Musik

Das Verständnis für Musik wird gewiss von sehr vielen Faktoren völlig unterschiedlich bestimmt. Was dem einen gefällt, das ist für den anderen der allergrößte Mist und hat für ihn bestenfalls den Status von unerwünschtem Lärm. Man kennt es von sich selbst, da hört man ein Musikstück und ist gleich in einer völlig anderen Welt vor Begeisterung oder umgekehrt, man hört ein Musikstück und könnte platzen vor Wut, weil dort gerade so ein “Scheissstück” dargeboten wird, welches einem die Galle überlaufen lässt. Wir möchten uns hier bemühen, nicht den eigenen Geschmack als Maß aller Dinge zu werten, wissen aber auch, dass diese Selbstbeschränkung sehr schwierig wird und nicht immer gelingen dürfte. Gerade deshalb wird hier künftig zweifellos auch an Musik viel Kritik geübt werden. Wir tun dies jeweils aus dem Stand des interessierten Laien heraus, falls fachliche Kompetenz gefragt sein sollte, dann werden wir gelegentlich einige Musikfachleute aus unserem Bekanntenkreis zitieren oder auch entsprechende Artikel von denen veröffentlichen.

Mir ist dabei in einigen Fällen besonders daran gelegen, den Lesern hier auch mittels einer Hörprobe die Möglichkeit zu geben, sich ihr eigenes Urteil über die von uns besprochenen Stücke zu bilden. Deswegen werden wir versuchen, von einigen Stücken Hörproben im MP3 - Format in gekürzter Form (gekürzt wegen der immensen Datenmenge) in die Seite einzubauen, sofern wir damit nicht gegen Urheberrechte verstoßen.

Gleich ein fragliches Stück zum Auftakt. Ich muss zugeben, weder Kayla noch ich wissen mit diesem Stück mit dem Namen Rümmbäp2716 etwas anzufangen. Ein kurzer Ausschnitt davon sei hier als MP3 - Hörprobe zum allgemeinen “Genuß” eingefügt. Das originale Stück ist natürlich nicht nur einige Sekunden lang, sondern zieht sich so über geschätzte 2 oder gar 3 bittere Minuten hin. Es wurde angepriesen als Vocal - Jazz, aber na ja, man mag geteilter Meinung sein. Andererseits muss ich zugeben, im Vergleich zu manchem Müll der heute im Radio so läuft, z.B. wo dann ein halber Analphabet etwas daher stammelt, begleitet von einem elektronischen Primitivrhytmus der alleruntersten Sorte und das dann Rap, Hip-Hop oder so ähnlich nennt, also im Vergleich dazu ist es noch gold wert. Doch hören Sie selbst:

Hörprobe: RÜMMBÄP2716 von NOVA ARTISTA. Hier zum Download.

Gekonntes Nichts

Mitte Januar waren wir in einem Konzert eines mir unbekannten Pianisten, eigentlich nicht aus Absicht, sondern weil Kayla die Karten von einem Verlag geschenkt bekommen hatte. Also das war schon recht gewöhnungsbedürftig. Können Sie sich vorstellen, dass man ein etwa 15-minütiges Stück, welches aus rund 12 Minuten Ruhe besteht, zum Besten gibt, und dass dabei die Zuhörer noch gebannt ruhig sitzen bleiben? Also ich nicht. Ich wusste ja auch nicht, was da auf uns zu kam, sonst hätten wir die Eintrittskarten verfallen lassen. Moderne zeitgenössische Musik, haha, ein Witz! Modernes zeitgenössisches Nichts hätte den Kern der Sache besser getroffen. Immerhin waren doch tatsächlich einige Leute im Publikum, die anschließend meinten, dass keiner diese mehrminütigen Pausen so perfekt spiele, wie dieser Pianist. Ich habe mich gefragt, ob diese Leute auch die Schallplatten bzw. CDs von diesem Nichtklimperheini kaufen, um sich dann zuhause vor ihrer HiFi - Anlage gebannt endlose Minuten des Nichts anzuhören? Na da könnte ich denen einen tollen Hörgenuß empfehlen, sie sollen einfach ihre Anlage abschalten und dann gebannt stundenlang dem Nichts zuhorchen, ein Genuß! Immerhin hat diese Musik einen großen Vorteil, besonders für Bewohner von Mietshäusern, da wird sich so schnell kein Nachbar wegen zu lauter Musik beschweren können. Nichts ist nichts und bleibt nichts, egal wie laut man die Anlage auch aufdrehen mag. Da werden dann höchstens die Störgeräusche lauter und der Schreck um so größer, falls dann doch mal wieder eine kurze Passage mit einigen wie dahin geworfen wirkenden einzelnen Klaviertönen kommt. Nein, wie blöd muss man sein, dass man solche Leute dann noch als große Künstler belobhudelt? Immerin, der brachte dieses 15minütige Stück, von dem 12 Minuten aus „gekonnter“ Stille bestanden gleich am Anfang und ich sagte zu Kayla, wenn das zweite Stück auch solch ein Schmarren ist, dann fahren wir sofort nach Hause. Als hätte der Künstler es geahnt, wagte er so was nicht. Im Gegenteil, das zweite Stück war ein äusserst hastiges, geradezu rasendes Klavierstück, bei dem es einem nahezu schwindelig wurde, weil man dem niederprasselnden Geklimpere nicht mehr recht folgen konnte. Man meinte, dass sich die Finger des Pianisten geradezu überschlagen und verknoten müssten. Dieses eher recht kurze, vielleicht 4 Minuten andauernde Rennstück verlangte dem Künstler dann auch soviel ab, dass er danach schweissgebadet war. Er sah aus, als wäre er in ein Schwimmbad gefallen, so dass er darauf eine wohlverdiente 20-minütige Pause einlegen musste, in der er sich erfrischte und neue, einfachere Klamotten anzog, mit denen er dann wieder auf die Bühne trat. Um hier keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen, dieses hastige Stück fand ich auch nicht schön, sogar noch grässlicher als das Stück der 12 Minuten Stille, weil in der Stille langweilt man sich nur, während man bei dem hastigen Stück furchtbar genervt wurde. Keine Musik für mich. Kayla fands im Ansatz interessant, tat sich aber mit dem längeren Zuhören auch sehr schwer. In der Künstler - Erfrischungs - Pause kam erneut die Überlegung, vielleicht doch lieber die Gelegenheit zu nutzen und hier abzubrechen und nach Hause zu fahren. Was wir dann aber doch nicht taten. Es war schon komisch. Obwohl wir eigentlich total entnervt waren, hatte der seltsame Klimperheini eine gewisse Neugierde geweckt, die in Verbindung mit dem kostenlosen Eintritt und der Aussicht auf einen kleinen, ebenfalls kostenlosen Imbiß im Foyer während einer noch folgenden Pause, bei uns zu einer Art Verharrungsstarre führte. So blieben wir da. Und man muss sagen, das erste Stück nach dieser Pause war wirklich sehr schön und gekonnt, auch aus unserer Laiensicht. Eine Art Klavierballade oder so was, recht lang dauernd, aber nie langweilig. Ach hätte der Mann doch nur so was gespielt. Sie ahnen es, hat er aber nicht! Geradezu wie eine Verarschung kam einem das darauf folgende Stück vor. Er verneigte sich ein paar mal vor dem Publikum, setzte sich fingerschnipsend vors Klavier, vielleicht um in einen bestimmten Takt zu kommen oder so was, schlug dann mit beiden Händen lautstark einen Menge von Tönen an, wahrscheinlich ein Akkord und das war dann ein ganzes Musikstück. Dauer vielleicht 5 Sekunden. Also ein krasses Pendant zu so manchem langatmigen Zeug, was vorher geboten wurde. Da stand er wieder auf und hastete hinter die Bühne. Über Lautsprecher wurde dann verkündet, dass nun die Büffetpause im Foyer eröffnet werde. So strömten alle dort hin und man muss sagen, die hatte so sauleckere Lachsstapel, so nannten die das, davon konnte man einfach nicht genug kriegen. Das waren aufgespießte Lachsstückchen mit 2 Lagen Brötchenwürfeln, jeweils oben und unten eines, darüber Käse und einer Art Eiersoße drauf, also unbeschreiblich lecker waren diese Dinger. Auch die Getränke nur vom feinsten. Wie erwartet, wirkten wir dort wohl gleich wie sehr auffällige Fremdkörper, was einige hochnäsige Herrschaften offen raus ließen. Dem einen passte unsere Kleidung nicht, die ihn angeblich an blau gefärbte Aufnehmer erinnerte, wir hatten beide normale Jeanshosen an, eine Wolljacke und ähnliches, aber das schien denen nicht gut genug zu sein. Eine total überschminkte Frau mit Zentern von Creme - Spachtelmasse in ihrer spitznäsigen Visage bemängelte unser „Fressen“ am Büffet und tat sehr wichtig. Na ja, wenn ich deren Gesichtsprofil auf den Reifen am Auto hätte, könnte man damit im schlimmsten Schneematsch die Zugspitze hoch fahren, also die hatte eigentlich allen Grund zu schweigen. Das ist ja oft so. Frauen, die sich ihr Lebtag wie die Ölsardinen eingeschminkt haben, die oft auf die Sonnenbank gehen oder die oft in sonnige Urlaubsländer fahren und sich dort im Sonnenschein aalen, die sehen im Alter viel viel schrumpeliger aus, als solche, die das nicht gemacht haben. Also da geht die ganze Kosmetik auf Dauer nach hinten los, aber bevor die das gemerkt haben, ist es zu spät. Sei es drum. Nach dem großen Fressen ging es wieder in den Saal zu neuen Klimperattacken. Das Schlimmste schien jedoch überstanden, denn nach dieser Pause wirkte der Pianist abgeschlafft und ausgelaugt. Einige halbwegs nette Jazzstücke, wechselten sich mit etwas undefinierbarem Geklimper ab, welches ich nicht als Lied oder Titel ausmachen würde und rund eine halbe Stunde nach dem Buffet war das Konzert zu Ende. Mit einem Stück hatte er kurz vor Schluß den halben Saal in den Schlaf gespielt, weil es so langsam, wiegend und leise war. So brausten wir in der Nacht wieder nach Hause, auf total vereinsamten Landstraßen. An diesem Abend hatte wohl keiner Lust aufs Autofahren, weil wir auf der gesamten 17 km langen Strecke keinem anderen Auto begegneten. Das gibt es heute normalerweise gar nicht mehr. An solche Momente kann ich mich bestenfalls noch aus der Zeit um 1970 herum erinnern, als noch ein relativ großer Prozentsatz der Deutschen kein Auto hatte. Heute hat doch fast jeder Haushalt gleich 2 Autos und es werden auch viele völlig belanglose Fahrten gemacht. Die gab es zwar immer schon, aber damals wurde nach meiner Meinung doch noch eher darüber nachgedacht, ob man fahren soll oder nicht. Um solche einsamen Autofahrten heute noch erleben zu können, muss man schon spät nachts kleinste Schwarzwaldstraßen oder Feldwege aussuchen, da ansonsten auf normalen, halbwegs bedeutenden Straßen heute doch eigentlich immer Betrieb ist. Also solch eine Ruhe auf so einer Bundesstraße wie in dieser Nacht, das habe ich schon Jahrzehnte nicht mehr erlebt.

Musik aus einer (musikalisch) besseren Zeit

Bleiben wir gleich bei Pianisten, oder besser gesagt, einer Pianistin. Auf einem Trödelmarkt in Karlsruhe entdeckten wir Ende Mai eine alte Musik - Cassette aus dem Jahr 1977. Manche werden sich vielleicht schon fragen, Musik - Cassette, was ist das? - Da wir zuhaus noch zwei funktionsfähige Cassettengeräte haben, dachte ich mir, da kann man sich mal diese Cassette mitnehmen, obwohl ich diese Künstlerin nicht kannte, zuvor nie was von ihr gehört hatte. Mit zu der Kaufentscheidung trug zugegebenermaßen auch der günstige Preis von nur 50 Cent bei. Der Verkäufer wollte zuerst zwar einen Euro haben, da er aber auf einem Berg von Cassetten saß, war er am Ende froh, wenigstens diese zum halben Preis los zu werden. Die anderen Cassetten fand ich uninteressant, weil es vorwiegend so Schlager - Lala - Zeugs war, aber hier diese wirkte viel

Flohmarktfund Musikcassette von Helga Baumann

interessanter, obwohl der Titel “Moderne Klassik” ja eigentlich ein Paradoxum darstellt. Es wurden auf der Vorderseite (siehe Foto) 24 Klaviertitel dieser mir bis zu dem Tag unbekannten Stilart angekündigt, die von Helga Baumann sowohl komponiert, als wie auch selbst am Flügel intoniert wurden. Ich muss sagen, was man da zu hören bekam, war schon einerseits schwer verdaulich, keine Alltagsmusik, die man irgendwie zur Unterhaltung hören kann, auch keine Musik, die ich als schön bezeichnen würde, aber sie war sehr interessant und alleine deswegen schon hörenswert. Man merkt, dass da doch eine tiefere Idee hintersteckt und diese mit viel Können umgesetzt wird. Ich habe einfach mal die beiden kürzesten Stücke dieser Cassette, den Titel “Erosion 251” und “Erosion 252”, die offensichtlich zusammen gehören,  herausgepickt und hier als Beispiel eingefügt:

Helga Baumann: Erosion 251   als MP3 - Datei.

Helga Baumann: Erosion 252   als MP3 - Datei.

Einfach anklicken und runterladen / hören. Die Dateigröße ist nicht sonderlich umfangreich, 888 KB bei Titel 1 und 1.598 KB bei dem zweiten Titel, da der erste Titel nur knapp unter einer Minute Spieldauer aufweist und der zweite etwas mehr als anderthalb Minuten. Warum man bei einem Musiktitel auf die Bezeichnung Erosion kommt, darüber kann man beim Hören viel spekulieren, erläutert wird das auf dem Cassettenumschlag leider nicht. Gewiss wird diese Musik nicht jedermanns Geschmack treffen, weil sie beim Hörer sicher ein Mindestmaß an eigener Musikalität sowie eine gewisse musikalische Grundbildung erfordert. Wobei mit Musikalität nicht die Lust auf tanzartiges Gehopse gemeint ist, was heute viele als Musikalität bezeichnen, ohne zu wissen, was dieser Begriff wirklich bedeutet, sondern eher das Gespür für interessante, verschachtelte Harmonien und deren Abfolgen sowie der erhebliche Schwierigkeitsgrad, diese zu spielen. Der meist musikalisch verkümmerte Durchschnitts - Rap - oder HipHop - Hörer von heute wird damit sicher hoffnungslos überfordert sein, vermute ich jedenfalls. Trotz aller Schwierigkeiten könnte ich ohne Mühe diese Stücke 10 mal am Tag hören. Ehrlich muss ich zugeben, dass ich jedoch nicht wirklich ganz genau erklären kann, was ich daran so interessant finde. Da ich in meiner Kindheit und Jugend leider nur drei Jahre Klavierunterricht hatte, weil eine gute Bekannte meiner Mutter Klavierlehrerin war, sonst hätten wir uns das damals nie leisten können, aber daher sehe ich in den Stücken einen Grad an bewundernswerter Beherrschung des Instruments. Ich schätze, das hätte ich niemals hinbekommen, selbst dann nicht, wenn ich 10 Jahre Klavierunterricht gehabt hätte. Da ich mir später aus finanziellen Gründen nie ein vernünftiges Klavier leisten konnte, sind selbst die in den lächerlichen drei Jahren erlernten Fähigkeiten wohl längst untergegangen; ist ja auch schon über 55 Jahre her, dass ich zuletzt Unterricht hatte. Nun bekommt man heute schon relativ gute elektronische Klaviere für um die 2.000 Euro, die für unseren Heimbedarf gewiss ausreichen dürften, da überlegen wir noch, ob man sich vielleicht sowas mal anschafft und mit viel Fleiß sich wieder etwas in Übung versetzt, mal sehen. Letztendlich bin ich sehr froh, diese Cassette gekauft zu haben, da man heute im Radio solche Musik überhaupt nicht mehr findet, dort gibts nur noch weichgekochten Allerweltsbrei, bei dem ein Stück wie das andere klingt. Eigentlich ist es schade, dass ich von dieser Helga Baumann vorher nie was gehört habe, vermutlich war sie damals zu ihrer “aktuellen” Zeit nicht sehr berühmt. Wäre sie mir bekannt gewesen, hätte ich sicherlich damals schon einige Platten oder Cassetten von ihr gekauft. Berühmtheit ist natürlich kein Zeichen für musikalische Qualität, das hört man ja an den heute aktuellen “Künstlern” täglich im Radio, bei denen man sich regelmässig fragt, wie weit der musikkulturelle Niedergang noch gehen mag und wieso man mit solchem Ohrenschrott soviel Erfolg haben kann? Kayla meinte daher ebenfalls, dass wir in Zukunft auf Flohmärkten mal öfters Ausschau nach derartigen Raritäten aus der (früheren) Musikwelt halten sollten, um so dem gleichförmigen Musikmatsch von heute zu entrinnen.....


Eine Opernsängerin in der Fabrik

Eine sehr ungewöhnliche Aktion gab es neulich in einer der alten Fabrikhallen, die sich quasi gleich neben unserem Wohnhaus befindet. Ein Regisseur war auf die Idee gekommen, einen kurzen Filmbeitrag über eine bestimmte moderne Oper sowie deren Hauptdarstellerin, also eine Opernsängerin, ausgerechnet in einer alten Fabrikhalle zu drehen. Dabei kam ihm zugute, dass er privat den Herrn Ritter sehr gut kennt, der die Bereiche der alten Fabrik gekauft hatte, die am östlichen Ende des alten Fabrikareals liegen. Davon berichtete ich vor einiger Zeit bereits an anderer Stelle auf der Seite Zu Haus 2. So planten die beiden, also der Regisseur und der Herr Ritter, wie und wo sie diesen Beitrag in besagter Halle drehen. Ausgerechnet an einem saukalten Januartag rückten einige Fahrzeuge der Filmfirma mit einem immensen Equipment hier an, welches sie in die betreffende Halle schafften. Nach rund zwei Tagen Aufbauzeit fuhr dann die eigentliche Hauptdarstellerin, also diese “Operdiva”, mit einem dicken Mercedes hier vor, den sie sogar selbst fuhr. Ich habe den Namen der edlen Frau leider nur einmal flüchtig gehört und konnte mir den nicht richtig merken, es war aber ein holländisch klingender Name, Carla van Irgendwas... oder so ähnlich schwebt mir im Hinterkopf noch vage vor. Die Frau war, ich glaube ich darf das

sagen, ohne beleidigend oder herabwürdigend zu wirken, auch schon in einem etwas reiferen Alter, geschätzt um die 50 Jahre, aber trotzdem bildhübsch, fand ich jedenfalls. Eine wunderschöne Gestalt, zierlich schon, aber nicht auf die übliche, klischeehafte Weise zierlich, jedenfalls mir gefiel die sehr gut. Das ganze Erscheinungsbild war in jedem Fall von oben bis unten eine gehobene Dame, das strahlte sie irgendwie aus, sie wirkte dabei jedoch keineswegs abgehoben. Natürlich war die mit entsprechend wertiger Kleidung ausstaffiert. Ich glaube, die hätte selbst in einfachen, billigen Jeans noch eine gute Figur abgegeben. Bei Opernsängerinnen stellen sich die meisten Leute ja meistens entweder eine recht dicklich -

Opernsängerin zu Gast in der Fabrik

runde Person mit großen “Resonanzkörper” oder das krasse Gegenteil, ein zartes Püppchen vor, beides traf auf diese Frau definitiv nicht zu. Körperlich würde ich sie als mittelschlank mit hübschen, sehr kleinen Brüsten bezeichnen. Das kann man heute sicher so sagen, ohne sich gleich sexistische Äusserungen vorwerfen lassen zu müssen. Natürlich kommt es bei Opernsängerinnen vor allem auf die Stimme an. Leider durften wir dann bei den Proben und Aufzeichungen zu dem kurzen Filmbeitrag in der Halle nicht anwesend sein, da man dadurch eine negative Beeinflussung oder zumindest Störgeräusche befürchtete. Trotzdem haben wir da noch etwas mitbekommen und ich muss sagen, die Frau konnte wirklich hervorragend singen, wenngleich die Musik als solche nicht so mein Ding war. Die nannten das einen Auszug aus einer avantgardistischen modernen Oper. Ich bin mir sicher, dass sie mit dieser Stimme auch sehr gut Balladen oder sehr gefühlsstarke Titel aller Art singen kann. Die ganze Aktion hier dauerte fast vier Tage, obwohl dabei am Schluß nur ein kurzer Filmbeitrag mit geringem Gesangsanteil als Auszug vorkam und der fertige Beitrag insgesamt unter 10 Minuten dauert.


Musikunterricht in der alten Fabrik

In einem Großraum einer Halle von der alten Fabrik neben unserem Wohnhaus, der extra zu diesem Zweck hergerichtet wurde, bietet eine Musikdozentin Frau Hippler nun Musikunterricht an. In erster Linie bietet sie Kurse für fortgeschrittene Jazzmusiker, die sich einem Instrument verschrieben haben, von dem man leider in den letzten Jahren eher wenig hörte, der Hammond - Orgel, oder allgemeiner gesagt, der elektronischen Orgel. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren hörte man dieses Instrument relativ oft, danach geriet es, trotz der sehr vielfältigen Möglichkeiten, etwas in Vergessenheit. Die Frau Hippler unterrichtet aber auch Kinder und sagt

Musikdozentin Frau Hippler

selbst, dass viele Eltern selbst daran schuld sind, dass der Verfall der Kultur in Deutschland immer mehr um sich greife, weil sie den Kindern lieber einen fundierten Musikunterricht anstatt Fußballkram oder ein teures Handy schenken sollen. Wer früh ein Instrument richtig nach Noten spielen gelernt hat und begriffen hat, was Musik überhaupt ausmacht und ist, der ist auch später gefeit vor den heutigen Unmusiken wie Rap und ähnlichen Akustikmüll, den viele Jugendliche heute bevorzugen, weil sie richtige Musik gar nicht mehr

begreifen, da ihnen dafür jedes Gespür fehlt. Sie sagt, es wäre das Gleiche, als würde man an den Schulen keine Sprachen mehr lehren, dann dürfe man sich nicht wundern, wenn später alle nur noch stammeln können und der Mensch sich bald zurück zum Primaten entwickelt. In erster Linie führt sie aber die erwähnten Fortbildungskurse für Musiker durch, mit Schwerpunkt Jazz und Orgel. Was wir sehr schön finden ist, dass sie einmal in jedem Monat an einem Samstag von 15 bis 16 Uhr dort öffentliches Proben veranstalten, wo auch interessierte Zuhörer kommen können, die nicht aktiv bei ihren Lehrgangsgruppen beteiligt sind. Also Leute, die einfach nur mal zuhören möchten. Das haben wir bislang einmal gemacht und ich muss sagen, wir waren sehr begeistert davon.

Fortsetzung folgt....

 

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