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etwas essen wollten, hellte sich ihre Stimmung geringfügig auf. Sie brachte eine übersichtliche Speisekarte, die eine Auswahl unter nur vier Gerichten sowie einigen Zusatzkombinationen mit diversen Salat- oder Gemüsetellern, Vor- und Nachspeisen und dergleichen bot. Kayla bestellte sich gebratene Hähnchenschenkel mit Erbsen und Möhren und Reis; während ich mich für Rindergulasch ungarischer Art mit ebenfalls Erbsen und Möhren und Salzkartoffeln entschied. Zuerst gabs vorweg jedoch ein paar Getränke, wobei Kayla sich für klare Zitronenlimonade entschied, während ich eine Cola bestellte. Damit begann dann sogleich der erste Frust. Beide Getränke waren warm und schal. Sie schmeckten, als hätte man sie mit Leitungswasser gestreckt und an einem relativ warmen Tag mag man auch keine “Erfrischungsgetränke”, die fast genauso warm sind, wie die Umgebungstemperatur ist. Während wir auf unser Essen warteten, entbrannte am großen Nachbartisch (siehe Foto), der mit einer etwa 10 - 12 Leute starken Gruppe besetzt war, ein immer mehr eskalierender Streit. In dem Streit ging es eindeutig um das Essen, was man denen aufgetischt hatte. Eine junge Frau warf ihrem Sitznachbarn die Hähnchenschenkel von ihrem Teller wutentbrannt von weitem auf dessen Teller, weil diese wohl ungenießbar waren und der Sitznachbar sie überreden wollte, sie trotzdem, ohne Aufsehen zu erregen, zu essen. Daraufhin entbrannte in der gesamten Gruppe eine laute Diskussion um die ganz offensichtlich miese Essensqualität. Einige einzelne meinten, man dürfe sich aus purer Freundlichkeit nichts anmerken lassen, die meisten fanden das nicht und beschwerten sich über das Essen sobald die Bedienung vorbei kam. Die Bedienung hörte den Vorwürfen gar nicht zu, sondern versah an den Nachbartischen stoisch weiter ihren Job. Als einer aus der Gruppe die Bedieung festhalten wollte, damit sie sich den Vorwürfen stellen sollte, sagte sie nur laut und bestimmend: “Finger weg!” und hastete wieder ins Gebäude. Die meisten Leute aus dieser Gruppe ließen ihr Essen nach nur zwei Bissen komplett stehen und rührten es nicht mehr an. Auf diese Weise negativ vorbelastet, erwarteten wir nichts Gutes. Genauso kam es dann auch. Nach insgesamt etwa 35 Minuten des Wartens kam die Bedienung und servierte uns die bestellten Menüs. Wir sind gewiss keine Gourmets und gerne mit etwas Einfachem zufrieden, aber was da kam, sprengte eigentlich alle Vorstellungen von dem, was man an einem Essen alles falsch machen kann. Das eigentlich schöne Gemüse, also Erbsen und Möhren, bot schon optisch beim ersten Anblick ein schauriges Bild. Zu purer Matsche zerkocht war es und nur noch ein pampiger Brei aus zerlaufenem Gemüse und ehemals eigenständiger Soße. Die Konsistenz davon erinnerte sofort an den Inhalt solcher kleinen Babybrei - Döschen von Hipp oder vergleichbaren Marken. Für Senioren, die größere Probleme mit ihren dritten Zähnen haben (oder die gar keine Zähne mehr haben), wäre das vielleicht gar nicht mal so verkehrt gewesen, jedenfalls was die Konsistenz betraf. Kayla, die bei sowas nicht bange ist, wagte es, frei heraus zu sagen, was los ist und meinte zu der Bedienung nur fragend: ob das Gemüse schon jemand vorverdaut habe? Genauso sah es nämlich aus. Darauf reagierte die Bedienung nur mit einem gleichgültigen Blick, ich sage mal, die kannte solche Äusserungen schon zur Genüge und war daran gewohnt, weil es in diesem Laden normaler Alltag ist. Nicht viel besser erging es meinem Rindsgulasch, ein zerkochtes Gemansche, welches nur noch aus Pampe mit einzelnen Fleischfasern bestand. Ich bin davon überzeugt, mit dem kruden Zeug hätte man mühelos ein Loch in der Wand verputzen können, nach Abkühlung wäre es ausgehärtet wie Gips und an der Wand wäre anstelle des Lochs ein brauner Fleck geblieben. Der Geschmack war wie abgestandenes, lauwarmes Spülwasser, Null Fleischgeschmack, Gewürze Fehlanzeige. Die Salzkartoffeln waren ebenfalls dermaßen verkocht, dass sie schon locker als wässriges Kartoffelpüree durchgegangen wären, natürlich ebenfalls völlig frei von allem, was man Geschmack nennt. Doch zurück auf Kaylas Teller! Gebratene Hähnchenschenkel, ein Witz, aber ein schlechter, ein sehr schlechter. Außen weiß wie eine abgelagerte Leiche, innen roh und matschig wie ein Teil, welches schon mindestens fünf mal eingefroren und wieder aufgetaut wurde. Eklig - säuerlicher Geschmack mit halbfauler Eier - Note, einfach zum kotzen. Der Reis bot dafür ein absolutes Kontrastprogramm. Während vieles zu Matsche verkocht war, war der Reis knackig hart und hatte bestensfalls 2 Minuten Bekanntschaft mit Kochwasser gemacht, also absolut hart und ungenießbar. So warfen wir nicht nur das Handtuch, sondern auch das Besteck auf die Teller und riefen erneut nach der Bedienung. Diese hatte nun aber alle Zeit der Welt und kam nicht. Nach mehrmaligen Handzeichen und Rufen reagierte die Dame immer noch nicht. So standen wir auf und gingen innen in den Gastraum und sprachen mit einer dortigen Thekenbedienung, die auch für die Kasse zuständig war. Wir bekundeten, dass wir weder mit dem ungenießbaren Essen noch mit den spülwasserartigen Getränken zufrieden waren und nicht bereit wären, dafür auch nur einen Cent zu zahlen. Die dort tätige Dame, eine etwas schrullig aussehende, aufgedonnerte lange, große Frau, die locker die Birnen in den Lampen ohne Leiter auswechseln konnte, weil sie so groß war, nahm unsere Kritik überhaupt nicht zur Kenntnis und winkte nur lässig ab. So waren Kayla und ich uns schnell einig, dass wir, ohne zu zahlen, die Lokalität verlassen, auch bewusst auf die Gefahr hin, dass man dann die Polizei holen würde, denn mit anderen Maßnahmen reagieren die ja gar nicht. Und ich bin davon überzeugt, wenn die Polizei gekommen wäre, dann hätten wir dafür gesorgt, dass das Esssen vom Gesundheitsamt untersucht worden wäre und binnen kürzester Zeit wäre der Laden garantiert geschlossen worden. Aber - es passierte gar nichts. Wir sagten der schrulligen Riesenfrau, dass wir nun ohne zu zahlen gehen würden. Das quittierte sie nur mit einem leeren, nichts sagenden Blick und wandte sich dann anderen Gästen zu, die drinnen nach “Äppelwoi” verlangten. So gingen wir einfach. Als wir draußen an unserem ehemaligen Tisch vorbei kamen, stand unser angeranztes Essen dort immer noch einsam herum, erfreute vielleicht bestenfalls die eine oder andere Schmeissfliege, die dort herum brummten. Die Bedienung, die uns aus einiger Distanz aus dem Laden raus gehen sah, suchte fast schon fluchtartig das Weite, nur um jeden Kontakt mit uns zu vermeiden. Somit war die Sache für uns erledigt, zu unserer Verwunderung für die Restaurantbetreiber anscheinend auch. Ohne jeglichen Terz zu machen akzeptierte man nahezu völlig gleichgültig, dass wir nicht zahlen. Noch nicht mal das geringste Widerwort gegen unseren Entschluß. Die wussten genau, was für einen ungenießbaren Mist sie den Leuten dort auftischen, sonst wäre die Reaktion niemals so ausgefallen. Ärgerlich nur die vertane Zeit und der gebliebene Hunger. Es ist erstaunlich, dass ein Restaurant mit solchem durchweg absolut miserablen und völlig ungenießbarem Essen sowie dem unfreundlichen Negativ - Service überhaupt bestehen kann. Vielleicht haben die nur ständig das Glück, dass dort täglich viele Fremde vorbei kommen, die den Laden ja nicht kennen und dann in ihrem Hunger dort Station machen, genau wie wir ja auch. Kayla meinte schon, vielleicht ist bei denen der eigentliche Koch in der Küche plötzlich erkrankt und da man nicht auf die Einnahmen verzichten und schließen wollte, hat man einfach die Putzfrau an den Herd gestellt. Da habe ich gleich gesagt, so schlecht kocht keine Putzfrau, dann hätten wir was besseres bekommen.
Der verbliebene Hunger wurde dann an einer Frittenbude gestillt, an der wir auf dem Weg zum Parkplatz, wo unser Auto stand, vorbei kamen. An der Frittenbude hätte ich allerdings ungewollt fast noch die Betreiberin beleidigt. Man kennt sich mit den Frankfurter Gebräuchen und Spezialitäten ja nicht aus. Jedenfalls als wir dort unsere Portionen Pommes bestellten, fand ich eine vermeintlich pastellgrüne Mayonaise sehr interessant und sagte zu der Dame, dass sie uns doch an die Fritten bitte in eine Ecke mal einen kleinen Touch von dieser hellgrünen Kräutermayonaise geben soll. Da fiel die Frau hinter ihrem Tresen aber bald um und ließ einen lauten Stoßseufzer von sich und rief laut: “Ei, haste des gehört, da sagt der hellgrüne Mayonaise zu unsrer originale grüne Soß “ ! Dann meinte sie noch zu mir “Aus welcher Genuß - Diaspora komme’ sie denn ?” Als ich ihr unsere Herkunft erläuterte gerieten wir alle drei, also diese Frau, Kayla und ich in ein schallendes Gelächter. Begeistert gab sie uns von der “Grünen Soß” dazu, um uns für diese regionale Spezialität zu begeistern, was ihr auch gelang. Es gab noch kostenlos ein Ei dazu, weil das besonders gut dazu passt. Wirklich sehr lecker, auch die Pommes waren dort hervorragend. Hätten wir das vorher gewußt, dann hätten wir uns natürlich dieses komische Restaurant der Unfähigen erspart und wären sogleich zu der wirklich erstklassigen Fritten - und Grüne Soß - Bude gegangen.
Durch diese esskulturellen Erlebnisse verzögerte sich unsere Abreise aus Frankfurt zwar um mehrere Stunden, aber am Schluß kann man trotz allem sagen, dass es eine sehr gelungene Tour war und wir Frankfurt am Main gerne wieder besuchen werden. Wir wissen ja jetzt, wohin wir künftig gehen und noch mehr, wohin wir mit Sicherheit nicht mehr gehen werden.
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