Geldabfall

Geldabfall - Geld als Abfall                         Stand: 2010

Alleine schon diese Aussage “Geld als Abfall” wird die meisten Menschen zum verständnislosen Kopfschütteln bewegen. Mir erging es nicht anders, als ich von diesem Fall hörte, wenngleich ich durchaus ein gewisses Verständnis für die beschriebene Situation hege; doch der Reihe nach.

In einem Haus, einige hundert Meter weiter von unserem Haus entfernt, lebt ein allein stehender Rentner, der früher in der seit über 35 Jahren still liegenden Fabrik gearbeitet hat, die sich hinter unserem Haus befindet. Mit diesem Rentner halten wir öfters ein Schwätzchen, wobei oft durchaus interssante Geschichten aus früherer Zeit auf den Tisch kommen, bei denen wir viel von der Gegend und der alten Fabrik erfahren, was wir als Neubürger hier nicht wissen können, da wir schließlich erst seit wenigen Jahren hier wohnen. Dieser Rentner ist der Einzige hier aus der Siedlung, zu dem wir ein wenig Kontakt haben, was aber nichts bedeutet, da die ganze Siedlung nur aus ungefähr 9 Häusern und der alten Fabrik besteht. Nicht zu vergessen noch eine modernere Fabrik, die am anderen Grundstücksende in einigen Teilen der alten Fabrik eingerichtet wurde, doch das soll jetzt hier keine Rolle für diesen Beitrag spielen.

Nun erzählte uns der Rentner von einem Herrn Müller, der früher ebenfalls hier in der Fabrik gearbeitet hatte, der also ein ehemaliger Kollege des Rentners ist. Dieser Herr Müller muss eine sehr eigenwillige Angewohnheit haben, nämlich die, dass er Kleingeld oft in die Abfalltonne wirft. Er ärgert sich immer maßlos über die komischen Preise in den Geschäften mit den unrunden Centbeträgen am Ende, die letztendlich dazu führen, dass man heute bei nahezu jedem Einkauf mit Kleingeld überhäuft wird, welches man dann als Wechselgeld zurück erhält. Jeder kennt diese seit langem üblichen Preise wie 2,99 oder 3,98, also diese Neunundneunziger - Preise oder Achtundneunziger - Preise, auch noch oft Neunundsiebziger oder Neunundfünfziger Preise. Die holperige Preisgestaltung, die nur Werbezwecken dient, um dem Kunden vorzugaukeln, dass eine Ware mit 2,99 Euro beispielsweise eben 2 Euro und noch was kostet und nicht schon 3 Euro, die also einen billigeren Anschein erweckt, also diese  Preisgestaltung bringt den Herrn Müller auf die Palme. Wenn man beinahe in jedem Laden nach dem Einkauf an der Kasse dann entsprechend unrunde Klimpergeldbeträge zurück erhält, die man meistens in dieser Form beim nächsten Einkauf selbst nicht mehr los wird, dann häufen sich binnen kürzester Zeit zuhause Berge von Kleingeld an. Je größer diese Berge sind, um so schwerer wird es, sie wieder los zu werden und es entsteht ein großer Bearbeitungs- und Verwaltungsaufwand beim Inhaber, der wiederum viel Zeit frißt. Anfangs war der Herr Müller mit seinen Kleingeldbergen immer einmal im Monat zur Bank gegangen und hatte die gesammelten Klimpermünzen dort zum nachzählen und gutschreiben auf sein Konto abgegeben. Aber die Banken rationalisieren auch und weigerten sich vor einigen Jahren, diese Dienstleistung noch kostenlos anzubieten. Und versuchen Sie mal, im Geschäft, z.B. beim Discounter, mit einem Haufen Kleingeld zu bezahlen, dann werden Sie aber von 1000 Blicken gemordet, weil jede Sekunde Zeitverzögerung beim Kassiervorgang als Todsünde angesehen wird und alle haben es tierisch eilig. Dabei sind vor allem gerade diese Discounter im erheblichen Maß mit an der Misere schuld, dass man so oft von Kleingeld überhäuft wird, weil gerade die es sind, die diese oben geschilderte Preisgestaltung nahezu auf alle Produkte anwenden. Würden sich die Kunden genau so verhalten und sich weigern diese blöde Preispolitik mit zu machen, das möchte ich mal gerne sehen, was dann los wäre. Der besagte Herr Müller sammelte so also weiter Berge von Kleingeld, die er sich selbst nicht mehr traut, anderswo auszugeben. Die Bank will das Geld nicht, weil denen der Zählaufwand zu groß ist, die Geschäfte wollen es nicht, weil das Nachzählen an der Kasse ihnen zuviel Zeit verschlingt. So zog Herr Müller in seiner Wut für sich die Konsequenz und wirft solche Kleingeldbeträge inzwischen gleich nach dem Erhalt in den Müll, oft sogar schon im Laden, wo er dieses Geld zurück bekommt, sofern im Kassenbereich ein Papierkorb steht. Das hat nun inzwischen schon oft für einiges Aufsehen gesorgt, weil man muss sich das bildlich vorstellen, da steht einer gemütlich im Laden und wirft Geld in den Papierkorb. Der Rentner erzählte, das habe im Heimatort des Herrn Müller, der heute etwa 20 km von hier entfernt wohnt, schon für viel Gesprächsstoff gesorgt und zugleich auch für viele Missverständnisse.

Kiste mit Kleingeld

oben: gesammelter Wechsel - Kleingeld - Ertrag eines Monats

Für viele Leute wirkt das ja so, als habe der Herr Müller offensichtlich viel zu viel Geld, wenn er es sich leisten kann, Geld in den Müll zu werfen. So müssen ihn wohl unzählige Bettelbriefe erreicht haben. Inzwischen soll sich der Herr Müller aber mit der katholischen Kirche arrangiert haben, dass er diese Kleingeldberge wieder, wie früher, ansammelt und anstatt sie jedoch zur Bank zu bringen kommt nun jemand von der Kirche die gesammelten Münzen einmal monatlich bei ihm abholen. Dort wird das Geld dann für mildtätige Kirchenzwecke verwendet. Er braucht das Geld dafür vorher auch nicht zu zählen und hat keine Arbeit mehr damit, die ihn kostbare Lebenszeit kosten würde, das erledigen dann ja die Kirchenleute, bevor sie es in ihre Spendenkasse überführen.

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