Radio aus

Radio aus !

Was waren das noch für Zeiten, als dieses Radio noch modern war und als Radio hören noch Spaß machte. Damit möchte ich gar nicht einmal behaupten, dass die Zeiten, in denen man noch gerne Radio hören mochte, schon so lange vorbei sind. Es geht mir viel mehr darum, meinen Unmut über ein nicht gerade schönes Phänomen kund zu tun, welches man heute bei etlichen Radiosendern immer häufiger beobachten, bzw. hören kann, welches einem wirklich zu den Ohren heraus hängt..

Etliche Radiosender, darunter leider auch alteingesessene, etablierte Stationen, die es früher mal besser konnten, haben in den letzten 10 Jahren ihr Programm derart ungeschickt umgebaut, dass man sich fragen muss, was das soll. Was mir besonders sauer aufstößt ist der Verlust an musikalischer Vielfalt in vielen Programmen. Einerseits will man ja Radio aus einem Informationsbedürfnis heraus hören, um beispielsweise die regionalen oder auch globalen Nachrichten auf den aktuellen Stand zu setzen. Ich halte das für wichtig, wobei ich persönlich die früher häufig vernachlässigten regionalen Nachrichten für noch wesentlich wichtiger halte. Da hat sich aber tatsächlich einiges verbessert, was diese regionalen Nachrichten betrifft. Aber kaum sind diese Nachrichtensendungen vorbei, dann fängt das Problem an: die Musikauswahl die da läuft. Viele Sender rühmen sich auf der einen Seite, dass sie in ihrem Archiv ich weiss nicht 50.000 oder mehr verschiedene Titel haben und was machen die? Die leiern immer die gleichen 20 bekloppten Stücke rauf und runter. Keine Abwechslung. Und die Auswahl besteht dann meist noch aus solch unerträglichen Pop- und Jammersongs, bei denen einer wie der andere klingt, musikalisch totlangweilig, ohne jede Finessen, wie das Gejauze von dem Mann der nur die Welt retten will oder dem mit dem Haus am See und ähnliche genormte Einheitsbreimusik von heute, oder auch immer häufiger die neue deutsche Jammermusik, wo man glaubt, dass die Sängerin oder der Sänger schon innerlich mit der Welt abgeschlossen haben und nur noch ihrem eigenen Untergang entgegen jaulen. Musik, die einem schon nach dem zweiten Anhören wie Schleim aus den Ohren läuft. Die meisten der Titel sind sich in ihrer Machart so ähnlich, dass man glauben möchte, irgend eine Fabrik habe das alles als Normgedudel produziert. Gewiss mag man sagen, dass diese Musik uns nicht gefällt könnte mit daran liegen, dass wir aus der Zielgruppen - Generation längst heraus gewachsen sind. Sicher mag das einen kleinen Teil dazu beitragen, das rechtfertigt mit Sicherheit jedoch nicht, dass man immer nur die gleich karge Auswahl aus nur etwa 20 Stücken spielt. Zu “meiner” Jugendzeit in den sechziger und frühen siebziger Jahren haben die damals “Alten” unsere Musik auch nicht unbedingt gut gefunden, das ist ja völlig normal. Da konnte nicht jeder etwas mit den Beatles, Rattles, Rolling Stones, Beach Boys oder auch mit Kurt Edelhagen und seinem Orchester anfangen, aber im Radio hörte man die damals halbwegs aktuellen Titel nicht beschränkt auf eine Endlos-Auswahl von 20 Titeln. Diese Titel kamen mal im Radio vor, aber vielleicht innerhalb eines Umlaufs von 300 oder mehr Titeln, wobei dazwischen auch noch mehr Änderungen eingeflochten wurden, so dass man den gleichen Titel bestenfalls einmal pro Woche aufgetischt bekam. Heute ist es, zumindest bei etlichen Radiokanälen so, dass man die gleichen langweiligen und anspruchslosen Titel 5 mal am Tag um die Ohren gehauen kriegt, sofern man das Radiogerät vielleicht 3 Stunden in Betrieb hat. Nun mag man sagen, kein Problem, einfach anderen Sender auswählen, fertig. Aber so einfach ists nicht, wenn man immer die aktuellen Nachrichten hören möchte, denn meist sind ausgerechnet die Sender, die diese Nachrichten bieten auch die gleichen, die dieses Wiederholungs - Gedudel bis zur Besinnungslosigkeit praktizieren.

So haben wir seit etwa zwei Jahren für uns folgende Lösung eingeführt: zum Beginn der Nachrichten und Regionalnachrichten zur vollen und zur halben Stunde wird das Radio eingeschaltet, sobald diese vorbei sind, wirds entweder gleich wieder abgeschaltet oder dann halt ein anderer Sender gesucht, der sich noch nicht diesem musikalischen Stumpfsinn angeschlossen hat. Diese Art der Lösung hat bei mir schon seit Jahrzehnten in einem anderen Bereich Tradition, nämlich bei Werbung. Ich höre (oder beim Fernsehen schaue) generell keine Werbung. Sobald Werbung gesendet wird, schalte ich auf einen anderen Sender ohne Werbung oder mache das Gerät aus. Um diese Werbe-Verblödungsbeiträge zu hören oder zu sehen war mir die Zeit nämlich schon immer zu schade.

Als blanken Hohn kann man nur Äusserungen eines Programmchefs oder Intendanten bei einer Informationssendung vor einigen Jahren empfinden, der da sagte, dass angeblich gleich mehrere Musikredakteure als Gestalter für jede Stunde dieses Programms tagtäglich wohlüberlegt intensiv beraten würden, welche Titel in welcher Reihung gespielt und für den Hörer zusammengestellt würden. Falls das stimmen sollte, dann kann ich dem nur raten, er soll viel Geld für den Sender sparen und diese Leute raus werfen und das Programm von einem automatischen Zufallsgenerator zusammenstellen lassen, der einfach aus allen vorhandenen Aufnahmen etwas auswählt. Das Ergebnis könnte nur viel besser sein, vor allem dazu noch billiger und 1000 mal abwechslungsreicher, als dieser endlose Schrott aus ständigen Wiederholungen von Jammermusik und vergleichbarem. Wahrscheinlich lachen diese Musikredakteure sich kaputt und machen sich den ganzen Tag einen lauen Lenz oder spielen Skat in ihrer Arbeitszeit, ändern dabei beiläufig nur in ihrer Programmliste die einzelnen Positionen, die festlegen, in welcher Reihenfolge die immer gleichen Titel abgedudelt werden. Dafür kassieren die dann jeden Monat etliche tausend Euro. Sowas nenne ich nicht Radio, da kann ich mir auch eine CD oder eine alte Cassette ins Abspielgerät legen und diese in Endlosschleife ableiern lassen. Schon bei einer C 60 - Cassette hätte man damit sogar mehr Abwechslung, als mit dem heutigen Radioprogramm dieser Stationen.

Unterdessen sollte man sich hüten zu behaupten, dass es schlimmer nicht mehr kommen könne und der Sinkflug des Radios rapider nicht mehr werden könne. Schlimmer geht immer, sagt ein altes Sprichwort, denn am Schluß muss man wahrscheinlich sogar noch dankbar sein, dass die nicht noch auf die Idee kommen, bald solche Extrem - Primitiv - Verblödungs - Unmusik wie Rap zu spielen (Stichwort Musik von völlig unmusikalischen Menschen für völlig unmusikalische Menschen), die mit Musik soviel zu tun haben, wie ein Kühlschrank mit einem Hochofen. Mit Überzeugung treten die Rundfunkanstalten immer für die Zahlung der Rundfunkgebühren ein, bei dem musikalischen Schrott, der dort heute oft gesendet wird, müsste es eigentlich umgekehrt sein und die Hörer noch ein “Leidensentgelt” dafür bekommen, wenn sie diesen ausgemachten Mist tatsächlich anhören.

........ ich bin überzeugt, dieser Bericht ist noch nicht zu ende, Fortsetzung folgt........

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