Zu Haus 6

Zu Haus, Teil 6

Zusätzliche Zufahrt

Durch die immer zahlreicher werdenden Firmen und Leute, die wieder Bereiche des alten Fabrik - Areals nutzen, werden gewisse Probleme bei der Zufahrt zu deren Gebäuden immer größer. Genügte bis vor Jahren noch die eine alte, ehemalige, östliche Hauptzufahrt zu dem Gelände, die sich fast neben unserem Wohnhaus befindet, so wird die zum Glück kaum noch genutzt, sondern die nördliche und die neue westliche Zufahrt tragen das Gros der Verkehrsleistungen zu dem Gelände. Aber mit der heutigen Nutzungsart des Geländes, wo es ja viele verschiedene Eigentümer

einzelner Teilbereiche gibt, nehmen die Probleme rasant zu, da natürlich der Eine nicht will, dass der Andere immer über sein erworbenes Teil - Grundstück fährt, um zu seinem Grundstück zu gelangen. Früher, solange das alles einem einzigen Eigentümer gehörte, war das kein Problem, aber so schon. Um die Lage zu entschärfen, hat man nun mit Vorarbeiten begonnen, die alte südliche Zufahrt, die zuletzt 1985 genutzt wurde, wieder befahrbar herzurichten. Die war so dicht zugewachsen, dass man sie überhaupt nicht mehr sehen konnte. Das ist inzwischen

Reaktivierung der alten südlichen Zufahrt

anders. Das Gestrüpp und Berge von Unkraut wurden in den letzten Wochen entfernt, der alte Asphaltbelag zeigte sich in einem deutlich besseren Zustand, als man erwartet hatte, muss allerdings schon in einigen Bereichen ausgetauscht werden, aber eben nicht komplett. Das freut auch die Nutzer des renovierten ehemaligen Haupt - Verwaltungsgebäudes von Frau Barow, weil die anderen Nutzer der südlichen Gebäude dann nicht mehr immer über deren Gelände fahren müssen.


Die Siedlung wächst

Die Siedlung wächst und gedeiht, könnte man sagen. Wir sehen das jedoch sehr kritisch und mit dieser Einstellung stehen wir keineswegs alleine da. Die meisten Bewohner der Siedlung am nördlichen Rand des alten Firmenareals würden lieber die alten, beschaulichen Verhältnisse beibehalten. Vor einiger Zeit berichteten wir hier von einem Herrn Wintersdorff, der vor allem etliche

Mehrfamilienhaus - Neubauten am Siedlungsrand

unbebaute Grundstücke im Bereich dieser Siedlung erworben hatte. Dass der Mann ein purer Spekulant ist, war uns damals schon klar, aber wie rücksichtlos der für seine Interessen hier die ganze Beschaulichkeit der Siedlung durch den vermehrten Bau von recht großen Mehrfamilienhäusern kaputt macht, das sieht man jetzt. Innerhalb kürzester Zeit haben die auf Flächen am nordwestlichen Rand der alten Siedlung insgesamt 11 neue Mehrfamilienhäuser in einer speziellen Halbfertigbauweise aus dem Boden gestampft. Die kleineren dieser Häuser haben vier

Wohnungen, sind also Vierfamilienhäuser, während die meisten sechs oder acht Wohnungen besitzen. Entsprechende Mengen an “Neubürgern” wird das her ziehen, mit all der Unruhe die das ebenfalls mit sich bringt. Ich sage nur, der Wintersdorff ist ein skrupelloses Schw... , dem alles egal ist, solange seine Kasse am Ende stimmt. Wir haben insofern ja noch halbwegs Glück, weil unser Haus satte 300 m südöstlich von der eigentlichen Siedlung liegt, aber trotzdem, die Unruhe spüren auch wir. Viele Bewohner der Siedlung erfreut allerdings derzeit noch die Tatsache, dass der Wintersdorff bislang für die meisten Wohnungen noch keine Mieter gefunden hat, weil das den meisten hier viel zu abgelegen liegt. Nach wie vor gibts keine richtigen öffentlichen Verkehrsmittel, Versuche mit Kleinbussen uä. wurden bereits nach kurzer Anlaufzeit wieder eingestellt, weil es im Verhältnis zur Nutzung zu teuer wurde. So wünschen die meisten Menschen hier in der Siedlung, dass der Bauhai Wintersdorff mit seiner Unersättlichkeit hier baden geht und seine Wohnungen auch langfristig nicht vermietet kriegt. Solche Ausbeuter kann man nur mit wirtschaftlichen Mißerfolgen ausbremsen, alles andere ist denen schnuppe.


Tag der offenen Tür

In dem früheren Verwaltungszentrum, wo Frau Barow heutzutage nach gründlichen Umbau- und Renovierungsarbeiten, Mietbüros und dergleichen anbietet, sowie in einigen anderen Einrichtungen hier, die sich am südwestlichen Ende des Areals befinden, wie z.B. der Tanzschule mit dem Veranstaltungs- und Ballsaal, gab es kürzlich einen Tag der offenen Tür, bei dem interessierte Anwohner aus der Siedlung, aber auch jederman von sonstwoher sich das alles mal ansehen konnten. Frau Barow hatte dafür im Umkreis von 50 km in regionalen Werbezeitschriften geworben,

so dass wider Erwaten ganze Menschenberge in einem recht eng konzentrierten Zeitraum in dem Bereich einfielen. Zuerst war man davon ausgegangen, dass vielleicht 50 Leute den Weg dorthin finden,  weil es doch sehr abgelegen liegt, aber die Werbung hatte doch viele neugierig gemacht, dann kam noch hinzu, dass an diesem Sonntag

Tag der offenen Tür mit viel Andrang

schönstes, vorsommerliches Wetter herrschte und so wimmelte es besonders in der Zeit zwischen 11 und 14 Uhr regelrecht vor Köpfen, wenn man über das Gelände blickte. Der Karlsruher Catering - Service, der Betreiber der Kantine in dem Verwaltungsbau ist, hatte ordentlich aufgefahren, man konnte nicht nur in der Kantine preiswert und gut essen, sondern auch draussen im Freigelände waren zig “Fress - und Sauf - Stände” aufgebaut worden, wo reger Zulauf herrschte. Viele Besucher hatten daraus einen Sonntagsausflug gemacht, zuerst alles besichtigen, dann gut essen und anschließend nebenan noch einen schönen Verdauungsspaziergang durch den Wald machen, danach gings dann wieder nachhause. Ab 15 Uhr wurde es schon fast trostlos leer. So schnell wie die Leute ab etwa 11 Uhr gekommen waren, so schnell verschwanden sie nach 14 Uhr auch wieder. Immerhin hieß es am Schluß, dass rund 1500 Leute dort aufgelaufen waren, davon die Mehrzahl in der genannten Zeit, so dass zeitweise schon ein ordentliches Gedränge entstand. Der oben genannte Herr Wintersdorff hätte ja die Chance nutzen können und bei der Gelegenheit den Leuten auch seine freien Wohnungen vorführen können, das hat er aber nicht gemacht. Er und die Frau Barow können sich nicht ausstehen, was ein Pluspunkt für Frau Barow ist, so wäre es für ihn sicher undenkbar gewesen, sich einer Veranstaltung anzuschließen, die Frau Barow organisiert hat. Zudem blieb so alles im Südwesten des Geländes, während die Miethäuser vom Wintersdorff alle im Nordwesten liegen.


Kurzzeitjob

Es ist manchmal recht lustig, wie die endlose Gier nach Profit manchen das Hirn vernebelt. Der schon öfters erwähnte Herr Wintersdorff, der nun mit Nachdruck seine größtenteils immer noch leer stehenden Wohnungen in seinen Neubauten vermarkten will, hatte sich dafür extra aus Frankfurt einen sogenannten Vermarktungsstrategen hierher geholt, der ihm dabei helfen soll. Dieser Mann, ein Dr. Strapitzke (so habe ich den Namen verstanden, ob die Schreibweise richtig ist, weiss ich nicht), sollte ihm aber nicht nur dabei helfen, die leeren Wohnungen an den Mann oder die Frau zu bringen, sondern auch hier weitere Leute zu bequatschen, dass sie ihm ihre Grundstücke verkaufen sollten. Der bärtige Dr. Strapitzke, den ich auf etwa 40 Jahre schätzen würde, macht äusserlich gar

Verkmarktungsstratege Herr Dr. Strapitzke

keinen Eindruck, den man von einem Doktor erwarten würde. Er kommt meist in so einer Joggingkleidung daher, wodurch er stets den Eindruck erweckt, als käme er gerade von einem Waldlauf hier im angrenzenden Waldbereich zurück. Vielleicht ist das aber auch nur ein Teil seiner Strategie, weil er durch sein legeres Auftreten bei den Anwohnern ein Kumpelimage aufbauen möchte, was ihm mehr Symphatie und somit

mehr Verhandlungsfreundlichkeit bei den Leuten einbringt, als das stets abgehobene Auftreten des Herrn Wintersdorff. Der Wintersdorff strahlt ja mit jedem Millimeter seines Körpers eine Haltung aus, die wirkt, als wolle er sagen, ich stehe ohnehin über euch allen. Der Dr. Strapitzke kommt völlig anders daher, allerdings gleich wieder übernatürlich freundlich, was uns in der Form nicht minder mißtrauisch macht. Auch uns wollte er wieder bearbeiten, am liebsten unsere ganze Immobilie, aber wenigstens die Hälfte unseres großen Gartens an den Wintersdorff bzw. dessen Firma zu verkaufen. Unser Schaden soll es nicht sein und der Strapitzke versteht es, den Leuten das durch Ausmalung in den schönsten Farben schmackhaft zu machen. Er verkündete, dass wir mit dem “Haufen” Geld locker bis ans Ende unserer Tage uns irgendwo auf einer schönen Insel wie Mallorca ein gemütliches und dauerhaft sorgenfreies Leben machen könnten, anstatt hier ständig neuen Renovierungsbedarfsbaustellen nachzulaufen, wie er das nannte. Wir haben nichts gegen Mallorca, aber dort leben, nein, das würde mich nicht reizen, überhaupt nicht. Mir gefällt es hier, so wie es ist und Kayla sieht es ähnlich. Immerhin, rein rechnerisch betrachtet, könnte man nun schon das Neunfache für unser Haus nebst Werkstattgarage und Grundstück bekommen, als wir damals selbst dafür gegeben haben. Selbstverständlich muss man die ganze Arbeit und die Materialien gegenrechnen, die wir in der Zwischenzeit hier reingesteckt haben und dann käme man unter dem Strich vielleicht noch auf das Vierfache, der eigenen Aufwendungen. Trotzdem bleibt unser Nein ein Nein. Vor allem finde ich es hanebüchen, wenn der Wintersdorff immer noch weiter mehr dazu kaufen will, obwohl er schon die Buden, die er hier neu gebaut hat nicht vermietet bekommt. Der Typ hat für mich einen Knall. Da setzt vermutlich die Gier ein, die sein Hirn vernebelt hat. Jetzt schickt er den Dr. Strapitzke vor, um lieb Kind zu machen, wie man so sagt, und die Leute auf eine andere Art und Weise herum zu bekommen. Kayla meinte schon, da müsse noch etwas ganz anderes dahinter stecken, weswegen der hier unbedingt alle Grundstücke haben will. Sie glaubt, die ganze Idee mit den Wohnungen sei nur ein vorgeschobenes Tarnargument, um die wahren Absichten zu verschleiern. Mit den bereits gebauten Mehrfamilienhäusern hat er die Tarnung nur glaubhafter gemacht, das sei nur Mittel zum Zweck. So verwegen das klingen mag, der gewiefte Herr Ritter schlägt in die gleiche Kerbe und vermutet eine verborgene Absicht hinter dem Vorgehen des Herrn Wintersdorff. So ganz erfolglos war diese Politik nicht, zwei Leute oben aus der Siedlung konnten den rosigen Preisangeboten nicht widerstehen und haben verkauft. Trotzdem haben sich der Herr Wintersdorff und der Dr. Strapitzke nach nur wenigen Tagen total überworfen. Die stritten hier draußen auf der Straße lautstark herum, wie die berühmten Kesselflicker, wobei sie sich diverse Nettigkeiten an den Kopf warfen. Ich dachte schon, die gehen sich jeden Moment an die Gurgel, bis der Strapitzke dann wütend in seinen teuren BMW - Sportwagen sprang und davon brauste. Nach nur vier Tagen hat der Strapitzke das Handtuch geworfen und arbeitet seit dem nicht mehr für den Wintersdorff. Bei einem Spaziergang durch die Siedlung haben wir neulich gesehen, dass in den ganzen 11 großen Mietshäusern vom Wintersdorff erst drei Wohnungen belegt sind, alle anderen stehen nach wie vor leer. Also drei Wohnungen von insgesamt über 50 Wohnungen, das ist doch ein beschämendes Bild.


Textildruckerei

Was es nicht alles so gibt. Bereits mehrmals berichtete ich auf den Vorseiten über diverse Firmen, die auf dem Gelände der alten Fabrik in eine bestimmte Halle unweit unseres Hauses eingezogen sind und die sich in irgend einer Weise mit Textilien oder deren Umfeld beschäftigen. Die meisten davon werden von Frauen geführt, was in der Textilbranche sicherlich schon länger üblich ist und daher schon lange keinen verwundert. Dazu gesellt sich jetzt noch eine Frau Hillrich, die einen ansehnlich großen Bereich im zweiten Stock der Halle von Herrn Ritter anmietet, um dort eine Textildruckerei einzurichten. Sie bietet ihren Kunden einen besonderen Service, nämlich individuell

bemusterte Stoffe in Kleinserien zu fertigen. Dabei werden die Muster nicht in den Stoff beim Weben eingearbeitet, sondern auf einen unifarbenen Stoff wird mit speziellen Textilfarben nahezu jedes gewünschte Muster aufgedruckt und das auf Wunsch sogar mehrfarbig. Also es geht bei ihr nicht in erster Linie darum, irgendwelche Texte oder Bildchen auf Textilien drucken zu lassen, sondern um unverarbeitete Stoffe mit Mustern zu bedrucken, die der Kunde selbst entworfen oder zumindest selbst ausgewählt hat. Wie Frau Hillrich, die

Frau Hillrich, Textildruckerei

übrigens 37 Jahre alt ist, selbst sagte, dass sie mit diesem Geschäftsmodell in ganz Deutschland nur spärliche drei Konkurrenzbetriebe hätte, die auch sowas anbieten. Auch wenn man hier noch von Kleinserien spricht, so wird sie, wenn erst mal alle Spezial - Druckmaschinen aufgebaut sind, doch in der Lage sein, davon Mengen zu produzieren, die schon eine kleinere Textilfabrik versorgen könnten. Sie wird diese Stoffe weltweit vertreiben, bzw. ihre Kunden stammen aus der ganzen Welt, allerdings mit Schwerpunkt Deutschland, Benelux, Österreich, Schweiz, Frankreich Italien und Dänemark. Wir hatten mit ihr etwas geplaudert und wenn sie erst mal in ihrem Element ist, dann bekommt sie so schnell kein Ende mehr und weiss vieles zu berichten, nicht nur fachliches, auch über sonstige Themen. Mir ist aufgefallen, die Frau ist sehr redegewandt und könnte problemlos auch als Nachrichtensprecherin arbeiten, weil sie die fast schon ungewöhnliche Gabe hat, einerseits sehr schnell zu sprechen, was man aber andererseites trotzdem noch sehr gut auf Anhieb verstehen kann. Wir vermuten, dass sie eine rethorische Schulung sowie eine Sprecher - Schulung oder sowas in der Art absolviert hat. Die meisten Menschen werden beim Schnellsprechen recht undeutlich, können also nur das Eine oder das Andere, also entweder langsam und deutlich oder schnell und undeutlich, nicht so bei ihr. Sie scheint einen enormen Wissensschatz zu haben. Im Moment sitzt sie etwas auf heissen Kohlen, weil sie noch nicht arbeiten kann, da die Druckmaschinen nicht zum vereinbarten Termin geliefert wurden. Sie macht das nicht alles alleine, sie beschäftigt insgesamt erst mal 7 Leute, davon 4 Frauen, und wenn es gut läuft, geht sie davon aus, dass sie kurzfristig auf 10 Beschäftigte erhöhen wird und längerfristig vielleicht sogar bis zu 20 Beschäftigte mit ins Boot holen will. Aktuell drehen die jedoch noch Däumchen oder lernen theoretisch aus Beschreibungen die Bedienung der noch nicht vorhandenen Gerätschaften.


Berater vom Dienst

Der Herr Ritter hatte eine Idee, die für etliche Mieter seiner Fabrikhallen sehr hilfreich sein könnte. Viele dieser Mieter sind ja Jungunternehmer, auch wenn sie nicht mehr wirklich so jung sind, aber sie hatten davor noch nie eine eigene Firma. Da gibt es sehr viele Tücken und Fallstricke, über die man purzeln kann, wenn einem die Erfahrung fehlt. So hat der Ritter einen alten Bekannten, der bis vor fünf Jahren einen wichtigen Posten in einem seiner Unternehmen inne gehabt hatte, aus dem Ruhestand heraus gezerrt, zumindest zeitweise. Das ist der Herr Ihle, der immerhin schon 70 Jahre

Herr Ihle, erfahrener Fachberater in Sachen Firmengründung

alt ist. Er hat in einer Halle ein schönes Büro neu eingerichtet bekommen und steht dort den anderen Firmenbetreibern mit Rat und Tat zur Seite, wenn es um fachliche Fragen und Probleme der Firmenführung geht. Das tut er nicht dauernd, sondern im Normalfall ist sein Büro mit ihm nur an zwei Tagen die Woche morgens von 9 bis 12 Uhr mit ihm besetzt. In der Zeit können die anderen Firmenbetreiber ihn besuchen und entsprechende Beratung bekommen. Wenn dringende Probleme zu bewältigen sind, dann bleibt er auch länger oder kommt an anderen Tagen zum Helfen. Der Herr

Ihle sagt selbst, dass er froh ist, dadurch mit Stunden aus der Lethargie des Ruhestandes geholt zu werden. Das kann ich zwar nicht nachvollziehen, da ich trotz Ruhestand keine Sekunde Langeweile habe, aber das ist bei jedem anders. Der Herr Ihle hat früher immer in entsprechend hohen Positionen der Firmenleitung gearbeitet, aber keine großartigen Hobbys, und die alten Erfahrungen nützen ihm zuhaus nichts, weil er die dort nicht mehr ausleben kann. Er sagte, dass er in den ersten beiden Ruhestandsjahren mit seiner Frau viel verreist sei, aber auch das langweile ihn mittlerweile und zudem gehe ihm die ständige Reiserei nun noch mehr auf den Wecker, als die Langeweile zuhaus. Daheim dauernd der Frau auf die Nerven zu gehen sei auch nicht sein Ding gewesen, so dass er in den letzten beiden Jahren fast täglich dreimal zwei Stunden gewandert sei, da er dabei so schön abschalten könne. Nun mit seiner neuen Teilzeit - Aufgabe freut er sich, dass er wieder eine echte Funktion hat.


Baum umgefallen

Großes Glück hatten einige Bewohner oben in der Siedlung Anfang März, als am Rande eines Wendehammers, wo die hinterste kleine Stichtraße der Siedlung endet, nachts bzw. früh morgens gegen 2 Uhr ohne jede Vorwarnung ein dicker Laubbaum mit viel Getöse umkippte. Der Baum stürzte dabei nicht nach hinten in den beginnenden Waldbereich, sondern genau längs über den Wendehammer auf die Straße. Klar, um diese Uhrzeit war dort keiner auf der Straße unterwegs

andernfalls wäre derjenige ganz schön platt gewesen, denn es war schon ein ordentlich dicker, alter Baum. Meistens stehen am Rand des Wendhammers noch zwei Autos geparkt, zum Glück zu der Zeit nicht, die wären nur noch ein Fall für den Schrott gewesen. Wäre der Baum deutlich mehr nach rechts gekippt, hätte er sogar ein Hausdach beschädigen können. Es herrschte in der Nacht aber überhaupt kein Wind, noch nicht mal ein laues Lüftchen, also ist es schon etwas komisch, dass der Baum zu dem Zeitpunkt umgekippt ist. Innen waren Spuren von Fäule zu erkennen, aber solche Schäden führen meist erst bei Sturm zum

Baum umgefallen

Umkippen. Am Morgen danach hatten die Handwerker vom Bauhof erst mal bis weit nach Mittag genug damit zu tun, den dicken Baum in transportgerechte Stücke zu zersägen, um diese mittels LKW abzutransportieren. Solche Vorfälle wecken oder schrecken in den Behörden einige Leute hinter ihren Schreibtischen auf. So wurde eine Woche danach angeordnet, dass in dem Bereich alle straßennahen Bäume auf ähnliche Fäulnisschäden untersucht werden. Das führte dazu, dass weitere 8 Bäume gefällt wurden.


Frau Grosse kommt groß raus

Eine Frau Grosse gründet in den alten Hallen ebenfalls einen neuen Betrieb. Wer sie sieht, glaubt vom Erscheinungsbild zuerst, dass auch sie künftig zu den Mode - Ladys aus der “Textil - Halle” gehören wird, das ist jedoch nicht so. Sie ist Chemikerin und entwickelt Spezialbeschichtungen zum Schutz von Oberflächen, wie von Metallen usw. Vom Herrn Ritter hat sie eine komplette Halle

Frau Grosse, Chemikerin

von der eher etwas kleineren Sorte im mittleren Bereich des Fabrikgeländes angemietet, wo sie ihre Entwicklungen künftig selbst herstellen wird. Auf den ersten Blick wirkt die Frau Grosse noch sehr jung, wie zu erfahren war, ist sie allerdings doch schon 39 Jahre alt, wonach sie beileibe nicht aussieht. Ich hätte sie eher auf 22 - 25 Jahre geschätzt. Früher hat sie im gleichen Aufgabengebiet bei einer weltbekannten Chemiefabrik in Ludwigshafen gearbeitet. Da ihre Beschichtungen jedoch so speziell sind, dass sich eine Produktion in sehr

großen Mengen heute noch nicht lohnt, hat sie beschlossen, das “Zeug” hier in überschaubarem Rahmen und zu geringen Kosten in Eigenregie zu produzieren. Die dazu nötigen Anlagen konnte sie teils als aufgearbeitete Gebrauchtanlagen erwerben. Diese werden derzeit gerade in der Halle installiert und dann kann es los gehen. Wie es hieß, obwohl sie selbst das nie erwähnte, habe die Frau Grosse sogar einen Doktortitel in Chemie. Auf dem kleinen, unscheibaren Schildchen am Eingang ihrer Halle steht davon jedenfalls nichts. Wie wir über die Produkte, die sie herstellen will, erfahren konnten, sind das spezielle chemische Beschichtungen für Metalle, die das Metall sogar besser vor Korrosion schützen, als es z.B. eine Lackschicht tun würde, wobei die natürliche Metall - Oberfläche aber sichtbar erhalten bleibt. Mit anderen Worten, die Metallstücke sehen aus, wie unlackierte Metallstücke, haben aber trotzdem eine Oberflächenbeschichtung, die sie mindestens genauso gut vor Rost oder sonstigen Korrosionsmängeln schützt, wie eine dicke Lackierung. Was viel oder wenig ist, darüber lässt sich streiten, jedenfalls plant sie, von diesem Zeug in mehreren verschiedenen Sorten, speziell für verschiedene Metalle, pro Jahr etwa 40.000 Liter zu produzieren. Das klingt für einen Laien schon mal nach ganz schön viel, aber für einen großen Hersteller von Chemieprodukten ist es eher verschwindend wenig, so dass diese erst gar keine Lust haben, sowas selbst zu produzieren. Ihre Hauptabnehmer sieht die “Chemie - Prinzessin”, wie sie hier schon fast liebevoll genannt wird, in Metallveredelungsbetrieben, deren Kunden wiederum aus so beschichteten Metallen spezielle Metallverkleidungen für Gebäude und Fahrzeuge herstellen, die täglich der Witterung trotzen müssen oder auch für Kleinserienhersteller von Design - Metallmöbeln, die lange

halten sollen. Aus Sicht eines solchen Kleinbetriebes käme sie damit schon ganz schön gross raus, wenn das klappt, was wir ihr gerne wünschen, denn sie ist einfach eine so nette Person, der man alles Gute wünschen möchte. Von der Halle haben wir hier auch noch ein altes Foto, welches wir bei einer Exkursion vor ungefähr 5 Jahren mal dort geschossen hatten.

die Halle von Frau Grosse vor 5 Jahren

Zwischen dem Zustand von damals und heute liegen bereits mehrere Welten. Die Wände wurden alle neu verputzt, der Boden bekam einen neuen Spezial - Industrieestrich, der chemikalienresistent ist, alle Installationen kamen neu, großzügig wurde alles mit hunderten moderner LED - Leuchten ausgerüstet, die mittige Dachverglasung wurde komplett erneuert und durch sogenannte Fresnel - Lichtbrech - Linsen aus speziell geschliffenen Glaselementen ergänzt, wodurch ein sehr angenehmer Tageslichteinfall entsteht. Durch diesen Trick kann man über weite Teile des Tages auf das Einschalten vieler Lampen verzichten, was, zusätzlich zur LED - Technik, viel Energie spart. Alleine der Innenausbau einschließlich aller Reparaturen und Modernisierungen hat über 200.000 Euro gekostet, dazu kommen dann noch die Kosten für die eigentlichen Anlagen, die ein vielfaches davon betragen dürften. Das, was man auf dem Foto im alten Zustand sieht, ist ungefähr ein Drittel der Hallengröße. Hinter der Fotografin (in dem Fall war das Kayla) ging es noch weiter und hinter der Tür an der Giebelwand folgte noch ein kleinerer Hallenraum, rechts mit abgetrennten Büros sowie links hinter der Durchgangstür noch ein schmaler Hallenraum, der genauso lang ist, wie dieser Haupthallenraum hier. An der rechten Tür geht es nach draußen, dort wurde inzwischen ein neues Elektro - Rolltor eingebaut. Überall riecht es nach frischem Beton und Farbe, während es damals bei unseren Aufnahmen dort irgendwie undefinierbar eklig bis muffig stank.


Alte Schaltzentrale wird erhalten

Sehr gut finden wir die Einstellung von Herrn Ritter, dass nicht einfach nur alles hier in den alten Hallen für neue Nutzungen umgekrempelt wird, sondern dass er auch einen begrenzten, kleinen Teil der früheren Anlagen als Technikrelikt erhalten möchte. Natürlich nur dort, wo es seine “Gewinn - Absichten” nicht zu sehr beeinträchtigt. Klar, der Mann will in erster Linie Einnahmen erzielen, aber es gibt in solchen alten Hallen Bereiche, die sich dafür ohnehin nicht übermässig gut eignen. Genau ein solcher Bereich ist in der großen alten Halle gleich neben unserem Wohnhaus und gleich neben dem alten hohen Kamin in einem Seitentrakt, der innen vom Rest der Halle abgemauert und mit diesem nur durch Fenster verbunden ist. In diesem Seitentrakt befindet sich eine alte Schaltzentrale oder genauer heisst das Meß- und Regelwarte, und genau die will Herr Ritter erhalten. Nicht zuletzt, weil sie ohnehin noch in sehr gut erhaltenem Zustand ist, da die dortigen Räume nicht von Feuchte oder dergleichen befallen sind. Früher wurden dort die Prozesse in der benachbarten Chemieanlage

kleiner Teilbereich der alten Schaltzentrale

überwacht und gesteuert, diese Funktion ist natürlich hinfällig, da diese Chemieanalge wohl nie mehr in Betrieb gehen wird, obwohl auch diese im benachbarten Hallenraum zum größten Teil noch vorhanden ist. Diese Chemieapparaturen sollen bald verschwinden und Platz für neue Nutzungen machen. Es war sogar mal im Gespräch, die alten Anlagen der Meßwarte so umzunutzen, dass man damit den Stromverbrauch der Halle künftig erfassen und steuern kann. Möglich wäre das, da die Einrichtungen noch funktionsfähig sein sollen. Allerdings macht man sowas heute normalerweise mit modernerer Technik und

ob man da wirklich so einen Aufwand betreiben will, dass alles entsprechend von Fachleuten umklemmen zu lassen, nur damit die alten Meßinstrumente künftig auch echte Werte anzeigen, darüber streiten sich die Verantwortlichen noch. Wahrscheinlich wird das nicht so kommen, weil der Aufwand nebst Kosten im Verhältnis zum sachlichen Nutzen zu hoch wäre. In jedem Fall wird diese alte Meß- und Regelwarten - Schaltzentrale aber erhalten. Die Räume sollen neu gestrichen werden und wo es Schäden gibt, sollen auch die behoben werden. Zu dieser Schaltzentrale gehören auch noch etliche Nebenräume, für die hat Herr Ritter schon Interessenten, die diese zu einem Tonstudio umbauen wollen. Das wäre mehrfach sinnvoll, weil diese Räume so verschachtelt im Gebäude liegen und derart von anderen Räumen und Hallen umschlungen sind, dass ein natürlicher Schallschutz entsteht, der verhindert, dass zuviel Lärm nach außen dringt. Außerdem liegen dort bereits alle nötigen Versorungsleitungen, man braucht sie nur wieder anklemmen und nutzen.


Umbau einer alten Halle zu Wohnzwecken ?

Eine ganz andere Idee hat ein Architektenteam aus Stuttgart. Im Südosten des Areal steht eine alte hohe Halle, die komplett aus Betonelementen gebaut ist und aus den späten 1950er Jahren stammt. Bereits vor über 20 Jahren hatte mal jemand in dieser Halle eine sogenannte Total - Entkernung vorgenommen, um sie für seine industriellen Zwecke umzubauen. Dabei wurden u.a. sämtliche Zwischendecken und fast alle Zwischenwände heraus gerissen. Was übrig blieb war nur die Außenhaut sowie die tragenden Innenpfeiler, Träger und Stützen aus Stahlbeton. Die damaligen Pläne zerschlugen sich, da dem bauwilligen Interessenten die Finanzierung platzte. Genau diese

damals begonnenen Umbauten mit der Vollentkernung verhinderten bislang, dass sich für diese Halle neue Interessenten fanden, weil jeder meinte, damit kann man ja nichts mehr machen, weil es es im Prinzip nur ein durchgehender 20 m hoher Raum mit stellenweisen Zwischenträgern und Pfeilern ist. Die Stuttgarter Architektengruppe entdeckte das Gemäuer und fand, dass es sich hervorragend dazu eignen würde, um es zu einem großen Mehrfamilienhaus umzubauen, wo später etwa 25 Wohnungen rein passen würden. Diese sollen dann, damit die Kasse stimmt, an gut betuchte Senioren vermietet werden, damit diese wiederum barrierefrei überall hinkommen, möchte man 2 Aufzüge installieren, wofür der jetzige Gebäudezustand ebenfalls gut geeignet ist, da man nicht erst noch hohe Aufzugschächte durch Stockwerke treiben muss. Unter den Umständen würde sich ein teurer Umbau lohnen, die Lage ist für Senioren auch gar nicht so verkehrt. Auf der einen Seite hätten die zwar einen

total entkernte hohe Halle

Blick auf das alte Fabrikareal, aber in Richtung Osten, Südosten und Süden auf große schöne Waldbereiche und nach Westen und Südwesten auf Felder und ähnliche Landschaften. Deswegen sollen dann die meisten künftigen Fenster auch in diese Richtungen zeigen. Das Therapiezentrum von Frau Nimrodt und ihrer angestellten Frau Dr. Monot in direkter Nachbarschaft wäre auch eine günstige Sache, ebenso die Kantine im Verwaltungsbau von Frau Barow, wo sich die Senioren zuweilen auch verköstigen könnten. Die verbliebene Betonkonstruktion sei auch tragfähig genug, um dort entsprechende Zwischendecken und Zwischenwände einzuziehen. Jetzt wird zunächst geprüft, ob die Baubehören das überhaupt genehmigen würden. Wahrscheinlich ja und wenn danach der Bau beginnt, was frühestens im nächsten Herbst sein könnte, wenn alle planerischen Vorbereitungen zügig durchgewunken werden, dann geht man davon aus, dass die Wohnungen ab Mitte 2019 bezugsfertig wären. Das wäre dann für hier ein absolutes Novum, dass man auf dem Fabrikareal eine alte ehemalige Fabrikhalle zu Wohnzwecken umbaut. Die Lage am Rand des Areals dürfte in dem Fall diese Nutzungsart begünstigen, denn ich glaube nicht, dass Hallen mitten in dem Fabrikgelände dafür wirklich brauchbar wären, wenn links und rechts alles zischt, dampft und herum wuselt.


Hilfe bei Erkundungsgängen

Mehr per Zufall erhielten wir neulich Kontakt zu einem Herrn Krummfuß, der heute beachtliche 89 Jahre alt ist und noch sehr fit ist. Das alleine ist für uns nicht das Besondere, sondern die Tatsache, dass er bis zum Ende der Fabrik in ihrer alten ursprünglichen Form dort gearbeitet hat. Das war bis zum Jahr 1985. Danach ist er dann mit damals 57 Jahren in den vorgezogenen Ruhestand gegangen, also Rentner geworden. Bevor er jedoch bei dieser Firma gearbeitet hat, hatte er bis 1964 bei einem kleineren Betrieb gearbeitet, der in dem Bereich angesiedelt war, wo heute nur noch Wald ist. In dem Wald findet man stellenweise noch einzelne Relikte dieser ganz alten Fabrik, die auch mehrere Schächte und Stollen in dem Bereich betrieben hat, wo sie bestimmte Rohstoffe für chemische Produkte förderte. Diese Firma wurde aber eben 1964 geschlossen, wonach er dann zu der “ganz großen” Firma hier neben unserem Wohnhaus wechselte. Von der ersten Firma kennt er aber noch diese ganzen alten Schächte und Stollen sehr gut. Vor vielen Jahren hatten wir bereits einen alten Eingang zu einem solchen in einem alten Damm entdeckt, der etwas versetzt im Hintergrund an der kleinen Straße zu den Mühlen liegt. Genau zu diesem alten

Herr Krummfuß vor dem alten Stolleneingang

Stolleneingang schleppte uns dieser Herr Krummfuß mit dem Angebot, dass er mit uns zusammen diesen alten Stollen demächst mal begehen möchte, soweit das heute noch gefahrlos möglich ist. Er hat dort früher viele Jahre drin gearbeitet, als noch junger Maschinenführer, wie er das nannte, und er sagte, dass er auch noch heute jeden Winkel in diesem Stollensystem kennen würde wie seine Westentasche. Voraussetzung dafür wäre natürlich, dass keine

größeren Bereiche eingestürzt sind. Er geht davon aus, dass dort nicht viel eingestürzt sein dürfte, weil die damalige Art des Stollenausbaus sehr speziell und sehr stabil war. Vor vielleicht 6 Jahren waren wir einmal ein kurzes Stück in den fast bodenebenen Eingang des ersten Stollens dieses Systems gegangen, der noch relativ gut erhalten schien. Wir trauten uns bei dieser Erkundung jedoch nicht weiter hinein, da es für uns recht unwägbar aussah, wie es genau weiter geht. Wir waren damals dort hinein gekommen, weil eine alte Stahltür im seitlichen Damm nicht richtig verschlossen war, später konnten wir keine neue Begehung mehr machen, weil diese Tür dann verschlossen war und zusätzlich später noch mit einem klappbaren Gitter überdeckt wurde, welches ebenfalls mit einem gesonderten Schloß gesichert war. Der Herr Krummfuß sagte, dass er für beides offiziell einen Schlüssel habe, das sei sogar schriftlich bei der hier zuständigen Gemeindeverwaltung eingetragen, damit, falls da mal was ist, die zuständigen Stellen wissen, wo sie die passenden Schlüssel finden. Die ersten Erkundungen dort sollen dann in dem ersten, fast ebenerdigen, nur leicht in Gefälle befindlichem Stollen voraussichtlich im Mai beginnen. Herr Krummfuß bringt dazu auch noch etwa 5 weitere interessierte Leute mit sowie einen Trupp vom hier zuständigen Bergamt, weil die die alten Anlagen kartografieren wollen, da es davon keine Pläne mehr gibt. Außerdem möchten diese den heutigen Zustand erfassen, um gegebenenfalls möglichen Gefahren vorzubeugen. Gefahren können dabei verschiedene Sachen sein. Wenn Stollen einbrechen, entstehen auch im Erdreich darüber Absenkungen, Risse oder gar Löcher im Boden, alles schon erlebt, siehe einige Seiten zuvor, außerdem will man Gefährdungen des Grundwassers ausschließen, die z.B. dann entstehen könnten, wenn in solchen alten Anlagen noch alte Maschinen, Anlagen oder sowas einfach sich selbst überlassen wurden, wo dann Öle oder Chemikalien austreten. Da sind wir natürlich gespannt, was es dort alles zu sehen geben wird.


Ein nagelneues Lagergebäude entsteht

Auf der vorangegangen Seite “Zu Haus 5” hatten wir von einem Großlager für Küchengeräte und ähnliche Haushalts - Elektrogeräte berichtet. Das wurde ja in alten, aber noch sehr gut erhaltenen Hallen am südlichen Ende des Areals untergebracht. Nachdem das nun alles gut angelaufen ist,

haben die Betreiber beschlossen, auch zahlreiche Kleingeräte und Zubehör ins Lagerprogramm mit aufzunehmen, wie etwa elektrische Zahnbürsten, Rasierapparate, Telefone, Handys, Speicherkarten, USB - Sticks, Lampen uvm. Da diese Sachen kleiner sind, als Waschmaschinen, Kühlschränke und Co brauchen sie ein eigenständiges Lagersystem. Das konnte man in den alten Hallen jedoch nicht mehr unterbringen, da diese weitgehend schon randvoll sind und weil die Lageranlagen für so Kleinzeugs völlig anders aufgebaut sind. So entschloß man sich, ein Stück daneben auf einem freien Grundstücksbereich ein komplett neues großes Lagergebäude aus dem Boden zu stampfen. Sowas wird heute aber völlig anders gebaut, als früher. Heute baut man im Prinzip zuerst die Grundgerüste der eigentlichen Regale im

Bau eines nagelneuen Lagergebäudes

Freien auf und erst wenn diese Regalsysteme weitgehend fertig sind, dann wird das Ganze von außen mit Blechen verkleidet und erst so zum eigentlichen Gebäude. Früher hätte man zuerst ein Gebäude errichtet und dann die Regalanlagen im fertigen Hallengebäude eingebaut. Heute begeht man den umgekehrten Weg, weil es mit dem Aufbau dann wesentlich schneller geht, da man auf diese Weise noch gut überall dran kommt, um die Regale und deren automatische Beschickung einzubauen. Im Gegensatz zu dem Lager für Großgeräte soll hier also ein vollautomatisches von Computern gesteuertes Sortiersystem eingebaut werden. Der Betreiber, Herr Hölzle, geht davon aus, dass der Neubau so schnell fertig gestellt wird, dass er mit der Warenbestückung spätestens im nächsten August anfangen kann.


Weitere Entwicklung im Therapiezentrum

In dem neu eingerichteten Zentrum für Bewegungstherapie von Frau Nimrodt (siehe u.a. auf der Seite Zu Haus 2) tut sich wieder einiges. Diese Tage wurden mehrere LKW - Ladungen mit Stühlen und sonstigem Möbelzeugs angeliefert. Damit könnte man einen halben Hörsaal bestücken, aber wer weiss, was die damit genau machen. Bei schönstem Sonnenwetter hatten die Arbeiter alle

Möbellieferung am Therapiezentrum

Hände voll zu tun mit der Entladung, da sie wegen Arbeiten an den Pflasterungen der Einfahrten mit den Lastwagen nicht gleich bis vor die Tür fahren konnten. So mussten die den ganzen Kram auf solche Möbelroller packen und in kleinen Einheiten aus etwa 100 m Entfernung über einen rückwärtigen Bereich bis zum Bürgersteig bugsieren und dann von dort per Handarbeit ins Gebäude tragen. Während es an allen anderen Tagen der Woche grau und eher unterkühlt war, hatte es ausgerechnet an diesem Tag frühsommerliche 25 Grad und die Mannschaft war mit der Plackerei nicht um diesen Job zu beneiden. Einige Möbel gingen dabei auch zu Bruch, da ihnen Schränke aus den Händen rutschten oder bei Bodenunebenheiten von den Möbelrollern hopsten. Ein Arbeiter bekam einen wahren Wutanfall und tobte über

eine Viertelstunde wild herum, wie man denn so blöd sein könne, und diese Möbellieferung ausgerechnet so unkoordiniert ansetzen würde, dass sie dann ankomme, wenn gerade die Einfahrt nicht befahrbar sei. Da hätten die noch eine Woche warten sollen und es wäre weniger als ein Zehntel an Arbeit gewesen. Während dessen wurde sogar noch ein weiterer Mediziner eingestellt, ein Dr. Hajek, ein vielleicht 45jähriger Mann, der wohl aus Österreich stammen soll und seines Zeichens ein anerkannter Spezialist für den Bewegungsapparat sein soll, wie man das so schön nennt. Es sieht so aus, als würden bereits die

Herr Dr. Hajek

ersten Patienten behandelt, allerdings noch in geringen Mengen, wenn man so will. Pro Tag vielleicht 5 bis 10 Personen, aber später will man dort hunderte durchschleusen. Man darf also weiter gespannt sein, wie sich das entwickelt.


Baustelle im Wald

Als einen Eklat sehen zahlreiche Bürger aus der Siedlung den Umstand, dass es von den Baubehörden nun genehmigt wurde, dass eine Firma eine neue Halle sogar außerhalb des alten Firmenareals im Südosten davon, gleich angrenzend zu errichten, obwohl dieser Bereich schon Waldgebiet war. Man muss anmerken, dass dort bis in die 1960er Jahre kein Waldgebiet sondern auch eine Fabrik war, von der es aber im Prinzip so gut wie keine Überreste mehr gibt. Dann wucherte alles mit Wald zu und genau davon wurde jetzt ein Bereich gerodet und mit den Bauarbeiten in Windeseile los gelegt. Die berufen sich darauf, dass erstens mit den neu errichteten

Baustelle im Wald

Zufahrtsstraßen dieser Bereich gut erschlossen sei und zweitens ist das ganze Gebiet offiziell noch als Industrie- und Gewerbegebiet eingestuft, es wurde also nach der Schließung der dortigen Fabrik Ende der 60er Jahre nie in ein Waldgebiet umdeklariert, obwohl es eines war. Unter diesen Bedingungen  müsse man das auch ausnutzen, wenn Firmen dort investieren wollen. So rücken seit rund 3 Wochen Bagger und Laster an, um zunächst mal eine rund 1000 m² große Halle sowie eine kleinere Halle, die rund 300 m² groß werden soll, zu errichten.

Was diese Firma später dort machen wird, ist uns noch nicht bekannt. Die wären mit ihren Bauarbeiten sogar schon deutlich weiter, wenn man unter der Erde nicht doch noch auf alte Reste von früheren Anlagen gestoßen wäre. Da musste erst noch geklärt werden, ob von diesen alten Resten Gefahren für Mensch oder Umwelt ausgehen oder ob das alles entsorgt werden kann. Am Schluß wurde es entsorgt, erwies sich aber als doch recht hartnäckiges Betonzeug mit sehr gut erhaltenen Stahlarmierungen drin, die es den Bautrupps partout nicht leicht machen wollten. Die haben mindestens 4 Wochen damit verbracht, diese ganzen Reste auszubuddeln, zu zerkleinern und abzutransportieren. Die Firma, die diese Hallen baut kommt dafür sogar extra aus dem sogenannten Münsterland aus Westfalen angereist. Wahrscheinlich waren die günstiger, so dass sich das trotzdem lohnt. Man hastet mit den Arbeiten in einem berauschenden Tempo, sowas habe ich bislang noch nie gesehen. Die geizen dabei auch nicht mit Personal, an manchen Tagen sieht man locker 30 Mann oder mehr auf der Baustelle zugleich emisg wühlen. Es hieß, dass die Vertragsstrafen zahlen müssten, wenn sie den Bau nicht bis zu einem bestimmten Termin fertig übergeben haben. Das wird in dem Fall wohl die Triebfeder für die ganze Hast sein. Wie eingangs erwähnt, sind etliche Bewohner der Siedlung darüber sehr frustriert, obwohl die Siedlung ja im Norden liegt und weiterhin im Norden und Osten unverändert an ihre Waldgebiete grenzt, das heisst eigentlich sind die nicht direkt davon betroffen. Viele von denen sind bislang jedoch oft in dem Waldgebiet, was jetzt gerodet wurde, gewandert und vor allem haben die Angst, dass wenn dieses Beispiel erst mal Schule macht, die Waldgebiete gleich neben der Siedlung auch in Gefahr geraten, alsbald abgerodet zu werden, nur weil sich einige Investoren dafür interessieren. Ich denke, dass diese Angst jedoch unbegründet ist, weil das im Süden des Fabrikareals ein ganz anders gelagerter Fall ist, da es von früher her noch als Industriegebiet gilt, was da oben im Norden definitiv nicht so ist. Dort war nie Industrie und es wird wohl auch keine hinkommen, da eine Umwidmung dieses uralten Waldbereichs in ein Industrie- und Gewerbegebiet nach heutigen Bestimmungen niemals genehmigt würde. Andererseits kann ich die Leute verstehen. Wenn man die rasante Entwicklung der letzten beiden Jahre hier sieht, nachdem sich davor rund 35 Jahre gar nichts getan hat, dann kann einem schon Angst und Bange werden und es taucht die Frage auf, was sich da noch alles tun wird und ob die schöne Wohnqualität hier bald den Bach runter geht, weil alles mit Gewerbe- und Industriebauten oder Mietshäusern zugekleistert wird, da einige Finanzhaie das Gebiet für ihre Geschäftemacherei entdeckt haben.


Mehr Chemie

Ein Herr Dr. Kretz hat nun vom Herrn Ritter in der großen mehrstöckigen Halle neben unserer Einfahrt am anderen, südlichen Ende dieser Halle einen kleinen Teilbereich gepachtet. Der Herr Dr. Kretz hat sich einem etwas ungewöhnlichen Spezialgebiet der Chemie verschrieben, er entwickelt nämlich Farbstoffe, die in das Material, welches man damit lackiert, eindringen. Normalerweise

kennt man es ja so, dass man Farbe aufträgt und diese als eine Lackschicht oben drauf haften bleibt. Anders bei den Spezialfarben, deren Entwicklung sich der Herr Dr. Kretz verschrieben hat. Diese dringen regelrecht ins Material ein und verbinden sich auf ewig damit. Besonders häufig würde das laut dem Herrn Doktor heute schon bei bestimmten Beton - Werkstoffen angewandt, die zur Fassadenverkleidung genutzt werden. Da könnten Wettereinflüsse den so

Herr Dr. Kretz entwickelt Spezialfarbstoffe

eingefärbten Materialien nichts mehr anhaben und Gebäude behalten quasi auf ewig bzw. solange, wie sie stehen, den Farbton, ohne dass man z.B. alle 10 - 15 Jahre neu anstreichen muss. Er forscht allerdings auch an ähnlich wirkenden Farben für Metalle, die also auch dort ins Material eindringen und es auf Dauer im gewünschten Farbton einfärben.


Neue Straße wird gut angenommen

Vor etwas über 2 Jahren wurde die neue Verbindungsstraße in Betrieb genommen, die seit dem das Industriegebiet und die Siedlung vom westlichen Rand her mit dem eigentlichen Ort verbindet, der bekanntlich in rund 5 km Entfernung liegt. Früher gab es nur hier auf unserer Seite die östliche Zufahrt, die zuerst nordöstlich durch den Wald bis oben an die nächste Bundesstraße führt, ab dort kann man dann entweder nach links in Richtung Ortskern oder nach rechts in Richtung einiger Nachbardörfer abbiegen. Der Gesamtweg bis zum Ort ist über diese alte Strecke über 2 km länger und man kommt an einem ganz anderen Ende des Ortes in den selbigen. Diese alte Zufahrtsstraße mutet im Vergleich zu der neuen Strecke wie ein besserer Feld- oder Waldweg an.

neue Zufahrtsstraße früh morgens

Früher waren die Ansprüche halt niedriger und zudem gab es damals westlich der Fabrik eine Bahnstrecke, die den Hauptverkehr bewältigte. Die neue Straße bietet dabei ein sehr unterschiedliches Bild. Zu den Zeiten, wo viele zur Arbeit oder danach nach Hause müssen, ist es dort schon manchmal richtig voll, während es vor allem gegen Mittag oft wie ausgestorben wirkt. Links habe ich mal ein kleines Foto beigefügt, welches morgens gegen 7.30 Uhr rund 2 km westlich von der Fabrik geknipst wurde. Da ist also in beide

Richtungen schon ordentlich Verkehr, die Einen fahren zur Arbeit, die Anderen von der Nachtschicht nach Hause, könnte man vermuten, denn die größeren Betriebe hier, wie die Regentonnenfabrik, arbeiten rund um die Uhr. An der gleichen Straße rund 3 km weiter westlich, am Ortsrand um die Mittagszeit wurde das rechte Bildchen erstellt, und außer einem einsamen Traktor (hinten links auf der Fahrbahn klein sichtbar) ist ansonsten kein Fahrzeug

neue Zufahrtsstraße mittags am Ortsrand

dort zu sehen. Wir sind unterdessen sehr erfreut über diese neue Straße, weil selbst die Leute, die nur in die Siedlung fahren wollen, jetzt meistens über diese neue Straße fahren, womit es hier auf “unserer” Straße noch wesentlich ruhiger geworden ist, als es früher schon war. Einige wenige, die hier die alte, ehemalige östliche Haupteinfahrt der Fabrik nutzen, haben sich aber angewöhnt, ebenfalls über diese neue Straße zu fahren und dann quer durch die Siedlungsstraße oben, um dann von dort aus hierrunter abzubiegen. Das gefällt den Siedlungsbewohnern natürlich nicht so, weil die dadurch mehr Verkehr vor ihrer Haustüre haben. Diese ursprüngliche, alte Zufahrtsstraße durch den nördlich gelegenen Waldbereich, die oben auf der alten Bundesstraße mündet, wird seit der Fertigstellung der westlichen Neubaustraße kaum noch genutzt. Wir unterdessen bevorzugen sie gerade deshalb, weil es schön ruhig ist und auf welchen Straßen hat man das heute noch, dass man mal ein paar Kilometer fahren kann, ohne einem einzigen anderen Fahrzeug zu begegnen?


Schach - Koryphäe aus der Siedlung

Ich muss zugeben, weder Kayla noch meine Wenigkeit spielen Schach, ich kenne weder die Regeln noch sonst viel davon. Irgendwie ist das immer völlig an mir vorbei gegangen. Umso erstaunter waren wir, als wir neulich hörten, dass eine 10jährige Schülerin, die mit ihren Eltern

Nadine Linden, Schach - Koryphäe

hier in der Mitte unserer Siedlung in einem Einfamilienhäuschen lebt, welches die vor wenigen Jahren in einem desolaten Zustand gekauft und wieder sehr schön hergerichtet haben, offensichtlich ein absolutes Ass im Schachspiel ist. Das Mädel, welches Nadine Linden heisst, soll neulich nicht etwa hier in der Gegend, sondern in Sankt Petersburg zeitgleich gegen 6 ältere Schachkönner gespielt

haben, die sogar schon weltweit Preise geholt hatten, und dabei hätte sie die alle matt gesetzt, wie man wohl sagt, also gegen die gewonnen. Obwohl sie gleich mehrere Angebote bekam, an weltweiten Austragungen von großen Schachveranstaltungen teilzunehmen, ist jetzt erst mal wieder die Schule dran. Das ist schon erstaunlich, wenn man sowas hört, mag man es zuerst kaum glauben, dass da eine Zehnjährige zeigleich sechs alte Hasen im Schach schlägt.


Eis - Manufaktur

Eine weitere Neugründung in einem eher kleinen Teilbereich der alten Fabrik nebenan fand jetzt statt. Eine Frau Giesler hat in einem etwa 150 m² großen Bereich einer Halle im Mittelfeld des Areals von Herrn Ritter eine Eis - Manufaktur gegründet. Sie stellt dort Speiseeis nach eigenen

Rezepten her. Neben den klassischen Sorten glänzt sie vor allem durch ganz kuriose Spezialitäten, wovon es manche nur von ihr gibt. Bei einem Nachmittag der offenen Tür gab es an einem Samstag für interessierte Anwohner aus der Umgebung die Gelegenheit, sich das alles mal anzusehen und natürlich auch gegen ein geringes Entgelt zu verkosten. Wir haben uns dabei sofort in ihr Orangeneis verknallt, ein Eis, mit einer so originalen Geschmackswirkung   haben wir zuvor noch nie gegessen. Es ist vom Geschmack her so, als würde

Frau Giesler, Eis - Manufaktur

man gerade in eine sehr gute und sehr saftige Orange beissen, nur eben zusätzlich angenehm kühl und erfrischend sowie von äusserst mundschmeichelnder Konsistenz, weich aber nicht zu weich, keinesfalls hart, fast wie Softeis, aber nur fast. Eine wahre Explosion an Origialgeschmack. Dabei ist das mit Sicherheit noch keine der wirklich ausgefallenen Sorten, wie etwa ihr Senfeis, Annanaseis oder Roseneis. Unseren Geschmack trifft dabei, neben dem Orangeneis, das Kirscheis wesentlich besser, denn so banal dessen Namen auch klingen mag, ich wüsste keinen einzigen Anbieter, der sonst Kirscheis anbietet. Erdbeereis gibts überall, ebenso Vanille, Schoko, diverse Nusseise, Himbeer- oder Waldbeereneis und selbst Bananeneis findet man noch häufiger, aber Eis mit richtig gutem Kirsch- oder Orangengeschmack, das nicht wie eingefrorene Limonade schmeckt, sondern so, als würde man in echt gerade entsprechendes Obst verzehren, das ist schon was besonderes. Nun muss man dazu sagen, dass die Frau Giesler hier in der alten Fabrikhalle keine Eisdiele oder ähnliches eingerichtet hat. Sie produziert dort nur ihr Eis und liefert es dann in speziellen, gekühlten Nirosta - Einsatzwannen an diverse Gastronomiebetriebe, meist Nobelrestaurants, Hotels und sogar an echte Eisdielen, die mit einzelnen Sorten davon ihre Angebotspalette erweitern und diese speziellen Kreationen so nicht selbst herstellen müssen. Für interessierte Anwohner, Freunde und auch Leute, die hier in den Fabriken auf dem Areal arbeiten, hat sie jedoch extra die Möglichkeit geschaffen, zwei mal pro Woche dort ebenfalls Eis in kleinen, Haushaltsportionen kaufen zu können, das ist jeweils Mittwochnachmittag und Samstagvormittag. Also wir sind schon mal zu ihren Fans geworden, auch wenn das Eis natürlich nicht so billig produziert werden kann, wie die Fertigpackungen von Aldi, Lidli & Co. Im direkten Vergleich kann man grob sagen, dass, bezogen auf die gleiche Menge, ihr Eis etwas das Dreifache vom Aldieis kostet, aber das ist es auch wert, ohne jetzt das Aldieis schlecht zu machen. Man kann das nicht wirklich miteinander vergleichen. Es vergleicht ja auch niemand einen Ford mit einem Mercedes, fahren tun beide, aber irgendwie in einer anderen Qualität; wobei sie den Eis - Mercedes verkörpert.


Ein Sozialist aus Bayern

Ein Sozialist und dann aus Bayern, das geht gleich doppelt gar nicht, hat sich wohl Herr Ritter gesagt, als neulich ein gewisser Herr Humpert einen Raum von ihm für eine Veranstaltung mieten wollte, auf der er irgendwelche sozialistischen Weltanschauungen verbreiten wollte. Das hatte der

Herr Humpert verbreitet sozialistische Weltanschauungen

Herr Humpert vorher bei der Anmietung des Saalraumes, der sich in der ersten Halle neben der nördlichen Einfahrt befindet, aber nicht gesagt. Dabei hatte er behauptet, die Räumlichkeit angeblich für ein Ruheständler - Treffen ehemaliger Mitarbeiter der früheren Firma, die sich bis 1985 auf dem Areal befunden hatte, zu benötigen. Die Beschäftigten von Herrn Ritter, die für die Verpachtung des Raumes zuständig sind, der auch gelegentlich für Hochzeits-, Jubiläums- oder Trauerfeiern angemietet wird, hatten dem durchaus seriös aussehenden Herrn Humpert seine Angaben geglaubt

und den Mietvertrag abgefertigt. Die ersten Bedenken keimten auf, als sich kurz vor Beginn der Veranstalung sehr viele jüngere Leute, teils sogar mit Transparenten ausgestattet, vor dem Eingang drängten. Viele Leute der Altersgruppe um die 20 bis 30 Jahre bei einem Rentnertreffen, das wirkte fragwürdig. So warfen die Betreuer des Raumes von Herrn Ritter einen genaueren Blick auf das, was da ablief. Der Humpert verkündete waghalsige sozialstische Ideen, die eher an die Zeiten von Ulbricht, Honecker und anderen roten Ochsen erinnerten. Man hätte glauben können, dass man sich Anfang der 1960er Jahre mitten in der tiefsten Provinz der DDR befunden hätte. Die Angestellten von Herrn Ritter riefen diesen daraufhin an und teilten ihm das mit. Daraufhin ließ er sofort die Veranstaltung beenden. Die Teilnehmer wollten den Saal nicht freiwillig verlassen, das wurde dann aber dadurch unterstützt, dass man einfach den Strom abschaltete, nur die kargen Notbeleuchtungen an den Notausgängen blieben an und zeigten den Leuten den Weg nach draußen. Dort draußen entstand dann ein größerer Tumult, der schließlich noch unter Mitwirkung vom Sicherheitsdienst des Herrn Ritter sowie der Polizei beendet werden musste.


Junge Frau kauft altes Haus

Eine junge Frau Windhagen hat jetzt ein kleines, eher unscheinbares Haus oben am nördlichen Ende der Siedlung gekauft. Es ist heute sicher schon ein wenig als Ausnahme zu sehen, dass

junge Leute doch auch noch ein realistisches und solides Weltbild haben und wohlüberlegt an wichtige Fragen des alltäglichen Lebens herangehen, wie die Frage nach dem Wohnen. Frau Windhagen, die 24 Jahre alt ist und früher in Karlsruhe gewohnt hat, kam durch eine Verkaufskleinanzeige in der regionalen Werbezeitung auf die Idee, warum sollte sie in der Stadt weiterhin die nicht gerade billige Miete für eine beengte Zweizimmerwohnung zahlen, wenn sie auf dem nahen Land, nur rund 30 km entfernt, für die Mietkosten, die in der Stadt innerhalb von zweieinhalb Jahren

Frau Windhagen kauft altes, kleines Haus
das von Frau Windhagen gekaufte kleine Siedlungshaus

anfallen, schon ein richtiges kleines Haus kaufen kann. Das kleine Häuschen stand schon rund 8 Jahre leer und bietet mit 48 m² Wohnfläche nicht gerade üppigen Wohnraum, aber es ist Eigentum und bietet allenthalben viel mehr Platz, als ihre vorherige 25 m² Miniwohnung in der Stadt. Der Zustand war gar nicht mal so schlecht, wie man es bei dem günstigen Kaufpreis eigentlich befürchtet. Der war nach mehreren erfolglosen Verkaufsversuchen inzwischen auf 21.000 Euro gesunken und wie mir Frau Windhagen erzählte, gelang es ihr, den Preis auf die glattgebügelte Summe von 20.000 Euro zu drücken. Hier kamen, zu ihren Gunsten, viele Faktoren zusammen, die ein solches Schnäppchen erst möglich machten. Für Familien fiel das Häuschen gleich ganz raus, weil es dafür eindeutig zu klein ist, ebenso für Leute mit platzfressenden

Hobbys oder Sammelleidenschaften. Wer aufs Land zieht, will meistens auch eine Einzellage haben, zumindest in der Form, dass man nicht eingepfercht Mauer an Mauer zwischen Nachbarhäusern lebt, aber auch das ist hier trotz Landleben nicht der Fall. Das Häuslein ist beidseitig an die Nachbarbauten angepappt. Wer auf ein großzügiges Gartengrundstück dahinter hofft, wird ebenfalls enttäuscht, weil dahinter fast nichts kommt, ein winziger Blumengarten mit vielleicht 50 m² Größe, dann folgt eine hohe Hecke, die das Grundstück regelrecht nach hinten abschneidet. Immerhin gibt es rechts daneben einen kleinen, alten Einfahrtshof, der früher mal offen war, aber vor vielleicht 30 Jahren mal mit Plexiglas überdacht wurde und so eine kleine Garage bildet, die man für einen Kleinwagen sogerade noch nutzen kann. Bei einem VW - Polo der aktuellen Version wird es aber schon eng, erstens weil selbst diese Kleinwagen immer breiter werden und zweitens weil das wirklich sehr schmal gebaut ist. Frau Windhagen stört das nicht, sie fährt einen kleinen Opel - Adam, der passt so gerade noch rein und sie legt auch in Zukunft keinen Wert auf ein größeres Auto. Sie sagt, größere Autos brauchen nur mehr Sprit, verursachen höhere Kosten, ohne wirklich mehr Nutzwert zu bieten und Ambitionen Straßenrennen zu fahren, die für eine hohe Motorisierung sprechen, hat sie auch nicht. Das Häuschen wurde 1929 erbaut und vor ungefähr 30 Jahren mal renoviert, ist zu 75 % der Fläche unterkellert und verfügt sogar schon über eine Erdgas - Zentralheizung. Die paar Räumchen hatte sie schnell in Eigenleistung nach ihrem Geschmack renoviert bzw. aufgehübscht und so konnte sie bereits wenige Wochen nach dem Kauf dort einziehen. So hat sie ein kuschelig-behagliches Eigenheim, welches für eine Person allenthalben ausreicht, wo sie gewiss angenehmer lebt, als in der hektischen und von ständig steigenden Mietpreisen bedrohten Stadtwohnung. Da sie ohnehin in einem Vorort von Karlsruhe arbeitet, der von hier aus gesehen davor in rund 23 km Entfernung liegt, ist ihre Fahrzeit zur Arbeitsstelle sogar noch um 5 Minuten kürzer, als der frühere nur 9 km lange Weg zur Arbeit, da sie sich nicht mehr durch das stets verstopfte Stadtgewusel im Berufsverkehr quälen muss.


Neuer Co - Sicherheitschef fliegt nach 4 Tagen

Die Betriebe hier werden größer, so wird auch das Sicherheitsbedürfnis größer. Während der Haupt - Chef des hier tätigen Sicherheitsdienstes nach wie vor Herr Laurens ist (siehe auf der Seite “Zu Haus 4”), wurde dem und seiner inzwischen auf 14 Leute angewachsenen Truppe, ein sogenannter Co - Sicherheitschef zur Seite gestellt. Das ist zunächst mal vom Grundsatz her als sehr positiv zu werten. Nicht positiv zu werten war im konkreten Fall dabei die Wahl der Person, die das machen sollte. Die Wahl fiel auf einen Herrn Romechtel, einen überheblichen, von sich selbst eingenommenem Pfau, der sich wohl für sowas wie “Superman” persönlich hielt, dem alle die Füsse zu küssen haben. Kaum hatte der Knallkopf seinen Job hier angetreten, wollte der

sogar uns Anweisungen auf unserem eigenen Grundstück erteilen. Da habe ich ihn erst mal auf die Lage der Dinge hier aufmerksam gemacht, dass das bei uns hier Privatgelände ist, wo er überhaupt nichts zu melden hat. Er fand dann nur, das würden wir ja sehen. Aus totaler Wut über diese Mißachtung seiner (nicht vorhandenen) Kompetenz machte er es sich ab dann zur Gewohnheit, mit seinem

Herr Romechtel, unfähiger Kurzzeit - Sicherheits - Co - Chef

Dienstwagen unsere Einfahrt zuzuparken. Dafür gibt es sachlich gar keine Gründe, da die ihre Dienstwagen normalerweise auf dem Fabrikgelände parken und selbst, wenn er den außerhalb parken wollte, wäre anderswo Platz genug und es gäbe keinen einzigen nachvollziehbaren Grund, den Wagen ausgerechnet hinderlich vor unserer Einfahrt zu parken. Man sah richtig, wie der sehr genüßlich aus dem Wagen stieg, einen hämischen Blick zu uns rüber warf und knallend die Tür zuschmiss. Als ich ihn aufforderte, den Wagen woanders zu parken, reagierte er überhaupt nicht und ging wie ein Blechroboter weiter aufs Fabrikgelände. Nun sehen wir vielleicht harmlos aus, aber wer uns kennt, der weiss, dass auch so ein hirnloser Kraftprotz das mit uns nicht machen kann. Da ich in der Werkstattgarage noch einen alten Traktor stehen habe, den ich vor Jahren mal günstig gekauft hatte, habe ich den angeworfen und seine Kiste damit beiseite geschoben, was trotz angezogener Handbremse überhaupt keine Mühe machte. Auf dem Traktor bemerkte man den Widerstand gar nicht, obwohl der nur 35 PS hat, aber die niedrige Übersetzung der Gänge und die hohe Masse bringen hier die Kraft. Als der spät nachmittags zurück kam, tobte der wie ein Weltmeister und klingelte bei uns Sturm. Er drohte uns Prügel an, worauf ich ihn aufforderte, unser Grundstück zu verlassen. Dem kam er mit der Bemerkung, dass er zweiter Sicherheitschef wäre, nicht nach. So rief ich erstens die Polizei, erstattete zweitens Anzeige gegen den und dann habe ich drittens mit Herrn Ritter gesprochen, dem das Areal, welches er zu bewachen hat, gehört. Der Herr Ritter und des Romechtels direkter Vorgesetzter, der Herr Laurens, haben daraufhin ein sogenanntes Sechs-Augengespräch mit ihm geführt. So hielt er sich am Folgetag zurück, kochte aber innerlich wohl vor Wut. Wieder einen Tag später fühlte er sich dann wieder besonders stark und wies einen LKW - Fahrer an, genau vor unserer Einfahrt zu parken. Der LKW musste zur Entladung ausgerechnet über das hiesige Einfahrtstor auf das Gelände fahren, was normalerweise nie von LKW genutzt wird. Da sich die Entladung verzögerte, wies er den Fahrer an dort vor unserer Einfahrt zu parken und solange, bis er dran ist, könne er in der Kantine billig essen gehen, was der Fahrer dann wohl auch machte. Es ist klar, dass wir den LKW mitsamt Auflieger mit unserem Traktor nicht weggeschoben bekamen. So rief ich sofort bei Herrn Ritter an und erläuterte ihm die Sache. Die Quittung folgte sofort, noch am gleichen Abend bekam der Vollpfosten Romechtel seine Papiere. Herr Laurens und Herr Ritter entschuldigten sich sogar bei uns für diesen Mißgriff in der Auswahl des Personals. Der Mann hatte wohl gute Empfehlungen von seinem früheren Arbeitgeber, aber die hatte er vermutlich nur bekommen, damit der ihn leichter los wird.


Bis der letzte Vorhang fällt

Diesen alten Spruch aus der Theaterszene könnte man in gewisser Weise für einen temporären Betrieb verwenden, der vor wenigen Tagen von einer Frau Klein in der gleichen Halle eröffnet wurde, in der Frau Hoffmann und Frau Lennartz ihre Textilbetriebe haben. Eine Frau Klein (51) hatte die

Frau Klein, handelt mit Gardinen und Vorhängen

komplette Konkursmasse eines einst bedeutenden Herstellers von Vorhängen und Gardinen zu einem Spottpreis aufgekauft oder ersteigert, die seit Jahren noch in einem Lager bei Rastatt vor sich hin schlummerte. Nun sind Vorhänge und ähnliche Sachen nicht ganz so extem kurzen Modeintervallen unterworfen, wie Kleidung. Sie hat da Mengen erworben, deren Abtransport insgesamt 7 volle Seecontainer auf LKW erforderte. Die Frau Klein hat in der og. Halle im Erdgeschoss einen 400 m²   

großen Bereich von Herrn Ritter angemietet. Dort verkauft sie diese Gardinen und Vorhänge dann in kleinen Posten oder auch als Einzelstücke an normale Endkunden. Sie plant von Anbeginn an, ihren neuen Betrieb nur solange zu betreiben, bis dass der letzte Vorhang verkauft ist und dann macht sie wieder dicht. Sie plant keine weiteren Warenzukäufe, um daraus eine dauerhafte Sache zu machen. Sie geht bei der immensen Menge an Material davon aus, dass sie mindestens 2 - 3 Jahre für diesen Abverkauf einplanen muss. Mit Stunden hat sie an 3 Tagen pro Woche noch eine Hilfskraft dort, die ihr beim Durchsehen und Bearbeiten der Posten hilft. Als Normalbürger ohne Vorkenntnisse stellt man sich das schwierig vor, solche Riesenposten ausschließlich an Gardinen überhaupt loszuwerden. Aber sie sieht das überaus optimistisch, macht wohl bundesweit in Wohn- Zeitschriften dafür Reklame und der Zulauf ist bereits jetzt schon gut. Mit einem breiten Lächeln erwartet sie am Ende einen Reingewinn von über 1,5 Millionen Euro gemacht zu haben, wie sie selbst sagt. Damit meint sie also, wenn sie in 2 Jahren alles abverkauft hat und dann zurückblickt.


Gartenmarkt - Zentrum für den grünen Daumen

Sowas hatten wir hier in der Gegend bislang auch noch nicht. Gleich oberhalb der südwestlichen Einfahrt zu dem alten Fabrikareal, im Bereich, der Frau Barow gehört, steht noch eine recht große

Halle, die später mal gebaut wurde, vermutlich in der Zeit zwischen 1965 und 1975. Die stand bislang noch immer ungenutzt leer, bzw. sie wurde zeitweise von Frau Barow als Garage genutzt. Die auf Grund großer Fensterflächen gut lichtdurchflutete Halle, mit rund 1.700 m² Innenfläche, wird nun gerade zu einem Gartenmarkt umgebaut. Unter dem Namen “Zentrum für den grünen Daumen” errichtet eine Frau mit dem etwas ungewöhnlichen Nachnamen Handweiss dieses neue Geschäft. Durch die zu rund 80 % verglasten Außenwände eignet sich der Bau dafür hervorragend, zumal die Böden schon mit einem recht ansprechenden Fliesenmaterial belegt sind und es zahlreiche Wasseranschlüsse an fast allen Stützpfeilern gibt. Frau Handweiss hat schon eine gewisse Erfahrung im Betreiben von Gartenmärkten, da sie bereits andernorts solche Fachläden betreibt. Soweit zu vernehmen war, u.a. in Heidelberg

Halle des künftigen Gartenmarkts
Frau Handweiss

und im Raum Mainz. Die 33jährige ist Halbasiatin, ihre Mutter stammt aus Japan, ihr Vater aus Mainz. Dadurch, dass Kayla bekanntlich ihre Wurzeln ebenfalls im asiatischen Raum hat, konnten die beiden gleich sehr gut miteinander und kamen in ein langes Gespräch. Es ist aber nicht so, dass die Frau Handweiss in diesem Laden dann später selbst täglich arbeiten wird, sie betätigt sich in der Verwaltung

ihrer kleinen Gartenmarktkette, die wiederum ebenfalls im Raum Mainz in einem Gewerbepark angesiedelt ist. Aber bis dass hier dann alles so läuft, wie es soll, wird sie vorwiegend hier herumwirbeln. So süß die auf den ersten Blick aussieht, die kann auch ganz schön heftig austeilen und Mitarbeiter zu wahren Winzlingen zusammenstauchen, wenn die nicht so spuren, wie sie es verlangt, das habe ich zufällig mitbekommen, als wir einer Einladung von ihr gefolgt waren, um uns den entstehenden Markt mal anzusehen. Es ist kein Zufall, dass sie ausgerechnet hier eine Filiale einrichtet, weil sie vorher genau recherchiert hat, dass erstens hier im Umfeld von 30 km nichts vergleichbares existiert und zweitens die Bevölkerung, die hier in der Gegend lebt, sich überdurchschnittlich intensiv im eigenen Garten betätigt, also einen entsprechend hohen Bedarf an Gartenartikeln hat. Hinzu kommt, dass die Hallenmiete so niedrig ist, dass man es als Startballon erst mal riskieren kann, ohne viel Geld zu verlieren, falls doch nicht genug Kunden den Weg hierher finden. Sie hätte das hier auch nicht aufgezogen, wenn die gleiche Halle weiter innen auf dem Gelände gestanden wäre, aber so passt das alles, weil quasi gleich neben dem Haupteingang die Einfahrt zum Gelände ist. Mit etwas Beleuchtung und Reklameschildern fällt das auch gleich von der Straße her auf. Sie geht davon aus, dass sich hier ein Jahresumsatz von über 14 Millionen Euro erzielen lässt. Wohlgemerkt Umsatz, nicht Gewinn, das verwechseln viele Leute bekanntlich gerne. Sie sagt, wenn die Umsätze pro Jahr unter 9 Millionen Euro bleiben, würde sie den Laden nach 2 Jahren wieder schließen, sofern keine Steigerung erkennbar wäre. Man muss das knallhart durchziehen, wenn man zu weit unter den eigenen Kalkulationen zurück bleibt, meint sie, weil ansonsten irgendwann der ganze Betrieb den Bach runter ginge. Viele Firmenbetreiber würden heute zulange an wenig profitablen Bereichen festhalten und genau deshalb in die Pleite rutschen, das würde ihr garantiert nicht so gehen, sie wartet nicht, bis dass der Gewinn so gerade noch die Unkosten deckt, dann hätte sie schon lange wieder dicht gemacht. Sie sieht es aber aus o.g. Gründen als unwahrscheinlich an, weil hier die Umsätze ihre Kalkulationen eher übertreffen dürften, eben weil in der Region viele Leute den berühmten grünen Daumen haben. Wieso sie ausgerechnet auf die genannten Werte kommt, weiss ich nicht, aber sie wird das schon fundiert kalkuliert haben. Der Schwerpunkt ihres Sortiments liegt bei Pflanzen aller Art sowie auch Gartenwerkzeuge, diverses Zubehör und eine überschaubare Auswahl an Baumaterialien, Zaunelementen, Pflastersteinen, Gehwegplatten, Holzteilen in Festmaßen, Gartenmöbeln, Grillgeräten, Gartenhäuser als Bausatz, Arbeits- und Outdoor - Kleidung sowie Lackfarben gehören ebenso dazu. Man könnte also fast von einem auf Gartenkram spezialisierten Baumarkt sprechen. Hinter solchen Sortimenten würde man so schnell keine zierliche Halbasiatin als Chefin vermuten, aber hier schlagen, wie sie selbst sagt, wohl die Gene des Vaters durch, der früher zahlreiche Groß - Bauprojekte in aller Welt für einen deutsch - internationalen Baukonzern betreute.


Schwarzbauten

Ein alter Spruch heisst, dass die Mühlen der Behörden langsam mahlen, aber sie mahlen. Genau das bewahrheitet sich nun für einen Anwohner, der oben in der Mitte der Siedlung lebt. Schon 1961 hatte er dort ein großes Grundstück erworben, was damals noch sehr günstig zu haben war. Man möge sich erinnern, zu der Zeit stand die riesengroße alte Fabrik nebenan, die sich aus seiner Sicht direkt im Süden seines Grundstücks befindet, noch unter Volldampf. Alle alten Betriebe liefen noch auf Hochtouren, überall qualmte, zischte und rumorte es, auch mit einigen chemischen Geruchsbelästigungen hatten die Leute es öfter zu tun, je nach dem, wie der Wind gerade stand. Das war, neben der abgelegenen Lage, mit ein Grund, warum zu der Zeit die Grundstücke in der Siedlung für Spottpreise zu haben waren. Für ihn, den Besitzer des genannten Grundstücks, gab es damals noch einen weiteren Grund, dort ein Grundstück zu erwerben, nämlich den, dass er damals in der alten Fabrik als Galvaniseur arbeitete. Der Plan war, auf dem Grundstück ein schönes kleines Einfamilienhäuschen zu bauen und dort zu wohnen. So wurde das dann auch gemacht. Das Häuschen war 1964 fertig und wurde bezogen. Der Weg zur Arbeit wurde für ihn dadurch denkbar kurz, zufuß ein paar hundert Meter zum nördlichen Tor der Fabrik und innerbetrieblich düsten die damals dann ab hinter dem Pförtner mit einem Werksfahrrad weiter zu ihren eigentlichen Arbeitsplätzen. Nach knapp 20 Jahren, anfang der 1980er, zeichneten sich immer mehr die Probleme bei der alten Firma ab. Im Prinzip war dort immer nur wenig oder teils gar nicht modernisiert worden, man produzierte die gleichen Sachen wie immer auch noch auf den gleichen Anlagen und Maschinen wie immer, die teils schon 50 - 100 Jahre alt waren. Mit diesen Anlagen konnte man 1980 aber nicht mehr wirtschaftlich produzieren, die Konkurrenz war dann billiger und so schloß eine Abteilung nach der anderen. 1983 war in den meisten Teilen des Werks Schluß, einige wenige produzierten noch bis 1985 weiter und dann war endgültig auch der letzte Ofen aus. Damit wurde der Hausbesitzer arbeitslos, fand aber etwas später für ein paar Jahre bis zur Rente noch eine Teilzeitstelle in Karlsruhe. Dann hatte er sehr viel Zeit, sehr viel Grundstück und seine Frau und er kamen ab 1988 auf die Idee, so rein aus Spaß und Interesse zahlreiche Tiere zu halten. Darunter ein Pferd, ein Esel, diverse Enten, Hühner, Katzen, sogar ein paar Ziegen waren darunter. Nun konnte man das ganze Geviehchs ja nicht übers ganze Jahr draussen im Freien stehen lassen, also wurde in Handarbeit mit Billigmaterial, teils aus Abrissbauten, teils auch vom Baumarkt, ein Gebäude nach dem anderen auf das Grundstück gepflanzt, damit die Tiere einen Wetterschutz bekamen. Zusätzlich wurde auch noch eine Garage in dieser Einfachst - Machart errichtet. Allen Gebäuden war gemeinsam, dass sie ohne jede Baugenehmigung, also als Schwarzbauten, errichtet wurden. Der gute Mann sagte sich, hier draussen besitzt er Grundstück genug, so um die 3000 m², und auf seinem Land kann er machen, was er will, zumal es ja nur Einfachbauten sind, die nicht von Menschen bewohnt werden. So kann man sagen, dass diese

Schwarzbauten fast 30 Jahre auf dem Buckel haben, ohne dass sich je einer daran gestört hat. Vor einigen Monaten flatterte ihm dann eine Abrissverfügung ins Haus, sogar mit der Strafandrohung von bis zu 50.000 Euro, falls er dem nicht nachkäme. Er bekommt eine Frist, dass die nicht genehmigten

betroffenes Haus mit angebauten Schwarzbauten

Bauten innerhalb von 2 Monaten entfernt werden müssen. Zuerst glaubte er, dass ein Nachbar ihn angeschwärzt hätte, weil er mit dem schon länger Zoff hat, es stellte sich jedoch heraus, dass die Schwarzbauten einem Vermessungstrupp aufgefallen waren, die wegen einer anderen Sache im Zusammenhang mit den neuen Firmen auf dem benachbarten Fabrikgelände vor Ort waren. Sein Wohnhaus darf natürlich stehen bleiben, denn dass war seinerzeit mit offizieller Baugenehmigung errichtet worden, aber alles andere muss weg. Nun läuft seine Frau den ganzen Tag weinend durch die Gegend, weil in den Schwarzbauten ihre geliebten Tiere hausen und man kann die nicht einfach ganzjährig draussen lassen. Ein Versuch, die Schwarzbauten nachträglich genehmigen zu lassen, wurde schon im ersten Anlauf abgeleht, weil man bei der hier zuständigen Baubehörde Schwarzbauten grundsätzlich ablehnen würde, allein schon aus Prinzip, um so die “unehrlichen” Bauherrn nicht auch noch für ihre Dreistigkeit zu belohnen. Man befürchtet, dass wenn das nämlich Schule machen würde, dann bald keine Bauanträge mehr gestellt würden und jeder erst mal drauf los baut. So haben sie einen Fachanwalt befragt, der riet ihnen, die Bauten tatsächlich abzureissen und dann offiziell für ganz andere, neue Bauten Baugenehmigungen zu beantragen. Wenn die dann den geforderten Kriterien entsprechen, würden die auch genehmigt. Das kostet aber viel Geld und viel Zeit, die die Tiere nicht haben, weil die dann mindestens ein Jahr im Freien leben müssten, bis alles beantragt, genehmigt und neu gebaut ist. Eine andere, preiswertere und erheblich schnellere Lösung wäre die, dass man erstens die Gebäude wie gefordert abreisst, da kommt man in keinem Fall drum herum, und dann, entsprechend dem Platzbedarf, ein oder zwei gebrauchte Seecontainer kauft und diese auf dem Grundstück aufstellen lässt, denn dafür benötigt man keine Baugenehmigung, solange die nicht irgendwie fest eingemauert auf ein Fundament mit dem Grund oder Gebäudeteilen verbunden werden. Die gelten nämlich nicht als Immobilie, also nicht als Gebäude, es sind ja auch keine, da sie jederzeit per Container - LKW mit Kran wieder abgeholt oder an eine andere Position gesetzt werden können. Trotzdem tun sie ihren Dienst mindestens genauso gut, wenn nicht sogar besser, weil sie stabiler als die teils windschiefen Eigenkonstrukte des Hausbesitzers sind. Das kostet zwar auch etliche Euro, man kann sicher mit etwa 6.000 Euro für zwei einfache Container rechnen, dann kommen vielleicht noch 500 - 1.000 Euro für die Anlieferung und Aufstellung dazu, das wars dann aber auch. Die Baubehörde kann dagegen nichts sagen, eben weil es keine Bauten sind. Lediglich aus anderen rechtlichen Gründen könnte sowas untersagt werden, etwa wenn die Container so blöd aufgestellt würden, dass Nachbarn die Fenster damit verdunkelt werden oder dass deren Einfahrt dadurch behindert wird. Das ist hier aber kein Thema, weil das Grundstück so groß ist, dass man immer genug Platz zum Nachbarn halten kann. Vermutlich wird es am Ende wohl auf diese Lösung raus laufen, zumal die Container kurzfristig anlieferbar sind, so dass zuerst die Tiere dahin umziehen können und danach der Abriß der Eigenbauten folgt.


Wer nicht schreiben kann....

Dinge gibts, die gibts gar nicht! Sowas habe ich jedenfalls zuvor noch nie gehört. Es gibt Leute, die wollen ein Buch schreiben, können es aber nicht. Können es nicht, weil sie vielleicht die Sprache nicht richtig beherrschen, weil sie Dinge nicht richtig beschreiben können, weil sie sich mit der Wortwahl schwer tun, weil sie keine richtigen Sätze formulieren können und viele weitere Gründe, warum das so sein kann. Solche Leute können das ab sofort an Herrn Kollas übergeben.

Herr Kollas, Auftrags - Buchautor

Herr Kollas (37) hat im Südwesten im zweiten Bürogebäude von Frau Barow 2 Büros gemietet, dort bietet er seine Dienste als Auftrags - Buchautor an. Nun klingt das in meiner Beschreibung zuvor etwas schwammig, man muss dazu sagen, dass rund 60 % aller seiner Kunden Firmen sind. Es gibt vielfältige Gründe für Firmen ein Buch in Auftrag zu geben. Oft sind es Firmenjubiläen, zu denen man eine Firmenbiografie veröffentlichen möchte, die man u.a. an alle Beschäftigten verteilt. Jedoch auch Privatleute zählen zu seinen Kunden, sie machen immerhin 40 % seiner Kundschaft aus. So gibt es beispielsweise

Leute, denen schwebt grob eine Geschichte im Kopf vor, die sie selbst jedoch nicht richtig zu einem Buch zusammenfassen können, weil sie sie nicht formulieren können, jedenfalls nicht so, dass man es nachher jemandem zum Lesen vorlegen kann. Solche Leute beliefern Herrn Kollas dann mit der groben Story in Form von Stichworten auf einem Handzettel und der baut dann erst das eigentliche Buch daraus. Das sind relativ häufig Krimis, aber auch Romane, Rückblicke auf eine berufliche Laufbahn oder gar das ganze Leben. Nicht selten sind zudem Beschreibungen von speziellen Hobbys oder Familienchroniken. Besonders bei speziellen Themen, die irgendwelche technischen oder sonstige fachliche Inhalte und Begriffe aufweisen, wirds aber auch für Herrn Kollas schwer, weil er sich ja selbst in den fachlichen Fragen nicht auskennt. Also ist er auf fundierte Informationen seiner Auftraggeber angewiesen und muss dann auch oft mehrfach hinterfragen, um diese Fachsachen nachher korrekt im Text umzusetzen. So einfach, wie sein Job klingt, ist er also nicht. Für die endgültige Umsetzung ins Papierbuch oder eine Broschüre arbeitet Herr Kollas mit einer kleinen Buchdruckerei in Karlsruhe zusammen, die meist den Druck und Einband erledigt. Es gibt da tatsächlich Werke, von denen nur ein einziges Exemplar gefertigt wird, weil sein Kunde das genau so möchte, aber in der Regel liegen die Auflagen zwischen 20 und 100 Stück, ab und zu auch bis 500 Stück. Bislang hatte er sogar zweimal Großaufträge für 15.000 Exemplare pro Titel. Das waren Aufträge eines großen Autobauers, der bestimmte Kundendienstunterlagen sowie Lehrunterlagen für die Mitarbeiterfortbildung von ihm verfassen ließ. Man muss dazu wissen, dass Herr Kollas in dem Genre nicht neu ist, er hat seine Büros, also seinen Betrieb, wenn man so will, nur hierher verlagert, weil die Bedingungen optimaler sind und die Büromiete trotz doppelter Quadratmeterzahl zeitgleich deutlich billiger ist, als in Pforzheim, wo er vorher schon seit 2010 seinen “Schreibe - Betrieb” hatte.

Fortsetzung folgt....

 

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