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Vorbemerkung: Hier nun ein zusammengestauchter Reisebericht über eine Busreise von Kayla und Egbert nach Nancy. Die Reise fand im September 2009 statt und alle erwähnten Dinge beziehen sich somit auf diesen Zeitpunkt.
Einleitung: Anfang September schickte uns der Busunternehmer aus Stuttgart wieder eine Liste neuer, preiswerter Restplatz - Verwertungen zu. Auf Kaylas Wunsch entschlossen wir uns, eine darin angebotene Reise nach Cuxhaven mit zu machen. Dafür meldeten wir uns dann an. Der Reisetag rückte näher und exakt einen Tag vor der Reise rief uns der Busunternehmer an, dass wir da nicht mitfahren könnten, weil Leute, die urspünglich abgesprungen waren und damit diese Restplätze überhaupt erst erzeugt hätten, würden nun doch mitfahren und somit sei der Bus bis auf den letzten Platz mit regulären, voll zahlenden Teilnehmern besetzt. Auch nicht schlimm, dachten wir, dann bleiben wir eben doch zuhause. Aber der Busunternehmer ist sehr rührig und meldete sich 2 Tage später erneut, um uns andere Restplätze anzubieten. Darunter war eine dreitägige Busreise nach Nancy in Frankreich, wo wir auch noch nie waren, ausser mal bei einer Durchreise, die dort aber keinen richtigen Halt machte. Diese Reise war mit bester Unterkunft und Halbpension so unschlagbar billig, dass nicht fahren und hier bleiben fast schon teurer gewesen wäre. Ich verrate damit ein halbes Geheimnis, aber der Busunternehmer war es nachher so leid, Leuten wegen möglicher Restplätze für diese Reise nachzulaufen, dass er uns 2 von insgesamt 6 Restplätzen dieser Reise für sage und schreibe 25 Euro überließ. 25 Euro für 2 Personen wohlgemerkt, für Hin- und Rückfahrt in klimatisiertem Luxusbus, für 2 Übernachtungen in einem grandiosen Hotel, was ich als erste Klasse bezeichnen würde, wenngleich es dort nur den Ruf eines guten Durchschnittshotels hatte, für zusätzlich Eintrittkarten für 2 ganz tolle Museen, die für sich alleine betrachtet den Preis und die Anreise schon wert waren, dann inbegriffen 2 freie Sitzplätze auf dem Schloßplatz für abendliche Großprojektionen auf das dortige Rathaus, die ihres Gleichen suchen und das mit Sicherheit vergeblich, so was habe ich noch nie gesehen. Mir fehlen die Worte, das alles zu beschreiben. Also kurzum, diese Reise wurde gebucht und angetreten.
Wenn man das zunächst hört, klingt eine Reise nach Nancy sicherlich nicht unbedingt nach einem erstrebenswerten Reiseziel, es klingt zunächst, als würde man hier sagen, ich reise mal in irgend eine x-beliebige mittlere Großstadt wie Pforzheim oder Karlsruhe, aber weit gefehlt. Auch von der Entfernung her ist das von hier eher in einem Bereich, wo man sagen möchte, dass es fast noch Nahbereich ist und keine erwähnenswerte Strecke. Es mögen vielleicht um die 200 km sein, möglicherweise auch 250 km, mehr aber sicher nicht. In dem Luxusbus, der sichtlich kräftig motorisiert war und der durchgehend rund 110 bis 120 km/h fuhr, war die Reise in etwas über 2 Stunden erledigt, pro Strecke versteht sich. Was für uns auch ein zusätzlicher Anreiz war, war die Tatsache, dass wir zum Mitfahren nicht nach Stuttgart fahren mussten, sondern nur nach Karlsruhe, da die Reise dort startete, obwohl der Stuttgarter Busunternehmer sie durchführte. Das lag daran, weil eine Karlsruher Firma diese Reise ausgeschrieben hatte und der Stuttgarter Busunternehmer den Zuschlag bekommen hatte, weil er wohl der preisgünstigste Anbieter war. Was in dem Fall ungewöhnlich war, war zweifellos die Abfahrtszeit, die auf morgens 4.10 Uhr ab Karlsruhe festgesetzt worden war. Man wollte dadurch gleich den Anreisetag auch als Nutztag in Nancy verwerten, weil wir so bereits kurz vor 7 Uhr in Nancy eintrafen. Zuerst gings gleich zu unserem Hotel, welches in einem sehr schönen, aufwändig renovierten Jugendstil - Altbau untergebracht war. Ich spreche leider kein Französisch, Kayla tut sich da leichter, aber ich glaube, das Hotel nannte sich irgendwas wie Hotel du Rue de Magasin oder so ähnlich. Wahrscheinlich weil die Straße daneben auch so hieß, nur dann natürlich ohne das Vorwort Hotel. Ein Mitreisender meinte scherzhaft beim Betreten der Rezeptionshalle des Hotels, dass bei der Renovierung wohl keine neuzeitlichen Energiesparfüchse mitgewirkt hätten, weil die komplette Beleuchtung dort mit Glühbirnen in aufwändig verzierten Lampen gemacht war. Schon beim Betreten des großzügigen Eingangsbereichs strahlte einem förmlich die drückende Wärme dieser vielen Birnen - Lampen entgegen. Aber bei der Gelegenheit fällt einem erst richtig auf, dass man an diese Art des Lichts gar nicht mehr so gewöhnt ist, weil alles in dieses leicht gelbliche, warme Licht getönt war. Man fühlte sich dadurch irgendwie um über 50 Jahre zurück versetzt, Anfang der 50iger Jahre war das so noch normal und Gewohnheit. Trotz altmodischer Beleuchtungstechnik beeindruckte uns sogleich die hochmoderne Gepäckverfrachtungsanlage. So ein Ding hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. Es ist klar, dass die meisten neu ankommenden Gäste Koffer oder dergleichen mitbringen, die dann erst mal auf das Zimmer gebracht werden müssen. Dort nicht. Ein freundlicher Herr, den wir als Gepäckmeister bezeichneten und der erstaunlich gewandt mindestens 5 Sprachen fließend beherrschte, so als wäre jede davon seine Muttersprache, erläuterte uns in völlig akzentfreiem Deutsch, wie die Anlage funktioniert. Wir hatten daneben an der Rezeption von einer stark parfümierten Dame, ein grünes Magnetkärtchen erhalten, welches zugleich der Schlüssel für unser Zimmer war. Darauf stand auch unsere Zimmernummer 327 im dritten Stockwerk. Der Gepäckmeister bekam dann kurz dieses Kärtchen, schob es in eine Bedientafel, die oberhalb von einem Nirostaveredelten Metallschlund in der Wand prangte und er sagte, es genüge, wenn wir ihm nun unser Köfferchen und die Tasche rüber reichen würden. Er schob die Teile dann in den Metallschlund, wohinter sie sofort wie abgesaugt verschwanden. Er meinte, in der Zeit, bis wir auf unser Zimmer gegangen wären, stünde unser Gepäck bereits dort gleich innen neben der Zimmertür, er erkärte noch kurz den Weg und gab uns eine mehrsprachige Broschüre über den Notfallplan des Hotels sowie eine weitere mit Werbung über das Hotel, in der alles erläutert war, was die so alles bieten. Der Weg war einfach und schnell, gleich neben dem Stand des Gepäckmeisters war eine mehrfache Aufzuganlage, wir huschten dann mit dem mittleren davon in die 3 Etage. Dort erschloß sich ein langer Flur nach links und ein kurzer nach rechts bis zu einem Quergang. Gleich gegenüber der Aufzugstür waren aber unübersehbare Hinweisschilder, in welche Richtung man welche Zimmernummern antraf. Wir mussten somit in den linken, längeren Flurteil. Kurz vor einem Eckfenster des Flurs war dann die Zimmernummer 327. Ein schönes, wertvoll eingerichtetes Zimmer, mit eigenem Bad und WC, alles sehr wohlriechend, zeitlos modern und doch ein Tick rustikal. Man kann das schlecht beschreiben, aber es war ein Stil, der eigentlich jeden ein bisschen anspricht. Und tatsächlich, kaum schlossen wir mit der Magnetkarte die Tür zum Zimmer auf, da stand unser eher spärliches Gepäck schon links gleich hinter der Tür. Da man dort aber keine Einrichtung von der modernen Gepäckanlage entdecken konnte, war meine Neugierde geweckt, wie das denn wohl so schnell dorthin gelangt sein mochte. Wie so oft, war die Erklärung viel einfacher, als man vermutet. Die moderne Beförderungsanlage zischt das Gepäck nämlich nur auf einen von 2 Schächten in der jeweiligen Etage. Neben jeder Ausgangsklappe dieser Schächte befindet sich ein kleines Zimmerchen, vielleicht etwas größer als ein Kloraum, in dem ständig ein junger Bediensteter sitzt, so eine Art Lehrling, der nur darauf wartet, dass in dem Schacht neues Gepäck hoch geschossen kommt. Auf einem elektronischen Anzeigefeld über dem Schacht leuchtet dann auf, in welches Zimmer das Gepäck gehört, von dort aus nimmt es dann der junge Bursche in Empfang und trägt es eilig in das jeweilige Zimmer. Das alles geht dann aber so schnell, dass das Gepäck eigentlich immer vor den Leuten dort ist. Bei der Abreise funktioniert die ganze Choose natürlich auch umgekehrt. Der Vorteil ist, dass der Hotelgast sein Gepäck niemals im Hotel schleppen muss und auch die Bediensteten brauchen es nicht von Stockwerk zu Stockwerk zu schleppen, sondern nur von dem Gepäckschacht zum Zimmer. Trotz allem ein ziemlicher Aufwand, denn wahrscheinlich werden ja auf jeder Etage 2 solcher Gepäckschächte ankommen und auch 2 solcher Burschen ab dort dann das Gepäck verteilen. Bei den insgesamt 4 Etagen, die das Hotel hatte, sind das schon mal 8 Burschen in jeder Arbeitsschicht, die immer nur darauf warten, dass Gepäck ankommt oder abgeht. Na mir solls egal sein, solange für uns der Preis billig ist. Wie schon angedeutet, die Zimmer waren sehr schön, nahezu luxuriös für unseren Geschmack. Auf jedem Zimmer gab es Telefon, Radio und Fernseher, auch noch einen kleinen Kühlschrank, eine automatische Zimmerbar, die durch eine Plexiglasscheibe Ausblick auf die gekühlten Getränke frei gab. Wenn man dann eines auswählte, musse man zuerst seine grüne Zimmerkarte einschieben, wonach das entsprechend an Knöpfen ausgewählte Getränkefläschchen unten schön gekühlt raus kullerte. Am Abreisetag gab es dann unten an der Reception über deren Computer eine Abrechnung über alle Getränke, Telefonate u.s.w., die man in der Zeit genutzt hat. So eine automatische Zimmerbar hatte ich zuvor auch noch nie gesehen. Im Fernsehgerät gab es kostenlos etwa 100 verschiedene Programme zu sehen, darunter sogar ein paar deutsche. Kayla fand den Programmplatz 99 sehr lustig, denn wenn man den anwählte, flimmerte kein reguläres TV - Programm über den Schirm, sondern das Bild von einer im großen Restaurant-Speisesaal im Erdgeschoss fest installierten Kamera. Da konnte man dann gemütlich den Leuten beim Essen zu sehen, was zuweilen wirklich lustig sein kann. Ein ähnlich unterhaltsames Programm wurde auf dem Platz 98 geboten, da sah man Bilder einer Außenkamera, die direkt über dem Haupteingang platziert war, man konnte also immer sehen, was gerade vor dem Hotel so los war. Allerdings hatte diese Kamera eine Macke, wodurch das Bild oft zersprang oder ganz ausfiel. Aber wir waren schließlich nicht nach Nancy gefahren, um uns dort etwas im Fernsehen anzusehen. Gleich am ersten Abend gab es eine wirklich ganz tolle Sache. Ich erwähnte es oben schon, einfach grandios! Auf dem so genannten Schloßplatz befindet sich an einer Seite das Rathaus. Das ist nahezu weiss gestrichen und eignet sich daher gut, um auf der Außenwand wie auf einer Leinwand etwas zu projezieren. Da haben Künstler eine gang tolle Bildershow zusammengestellt, die in ihren Bildern auch meist irgendwie immer einen Bezug zur Geschichte von Nancy hat. Das ist aber keine blanke Abfolge von Bildern, sondern ein richtig aufwändig künstlerisch gestaltetes Ineinandergreifen von mehreren Projektionen, die ihrerseits aus Animationen, Echtbildern, Filmfetzen, Trickfilmpassagen, Cartoons und vielen solcher Sachen bestehen und die so eine Art wandelndes Bildlexikon mit zusätzlich unterhaltsamem Charakter ergeben. Also die das gemacht haben, da ziehe ich den Hut vor, das ist so wirklich einzigartig. Passend zu diesen Projektionen erklingen dann über große, weit verstreute Lautsprecher auch noch Erklärungen, Gedichte, Musik, Hinweise u.s.w., die allerdings ausnahmslos in Französisch waren, wodurch ich sie nur mit Kaylas Hilfe über Umwege verstehen konnte. Interessierte Zuschauer können sich auf dem Platz dann Stühle in einem bestimmten Bereich mieten und sich das in Ruhe ansehen. Der Eintritt bzw. die Stuhlmiete hatten wir frei, das war mit einem grünen Billet, welches wir erhielten abgegolten. Pech hat nur der, der ausgerechnet bei schlechtem Wetter dort ankommt, denn dann fallen diese Vorführungen aus, weil ja alles unter freiem Himmel statt findet. Ich glaube, diese Sachen gibt's auch nur im Sommer. Am Nachmittag, längere Zeit bevor diese geschilderte Projektionsveranstaltung besucht wurde, hatten wir schon mal den engeren Innenstadtbereich zu Fuß erkundet. Zu Fuß geht dort sehr gut, weil viele Teile der Innenstadt großflächig zur Fußgängerzone erklärt sind. Trotzdem sieht diese Fußgängerzone größtenteils total anders aus, als hiesige Fußgängerzonen. Dort wirkt das mehr, als sei alles ein großer Platz, auf dem verstreut einzelne Häuser stehen und der sich an seinen weiten Enden in ausgreifende Arme verflüchtigt, also dort, wo er dann wieder in Straßen und Wege übergeht. Erst wenn man einen bestimmten Bereich verlässt wird die Bebauung dichter. Dadurch dass das Pflaster und die Bodenplatten in dem Bereich vorwiegend sehr hell gewählt wurden, hat das alles eine völlig andere optische Wirkung. Wir haben auch mal die Nase in einige Geschäfte gehalten, da muss ich aber sagen, dass ich den Eindruck hatte, dass die meisten Waren dort etwas teurer sind, als bei uns. Der Unterschied scheint nicht gravierend zu sein, aber doch leicht feststellbar. Vielleicht lag das aber auch nur daran, weil gerade die Geschäfte im Innenstadtbereich teurer sind und etwas weiter in den Außenbezirken dann doch die gleichen Preise vorherrschen, wie hier. Sie kennen das ja sicher auch von vielen Städten in Deutschland, wo es in den Innenstadtgeschäften meist teurer ist, als in den Märkten in Randlage. So war der erste Tag schon dicht gefüllt mit interessanten Dingen. Der zweite Tag startete mit einem umfangreichen Museumsbesuch in einem riesigen Kunstmuseum für zeitgenössische Kunst. Ich hätte nicht erwartet, dass man dort ein solch ranghohes Museum findet, welches in einer vorwiegend angenehmen, sehr modernen Atmosphäre namhafte Gemälde noch namhafterer Künstler zeigt. Da findet man Klassiker wie Rubens ebenso, wie etliche Sachen von Picasso oder Dali. Ich möchte sagen, dass wir in diesem Museum Zeit und Raum völlig vergessen haben. Eingeplant waren etwa 2 bis 3 Stunden für dieses Museum, weil wir ja nur diese 3 Tage hatten und da muss man mit der Zeit haushalten, zumal wir noch einiges von der Stadt und der Landschaft drumherum sehen wollten. Es war morgens gegen 9 Uhr, als wir das Museum betraten und als wir raus kamen waren es bereits nach 16 Uhr. Wir hatten einfach nicht bemerkt, wie die Zeit beim Gang durchs Museum verging. Noch nicht einmal unser Magen hatte uns durch etwaige Hungergefühle darauf aumerksam gemacht, dass die Mittagszeit längst fällig war. Für dieses Museum kann ich nur endloses Lob zollen, ohne jetzt aber auf die einzelnen Kunstwerke einzugehen. Eine Besonderheit bezüglich des Museums muss ich noch los werden, wenngleich sie sicherlich nichts mit der dort ausgestellten Kunst zu tun hat. Kaum waren wir in dem Museum, überfiel mich ein extrem starker Harndrang. Mit größter Mühe schaffte ich es so gerade noch, eines der vielen Besucher - WC's des Museums aufzusuchen. Kaum war ich von dort zurück, erging es Kayla genau so. Ab dann überfiel uns spätestens jede halbe Stunde, eher sogar alle 20 Minuten dieser starke Harndrang und das über mehrere Stunden. Normalerweise sagt man, das kann doch nicht sein, weil wir dazwischen nichts mehr getrunken hatten und so keinen Nachschub für weitere Harnproduktion geliefert hatten, aber trotzdem war es so. Erst in den letzten beiden Stunden im Museum beruhigte sich diese Sache. Ich vermute, dass das mit der besonderen Klimatisierung des Museums zusammen hing, die das auslöste. Kaum waren wir aus dem Museum raus, stellte sich schlagartig ein heftiges Hungergefühl ein und natürlich auch Durst. Kayla schlug vor, in ein kleines Eckrestaurant zu gehen, welches ungefähr 300 m vom Museum entfernt lag. Das machten wir dann. Da ich des Französischen überhaupt nicht mächtig bin, regelte Kayla das mit der Speisenauswahl alles, worüber ich heilfroh war. Ich sage es ganz ehrlich, ohne Kayla würde ich mich nicht in ein Land wagen, in dem man nicht deutsch spricht, weil ich da völlig hilflos wäre. Nun wusste sie aber auch nicht genau, was sich hinter den Speisennamen verbarg. Am Schluß bekamen wir eine etwas seltsam anmutende Zusammenstellung aus einer Art Brathähnchenfilet, jeweils 2 Backhörnchen, die mehr an solche süßen Schneckennudeln vom Konditor erinnerten und zusammengepreßten Spinatquadraten. Spinat in dieser Form hatte ich zuvor noch nie gesehen. Wie Würfel war der zusammengepresst. Nun gut, es schmeckte in der Zusammenstellung und dann noch mit einer eigenartigen graubeigen Soße völlig ungewohnt, aber nicht schlecht, ja sogar sehr interessant. Nachdem Hunger und Durst gestillt waren, zeigte die Uhr schon 17.20 Uhr, man kann sagen, der Tag war somit schon gelaufen. Man könnte ja mal nachts etwas unternehmen, dachten wir uns. Da war auch schnell einiges gefunden. In einer Konzerthalle bot gerade eine recht bekannte französische Sängerin, Patricia Kaas heisst die, haben Sie vielleicht schon mal gehört, einen einstündigen Auftritt als Warmlaufphase für eine größere Tournee durch Frankreich, Benelux und Deutschland. Da der Eintritt über die Hotelreception zu einem Vorzugspreis von nur 7 Euro zu haben war, beschlossen wir ohne jede Vorplanung spontan das sozusagen mitzunehmen. Das war eine gekonnte Sache, würde ich mal sagen, und wir waren erstaunt, wieviel Facetten diese Sängerin beherrscht, ich kannte zuvor nur einige recht rockigen Stücke von der, aber die hat ein erstaunlich breites Repertoire, wie dieses Kurzkonzert eindeutig bewies. Als diese Darbietung vorbei war, war der Abend aber noch relativ früh und wir landeten auf Anraten eines Hotelbediensteten in einer ganz üblen Spelunke, kann ich Ihnen sagen. Verzeihung, aber ich sage es, wie es ist, ein richtiger Hurenstall, der wirklich die untersten Klischees erfüllte, die man sich von so was vorstellen kann. Irgendwie passte das Etablissement gar nicht zum sonstigen Charme von Nancy. Billige Huren, die für ein paar Euro so ziemlich alles anbieten, was man sich in dieser Hinsicht nur vorstellen kann, nein, das war nicht unsere Welt und so waren wir da schneller wieder draußen, als wir rein gefunden hatten. Ich räume ein, früher, vor Kaylas Zeit, wäre ich je nach Stimmungslage vielleicht für so was manchmal empfänglich gewesen, aber dank Kayla brauche ich so was heute nicht mehr und mir fehlt das auch nicht. Ha! Noch am Rande bemerkt, so billig die Huren dort wohl waren, aber ein simples Getränk, wie Cola oder Bier, kostete in dem Stall schon 12 Euro, billigen Sektfusel, nix Champagner, wollte man sich sogleich ab 89 Euro aufwärts entlohnen lassen, wohlgemerkt für ein Glas, nicht für eine Flasche. Da waren die Huren noch das Billigste in dem Laden, so verrückt das klingen mag. Und trotzdem war es in der Sex - Kaschemme brechend voll, wodurch der Inhaber durch unseren schnellen Weggang dort gewiss nicht am Hungertuch nagen muss. Dann sind wir noch etwas durch die Straßen gewandert und man muss sagen, die haben ein Faible für Lichtspiele und optische Inszenierungen. Wie oben erwähnt, diese Projektionen aufs Rathaus, die als Attraktion angeboten werden, so findet man auch in der Stadt etliche Häuser oder Flächen, die mit außergewöhnlichen Lichtspektakeln, Projektionen und sonstigem angestrahlt werden. Vor allem vieles mit kräftigen bunten Farbspielen. Wieder im Hotel angekommen, hatte man uns auf dem Zimmer per Zettel schon eine Nachricht hinterlassen, dass wir am nächsten Morgen an einer organisierten Busrundfahrt in die Umgebung teilhaben könnten, wohlgemerkt kostenlos! Das heisst, das war eigentlich im Gesamtreisepreis enthalten, den wir aber nie bezahlt haben, wir hatten ja nur die 25 Euro für die „Resteverwertung" bezahlt, aber das spielte bei denen wohl keine Rolle. Für die Organisatoren gehörten wir mit zu der Gruppe, wie jeder andere auch. Zuerst sind wir nach dem doch anstrengenden Tag wie tot ins Bett gefallen und gleich tief eingeschlafen. Gegen 3 Uhr in der Frühe wurden wir von einem tierischen Getöse aus dem Schlaf gerissen. Es war aber harmlos. Im Flur war ein Etagenkellner mit einem riesigen Tablett voller Metall - Trinkbecher auf die Schnauze geflogen. Man macht sich keine Vorstellung, was für ein Geschepper solche harmlosen Becher auslösen können. Das Personal arbeitet nachts teils weiter, die machen dann Aufräumarbeiten und so was, wofür am Tag im Normalbetrieb keine Zeit ist, weil es stören würde. Nach Klärung des Lärmgrundes sind wir dann gleich wieder tief eingeschlafen. Um 6 Uhr gings dann raus, fertig machen, frühstücken und punkt 7.15 Uhr startete der Reisebus ins Umland gleich vor der Tür. Begleitet wurde die Tour neben dem Busfahrer noch von einem Reiseführer, der sich Pascal nannte. Der sah etwas ungewöhnlich aus, von der Seite glaubte man immer eine junge Frau vor sich zu haben, weil er lange, wehende blonde Haare und weibliche Gesichtszüge hatte. Aber dann im krassen Gegensatz dazu eine sehr tiefe Stimme. Er erklärte uns, dass nun die Reise nach Baccarat in eine Glasmanufaktur gehe. Erst jetzt stellte ich beim Überqueren etlicher Brücken fest, dass die gute alte Mosel auch durch Nancy fließt. Die Franzosen nennen sie natürlich Moselle. Sehen Sie, da kennt man zwar die Mosel in Deutschland, weiss aber gar nicht, wo die wirklich her kommt. Kurz hinter Nancy verließen wir aber östlich das Moselgebiet, überquerten den Marnekanal, in der Ecke waren wir schon mal kurz, als wir vor etwa 2 - 3 Jahren mit dem Bus aus Ganada zurück kamen. Dann, vielleicht 50 - 70 km von Nancy entfernt, trafen wir in Baccarat ein. Ein beschauliches Städtchen mit vielen einheitlichen Häusern. Eine Ortsbesichtigung stand dort aber nicht auf dem Programm, sondern es ging gleich zu einer in der Nähe gelegenen Glasfabrik, wo außergewöhnlich schöne Glaskunst hergestellt wird. Aber da hatten die Organisatoren einen schweren Patzer gemacht. Die Fabrik war nämlich geschlossen. Dort saß nur ein Pförtner am Eingangstor und erläuterte dem Pascal, dass man aus Rationalisierungsgründen schon seit längerem immer nur einige Monate arbeite, bis die Lagerhäuser an Ware wieder voll sind und das vorrätige heisse Glas in der Glaswanne aufgebraucht sei. Dann würde der Betrieb wieder für etwa 3 bis 4 Monate geschlossen, ehe er dann wieder zur Fertigung von Nachschub neu angeheizt würde. Im Moment hätten wir eben Pech, weil der Laden gerade seit 2 Wochen dicht sei. Er gab die Empfehlung, dass wir uns ein spezielles Glasmuseum vor Ort ansehen sollten, wo man die Produkte der letzten 300 Jahre sogar bestaunen könne, nur leider nicht ihre Herstellung, was mich ehrlich gesagt mehr interessiert hätte. Na ja. So ging es in das schöne Museum, welches in mehreren alten Arbeiterhäusern untergebracht ist, die dazu innen durch Mauerdurchbrüche zu einem Großgebäude zusammengelegt wurden. Das war schon toll, keine Frage, und man kam aus dem Staunen nicht heraus, wie die Leute früher solche filigranen Muster und Farbzeichnungen oder Schliffe so perfekt und auch so einheitlich ins Glas gebracht haben. Die hatten ja kaum Maschinen und trotzdem sah ein Glas aus wie das andere, obwohl alle Gläser dieser Serie einzeln von Hand gefertigt wurden. So schön die Ausstellungsstücke auch waren, haben wir uns am Ausgang nicht überreden lassen, von den heutigen Kollektionen z.B. an künstlerisch gestalteten Trinkgläsern, welche zu kaufen. Schön waren die zweifellos, aber hören Sie mal, 125 Euro für ein einzelnes Trinkglas, da weiss ich andere Methoden das Geld zu verbrauchen, die effektiver sind, von denen unsereins mehr hat. Nun war dieser Museumsbesuch deutlich kürzer, als es der Aufenthalt in der laufenden Glasfabrik gewesen wäre. Dadurch kam der Pascal mit seinem abzuarbeitenden Programm ziemlich in Schwierigkeiten. Von dort sollte die Reise nämlich nur 20 km weiter zu einer Wanderung durch eine frühere Grube gehen, in der besonders viele Fossilien gefunden wurden. Das war aber nur unter fachkundiger Führung möglich, weil die Grube ein etwas eigenartiges Gemisch aus Tagebau und Untertagebau ist, wo man nur mit geschultem Führungspersonal rein darf. Da waren wir aber 2 Stunden zu früh und der bestellte Führer noch nicht da. Diese Grube lag ziemlich abseits, nebenbei nur ein kleines Dorf mit vielleicht 150 Einwohnern. So schlenderten Kayla und ich etwas durch die Gegend, andere versuchten krampfhaft in dem kleinen Ort eine Art Gaststube oder so was zu finden, weil sie Hunger und Durst hatten. Damit hatten wir überhaupt kein Problem, weil wir uns vom Hotel - Frühstück, was immer zu reichhaltig war, etliches für unterwegs eingepackt hatten, ergänzt von solchen kleinen erfrischenden Orange- oder Apfelsaftbeuteln waren wir damit gut versorgt. Die meisten anderen hatten darauf vertraut, immer und überall etwas zu essen und trinken zu bekommen. Aber in dem 150 - Seelendorf war in dieser Beziehung, wie wahrscheinlich auch in jeder anderer Beziehung, tote Hose. Da gab es rein gar nichts. Gut, schöne ruhige Lage, fernab von jedem Verkehr, hat ja auch seinen Reiz und seinen Wert, aber dort gabs kein einziges Geschäft, keine Wirtschaft, kein Garnichts. Ich hatte manchmal sogar den Eindruck, dass es dort noch nicht mal Einwohner gab, weil man sah niemanden auf der Straße oder am Haus. Einige vorwiegend etwa 100 Jahre alte Häuser in einer Art Bruchsteinbauweise, aber wieder völlig anders, als Bruchsteinhäuser bei uns aussehen, die im Zustand vorwiegend alle relativ marode wirkten und die sich entlang der Haupt - Dorfstraße aufreihten sowie in 2 oder 3 kleinen Seitensträßchen verstreuten. Ein solch totes Dorf habe ich zuvor noch nie gesehehn. Da ist selbst bei uns zuhaus in der Siedlung noch mehr los, obwohl da ja sogar nur 5 Häuser und die Fabriksachen stehen. Das einzige lebende Objekt, was sich dort bemerkbar machte, war ein einsames, weisses Huhn, welches gackernd über die vereinsamte Straße stolzierte. So streiften wir etwas in der Gegend herum, andere streiften in anderen Ecken der Landschaft umher und zusehends ging die Koordination in der Gruppe verloren. Die Zeit verstrich, irgendwann traf der Grubenführer ein und es sollte im Programm weiter gehen, aber dafür fehlten dann rund 70 % aller Teilnehmer, die sich inzwischen unauffindbar in der weiteren Umgebung verstreut hatten. Der Pascal wurde schnell nervös und zappelig, weil alles nicht so lief, wie er sich das eigentlich vorgestellt hatte. Der wurde regelrecht hysterisch, kann man sagen. Soweit das zu Fuß machbar war, durchstreiften die schon vorhandenen Teilnehmer noch mal die wenigen Straßen von dem Nest, um dort die verloren gegangenen Mitreisenden aufzuspüren. Das brachte einen Teilerfolg, aber am Ende fehlten immer noch 8 Leute. Unterdessen setzte der Grubenführer dem Pascal ein Ultimatum, dass er wieder nach Hause gehen würde, wenn nicht spätestens in einer halben Stunde alle da wären. Als Option bot er an, die Führung wie geplant, aber dann nur für die kleinere, unvollständige Gruppe durchzuführen. Eigentlich die naheliegendste Möglichkeit, aber damit war, aus mir unbekannten Gründen, der Pascal überhaupt nicht einverstanden. Kayla meinte, das habe vielleicht versicherungstechnische Hintergründe, was gut möglich ist. Die 8 Leute waren und blieben verschwunden und so fiel die Führung ins Wasser. Der Grubenführer stritt sich noch eine Weile mit dem Pascal in französisch, wobei der Pascal wild gestikulierend sichtlich genervt herum zappelte. Dann setzte sich der Grubenführer in einen betagten, rundum unten schon stark rostenden Peugeot - Lieferwagen und fuhr davon. Der Pascal telefonierte per Handy mehrmals herum und bekam von seinem Gesprächspartner am anderen Ende wohl eine bestimmte Adresse in diesem tot wirkenden Kaff genannt, wohin er sich wenden soll. Er fand das selbst komisch, machte es aber. Er ging dann zum vierten oder fünften Haus in der Hauptstraße von diesem Nest, ein leicht rötlich gestrichenes Haus, dort klingelte er. Nach einiger Wartezeit trat eine sehr voluminöse Frau heraus, die ihn dann zu uns hin begleitete. Sie werden sich sicher fragen, warum ich den seltsamen Begriff „voluminös" verwende und nicht einfach sage, dass sie dick war, aber das hat seinen Grund. Die Dame war wirklich sehr voluminös und das Wort „dick" beschreibt ihre Figur nicht. Wenn ich sage, jemand ist dick, dann bezieht sich das in erster Linie auf den Bauchbereich und gewisse Speckanteile, vielleicht am gesamten Körper, besonders meist an Oberarmen, Beinen u.s.w., aber diese Frau war in alle Richtungen, die es gibt im erheblichen Übermaß, wenn man so will. Sie war sehr groß, schätzungsweise fast 2 Meter, sie war sehr breit, also in den Schultern und überhaupt der ganze Körper war sehr breit, so wie man es bei einem Mann als Kleiderschrank bezeichnen würde, und bei alle dem war sie dann natürlich auch noch sehr dick, also der angesprochene Bauchbereich und diese Dinge. Also alles, was an einem Menschen dick und übergroß sein kann, war an dieser Frau auch übergroß, jedenfalls soweit man das „von außen" sehen konnte. Entgegen ihrem total schockierenden Äusseren im King - Size - Format, hatte sie eine sehr schöne Stimme und wenn Sie nur deren Stimme gehört hätten, würden Sie glauben, eine ganz extrem tolle und schöne Frau zu hören. Ich schätzte sie um die 30 Jahre alt, aber so genau vermochte man das bei dem trügerischen Gesamtbild nicht zu erkennen. Nun hieß es, dass diese Kampfmaschine von einem Weib uns diese Grube genau so gut zeigen könne, wie der entschwundene Grubenführer. Na gut, warum auch nicht, dachten wir. Soweit kam es allerding erst gar nicht, weil der Pascal nun wieder der entspannte und eher witzige Typ wurde und hinter der voluminösen Frau im Watschelgang schaukelnd hinterher schritt und dabei so ein wenig die Gangart nachahmte, wie die Sumo - Ringer aus Japan vor dem Kampf schaukelnd aufeinander zu watscheln, so wankend von einem Bein auf das andere stampfend. Das war zwar als lustige Einlage gedacht, natürlich auf Kosten der Frau, weil er sie damit ja in gewisser Weise verunglimpfte, zumal er dabei noch bei jedem Schritt mit dem Mund so was wie „Bomm, bomm, bomm" vor sich her brummte. Die Frau bekam das auch mit, trat den Pascal vors Schienbein, was uns wiederum belustigte, ihn natürlich nicht, drehte sich um und ging wieder nach Hause, wobei sie leise vor sich her schimpfte. Damit war die Besichtigung der Grube endgültig im Eimer, zumal es mittlerweile schon so spät geworden war, dass die Reise weiter gehen musste. Das stieß auf neue Probleme, weil die 8 fehlenden Leute immer noch nicht da waren. Der Busfahrer dieser Besichtigungsreise, der nichts mit dem Busfahrer des Busunternehmers aus Stuttgart zu tun hatte, es war auch ein anderer Bus eines örtlichen Unternehmers aus der Region, ein sehr kleiner, hagerer Mann mit dickem Schnauzbart, bei dem man immer den Eindruck hatte, dass er den Schnauzbart brauchte, um sich dahinter zu verstecken, begann dann mit dem Reiseleiter Pascal zu diskutieren. Eigentlich war es längst Zeit, zum nächsten Reiseziel dieser Regionaltour aufzubrechen. Nun schien es jedoch dem Pascal unmöglich zu sein, die 8 fehlenden Teilnehmer einfach zurück zu lassen, was der Busfahrer nicht akzeptieren wollte. Wie Kayla aus der Diskussion heraus verstehen konnte, wollte der Busfahrer darauf bestehen, nun halt ohne die 8 Leute weiter zu fahren, da es deren eigene Schuld sei, wenn sie sich so weit und unauffindbar von der Gruppe entfernen würden. Dann sollten sie halt zusehen, wie sie auf eigene Kappe wieder zurück kommen. Der Pascal meinte jedoch das könne man keinesfalls machen, notfalls müsse eben das restliche Reiseprogramm zusammen gestrichen werden. Sie können sich vorstellen, dass den vorhandenen Reisenden das aber auch nicht so recht gefiel, weil man sich schöneres vorstellen kann, als in dieser eher langweiligen Ecke weitere Stunden auf die Entschwundenen zu warten. Und wer weiss, ob die nicht längst einfach per Taxi zurück nach Nancy gefahren sind und wir Idioten dort noch stundenlang ohne Sinn und Zweck auf die warten. Der Busfahrer setzte dem Pascal ein Ultimatum von 30 weiteren Minuten, dann würde er in jedem Fall mit dem Bus wieder zurück nach Nancy fahren, weil er dort einige Zeit später eine andere Bustour übernehmen müsse. Die 30 Minuten verstrichen und so kam, was kommen musste. Der Busfahrer blies zur Abfahrt und auch ein noch so schimpfender Pascal konnte ihn daran nicht hindern, also sind alle notgedrungen in den Bus, auch der Pascal, und die Rückreise dieser etwas mißlungenen Tour startete. Etwa 5 km von dort zurück in Richtung Nancy wurden dann 7 der 8 fehlenden Mitreisenden in einem etwas größeren Dorf am Ortseingang zufällig aufgegabelt, wohin die zu Fuß gewandert waren. Nur einer blieb verschollen. Der sei die ersten 20 Minuten noch mit diesen 7 mitgewandert, habe dann aber einen anderen Weg über abseitige Feldwege eingeschlagen, während diese 7 einfach entlang der Straße dorthin gewandert waren. Nun war auch der Pascal wieder mehr beruhigt, fluchte aber ziemlich, dass die ganze Reise doch eher ein Reinfall war. Wir ärgerten uns ehrlich gesagt auch etwas, weil wir dadurch ja einen erheblichen Anteil an wertvoller Zeit verloren hatten. Da wären wir lieber auf eigene Kappe durch Nancy und Umgebung gestreift. Der Oberwitz kommt noch, denn als wir in Nancy angekommen wieder ins Hotel gingen, begegneten wir gleich unten im Hotelrestaurant dem fehlenden Mitreisenden, der saß zu dem Zeitpunkt schon gemütlich am Tisch und verspeiste so einen komischen Fischteller, der dort als Spezialität des Hauses ständig angepriesen wurde. Dieser Fischteller konnte uns aber nicht begeistern, im Gegenteil, wir fanden den eher eklig. Es stellte sich heraus, dass dieser Abtrünnige gleich nach dem Verlassen der Gruppe zwar kurz auf einem Feldweg gewandert war, dann aber tatsächlich an einer Landstraße ein Taxi fand und sich davon zurück nach Nancy kutschieren ließ. Doch genug zu diesem misslungenen Tagesausflug. Wir nutzten den kargen Rest des Tages, um vorwiegend zu Fuß noch etwas von Nancy zu erkunden. Übrigens, da fährt man rund 250 km woanders hin, um dann erst dort erstaunt festzustellen, dass Nancy die Partnerstadt von Karlsruhe ist, was wir vorher überhaupt nicht wussten. Auf einem bunten Schild stand das dort. Ich habe mich dann immer gewundert, dass man dort offensichtlich den Komponisten Bach sehr verehrt, denn an allen möglichen Ecken fand man Bildnisse, Symbole und Zeichnungen, die vermeintlich das Konterfei eines noch relativ jungen Johann - Sebastian Bach zeigten. Wie sich uns erst am letzten Tag eröffnete, war das gar kein Bildnis von Bach, sondern von einem Stanislaus Lescynsky oder so ähnlich, der früher mal polnischer König oder so was war und nach einem Krieg nicht mehr polnischer König blieb, sondern irgendwie dafür die Gegend um Nancy als Herzog, sozusagen zum Trost, zugesprochen bekam. Dort soll er aber wohl einiges bewirkt haben, besonders auch Bauherr vieler bedeutender Schlösser, Häuser, Plätze und Anlagen in und um Nancy gewesen sein, so dass man ihn heute noch verehrt, obwohl das alles schon 250 Jahre her ist. Also der muss dem Bach sehr geähnelt haben, wenn man diese alten Karikaturen von selbigem mal so sieht. Zig Straßen, Plätze und Wege, aber auch Häuser und öffentliche Einrichtungen sind irgendwie nach diesem Stanislas benannt und wenn man das nicht kennt, rennt man schnell in die Irre.
Am gleichen Abend war ein großes, kostenloses Abendessen im Hotel angesagt. Das heisst, kostenlos war es eigentlich nicht, sondern im Reisepreis enthalten. Dabei muss man aber sagen, dass es eben nur im normalen Reisepreis enthalten war, der vom Hauptveranstalter für seine Gäste bezahlt wurde, wozu wir ja genau betrachtet nicht zählten. Offensichtlich war das der Hotelführung nicht bekannt oder egal, ich vermute ersteres, jedenfalls rechnete man uns so dazu, als wären wir ganz normale Mitglieder dieser Reisegesellschaft und somit erhielten auch wir eine persönliche Einladungskarte aufs Zimmer zu diesem kostenlosen Abendessen. Sie kennen uns inzwischen so gut, dass es auf der Hand liegt, dass wir da nicht nein sagten. Das große Fressen, wie ich die Veranstaltung scherzhaft nannte, ging um 18.30 Uhr los. Wir gingen runter ins Hotelrestaurant, welches über 3 unterschiedliche Speisesäle verfügt, einen großen Hauptsaal, der sich u-förmig um die Hauptküche über einen großen Teil des Erdgeschoßes erstreckt. Das ist ein schier riesiger und völlig unüberschaubarer Raum, mit endlosen Tischreihen und ebenfalls reichhaltig altmodischer Glühbirnenbeleuchtung, die einen gefühlsmässig ein wenig ins Jahr 1950 versetzt. Energiesparer würden sich dort gewiss nicht heimisch fühlen. Zurück zu den Tischreihen, davon sind viele so lang aneinander gestellt, dass dadurch zusammenhängende Tischeineiten von locker 40 Metern entstehen, eigentlich eine ungemütliche Saalatmosphäre, wenn da nicht die recht altbacken - vornehme Jugendstil - Ausgestaltung wäre. 2 weitere kleinere Speisesäle schließen sich im Bereich hinter der Küche an, wovon einer auch noch recht groß ist und für besondere geschlossene Veranstaltungen gemietet werden kann, während der kleinere ständig geöffnet ist, aber nur für Wohlbetuchte, die dort gegen entsprechend höhere Preise einen noch besseren Service erhalten. Das soll keineswegs heissen, dass der Service hier in unserem Bereich zu wünschen übrig ließ, das war schon in einer Kategorie, die uns persönlich mindestens 5 Nummern zu nobel erscheint. Wissen Sie, nobel und edel ist ja zuweilen ganz schön, aber ich fühle mich in solchem Ambiente nicht wirklich wohl. Da komme ich mir vor wie ein Fremdkörper und ich finde das unbehaglich und hohl. Viele Leute machen ein Gehabe um sich und ihre Lebensart und alles zum reinen Selbstzweck, sie projezieren in sich selbst eine Bedeutung hinein, die sie nicht haben und wahrscheinlich auch nie erlangen werden. Ich hasse eigentlich solche Hohlfiguren, wie ich die immer nenne, aber habe normalerweise trotzdem kein Problem damit, weil ich Leuten solchen Schlages im normalen Leben immer problemlos aus dem Weg gehen kann und die nicht (be)achte und nicht würdige. In diesem speziellen Fall hier ging das aber verständlicher Weise nicht so ohne weiteres. Kayla tut sich mit solchen Situationen wesentlich leichter als ich, sie ist da deutlich wandlungsfähiger. Man könnte überspitzt sagen, sie ist das Chamäleon in unserer Gemeinschaft und das macht sie ganz geschickt. Ich meine das keineswegs abwertend, im Gegenteil, ich sehe darin eine besondere Fähigkeit, die mir selbst völlig abgeht. Sie perfektioniert das zuweilen so, dass man glauben könnte, dass sie sich zeitlebens nie in anderer Gesellschaft aufgehalten hätte. Ich finde das durchaus gut, denn dadurch erleichtert sie in solchen Situationen die notwendige Kommunikation und alles drum herum. An den endlos langen Tischreihen waren immer Tischgrüppchen vom Veranstalter zusammengestellt worden, wo man dann Namenskarten aufgestellt hatte, so dass man alsbald seinen Tisch, bzw. seine Sitzecke fand. An jedem Platz waren in greifbarer Nähe schon zahlreiche Menübestandteile aufgebaut und es duftete herrlich nach den edelsten Speisen. Das war schon gekonnt gemacht. Man wollte, soweit wie möglich, den Leuten eine reichhaltige und vor allem abwechslungsreiche, stark unterschiedliche Auswahl bieten, ohne dass da ständig irgendwelche Kellner herumflitzten und jedem Gast sein persönliches Menü nachtragen mussten. Es war also eine Art warmes Büffet, nur ohne Büffet, bzw. wo die zu wählenden Menübestandteile gleich vor einem in jedem Tischgrüppchen standen. Probleme hätte es höchstens dann geben können, wenn alle Gäste in der Tischgruppe das gleiche Menü zusammengestellt hätten. Aber so war das schon toll. Egal ob Backwaren, Nudeln, Reis, Kartoffeln, mindestens 20 Gemüsesorten, 30 verschiedene Frischsalate, Fleisch in allen erdenklichen Varianten, besonders immer wieder hevorzuheben unzählige Fischgerichte, Meeresfrüchte, labberige Muscheln, Hummerzeugs, Pilzgerichte, äusserst einfallsreiche Desserts und Speiseeis und auch an Getränken blieb kaum ein Wunsch offen. Kayla meinte schon unter vorgehaltener Hand zu mir, dass dieses Abendessen für die ganze Reisegesellschaft zusammengerechnet mindestens 5.000 Euro, eher das Doppelte, kosten würde. Aber noch war ja Anfang. Wir nahmen Platz wo unsere Namensschildchen standen und waren gleich sehr erfreut darüber, dass wir 2 rare Eckplätze am Ende der Tischreihe erwischt hatten und die Anordnung so war, dass Kayla mir direkt gegenüber saß. Somit hatten wir beide einen Eckplatz, wo man immer gut weg kommt, wenn man genug hat oder mal aufs Klo muss und wo man vor allem beim Essen nicht irgendwelchen Fremden gegenüber sitzt. Ich hasse es, beim Essen wildfremden Leuten gegenüber zu sitzen und mir von denen beim Essen zuschauen zu lassen. Etwa 5 Plätze weiter in Richtung Tischgruppenmitte fiel mir gleich auf, dass an einem Platz ein Suppenteller weniger stand, als an allen anderen Plätzen. Die Gäste für diese Plätze waren aber noch nicht gekommen, dort war noch alles frei. Wir saßen so da, langsam füllte sich der Saal. Einige pikfein gekleidete Kellner mit Jackettwesten, die rubinrot - seidig schimmerten, also eine tolle Arbeitskleidung, hasteten eiligen Schrittes zwischen den Tischreihen her und ergänzten die büffetartigen Menüs. Eine Art Oberkellner, der die unter seinen Fittichen hatte, schritt alle Reihen mit kritischem Blick ab und entdeckte dabei alsbald den fehlenden Suppenteller. Mit energischem Blick rief er einen ganz bestimmten Keller dort hin. Der kam dann auch, ich verstehe ja kein Französisch, aber laut Kayla, beteuerte dieser Kellner, dass er 100 %ig auch dort einen Suppenteller hingestellt habe. Irgend jemand müsse den an sich genommen haben, war seine Schlußfolgerung. Der Chefkellner befand dies als den Versuch einer Ausrede, wogegen sich der dadurch gedemütigte Kellner aber sofort entschieden und erstaunlich lautstark wehrte. Er beschwor fast schon brüllend, dass er überall komplette Tischeindeckungen aufgebaut habe. Dann kam ein anderer Kellner hinzu, der beteuerte, dass er selbst gesehen habe, dass sein Kollege alle Teller ordnungsgemäss platziert habe und dass er sich sicher sei, dass der fehlende Suppenteller vor einer halben Stunde noch dort stand. Durch diese Bestätigung bekam der Oberkellner wohl gewisse Zweifel an einem möglichen Fehlverhalten seines Untergebenen und empfand es als ungeheuerlich, dass jetzt schon Gäste dort die Teller stehlen würden. So etwas habe es in der 150jährigen Geschichte des Hauses noch nie gegeben und es zeige, mit welchem Abschaum man sich heute herum schlagen müsse. Das wiederum hörte ein leitender Angestellter des Hotels, der wohl davon ausging, dass viele der Reisenden auch Französisch verstehen würden und dass solche Auseinandersetzungen vor den Gästen einfach nicht stattfinden dürften. Daraufhin schimpfte der Chefkellner, wo man denn hier wäre, dass nun schon Teller gestohlen würden und morgen kämen vielleicht noch Serviettenschnorrer angekrochen, nur um eine kostenlose Papier - Serviette zu erbetteln oder gar die Krumen vom Fußboden zu fressen. Der leitende Angestellte wies den Chefkellner dann aber barsch in die Schranken und verordnete ihm sofortige Ruhe und keine weiteren Worte vor den Gästen. Ein gepflegt wirkender Herr aus unserm Bus hatte das auch alles verstanden, ergriff den leitenden Angestellten beim Arm und sagte lächelnd zu ihm, das sei ja wohl alles nicht so schlimm. Daraufhin meckerte der einfache Kellner wieder irgendwas, Kayla meinte, er habe so etwas gesagt wie, ja vielleicht hat dieser Herr ja den Teller mitgenommen, wobei er auf den gepflegten Herrn zeigte. Dann ging aber eine lautstarke Diskussion zwischen diesen allen los, so etwas haben Sie noch nie erlebt. Ich dachte fast schon, dass dieser vorher so gepflegt und freundlich wirkende Herr mit einer Gabel auf den Kellner los gehen wollte, weil er damit heftig in der Luft herumstocherte. Der leitende Angestellte war fast den Tränen nahe und mühte sich redlich den Streit zu schlichten. Es entstand schon ein richtiger Tumult, in den sich noch weitere Leute, teils aus unserer Reisegruppe, aber auch andere sowie weitere Hotelbedienstete einmischten. Also so ein Riesentheater wegen eines einzelnen verschwundenen, blöden Suppentellers und das wo die doch bestimmt 50.000 solcher Teller haben, das verstehe ich nicht. Jeder normale Oberkellner hätte gesagt, dann holen wir halt einen neuen und ergänzen den, fertig. Was soll so ein blöder Teller schon wert sein? Also ich fand die Teller von denen nicht irgendwie besonders wertvoll, gemessen an der sonstigen Ausstattung des Hotels sogar eher sehr schlicht. Wenn so ein Ding vielleicht 3 oder höchstens 4 Euro wert ist, dann ist es viel, aber dafür solch einen Zirkus zu veranstalten, das war schon eigenartig. Die Diskussionen um den verschollenen Teller dauerten noch eine Weile an, währenddessen wir uns schon mal über das wirklich gute Essen hermachten. Die so genannte Meeresfrüchteplatte war überhaupt nicht mein Fall, so habe ich dieses glibberige Zeug gemieden. Das war kein Problem, man musste ja nichts essen, was man nicht wollte, dafür gab es reichhaltig genug andere Sachen, die man sich frei auswählen konnte. Einen grandiosen Bäcker hatten die. Ich weiss, es wird normalerweise kaum einer die tollen Brotsachen erwähnen, wenn er in einer Art Feinschmeckerlokal isst, aber ich muss das einfach tun, weil diese Brotbeilagen so unverschämt gut waren. Also ohne Quatsch, ich hätte mich alleine an den tollen Broten satt essen können, obwohl die eigentlich mehr nur zur Abrundung und zur Geschmacksneutralisation zwischen verschiednen Sachen gedacht waren. Kayla war unterdessen von überbratenen Hähnchenfilets sehr angetan. Die sahen überhaupt nicht nach Hähnchen aus, sondern mehr wie ein glasiert- panniertes Schnitzel, aber die waren so raffiniert gewürzt und gebraten, toll! Zwischendurch tauchte dann eine sehr elegant gekleidete Dame auf, deren Kleidung nicht nur elegant, sondern auch sehr extravagant war. Ein Kleid, welches hinten mit einer Art hochstehenden hauchdünnen Federn besetzt war und dazu einen passenden Hut mit ähnlichen Federn, Kayla bezeichnete diese Dame auf Anhieb treffend als Pfau. Kaum betrat die Dame den Raum, verstummten sofort die nach wie vor noch heftigen Diskussionen um den blöden Suppenteller. Wie sich heraus stellte, war diese Dame die Haupt - Chefin von dem ganzen Hotel, oder wohl sogar die Eigentümerin. Mit dezenten, aber offensichtlich bestimmenden Worten mahnte sie die Kellner und besonders den Oberkellner. Man kann nicht sagen, dass sie die zur Sau gemacht hat, das lief alles auf die feine, sanfte, aber nicht minder heftige Tour ab. Man sah förmlich, wie die Beschäftigten in ihrer Gesellschaft zu bedeutungslosen Zwergen zusammen schrumpften, genau dieser Eindruck drängte sich mir bei dem Anblick auf. Die Suppenteller - Diskussion war schlagartig vergessen, ein junger Bursche eilte aus der Küche herbei und ergänzte den fehlenden Suppenteller wort- und gestenlos, so mehr im Vorbeigehen und damit war die Sache plötzlich gut und ausgestanden. Doch zurück zu den gekonnten Menüs. Also jetzt können wir nur bestätigen, wenn man den Franzosen nachsagt, dass sie etwas von gutem, feinen Essen verstehen, dann trifft das den Nagel auf den Kopf. Also diese Geschmacklichkeit, einfach umwerfend. Ich bin gewiss kein Kenner auf dem Gebiet, kein Feinschmecker, wie man so sagt, und würde mich noch nicht mal als Hobbykoch bezeichnen, wenngleich ich auf uns bezogen sagen kann, dass mir das, was ich koche, auch meistens gelingt und wir damit geschmacklich voll zufrieden sind. Kayla ist, nach meiner Meinung, eine absolute Meisterin in der Zubereitung von Gemüsen aller Art, mit Fleischgerichten tut sie sich hingegen schwer, da kann ich dann eher helfend eingreifen, aber wie schon gesagt, trotzdem würden wir uns noch nicht mal als Hobbyköche bezeichnen, weil man damit immer bestimmte Ambitionen verbindet, die wir nicht haben. Aber was dort geboten wurde, sprengte unsere Vorstellungkraft von dem, was wir bis dahin unter schmackhaft oder wohlschmeckend verstanden haben. Ich würde mir erst gar nicht zutrauen, solche Gerichte mit dem gleichen Ergebnis nach zu kochen, deshalb lasse ich es auch. Sei es drum. Die geschmackliche Vielfalt war schon so, dass sie zugleich unsere Neugierde auf eben diese Vielfalt weckte und so haben wir uns bei der Veranstaltung wirklich ordentlich die Bäuche voll geschlagen. Man mag uns deshalb vielleicht schräg ansehen und für Schnorrer oder Vielfraße halten, aber das war uns in dem Moment auf deutsch gesagt scheißegal. Wann hat unsereins schon noch mal die Gelegenheit, solch eine Vielfalt an Wohlgeschmäckern zu erleben? Wahrscheinlich im ganzen Leben nicht mehr. Wie schon weiter oben erwähnt, nur der Meeresfrüchte - Kram blieb von uns unangetastet, aber sonst haben wir so ziemlich alles durchprobiert, was dort geboten wurde. Natürlich rächt sich solch ein Verhalten. Bei mir noch mehr, als bei Kayla, die auf Grund ihres jüngeren Alters und ihrer gesundheitlichen Zähigkeit mehr wegstecken kann, als ich alter Zausel. Um es klar zu sagen, nachts wurde mir so schlecht von der ganzen Fresserei, dass ich einiges davon wieder ausgespeit habe, wenn Sie wissen was ich meine. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert und sollte mir eigentlich auch nicht passieren, aber die Verlockung war einfach zu groß. Kayla haderte zwar auch etwas mit ihrer Befindlichkeit, aber so weit kam es bei ihr dann doch nicht. Zum Glück war im Nachbargebäude eine Apotheke, die sogar bis 1 Uhr nachts geöffnet hatte und dort beschaffte Kayla sagenhaft gut wirkende Tabletten gegen diese Magenbeschwerden. Die bekam man dort auch völlig ohne Rezept und für nur 2,50 Euro die 20iger Packung. Ich vermute, dass die Apotheke dieses Magenmittel sehr häufig verkauft, weil das dort durch die vielen gebotenen Leckereien entsprechend oft vorkommt, dass sich die Leute überfressen. Das Mittel half wirklich hervorragend, etwa 30 Minuten nach der Einnahme war ich sämtliche Beschwerden los. Rund eine Stunde später war dann noch mal ein dicker Toilettengang angesagt, bei dem man sich der angefressenen Mengen auf normale Weise entledigen musste. Auch Kayla hat zur Sicherheit dann eine genommen und fühlte sich kurz danach wieder wie neu geboren. Allerdings man sagt das so. Durch diese Entwicklung gab es in der Nacht nur wenig Schlaf und deshalb waren wir am nächsten Morgen ziemlich kaputt und schläfrig. Eigentlich hatten wir vor, an diesem schon letzten Tag ein Auto zu mieten und in Eigenregie das Umland zu erkunden. Aber ich sage es ehrlich wie es war, ich war so müde, das ich mich dafür nicht fit genug fühlte. Kayla erging es ähnlich, wenngleich sie fitter war, als ich. So verzichteten wir darauf im Sinne der Verkehrssicherheit. Von der Firma, die die gesamte Reise eigentlich bestellt hatte, wurde eine Rundreise durch etliche Kaufhäuser und ähnliche Kaufparadiese angeboten, was uns aber ehrlich gesagt nicht die Bohne interessierte. Wissen Sie, da wurden solche Fassadentempel für eingebildete Leute abgeklappert und da wir ohnehin nicht viel Geld ausgeben wollten, bot es sich mehrfach an, dabei nicht mit zu machen. So blieben wir zunächst mal bis kurz nach 10 Uhr im Hotel. Dann wurde kurioser Weise das Wetter schlechter und unsere Befindlichkeit zugleich noch mal deutlich besser. Die Nachwirkungen des Überfraßes in der vergangenen Nacht verschwanden mit Einzug des Regens nahezu schlagartig. Komisch, ob das Wetter da wirklich einen Einfluß auf solche Unpäßlichkeiten hat und dann noch in umgekehrter Wirkung, also gutes Befinden bei schlechtem Wetter? Wahrscheinlich war es nur Zufall, weil vielleicht bis zu diesem Zeitpunkt auch die restlichen Nahrungsmittel der Vornacht, die man noch nicht ausgetreten hatte, größtenteils durchverdaut waren und ihre belastende Wirkung verloren hatten. Bis zum Start der Heimreise in Richtung Karlsruhe waren noch etliche Stunden, denn die sollte um 18 Uhr starten. Also zu schade, um die Restzeit einfach im Hotel rum zu hängen. Eine gut deutsch sprechende kleine Dame an der Rezeption des Hotels gab uns einige Tipps und etliche Broschüren dazu, speziell über Dinge, die man alle sogar zu Fuß im Umkreis des Hotels innerhalb von etwa einer Stunde erreichen kann. Gut, das große Museum der zeitgenössischen Kunst kannten wir ja schon; da gab es im näheren Umkreis auch noch weitere 3 Museen, aber wir hatten keine rechte Lust, diese verbleibenden Stunden drinnen in Museen zu verbringen, obwohl es bei dem inzwischen verfestigten Regenwetter auch keine schlechte Idee gewesen wäre. Eine Broschüre wies auf ein so genanntes Überraschungs - Kaufhaus hin, welches ständig etwas eigenartige Ideen in Kauflandschaften umwandeln würde. Da das nicht sehr weit war, entschieden wir uns dafür, allerdings gleich mit der Einschränkung, dort nach Möglichkeit nichts zu kaufen, um die Gesamtkosten der Reise niedrig zu halten. So verrückt dieser Laden auch war, wir haben es keine Sekunde bereut da rein gegangen zu sein. Man muss bedenken, es war Ende September, aber schon gleich hinter dem Eingang schritt man in ein riesiges Weihnachtsparadies. Eine sehr eigenartige künstliche Landschaft, ein dunkelblauer Dachhimmel, ausgekleidet mit abertausenden Sternen die weisslich, bläulich, goldig und teils auch rötlich glimmten. Ich vermute, dass da solche kleinen LED - Lämpchen drin waren. Man dachte an nichts schlimmes, da schwebte auf einmal von der Decke eine Art Engelsfigur über einem herein, die unter einer Fanfare aus Weihnachtsklängen die Kunden begrüsste. Ich sagte schon zu Kayla, dass mir das mehr eine Art Weihnachtskirmes zu sein scheint. So in Weihnachtsstimmung eingelullt folgte dann aber der Bruch, der Weihnachsengel ließ die Hüllen fallen und entpuppte sich als junge hübsche Badenixe im Bikini. Das Licht änderte sich und aus der Weihnachstlandschaft wurde binnen weniger Minuten durch geschickte Ausleuchtung, Projektionen in einen halbrunden Raum und eine drehbare Präsentationsbühne eine absolut toll ausgestaltete Strandlandschaft mit Palmen und ähnlichem Zeugs, wie in Hawaii oder sonstwo in der Südsee. Erst jetzt begriff ich das Konzept, denn alle Dinge, die man dann dort sah, konnte man kaufen, natürlich nicht die Badenixe - vormals Engel, aber solch ein Bikini oder auch die ganzen Ausgestaltungsgegenstände. Man mag es zunächst vielleicht als Kitsch abtun, aber das war so gekonnt umgesetzt, dass es schon eine Sonderform von Kunst war, würde ich sagen. Überhaupt scheint man in Nancy einen Hang zu Projektionen aller Art zu haben. Wie ich viel weiter oben schon erwähnte, die Geschichtsshow in Form von Projektionen auf die Rathauswände am Abend und dann das hier, oder es werden auch an anderen Stellen oft Projektionen verwendet, zB. als Informationssystem. Auf mehreren Etagen, die nach Artikelgruppen unterteilt waren, wurden so in diesem absolut ungewöhnlichen Kaufhaus alle möglichen Sachen feilgeboten. Gekauft haben wir dort wirklich nichts, weil ganz offensichtlich die aufwändige Show mit auf die Preise geschlagen wurde. So kostete beispielsweise eine einfache 500er - Packung Kopierpapier, wie man sie auch gerne für den heimischen Drucker verwendet, gleich 8,95 Euro, also rund 9 Euro. Die bekommt man in Karlsruhe im Normalfall schon für 3,90 Euro nachgeworfen. Nun wird natürlich keiner nach Frankreich fahren, um sich dort Kopierpapier zu kaufen oder sich ausgerechnet so was als Reisemitbringsel zuzulegen, ich sage das nur so als Beispiel, weil es gerade mal ein Artikel ist, den man gut vergleichen kann. Trotzdem ist dieses Kaufhaus sehr zu empfehlen, aber nur zum gucken. So waren dort auch schnell 2 Stunden verflossen und eigentlich wurde es Zeit, etwas zu essen. Aber durch die Eß - Strapazen der vergangenen Nacht war das bestenfalls etwas, um uns das Gruseln beizubringen. Durst hatten wir unterdessen wohl, so haben wir draußen eine etwas eigenwillige Traubenzucker - Limonade getrunken, die einerseits herrlich erfrischend schmeckte, aber andererseits für noch mehr Durst sorgte, als man vorher hatte. So kamen wir nicht umhin, gleich danach ein Mineralwasser nachzuschütten, was übrigens unverschämt teuer war, das hatten wir aber zu spät bemerkt. Man muss sich das einmal vorstellen, an einer Art Büdchen, in Deutschland würde man es Kiosk nennen, es war aber etwas größer, eher wie ein kleiner Laden mit Außentheke, wurden da 10 verschiedene Sorten von Sprudelwasser angeboten, von ein paar Cent pro Glas bis hin zu einem Zeug von 7 Euro pro Glas. Nur wir Dummen hatten das natürlich nicht erwartet und einfach nur 2 Gläser Mineralwasser ohne genauere Bezeichnung verlangt und daraufhin ein mittelteures für 3,80 Euro pro Glas ausgeschenkt bekommen. Na ja, der eingefleischte Optimist hätte das dann sicher positiv gesehen und gesagt, wir sollten uns doch freuen, dass man uns dann nicht gleich das Zeug für 7 Euro pro Glas serviert hätte. Sei es drum, ich bin denen auch nicht mehr wirklich böse deswegen, es zeigt nur, dass man heute wirklich überall aufpassen muss wie ein Schloßhund, sonst wird man abgezockt und über den Tisch gezogen wo es nur geht. Danach verblieben uns noch knapp 4 Stunden bis zur Abreise. 4 Stunden sind nicht wirklich viel, um etwas zu unternehmen, aber andererseits zu schade, um nichts zu unternehmen, wo man doch einmal da ist und wahrscheinlich so bald nicht wieder dort hin kommt. Dann passierte etwas Lustiges. Kayla musste plötzlich dringend zur Toilette. An einem großen Gebäude war eine Seitentür, die mit „wc" beschriftet war, so wie ich es hier schreibe, mit kleinen Buchstaben. Nun denkt man, wc ist eine internationale Abkürzung für eine Toilette, also Kayla dort rein. Da mir auch inzwischen ein gewisser Drang entstand, bin ich mit gegangen und dachte, da ja keine Unterteilung zwischen Mann und Frau an dieser Tür stand, dass diese Aufteilung wahrscheinlich hinter der Tür erfolgt. Was aber hinter der Tür folgte, war ein sehr langer Flur zwischen mit kostbaren Marmorplatten getäfelten Wänden, der auf eine schön gestaltete matte Glastür zulief. Wir also diesem Flur nach, in der Hoffnung an dieser Glastür auf das ersehnte Örtchen zu treffen. Doch weit gefehlt, wir öffneten die Glastür und standen mitten in einem riesigen Schalterraum einer noblen Bank, also ein Geldinstitut für Wohlbetuchte. So wie die da rumliefen, schätze ich, dass sich da normalerweise keiner verläuft, der nicht mindestens eine halbe Million Euro schwer ist. Es ist klar, dass wir mit unserem simplen Outfit dort gleich als Fremdkörper jedem ins Auge sprangen. Ein fein gekleideter junger Mann, schmal und riesengroß, kam relativ freundlich auf uns zu und frage etwas auf Französich, was ich natürlich nicht verstand. Kayla verstand es und fragte dann in ihrem etwas hakeligen Französisch zurück, wo denn hier die Kundentoiletten wären, sie müsse mal ganz dringend. Etwas verunsichert stutzte der Mann, grinste dann aber über alle zur Verfügung stehenden Gesichtswinkel und zeigte ihr eine Nebentür, hinter der sie dann das heiss ersehnte Örtchen fand. Da die Dringlichkeit meines Bedürfnisses sich noch in überschaubaren Grenzen hielt, zog ich es vor, nicht auch noch Gebrauch von dem Finanzörtchen zu machen. Kayla berichtete mir, dass die meisten Menschen wohl nicht so ein nobles Wohnzimmer hätten, wie dort die Klos ausgestattet waren. Diese „wc" - Tür war wohl eine Art Nebeneingang oder Notausgang und hatte tatsächlich überhaupt nichts mit einem Hinweis auf eine Toilette zu tun. Von dort war es nicht besonders weit zu unserem Hotel und so zog ich es vor, dort schnell rein zu springen, um mein Geschäft zu erledigen. Danach waren noch knapp 3 Stunden übrig. Da wir ohnehin Leute sind, die immer wenn es geht einen zeitlichen Sicherheitsfaktor einbauen, wollten wir die letzte Stunde komplett im Hotelzimmer verbringen und unser geringes Gepäck zusammenstellen, um dann zeitig zum Reisebus zu gehen. Unter dieser Betrachtungsweise blieben also noch höchstens 2 Stunden übrig. Da das Wetter sich inzwischen wieder gebessert hatte, beschlossen wir dann noch mal über den wunderschönen Place Stanislas zu schlendern. Das ist der große Platz mit dem alten Rathaus u.s.w., den ich eingangs schon erwähnte, wo auch das von uns besuchte Museum neben liegt. Vom Hotel aus war dieser Platz schnell zu erreichen und dank seiner Größe und der einmalig schönen Gestaltung bietet er viel Abwechslung, wo man 2 Stunden im Fluge verbringen kann, zumindest bei schönem Wetter. Ein knotteriger Herr aus dem Hotel empfahl uns zuvor noch, dass wir auch unbedingt einen anderen, kleinen Platz der Allianz besuchen sollten, was aber in der kurzen Zeit nicht mehr ging. Das hat aber wohl nichts mit der gleichnamigen deutschen Versicherung zu tun. Überhaupt gibt's in Nancy schöne Plätze und historische Orte wie Sand am Meer. Da weiss man gar nicht, was man sich zuerst ansehen soll. 3 Tage sind für Nancy effektiv zu kurz, eine Woche ist das Minimun, würde ich sagen, was man braucht, um halbwegs die wichtigsten Sehenswürdigkeiten kurz zu besuchen. Die Stadt hat eine bestimmte, völlig eigenständige Wirkung auf uns als Besucher gehabt, die man so mit keiner anderen Stadt vergleichen kann. Ich weiss nicht, wie ich es besser ausdrücken soll. Es gibt viele Städte, die sind in wesentlichen Teilen untereinander fast austauschbar, Nancy gehört mit Sicherheit nicht dazu, ist in jeder Beziehung völlig eigenständig und irgendwie auf eine sanft - freundliche Art beeindruckend. Nach nunmehr über 12 Stunden ohne Essen, Sie entsinnen sich, wegen dem strapazierten Magen vom Vorabend, meldete sich dann doch langsam der Hunger wieder. Das erschien auch sinnvoll, denn jetzt war noch Zeit etwas zu essen, wenn man erst mal im Bus sitzt, hört das auf. Ich meine, in dem Bus konnte man durchaus auch Kekse und Getränke in solchen Tetrapackbeuteln kaufen, aber ich krümele bei der Fahrt nicht gerne im Bus herum. Bei richtig langen Fahrten, wie seinerzeit nach Wien, da geht das manchmal nicht anders, aber auf einer rund dreistündigen Fahrt kann man getrost aufs Essen verzichten. Vielleicht ein kleines Getränk und einige Halsbonbons, aber mehr auch nicht. So war aber vorher noch genug Zeit. Wir entdeckten etwas versetzt in einer Nebenstraße von dem Platz ein kleines Schnellrestaurant, wo man sowohl drinnen als wie auch draußen essen und trinken konnte. Da zu dem Zeitpunkt wieder der herrlichste Sonnenschein war, gab es natürlich nur eine Lösung: draußen. Eine winzig kleine Kellnerin kam und bediente uns. Kayla ist ja schon nicht sehr groß, aber diese Kellnerin war schon extrem klein, ich hatte die deswegen zuerst gar nicht als solche wahrgenommen und dachte wirklich, das ist ein Kind was da rumläuft, vielleicht von einem der Beschäftigten. Es war kein Kind, sondern tatsächlich die Bedienung, bei näherer Betrachtung sah man dann auch am Gesicht, dass sie eindeutig kein Kind mehr war, ich schätzte sie vom Gesicht her so um die 35 bís 40 Jahre. Ich vermute, dass man sie zu der Gruppe der Kleinwüchsigen zählen kann, die man früher auch gerne als Liliputanerin bezeichnet hätte. Von der Größe her kam das hin, nur bei den Liliputanern ist der Kopf meist im Verhältnis zur Gesamtkörperhöhe viel zu groß und die Körperdicke ist bei denen meist dem Alter entsprechend normal, nur dass die Höhe zu gering ist und die Beine zu kurz sind, wenn man so will. Das war hier bei der kleinen Bedienung nicht so, die war insgesamt viel kleiner, also die Hamonie zwischen den einzelnen Körperpartien stimmte. Da wir von den gebotenen Speisen keine wirkliche Ahnung hatten, wir aber in jedem Fall nur etwas kleines, ganz leicht verdauliches essen wollten, hat Kayla der kleinen Frau das so gesagt. Daraufhin empfahl sie ein kleines Kalbsmedaillion mit Gebäckkartoffeln und frischem Mischsalat. Das haben wir dann bestellt. Besonders die Gebäckkartoffeln interessierten mich, das hatte ich zuvor noch nie gehört, geschweige denn gegessen. Weniger als 5 Minuten nach der Bestellung kam für uns beide das fertige Menü schon und wir staunten nicht schlecht. Das Kalbsmedaillion war wirklich ausgesprochen klein, wodurch wir uns keine Sorgen um eine erneute Magenüberfüllung machen brauchten. Kayla machte schon Scherze darüber, so in der Art, ob denn gleich auch noch das Mikroskop zum Auffinden des Fleisches nachgereicht werde. Der Mischsalat war einfach super lecker frisch, herrlich, so mag man Salat und für so einen gekonnten, leichten Salat lasse ich sogar zur Not das schönste Fleischstück stehen. Das war hier wegen der überschaubaren Mengen aber nicht notwendig. Absolut einzigartig fand ich die Gebäckkartoffeln. Die Dinger sahen wirklich aus, wie gekochte Salzkartoffeln am Stück. Ihre wahre Substanz entpuppte sich erst beim zerteilen, denn innen sahen die aus wie so ein Zitronenkuchen oder wie das Helle von einem Marmorkuchen, also so ein wenig bisquitartig. Die schmeckten aber wirklich sehr gut und gar nicht nach Kuchen, wie man nun auf Grund der inneren Optik erwartet hätte, sondern etwas undefinierbar, vielleicht etwas vergleichbar mit dem Geschmack von leicht gewürzten Semmelknödeln. Aber lecker und wirklich sehr luftig leicht, bestens für Leute mit Problemen im Verdauungstrakt. Im Gegensatz zum Reinfall mit dem teuren Sprudelwasser einige Stunden zuvor, haben wir bei diesem Imbiss für beide Menüs einschließlich einem Glas Cola für jeden zusammen 12,30 Euro löhnen dürfen, was gemessen an dem wirklich ausgesprochen leckeren Essen als äusserst billig zu bezeichnen ist. Danach noch mal kurz über den Platz vom alten Stanislaus zum Hotel und das wars dann eigentlich schon mit dem Aufenthalt in Nancy. Der Reisebus kam überpünktlich. Als wir in den Bus einstiegen, setzten wir uns auf 2 Plätze im Bereich der hinteren Tür, eigentlich ohne diese Plätze gezielt ausgesucht zu haben, es ergab sich so, dann kam aber nach 10 Minuten ein älterer Herr der schon von weitem schimpfte, dass er und seine Gattin auf der Hinreise vor einigen Tagen dort gesessen hätten und das wäre ihr Platz. Es gab im Bus aber keine Platzreservierung. Da ich keine Lust hatte, mich mit dem alten Zausel zu zanken, ich meine ich bin selbst nicht mehr der Jüngste, aber der war sicher weit über 80, bot ich ihm an, dass wir uns halt andere Plätze aussuchen und er mit seiner Gemahlin seinen alten Platz wieder haben kann. Es waren noch genug Plätze frei, da die meisten Mitreisenden nur sehr zögerlich eintrudelten. Das gefiel ihm aber auch nicht, er wollte sich streiten, was so aber nicht gelang. Er meckerte uns weiter blöd an, dass er schließlich da schon gesessen habe und dass es eine bodenlose Unverschämtheit von uns wäre u.s.w. Ich habe dann gar nicht mehr auf ihn reagiert und wir haben uns umgesetzt, fertig. Er stand dann aber noch eine ganze Weile maulend und gestikulierend im Gang herum, bis seine Alte sich dann auch gesetzt hatte und ihn zu sich herüber zerrte. So startete die Heimfahrt. Eigentlich viel zu früh, denn wie schon angedeutet, 3 Tage für Nancy sind viel zu wenig. Andererseits waren wir auch wieder froh in unser eigenes Haus zu kommen. Ich finde, es ist doch etwas anderes, wenn man von einer Reise in ein eigenes Heim zurück kehrt, als wie wenn man in eine Mietwohnung zurück kehrt. Also beim Eigentum ist die Wiedersehensfreude deutlich größer und man ist bei längerer Abwesenheit deutlich unruhiger, weil man immer an das Haus denkt und überlegt, wie mag es dort jetzt wohl sein. Auch deshalb legen wir auf länger andauernde Reisen momentan überhaupt keinen Wert, natürlich auch wegen der Kosten, die man meiden will.
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