier vermutlich eher einen völligen Abriss des Anbaus vorziehen. Das Gebäude ist zu 75 % unterkellert, einige Kellerräume waren dick mit Schimmelpilzen belegt, die möglicherweise wenig der Gesundheit zuträglich sind. Also Platz gibts genug, aber auch reichlich Arbeit. Letzteres bezieht sich sowohl auf innen wie außen. Selbst eine professionelle Baufirma hätte mit der Sanierung sicher ein volles Jahr zu tun. Fazit bleibt, dass der Bahnhof nebst rund 1.200 m² Umland für 130.000 Euro zu haben wäre, wobei der Makler schon durchblicken ließ, dass der eigentliche Verkäufer zu einem gewissen Preisnachlaß bereit wäre. Ich schätze, dass es am Schluß auf die 100.000er - Marke zugeht, der Käufer wird bei viel Eigenleistung noch mal die gleiche Summe in die Herrichtung stecken müssen, wenn alles ordentlich gemacht sein soll.

Von der nach Süden abzweigenden Stichbahn, die eingangs erwähnt wurde, haben wir nun doch noch einen weiteren Bahnhof gefunden. Es ist somit der vorletzte Bahnhof dieser Süd - Stichbahn.

vorletzter Bahnhof der südlichen Abzweigbahn

Interessanterweise befindet sich hinter der Gleisseite des Bahnhofs in einigem Abstand ein kleines Werk für Stahlguß, welches man bei genauer Betrachtung im Hintergrund links noch teilweise erkennt. Das Bahnhofsgebäude ist im ähnlichen Baustil gebaut, wie einige andere Bahnhöfe im 50 km - Umkreis, jedoch deutlich größer. Wie man auf dem Foto sieht, ist das

Gebäude frisch renoviert. Man muss wohl sagen, so gut die baufachliche Qualität der Renovierung auch sein mag, sie ist schon hart an der Grenze zum Begriff Kaputtrestauriert, in Bezug auf den Erhalt des Originalzustandes. Die neumodischen, niedrigen und total eckigen Fenster im linken Erdgeschoßteil passen überhaupt nicht zum Stil des Gebäudes und dekradieren es stilistisch fast zu einem Kaufmannsladen. Vermutlich wollten die Eigner hier Geld sparen und haben bei der Renovierung auf preisgünstige Standardfenster aus dem Baumarkt zurückgegriffen. Hier wäre der Erhalt der alten Originalfenster eigentlich oberstes Gebot gewesen oder, falls das nicht mehr möglich gewesen wäre, ein passender Nachbau vom Fachmann, was natürlich arg ins Portemonnaie durchgeschlagen hätte. Dabei wurde das hierdurch leicht seltsame Erscheinungsbild zusätzlich noch dadurch beeinträchtigt, dass selbst diese neumodischen Fenster nicht alle einheitlich sind, denn das äussere linke Fenster ist zwar bauartgleich, jedoch etwa 20 cm höher, als die anderen beiden neuen Fenster. Zum Glück hat man diesen Fehler nur dort begangen und die restlichen Fenster sind noch im originalgetreuen Stil gehalten. Auf dem Bildchen sieht man die Straßenseite des Gebäudes. Rechts schließt sich noch der kleine, ehemalige Güterschuppen an, der jedoch so kräftig neu verputzt wurde, dass er heute wie ein Betonbau wirkt und nicht mehr viel mit dem Erscheinungsbild eines Güterschuppens gemeinsam hat. Er dient als Doppelgarage, die Einfahrt davon ist rechtsseitig. Links neben dem Bahnhof befindet sich noch von früher ein großer, asphaltierter Parkplatz, der zugleich den Zugang zum noch vorhandenen alten Bahnsteig bildet. Auch das Gleis liegt dort noch in einem, ich würde vermuten, befahrbaren Zustand und dahinter folgt sogar noch ein altes, recht marodes Abstellgleis, dessen Holzschwellen schon von selbst an der Oberfläche große Holzsplitter bilden und hellgrau ausgeblichen sind. Die alte Teerimprägnierung hat sich schon längst verflüchtigt und beim Befahren mit einer Lok würden diese Schwellen des Abstellgleises sicher zersplittern oder auseinanderreißen. Man erkennt sogar noch, dass früher mal ein weiteres Gleis in Richtung des rund 500 m dahinter liegenden Gußstahlwerkes abzweigte. Der Damm und die Schottertrasse davon sind noch gut erhalten, das Gleis ist dort aber entfernt worden. Das Stahlwerk ist unterdessen noch in Betrieb, bei unserem Besuch glühte es dort gewaltig, als wohl Schlackereste draussen in eine Grube abgekippt wurden. In der ganzen Umgebung wabert auch der typische Stahlwerksgeruch, den man nur schlecht beschreiben kann. Wer einmal mit einer Trennscheibe, also einer sogenannten Flex, ein Stahlstück durchtrennt hat, der kennt den gleichen Geruch auch, nur dass er hier viel intensiver permanent in der Luft liegt.

Zugewachsenen Bahnsteig entdeckt

Bei einem erneuten Besuch an dem weiter oben gezeigten größeren Bahnhof mit den Fenstern, die mit blauen Platten zugeschraubt sind, entdeckten wir in einem zugewucherten Bereich links vom Bahnhofsgebäude noch Reste eines weiteren ehemaligen Bahnsteigs. Dort waren noch original

alte Begrenzungspfosten aus Beton mit Holzgeländer von einer früheren Bahnsteigsperre, wie man sie noch bis in die 60er Jahre an vielen Bahnhöfen vorfand. Diese wurden später soweit ich weiss bundesweit abgeschafft. Bis dahin musste man sogar für das Betreten des Bahnsteigs eine geringe Gebühr

zugewachsener, alter Bahnsteig

zahlen und erhielt dann eine sogenannte Bahnsteigkarte. Dafür gabs am Ende dieser Barrieren meist ein kleines Büdchen, in dem extra ein Bahnsteigwärter als Kontrolleur saß, dem man diese Karte vorzeigen musste und die der dann auch knipste, wie eine Karte im Zug. Fahrgäste, die eine gültige Fahrkarte für die dort verkehrenden Züge hatten, brauchten zum Betreten des Bahnsteigs natürlich keine extra Bahnsteigkarte zu lösen. Hinter diesem zugewucherten Bahnsteigrest stand noch der klägliche Rest eines ehemaligen Güterschuppens (im Foto rechts nur als dunkle Wand hinter dem Gestrüpp erkennbar). Möglicherweise war dies der Bahnsteig, an dem früher die ab dort ausgehende Schmalspurbahn abgefertigt wurde, denn dort trafen sich damals die “normale” Eisenbahn und eben diese Schmalspurbahn. Das erklärt auch, warum man in so einem eher kleinen Dorf einen solch dicken Bahnhof hingebaut hatte.

Noch ein Panorama - Bildchen von einem Triebwagenzug, welches in der Nähe des weiter oben erwähnten Daimon - Bahnhofs entstand. Wie von einem örtlichen Bahnkenner zu erfahren war, gehörten diese Triebwagen früher mal der DB, wurden bei dieser aber schon vor rund 20 Jahren ausgemustert und von einer kleinen Privatbahn abgekauft und etwas renoviert und modernisiert. Diese kleine Privatbahn fährt fast sämtliche Verkehre im Umfeld des Daimon - Bahnhofs sowie in

Triebwagenzug in der Nähe des Daimon - Bahnhofs

einigen Nachbarregionen. Sie soll von diesen Diesel - Triebwagenzügen 3 Stück haben und darüber hinaus noch einige Loks, natürlich auch mit Dieselbetrieb. Das Foto

entstand im letzten Sommer an einem der wenigen brütend heissen Tage. Gut besetzt war der Zug nicht, sämtliche Reisende hätte man an den Fingern einer Hand abzählen können. Es hiess, dass diese Privatbahn auf der Strecke vom Land einen festen Betrag für die Durchführung des Betriebs erhält, egal, ob 2 oder 200 Fahrgäste im Zug sitzen. Wäre das nicht so, dann hätte sich keine Privatbahngesellschaft gefunden, die den Betrieb aufrecht erhält.

Fortsetzung folgt...........

 

 

.