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entlang und der Kerl saß, offensichtlich sogar in den gleichen Klamotten, immer noch dort. Ich weiss nicht, ob der auch nachts dort sitzen geblieben war, vermutlich eher nicht. Einen gewaltigen Unterschied gab es allerdings. Eine junge Frau, die überaus häßlich geschminkt war, wirbelte ab und zu um den Heini herum und immer wenn Leute mit fragendem Blick stehen blieben, eilte sie zu denen und sagte sinngemäß :”Sie wissen genau wogegen Martin (so hieß der wohl) protestiert! Sagen sie es mir!” Viele Leute zuckten dann ratlos die Schultern und gingen weiter, etliche zeigten den beiden auch einen Vogel, bevor sie weitergingen, ein aufgebrachter Mann brüllte gar, dass es solche abartigen Sachen bei Hitler nicht gegeben hätte und man solch nutzloses Pack sofort in ein Arbeitslager schicken sollte, wo sie sich mal richtig müde arbeiten könnten, was sicher eine Überreaktion war, weil die beiden ja niemandem was taten. Jedoch vielleicht jeder Zehnte ließ sich auf eine Diskussion mit der jungen Frau ein. Wenn der so Befragte dann einen Grund äusserte, den er sich als Motiv für eine solche Trotzreaktion oder einen Protest vorstellen könnte, dann schrieb die Frau diesen Grund mit einem dicken roten Filzstift in eine dicke Kladde. Gab jemand bei dieser Diskussion seinerseits keinen aus seiner Sicht denkbaren Grund an, sondern nur andere Vermutungen für diese Aktion, wie z.B. dass dieser Martin nicht alle Tassen im Schrank hat, wie man so sagt oder andere meinten, es wäre ein Berufsfaulenzer, der den lieben langen Tag wohl nichts besseres zu tun hätte; dann wurde dieser Grund ebenfalls eingetragen, allerdings mit einem dicken blauen Stift. Sah hingegen jemand ganz andere Gründe für die Aktion, wobei ein jüngerer Mann sogar meinte, dass diese ganze Aktion von Aliens, also Außerirdischen gesteuert sei, um hier die Menschen zu verunsichern oder auszuhorchen, wie die ticken; also solchen abstrusen Vermutungen als Grund für diese Aktion, die wurden dann mit einem dicken grünen Stift eingetragen. Als die junge Frau uns fragte, fragte ich einfach zurück, was sie damit bezwecken würden und ob sie auch nachts dort wären. Darauf winkte die aber nur ab und sagte überfreundlich, in einem derart süßen Ton, dass es schon ins Widerliche überging, das sei gegen die Spielregeln, nur sie dürfe Fragen stellen. Kayla meinte daraufhin, wer das denn bestimmen würde oder wo diese Spielregeln manifestiert wären. Mit wackelndem Kopf eierte die junge Frau dann wie ein zappelnder Zirkusclown über den Platz, fast wie in einem nervösen Tanz, ohne auf Kaylas Frage zu antworten. Als wir vielleicht vier Tage später zufällig nochmal an der Stelle vorbei kamen, war der Trotzige und sein Anhang aber nicht mehr dort. Möglicherweise setzen sie das gleiche Spiel in anderen Städten fort, könnten wir uns jedenfalls vorstellen. Ein anderer Mann meinte, das solle angeblich Kunst sein, die beiden würden aus einer Kunsthochschule aus Stuttgart stammen und wären im letzten Jahr mit einer ähnlichen Aktion schon mal in dem Park gewesen. Dabei hätten sie sogar Leute angerempelt und geschubst, um sie angeblich wach zu rütteln, wonach der “Martin” dann von einem Mann krankenhausreif geschlagen worden wäre. Da wäre es fast schon mutig, oder eben auch trotzig, in diesem Jahr dort wieder aufzutauchen..
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