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eXtra - Blöd -

Kuriose Erlebnisse mit einer Handy - Card
 

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Ein seltsames Gebaren legen Telekommunikationsanbieter zuweilen an den Tag, wenn es um die Prepaid - Handy-Card, in dem Fall die Xtra-Card (Telekom) geht. In der Werbung heisst es immer, ohne monatlichen Grundpreis, ohne Mindestvertragslaufzeit. Soweit so schön, wenn das nur halbwegs stimmen würde. Uns passierte folgendes.

Wir haben ein einfaches Handy, schon ein etwas älteres Modell von Motorola, mit dem man telefonieren und SMS senden/empfangen kann, mehr nicht. Mehr brauchen wir auch nicht. Das Gerät dient nur dazu, dass man gegebenenfalls von unterwegs aus telefonieren kann, zuhaus wird es gar nicht gebraucht. Hauptsächlicher Zweck ist sozusagen die Nutzung als mobile Notruf- und Pannensäule, für den Fall aller Fälle. Da sowohl Kayla als wie auch ich gesundheitlich ja etwas angeschlagen sind, ist das zwingend notwendig. Wir sind jedoch keine Quasselstrippen, die laufend sinnloses Zeug am Telefon beschwafeln, wie es heute viele tun. So kommt es durchaus vor, dass das Handy und somit auch die Xtra-Card schon mal einen oder auch zwei Monate gar nicht genutzt wird, weil wir ja auch noch ein Festnetztelefon haben, von dem aus wir die normalen Telefonanrufe alle erledigen.

So kam es bereits mehrmals vor, dass die Telekom uns einen Brief schickte, worin sie uns mitteilte, dass sie unseren Xtra-Anschluss zu einem angegebenen Datum kündigen würde, weil wir diese Xtra-Card ja wohl nicht mehr nutzen würden, da wir schon eine Weile darauf kein neues Guthaben mehr aufgeladen hätten. Man könnte die Abschaltung aber verhindern, wenn man bis zu dem Datum ein weiteres Guthaben (Lösegeld !) auf die Karte laden würde. Der Witz an der Sache ist aber der, dass auf der Xtra-Card noch ein aktuelles Guthaben von über 50 Euro drauf ist. In Ordnung wäre das, wenn kein Guthaben auf der Karte ist, aber so!?

Wozu soll ich nachladen, wenn ich noch genügend Guthaben auf der Karte habe? Das ist doch Schwachsinn hoch zehn. Es wäre das Gleiche, als würde ein Autohersteller demnächst seinen Kunden vorschreiben, dass man für 30 Euro nachtanken müsste, obwohl der Tank noch randvoll ist.

Würde ein Autohersteller das tun, wäre gewiss der Protest groß und sogar Wettbewerbshüter, die Politik und EU - Kommisionen würden sich garantiert einschalten. Gleiches Verhalten in Sachen Telekommunikation scheint man heute wortlos als gegeben hinzunehmen. Ein Autohersteller müsste allerdings auch sicher eher befürchten, dass dann ein gewaltiger Kundenschwund entstehen würde, was in der Telekommunikationsbranche eher nicht so ist, weil andere Anbieter nach meinen Informationen durchaus ähnliche Fallstricke in ihren Prepaid-Geschichten eingebaut haben. Das ist also keineswegs ein pures Telekom-Phänomen, eher ein Branchen - Phänomen.

Notgedrungen, weil es ja unterwegs auch keine normalen Telefonzellen mehr gibt, ist man für Notfälle heute auf ein Handy angewiesen, also hatten wir bislang in diesen Fällen, trotz reichlich vorhandenem Guthaben, die Karte gezwungenermaßen mit weiterem Guthaben nachgeladen, nur um diese Handy-Funktion nicht zu verlieren.

Es ist sonnenklar, es geht nur darum, so Geld aus den Leuten zu pressen, nach dem Motto, wenn die schon keine Grundgebühr zahlen und nicht viel damit telefonieren, dann holen wir und das Geld eben so. Im Prinzip ist das aber aus rein wirtschaftlicher Sicht nichts anderes, als eine versteckte Grundgebühr, der man einen anderen Anstrich verpasst hat. Es wäre mal interessant bei der Bundesnetzagentur nachzuhaken, ob das so überhaupt zulässig ist, da solch eine Geschäftspolitik für mich eindeutig einen schlecht versteckten Hauch von Erpressermethoden hat.

Will man dann diesen sogenannten Kundenservice unter der Kurzwahlnummer 2202 kontaktieren, um näheres zu erfahren oder sich darüber zu beschweren, dann landet man nur bei einem völlig zweckfreien Sprachroboter der heute typischen Machart, der erst gar keine Funktion "Beschwerden" zulässt. Das nenne ich Abschaffung jedweder Form von Service und elektronische Standardisierung der Kundenunfreundlichkeit!

Zudem glaube ich, dass die Verantwortlichen bei den Betreibern mit ihrer Überlegung nicht so ganz von 12 bis Mittag gedacht haben und sich am Ende damit ein Eigentor schießen. Denn wenn die Kunden nicht reagieren und kein weiteres Guthaben auf die Karte laden, dann besteht ganz klar ein Rechtsanspruch auf eine Rückerstattung des Restguthabens, also ist für die Telekom das Geld dann auch noch weg, was sie so ja eigentlich schon eingenommen hatte.

Aber es kommt noch besser, denn man wird als Kunde überlegen, wie man das Problem eventuell umschiffen kann. So ist mir eingefallen, dass auch dies eigentlich relativ einfach möglich ist: Man meldet den Festnetzanschluß ganz ab, damit entgehen der Telekom monatlich in unserem Fall etwa 50 Euro, also im Jahr rund 600 Euro. Dafür werden wir künftig alle Telefonate über dieses besagte Handy führen, was bei unserer eher geringen Telefonitis vielleicht erforderlich macht, diese Xtra-Card zweimal jährlich für 30 Euro aufzuladen. Dadurch wird die Xtra-Card nicht mehr in Gefahr geraten, abgeschaltet zu werden, da sie ja regelmässig nachgeladen wird. Wir hätten dann etwa 60 Euro Jahreskosten fürs Telefon per Handy und die Telekom hat dann unter dem Strich (zum Dank für ihre eigene Unverschämtheit) 600 - 60 = 540 Euro weniger eingenommen.

So schießt man Eigentore, würde ich sagen.

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