Unterwegs 1

Unterwegs erlebt man häufig etwas, das sagt schon das alte Sprichwort “Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen...” Anekdoten, die wir unterwegs auf Reisen, Touren oder auch nur bei Autofahrten usw. erlebt haben, finden hier ihren Platz.


Eine Unimogtour

Kürzlich haben wir ungeplant eine recht ungewöhnliche Ausflugsfahrt gemacht. Wir waren an einem Mittwoch spontan in den nördlichen Schwarzwald gefahren, um mal wieder einen kleinen Ausflug zu machen, die Landschaft zu genießen und zu entspannen. Bei schönstem Wetter genossen wir die Rundreise. Gegen 11 Uhr stellte sich der Hunger ein und in einem etwas außerhalb einer Ortschaft gelegenen Gasthof mit Außenbewirtung am Waldrand aßen wir ein leckeres, aber leichtes Menü, natürlich ergänzt von einigen Erfrischungsgetränken. Auf der schräg gegenüberliegenden Straßenseite war die Zufahrt zu einem noch mehr abseits liegenden Bauernhof. An dieser Zufahrt stand eine große, handgeschriebene Werbetafel mit der Aufschrift “Heute wieder Unimog - Waldfahrten ! Heute zum halben Preis !” Dadurch neugierig geworden, fuhren wir nach der Mahlzeit in die Einfahrt des Hofes, der nach vielleicht 500 m erreicht wurde. Ein freundlicher Mann begrüßte uns und fragte, ob wir wegen der Unimog -Touren dort wären. Er erklärte, dass sie querfeldein oder besser querwaldein Unimogtouren anbieten würden, die teils abseits von üblichen Wegen und über Stock und Stein führen würden. Er versprach ein Erlebnis der besonderen Art. Außerdem war der Preis an dem Tag von 15 Euro pro Person auf 7 Euro pro Kopf herab gesetzt worden, um mitten in der Woche auch Ausflügler dafür zur begeistern. So etwas hatten wir noch nie gemacht, also buchten wir für 2 Personen, sprich Kayla und mich. 14 Euro wechselten den Besitzer und schon konnte es los gehen. Der Unimog galt schon als

Der Tour - Unimog, mit dem es durch Wälder und Felder ging

Oldtimer und stammte aus den 70iger Jahren. Er bot nur Platz für zwei Mitreisende, plus Fahrer somit drei Personen. Mehr Personen hätten gar nicht rein gepaßt. Gewiss hätte man auf der kleinen Ladefläche noch einige Leute ablagern können, aber erstens wäre das unzulässig und zweitens wären die unterwegs wohl unfreiwillig abgeladen worden, wie man im weiteren Verlauf noch lesen wird. Es war in jeder Hinsicht eine Tour der besonderen Art, die ich

keinesfalls missen möchte. So starteten wir an diesem Bauernhof, der übrigens auch beachtliche 14 Ferienwohnungen anbietet, die im Sommer ständig ausgebucht sind. Zunächst führte uns der Weg über eine etwa drei km lange, kleine grob asphaltierte Straße in größere Waldbereiche (siehe Foto). Diese kleine Straße ist für den öffentlichen Verkehr gesperrt und Privateigentum von dem Hofbesitzer, der den Unimog auch höchstpersönlich fuhr. Sämtliche Waldgebiete rechts und links neben dieser Straße gehören diesem Mann. Wanderer und Radler dürfen die Wege allerdings auf eigene Gefahr nutzen, was manchmal zu der etwas kuriosen Situation führt, dass Wanderer sich aufregen und den Unimogfahrer beschimpfen oder gar anzeigen wollen, weil er ihren Wanderfrieden stört. Diese Leute glauben sich dabei noch im Recht und werden oft sehr frech, wie der Hofbesitzer uns sagte. Er habe sogar schon allzu renitente Gestalten mit Hilfe der Polizei aus seinem Waldgebiet mit Gewalt entfernen lassen müssen. Doch das nur am Rande. Nach weiteren etwa zwei km auf einem danach folgenden Schotterweg folgte eine extreme Steigung, die zugleich auch noch seitlich verdreht war, fast wie eine Spiralbewegung. Selbst als Wanderer hätte man dort große Mühe gehabt hoch zu kraxeln. Für den Unimog kein Problem. Spätestens an dieser Stelle hätten sich Mitreisende auf der Ladefläche vollautomatisch durch Selbstentladung dank Fliehkraft verabschiedet. Der Fahrer schaltete den Allradantrieb dazu und unbeirrt von allen Widrigkeiten arbeitete sich der Unimog dort hoch. Innen hatte man fast ein wenig das Gefühl, in einem Aufzug mit Panoramablick zu sitzen, so als würde man von einem unsichtbaren Seil hoch gezogen. Obwohl der Unimog vorne und hinten je eine Seilwinde hatte, waren diese aber nicht im Einsatz, er schaffte das alles auf eigenen Rädern. Oben auf der Kuppe dieser extremen Steigung angekommen, erschloss sich eine wunderbare Fernsicht über grenzenlos bewaldete Berge, Täler und Schluchten, so dass einem von der Ausstrahlung und Schönheit dieser Landschaft fast schon vor Bewunderung die Tränen in den Augen standen. Nach 10 Minuten Verweildauer, um diese einzigartige Aussicht wirken zu lassen, ging es weiter über Stock und Stein, teils quer durch den Wald, wo wir mehr als einmal glaubten, mit dem Fahrerhaus an die Bäume anzuschlagen, weil so wenig Platz noch dazwischen war. Der Hofbesitzer kannte das alles wie seine Westentasche und machte diese Tour natürlich nicht zum ersten Mal und grinste ein wenig hämisch, als er unsere Schrecksekunden in den Geischtern erkannte. Kurz danach standen wir auf einer schier endlos großen Waldwiese, die man ansonsten nie entdeckt hätte. In einer Schräglage erstreckte sich diese, von saftigem Grün des Grases dominierten Wiese auf einer enormen Fläche von schätzungsweise 500 mal 1000 Metern. Mit dem Unimog fuhren wir dann quer diese Wiese runter, dann stockte uns der Atem. Es folgte ein wilder, breiter Bachlauf mit sichtlich viel tosendem Wasser drin. Der Unimog fuhr weiter. Kayla schaute mich und dann den Fahrer ungläubig an, mit einem Blick zwischen Erstaunen und Verzweiflung. Dieser setzte wieder sein breites Grinsen auf und meinte nur: “Festhalten, jetzt gibts eine Erfrischung !”. Noch während ich dachte: “Der wird doch nicht wirklich.....”, waren wir mit dem Unimog schon in den Fluten. Aussteigen wäre unmöglich gewesen, weil gleich am unteren Ende des Fahrerhauses das rauschende Wasser begann. Kayla schaute besorgt auf den Boden, in der Erwartung, dass dort jeden Moment die Wassermassen irgendwo rein kommen, die kamen aber nicht. Mit etwas Gewackel und Geholper, wodurch wir ordentlich durchgeschüttelt wurden, zog der Unimog quer durch den Bach auf die andere Seite, wo er das Ufer heraufkroch und weiter fuhr, als wäre alles ein normaler Weg gewesen. Wir waren tief beeindruckt. Danach schlossen sich weitere erlebnisreiche Momente an, mit wieder wunderbarsten Aussichten auf die endlosen Wälder, manchmal unterbrochen von kleinen Waldwiesen oder gar dem einen oder anderen kleinen Weiher. Einfach herrlich! Dann folgte eine sehr starke Steigung durch einen Waldhang, in den schon einige Schneisen geschlagen waren, auch diese Extremsteigung schaffte der Unimog ohne Murren. Wer nun glaubt, dass diese Maschine ja wohl mindestens 300 PS haben muss, um dort noch rauf zu kommen, der irrt gewaltig. Mir erging es nicht anders. Wie uns der Fahrer mitteile, hat das Gefährt wohl tatsächlich nur 84 PS, allerdings beachtliche 5,7 Liter Hubraum aus einem Sechszylinder - Dieselmotor. Nur die entsprechende Getriebeuntersetzung, unter Mitwirkung von Allradantrieb und Differenzialsperren sowie der hohen Bodenfreiheit, macht solche Extrem - Kletterpartien auf Rädern möglich. Als wir die letztgenannte Steigung geschafft hatten, folgte ein mindestens 10 km langer Waldweg, gut ausgebaut, stets im Schatten der Bäume, mit kühler frischer Waldluft, der am Ende wieder auf dem eingangs erwähnten, grob asphaltierten Privatweg des Hofbesitzers mündete. Nach weiteren zwei km waren wir wieder an unserem Ausgangspunkt. Die gesamte Tour hat ungefähr eine Stunde gedauert und brachte ein enormes Wechselbad der Gefühle, von sprachloser Begeisterung über die Schönheit der dortigen Natur, über Anerkennung der enormen Fähigkeiten dieses Unimog - Fahrzeugs und seines Fahrers und auch, das muss man einfach zugeben, einigen Momenten der Angst. Nein, diese Fahrt möchte ich in meinem Leben nicht missen und wir werden das mit Sicherheit in absehbarer Zeit wiederholen, auch wenn es normalerweise teurer ist. 

Eine weitere, ungeklärte Besonderheit, auf die wir bei der gleichen Tour stießen, sollte noch erwähnt werden. Als wir mit unserem Auto schon auf der Rückreise nach Hause waren, machten wir nach etwa 45 Minuten Fahrt auf einem kleinen Waldparkplatz eine Rast, vornehmlich um unsere Blasen zu erleichtern, wie man so sagt, aber auch um mal die Beine an der frischen Luft zu vertreten. So gingen wir vielleicht 10 Minuten lang einen Fußweg, der von dem Waldparkplatz nach rechts in das endlos wirkende Waldgebiet führte. Plötzlich sahen wir zwischen den Bäumen irgendwie eine helle Schneise durchschimmern, die unser Interesse erregte. Über einen kleinen Matschpfad näherten wir uns dieser hellen Stelle, bis wir an einer uralten Steinmauer ankamen. Dort staunten wir nicht schlecht, unterhalb der Mauer tat sich ein gepflegter schöner, terassenartiger Park auf. Allerdings führte von der Mauer kein Weg in den Park hinein, keine Tür, kein gar nichts. Vermutlich gibt es einen Zugang von einer anderen Seite. Weit und breit war

Parkanlage mitten im Wald

kein Mensch zu sehen, wie verwaist wirkte das alles. Aber verwaist konnte es nicht sein, denn der Rasen war einigermaßen gepflegt, die Kieswege dazwischen ebenso. Eine einsame, nicht genutzte Bank stand dort. Wir wären gerne mal durch diesen Park, der aus zwei Terassen bestand, gewandert, jedoch wir fanden keine Möglichkeit, auf legalem Weg in diesen Park zu gelangen. Die Umfriedungsmauern hatten nirgendwo eine Tür, jedenfalls nicht auf den Seiten, die uns zugänglich waren. Die obere Terasse war großzügiger, aufwendiger und breiter angelegt, währned die untere Terasse deutlich schmäler und ohne Querwege aus Kies auskommen musste. Auch eine Bank gab es dort nicht. Dieser schöne, irgendwie minimalistisch - schlichte Park, faszinierte uns, gerade weil er mit eigentlich sehr wenig an Minimalausstattung, ohne aufwendige Blumenbeete oder teure Spezialpflanzen

auskam und trotzdem eine wunderbare Atmosphäre schaffte. Ein idealer Ort zum abschalten, entspannen oder einer inneren Melancholie nachzugehen. Anlagen dieser Art findet man ansonsten meist im Zusammenhang mit einem Schloß, einer Burg oder einem Gutshof, sowas konnten wird dort allerdings nicht ausmachen. Es schien so, als ob er einsam nur so mitten im Wald liegen würde. Die nächste Ortschaft war von dort etwa 8 km entfernt, also gehört er wohl auch nicht zu einem Ort, kam somit auch nicht als Stadtpark oder etwas ähnliches in Frage. Die ganze Anlage, besonders die Mauern, sprachen aber eindeutig die Sprache aus früheren Jahrhunderten. Ich schätze, dass diese Mauern mindestens 250 bis 300 Jahre alt sind. Diese Theorie wurde u.a. dadurch unterstützt, dass in einem oberen dicken Steinquader der Mauer die Zahl 1756 eingeschlagen war, die möglicherweise auf das Errichtungsjahr hindeutet. Man erkennt wohl an einigen Stellen, dass einige Steinblöcke in den letzten Jahren partitiell mal ausgebessert wurden, weil diese noch wesentlich heller und sandfarbiger schimmern, als der Rest, der teils schon leicht grünlich-gräulich wirkt, weil er von Moosen und Flechten besetzt ist. Es wird sich in jedem Fall um die Anlage gekümmert. Der Park behielt bislang sein Rätsel für sich, was das genau ist, wer es erbaut hat und wer es nutzt. Aber man kann ja später die Gegend nochmal aufsuchen, vielleicht lassen sich diese Rätsel dann aufklären. So übermässig weit von unserem Heimatort war das schon nicht mehr, vielleicht knapp 80 km, und die kann man ja in Kürze dafür nochmal gerne fahren.


Straßenfeger

Anfang des Sommers 2016 machten wir eine kleine Rundreise im Raum Vaihingen a.d. Enz, um die dortige Landschaft mal etwas näher zu erkunden. Obwohl das von hier nicht übermässig weit weg liegt, vielleicht um die 40 - 50 km, kannten wir uns dort bislang noch so gut wie gar nicht aus. Nach einigen schönen Stunden der gemütlichen Wanderungen im Umfeld des wildromatischen Enz - Baches, bekamen wir schließlich Hunger und Durst. Für solche Fälle haben wir zwar fast immer Verpflegung im Auto dabei, jedoch stand unser Auto dank der Wanderung noch etwa 5 km von dem Punkt entfernt, wo uns der Appetit überfiel. Da wir zufällig an einem geöffneten Biergarten vorbei kamen, beschlossen wir ausnahmsweise dort mal eine kleine Zwischenrast einzulegen und etwas zu trinken und einen kleinen Happen zu essen. Kayla bestellte sich eine Cola, während ich mir mal einem Apfelsaft gönnte. Dazu noch ein paar Pommes Frittes mit Bratwurst und dann sollte die Wanderung zurück zum Auto gehen. Als wir gerade unsere Getränke und die Pommes in

Fluchtartig verlassener Biergarten

“Angriff” genommen hatten, türmten sich in Kürze gewaltige Gewitterwolken auf. Ich hatte zu Kayla noch nicht ganz den Satz ausgesprochen, dass sich da ein Unwetter zusammenbraut, da goss es schlagartig in Strömen und es blitzte und donnerte, dass viele Gäste dort regelrechte Panik bekamen und davon liefen. Wir verzogen uns in den Eingangsbereich des Lokals, zu welchem der Biergarten gehörte. Dort verzehrten wir von Hand schnell die Reste der Fritten und unsere Getränkegläser hatten wir einfach auf den Fußboden gestellt. Das alles wurde so im Stehen

noch geleert und da wir schon bezahlt hatten, konnten wir gehen, sobald das Unwetter durch war. Es dauerte auch nicht lange. So schnell, wie das Gewitter gekommen war, war es auch wieder weg. Unterdessen kamen die geflüchteten Gäste nicht wieder, ich weiss nicht, ob die alle schon ihre Rechnung bezahlt hatten, jedenfalls war auch 10 Minuten nach dem Unwetter der gesamte Biergarten noch wie leer gefegt (siehe Foto oben). Volle Gläser mit Mineralwasser, Bier, O-Saft, Kaffee und Kuchen, Bratwürste, Schnitzel und weiteres blieben zurück. Gewiss wären diese Sachen auch nicht mehr wirklich lecker gewesen, da die Getränke vom Regen verdünnt und die Speisen matschig und kalt waren. Wir unterdessen wanderten, nun bei brennender Sonnenhitze, teils entlang der Enz, wieder zurück zu unserem Auto, welches auf einem kleinen Parkplatz in rund 5 km Entfernung stand.


Schilderwald

Nachdem wir in den ersten 10 Jahren, die wir hier wohnen, vorwiegend alte Fabrikgebäude und sonstige Bauwerke sowie die näher liegenden Waldbereiche durch Wanderungen oder Radfahren erkundet haben, ziehen wir die Kreise inzwischen etwas weiter und haben seit diesem Jahr verstärkt Wälder, Dörfer und leer stehende Gebäude im etwas weiter gefassten Umkreis von etwa 10 bis 20 km in Angriff genommen. Dabei stießen wir in etwa 20 km Entfernung auf einen etwas ungewöhnlichen, aber schönen Wald, den wir mehrmals besuchten. Ungewöhnlich und schön deshalb, weil dieser Waldbereich anders angelegt ist, als die meisten Wälder die man so kennt. Das kommt einerseits durch die Art der Bäume, die dort stehen, aber vor allem dadurch, weil die Bäume damals größtenteils in recht weiten Abständen voneinander gepflanzt wurden. Dadurch entsteht ein sehr lichter Eindruck, man hat keine dunklen Waldbereiche, sondern von überall sieht man den Himmel und hat starken Tageslichteinfall, was ein völlig anderes Waldbild erzeugt, als man es sonst gewohnt ist. Bei der letzten Wanderung in diesem Waldstück stießen wir nach rund 5 km auf einen kleinen Nebenweg, der plötzlich an einem etwas seltsamen Warnschild endete.

Schilderwald / Warnschild im Wald

Wie auf dem linken Foto zu sehen ist, wurde zunächst das Weitergehen in das nebenliegende Gelände strikt untersagt. Ergänzt wurde das Verbot mit der Warnung vor einer Starkstromleitung sowie vor irgendwelchen sogenannten Sümpfungsschächten, in die man wohl stürzen könnte. Klein darunter stand noch als Verfasser der Warnung ein GK - Ortsverband und das Ausstellungsjahr des Verbots, nämlich 1953. Was nun GK heissen soll, wissen wir bis heute nicht, es klang irgendwie militärisch, soweit wir blicken konnten, setzte sich in dem Bereich aber nur der Wald einfach

im gleichen Stil fort, wie er auch vorher bis zu diesem Punkt war. Selbst mit dem Fernglas konnte man so keinerlei Einrichtungen oder sonst was in dem Bereich entdecken. Nun endet natürlich die Sicht auch mit Fernglas schon nach spätestens 30 Metern, weil eben immer Bäume im Weg sind, die eine weitere Sicht versperren. Eine vermutlich ortskundige Wanderin, die wir später beim Rückweg zufällig etwa einen km zurück antrafen, befragten wir danach, was es mit diesem Schild und der Warnung auf sich hat. Die Frau reagierte auf unsere Frage aber nur sehr seltsam und recht verstört, sagte nichts, winkte nur kopfschüttelnd ab und hastete eiligen Schrittes davon, so als müsse man vor uns Angst haben oder als habe sie in uns ein Gespenst gesehen. Was soll man davon halten? Na egal ! So wanderten wir weiter zurück und entdeckten dabei einen kleinen Abzweig, der uns nach vielleicht 200 m seitlich auf eine alte zweigleisige Bahnstrecke brachte, die aber irgendwie wohl nicht mehr genutzt wird oder wenn, dann nur noch sehr selten. Es wucherten

stellenweise im Schotter schon kleine Sträucher, teils auch über die Gleise, aber noch nicht so intensiv, dass man von einer zugewachsenen Strecke sprechen könnte. Nun haben wir bis heute von diesem Bereich noch keine genaue Wanderkarte, in der normalen Straßenkarte vom ADAC ist die Bahnstrecke nicht eingezeichnet, also dürfte sie entweder schon eine Weile brach liegen oder vielleicht war es auch nur eine Güterzugstrecke oder vergleichbares, denn soweit ich weiss, werden solche in den normalen Straßenkarten nicht verzeichnet. Es kam uns zwar die Idee, doch einfach mal den Gleisen nachzugehen, bis man vielleicht auf einen früheren Bahnhof stößt, aber an dem Tag war es uns dafür schon zu spät und außerdem stand unser Auto auf einem Parkplatz, der in einer anderen Richtung lag. So haben wir damit

alte zweigleisige Bahnstrecke im Wald
Büdchen im Wald

gleich schon wieder ein Ziel für künftige Wanderungen. Auf solchen Strecken braucht man ja wohl keine Angst zu haben, von einem Zug erfasst zu werden, wenn man über die Gleise wandert, denn es ist nicht damit zu rechnen, dass dort sobald mal wieder Züge fahren. Auf dem Rückweg zum Parkplatz gingen wir über einen Parallelweg, der an einem alten, verfallenen Büdchen vorbei führte. Wozu es mal diente, war nicht mehr auszumachen. Vermutlich wurde es mal von Waldarbeitern als

Pausen- oder Lagerraum genutzt. Ein Stück der Giebelwand war neben der Eingangstür schon weggefault und nach innen gestürzt. Wir waren nachher heilfroh, endlich das Auto zu erreichen, weil diese Wanderung uns irgendwie sehr geschafft hatte. Regelrecht todmüde waren wir, obwohl wir ansonsten schon wesentlich weitere Strecken gewandert sind, ohne auch nur halb so müde zu werden. Vermutlich lag es daran, dass längere Strecken in kaum erkennbaren, seichten Steigungen verliefen, wo man dann doch mehr Kraft verbraucht, als es den Anschein erweckt. Später zuhaus angekommen, sind wir nach einem leichten Essen und einem erholsamen Bad gleich ins Bett gestiegen und sofort in Tiefschlaf gefallen.


Mehr Wald !

Gleich noch mehr über ein recht schönes Waldgebiet, welches wir bei einer Wanderung erst im letzten Sommer entdeckt hatten, was nur knapp 25 km von hier entfernt liegt, soll hier kurz folgen. In einem Seitental hinter Mittelgebirgs - Bergrücken liegt das. Es wirkt, als gäbe es weit und breit keine Ortschaften mehr, weil man keine sieht, soweit das Auge reicht. Trotzdem sind die nächsten Dörfer nicht wirklich allzuweit entfernt, das

Bachlauf im Wald

eine Dorf liegt etwa 5 km südlich von der Stelle am Bachlauf und das andere Dorf rund 6 km nordwestlich, allerdings einer äusserst starken Steigung folgend. Etwa 1 km weiter nordöstlich von der obigen Stelle am Bachlauf stießen wir auf eine eingleisige Bahnstrecke, die mitten durch dieses Waldgebiet führt. Die Gleise sahen sehr gepflegt und befahren aus, weil die Oberkanten der Schienen blitzeblank waren. Trotzdem weiss ich nicht, welche Strecke das ist, wohin sie führt oder

Waldbahn

woher sie kommt. Sicher läßt sich das herausfinden, nur bisher bin ich nicht dazu gekommen, der Sache nachzugehen. An dem Tag herrschten so angeneheme Temperaturen, nicht zu warm, nicht zu kalt, vielleicht um die 20 Grad, absolut ideal, dann auch die saubere Luft und eine fast endlose Ruhe, wodurch wir in diesem großen Waldbereich am Ende über 6 Stunden gewandert sind. Die Zeit verflog, ohne dass wir es bemerkt haben. Um bei

dieser Gelegenheit möglichst viele neue Wanderstrecken zu entdecken, gingen wir beim Rückweg einen etwas anderen Weg, der aber in die gleiche Richtung führt, schließlich mussten wir am Ende ja wieder zum Parkplatz zu unserem Auto. Dieser andere Weg führte in ungefähr 1 km Entfernung fast parallel zu dem Weg, den wir eingangs beschritten waren. Schon fast am Parkplatz angekommen, tat sich rechts vom Weg hinter einem Maschendraht - Zaun ein Gelände mit einem sehr alten

altes Gebäude im Wald

Gebäude auf, welches aus Bruchsteinen gemauert war. Das war alles schon ziemlich mit Bäumen zugewuchert und eine ehemalige Einfahrt zum Grundstück, wäre heute erst nach Abholzen einiger Bäume wieder benutzbar. Um was es sich bei dem etwas industriell wirkenden Bauwerk wirklich handelt, weiss ich nicht, ich vermute aber, dass es ein früheres Wasserwerk oder so etwas in der Art ist. Ich glaube nicht, dass es noch in Betrieb ist, denn dann hätte man diesen Wildwuchs nicht zugelassen. Fazit dieser Wanderung: wieder etwas sehr schönes nahe der Heimat entdeckt. Wald ohne Ende, frische Luft ohne Ende, einfach herrlich. Eigentlich ist man blöd, dass man diese wunderschönen Landschaften der Heimat nicht wesentlich häufiger für erbauliche Wanderungen nutzt. Da rasen viele um die halbe Welt, um in der Ferne ein paar vertrocknete Sandhaufen zu sehen, die man dann Wüste nennt und zuhause bleiben echte Naturschönheiten, wie solche frischen Wälder ungeachtet links liegen..


Anhänger zu verschenken

Als wir Mitte November nach Karlsruhe fuhren, fiel uns am Wegesrand kurz hinter der Einfahrt zu einem Aussiedler - Bauernhof, ein uralter Traktoranhänger auf, der wohl zu verschenken war.

Anhänger zu verschenken

Offensichtlich brauchte der Bauer das alte, klapprige Teil nicht mehr und für einen normalen Verkauf war das Ding vermutlich im Zustand zu schlecht und so kam man halt auf die Idee, es einfach am Straßenrand aufzustellen mit einem großen Plastikschild mit dem handschriftlichen Text “zu verschenken” drauf. So hofft man wohl, das Ding los zu werden. So unwahrscheinlich ist es vermutlich gar

nicht, dass das so klappt, denn es reisen immer wieder, meist ausländische Schrottsammler durch die Gegend. Die sammeln allen möglichen Schrott ein und verkaufen diesen beim nächst besten Schrottplatz dann wieder gegen Bares. So dürften an diesem Anhänger sicher noch vor allem im Fahrgestell einige hundert Kilo an Eisenschrott enthalten sein. Die sonst üblichen Seiten- Aufbauten, wie Wände oder sowas, waren schon nicht mehr dran, wodurch der Anhänger praktisch nur noch eine ebene Plattform mit einigen Stangen seitlich dran bot. Als wir etwa eine knappe Woche später wieder an der Stelle vorbei kamen, stand er immer noch dort. Es hatte sich keiner erbarmt das fast schon etwas kurios anmutende Teil mitzunehmen..


So ein Zirkus !

Bei gleicher Fahrt wie oben entdeckten wir am Rande eines kleinen Dorfes, was ungefähr 10 km von unserem Heimatort entfernt liegt, einen mittelkleinen Zirkus, der sein Zelt auf einer großen Wiese aufgeschlagen hatte. Verwunderlich erschien uns das, weil ein Zirkus ja normalerweise auf zahlreiche Besucher hofft. Damit kann man in einem kleinen Örtchen, mit bestenfalls gerade einmal 250 Einwohnern, wenn man mal alle lebensähnliche Daseinsformen mitrechnet, sicher nicht rechnen. Zudem erschien uns die Jahreszeit für sowas recht unpassend. Wer will im November

noch in einen Zirkus gehen? Im weiten Umkreis sah man auch praktisch keine Leute herumlaufen, auch keine Reklame und die typischen Begleitwagen waren auch nicht zu finden. So glaubten wir zunächst, dass der Zirkus dort so eine Art Winter - Quartier aufschlägt. Wie ich später von einem Bauern hörte, bei dem wir öfters Gemüse und Kartoffeln kaufen, verhält es sich jedoch anders. Den Zirkus - Betrieben macht man heute das Leben immer schwerer, weil die früheren Hauptattraktionen, die wilden Tiere, oftmals auf Bestreben von selbst

kleiner Zirkus am Rande eines kleinen Dorfes

ernannten Tierschützern nicht mehr gehalten oder zumindest in vielen Orten nicht mehr aufgeführt werden dürfen. Ich frage da, was ist ein Zirkus ohne die seltenen Tiere? Das ist ja fast so, als würde man einem Mann mit Holzbein und Krückstock, den Krückstock wegnehmen mit einer fadenscheinigen Begründung und sehenden Auges sein Umfallen hinnehmen. Nun, die Auswirkungen solchen Tuns waren die, das beim betroffenen Zirkus fast sämtliche Tiere abgeschafft wurden. Vorstellungen ohne diese Tiere waren jedoch nicht auf die Schnelle zu organisieren, weil alles darauf abgestimmt war. Um jedoch Einnahmen zu erzielen, denn von Luft und Tierliebe allein kann man nicht leben, kam der Zirkusbetreiber auf die Idee, dann eben sein nicht gerade billiges Zelt einfach zu vermieten, sei es für Veranstaltungen, quasi als Festzelt oder wie hier in dem Fall neben einem Reiterhof als Reithalle. Hier bekommen nun künftige Reiter, vornehmlich Kinder, jetzt ihren ersten Reitunterricht, nicht durch die Zirkusleute, sondern von der Reitlehrerin des Reiterhofes. Die Kinder freuts besonders, denn die können so sagen, dass sie im Zirkus geritten sind und das ganze Ambiente, wie man so schön in neudeutsch sagt, ist schon ein anderes, als wie in einer normalen Reithalle oder auf einer öden Wiese. Der Zirkusbetrieb bekommt immerhin die Einnahmen der Zeltmiete, was auf diese Weise ein einigermaßen regelmässiges Einkommen garantiert, welches sogar höher sein soll, als die Einnahmen vom normalen Zirkusbetrieb, der ja auch gewaltige Unkosten mit sich bringt..


Junge Frau rettet alte Kate

Ungefähr 12 km von unserem Wohnort entfernt, liegt etwas abseits am Ortsrand eines kleinen 200 - Einwohner - Dorfes, eine sehr alte Kate, also so ein winziges, altes, beengtes Bauernhäuschen, wie sie vielleicht vor 200 Jahren mal erbaut wurden. Die meisten alten Bauernkaten wurden bereits vor über 50 Jahren abgerissen, weil sie nicht mehr den Ansprüchen neuzeitlicher Wohnkultur und einem gewissen Mindestplatzbedarf genügten. Diese hier nicht. Das Gebäude war mir schon vor über 5 Jahren beim Vorbeifahren mal aufgefallen, sein Zustand war damals so schlecht, dass fast jeder gesagt hätte, da hilft nur noch abreissen. Für einen Abriss hätte im damaligen Zustand vermutlich reine Muskelkraft völlig ausgereicht, man hätte keinen Bagger oder großes Gerät benötigt, weil alles so extrem marode war. Noch vor weniger als 2 Jahren waren wir zum vorletzten mal mit dem Auto dort vorbei gekommen und da waren schon Teile vom Dach von selbst eingestürzt. Keiner hätte zu dem Zeitpunkt damit gerechnet, dass sich jemals da einer erbarmt und diese Überreste mal wieder zu einem bewohnbaren Heim zusammenfügt. Umso mehr waren

Alte Bauernkate schön renoviert

wir erstaunt, als wir Ende letzten Augusts dort vorbei fuhren und das alte Häuschen nicht mehr wieder zu erkennen war. Ein neues Dach, alle Wände nicht nur wieder gerade und ohne Löcher, sondern auch noch komplett neu mit einem leicht rosestichigen Struktur-Weissputz versehen und neue Rautenfenster drin, also uns blieb die Sprache weg. Was man aus einem Beinahe - Schuttberg doch alles machen kann. Ich konnte es mir nicht verkneifen, anzuhalten und das wiedererstandene Gebäude zu fotografieren. Als ich das alles mit großen Augen bestaunte, kam eine junge Frau aus der Tür, schätzungsweise

irgendwo zwischen 22 und 25 Jahren alt, und sie freute sich mächtig, dass ihr gelungenes Renovierungsobjekt uns so gut gefiel. Wir kamen ein wenig ins Gespräch, wobei wir dann auch genaueres erfuhren. Der Frau erging es vor rund anderthalb Jahren ähnlich, wie uns davor schon, sie fuhr zufällig mit dem Auto an dem verfallenen Etwas vorbei. Allerdings mit dem Unterschied, dass zu dem

Neue Besitzerin der Kate

Zeitpunkt ein großes Schild an der Außenwand baumelte “zu verkaufen” und die Telefonnummer eines Maklers aus Karlsruhe. Sie sagte sich, in dem Zustand kann das ja nur billig sein. Ohne länger über die drohende Arbeit nachzudenkenrief sie bei dem Makler an. Der donnerte zuerst eine Preisvorstellung von 45.000 Euro in den Hörer, weil das Grundstück immerhin 1.600 m² umfasst. Daraufhin hätte sie gesagt, das Grundstück sei ja auch nicht viel wert, weil es so abgelegen und mehr nur eine Wiese sei. Das Haus selbst hätte sie dabei absichtlich dem Makler gegenüber mit einem Wert von 0 beziffert, und ihm gesagt, dass man da eigentlich noch die Abrisskosten vom Verkäufer erstattet bekommen müsste. Daraus ergab sich ein längeres Gespräch, bei dem sie schon erkennen konnte, dass der preisliche Spielraum nach unten noch sehr groß war. Es folgte eine genauere Besichtigung mit dem Makler, der sichtlich froh war, nach mehreren erfolglosen Jahren der Verkaufsversuche, dass sich nun doch noch eine Interessentin gemeldet hatte. Solch einen Fisch wollte er dann nicht mehr von der Angel lassen. Sämtliche Zimmer waren nur noch schimmelige Matschbuden, wie sie selbst sagte, das Dach marode, aber immerhin waren die dicken Haupt - Dachbalken noch sehr gut erhalten, nur die dünneren Zwischenlatten nicht mehr. So schleuderte der Makler verschiedene Preisvorstellungen heraus, zuerst 35.000 Euro, dann 29.000 Euro, als sie selbst bei 20.000 Euro noch energisch abwinkte, fragte der Makler, was sie denn aus ihrer Sicht dafür bieten würde. Mit einer Mischung aus Frechheit und Charme hatte sie dann gesagt, dass sie nicht mehr als 7.500 Euro dafür zahlen würde. Auf diese Zahl war sie eigentlich gekommen, weil sie zu dem Zeitpunkt gerade soviel Geld durch den Verkauf ihres VW - Golf eingenommen hatte. Daraufhin habe der Makler etwas überlegt, den Ansatz gemacht, einen Preis von 10.000 Euro heraus zu spucken, um dann selbst diesen Ansatz im eigenen Mund abzuwürgen und schließlich mit einer fast schon resigniernden Abwink - Geste 8.500 Euro als allerletzten Preis zu verlangen. Da habe sie nicht mehr weiter überlegt und zugeschlagen. Da ihr Vater in der Nähe von Karlsruhe einen Zimmermanns- und Schreinereibetrieb hat, war ihr von der Seite günstige Hilfe gewiss und sie selbst ist wohl handwerklich überaus geschickt. So wurde das ganze marode Häuslein in weniger als anderthalb Jahren mit sehr viel Arbeit und Können, jedoch für sehr wenig Geld, wie sie sagte, in den heutigen Zustand versetzt. Neben dem Kaufpreis habe sie an Gesamtkosten für die Renovierung nicht mehr als 15.000 Euro ausgegeben, eher etwas weniger, wie sie betonte. Sogar den Strukturputz hat sie selbst gemacht, nachdem sie zuvor einen Kurs über alte Bautechniken in Ludwigsburg besucht hätte. Es bietet nicht viel Platz, insgesamt gibt es 45 m² Wohnfläche, wenn man alle Räume, einschließlich Bad und WC dazu rechnet, aber für sie als alleinlebende Einzelperson ist es ein kuscheliges Zuhause und die Wohnqualität ist allemal um Welten besser, als irgendwo für viel mehr Geld in der Stadt zu leben. Sollte eines Tages der Wunsch nach mehr Platz aufkommen, könnte sie noch das Dachgeschoss etwas ausbauen. Anbauten oder Nebengebäude würden auf dem Grundstück wegen der abgeschiedenen Außenlage jedoch nicht genehmigt, weil in solchen Lagen heutzutage grundsätzlich gar keine Neubauten mehr genehmigt werden. Wir waren tief beeindruckt und finden es schön, dass so im allerletzten Moment dieses zweifellos simple Häuslein noch gerettet werden konnte.