Fremde Mann

Fremde Mann, nix wissen

Es handelt sich bei diesem Beitrag um einen leicht aufgefrischten Bericht von Egbert aus dem Jahre 2004. Alle Darstellungen beziehen sich auf die damalige Sichtweise der Dinge.

Fremde Mann, nix wissen! Genauso antwortet ein entfernter Bekannter von mir, der finanziell erfolgreich als Schwarzarbeiter auf etlichen Großbaustellen im Raum Stuttgart arbeitet. Er macht das schon länger und ohne Scheu. Inzwischen wurde er dabei schon von Kontrolltruppen der Arbeitsagenturen aufgefischt. Er hat dann vorgegeben Ausländer zu sein und mit absichtlich gestammelter Antwort: Ich fremde Mann, nix wissen! die Kontrolleure ins Bockshorn gejagt. Er hat dann auch nie einen Personalausweis oder sonstige Papiere dabei, einmal wurde er zur Feststellung der Personalien sogar mit auf eine Polizeiwache gebracht. Er hat sich immer nur dumm gestellt, und nach spätestens ein paar Stunden war alles vorbei und am nächsten Tag war er wieder als der Fremde Mann vom Dienst auf der Baustelle. Manche Behörden setzen die Leute auch solange fest, bis dass ihre Personalien eindeutig feststehen, das ist ihm jedoch nicht passiert. Er ist Deutscher, aber sein leicht südländisches Aussehen kommt ihm bei dieser Nummer zur Hilfe. Er hat sich im allgemeinen Gerangel immer verdünnisiert und war dann für die spurlos verschwunden. Ich hätte für so etwas wirklich keine Nerven, aber man muss neidlos zugestehen, dass er auf diese Weise einen Lebensstandard erreicht, von dem unsereins nur in den schönsten Träumen schlummern kann. Er wohnt in einer offiziellen Wohnung, das ist eine anderthalb Zimmer Kleinwohnung, sogar noch etwas kleiner als meine frühere Wohnung in Stuttgart war, und dann hat er zusätzlich noch eine richtige Wohnung, mit fetten 180 m² Wohnfläche im Vorort Schönberg. Schönberg ist einer der kleinsten Vororte von Stuttgart und liegt im Südosten, er ist so abgeschieden, dass man eigentlich schon nicht mehr geneigt ist, ihn überhaupt der Stadt Stuttgart zuzuordnen, es ist mehr ein eigenes kleines, aber sehr gepflegtes Dorf. Die dortige Wohnung oder es ist sogar ein richtiges Haus, gehört sogar eigentlich ihm, aber offiziell ist seine Cousine als Eigentümerin eingetragen, da verlaufen mögliche Nachforschungen der Sohi-Behörden im Sande. Wie gesagt, er ist da clever, aber vor allem waghalsig, wozu mir jeder Mut in diesem Ausmaß fehlen würde. Kleine Waghalsigkeiten, o.k., dafür bin ich vielleicht noch zu haben, wenn sie im Dunst eines Missverständnisses oder einer falsch verstandenen Auslegung verlaufen oder auch wenn Möglichkeiten bestehen die Weite der Bestimmungen dehnbar auszunutzen, aber solche gezielten Übertretungen der Bestimmungen oder gezielte Verstöße in großem Ausmaß, dafür fehlt mir eindeutig der Mut. Dann hätte ich keine ruhige Minute mehr und was nützt mir der schönste verborgene Reichtum, wenn ich jeden Moment damit rechnen muss, ertappt zu werden und alles Erzielte würde hinfällig? Unter solchen Bedingungen könnte ich mich an dem Reichtum erst gar nicht erfreuen. Ihn lässt das kalt. Offiziell fährt er gar kein Auto, in Schönberg hat er dafür einen dicken Mercedes vor der Türe stehen, knapp ein halbes Jahr alt. Dafür zerfetzt er sich allerdings auch und steckt bis zum Hals in Aufträgen, so dass er mehr arbeitet, als die meisten offiziell Vollbeschäftigten. Wie sagt man doch so? Arbeit macht das Leben froh, Faulheit stärkt die Glieder, da wir alle stark sein woll'n, legen wir uns nieder. Ich werde es ihm nicht nachtun, damit dürften die Sohi-Behörden an mir wenigstens in diesem Punkt mehr Freude haben.!

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