Dabei sein

Dabei sein ist gar nichts!                 Beitrag vom Frühjahr 2012

Schon wieder geht es los. Viele so genannte Sportfans fiebern der Fußball -
Europameisterschaft entgegen. Ich werde mich hier nicht speziell mit diesem
Ereignis beschäftigen, weil derartige Ereignisse es meines Erachtens nicht wert
sind, dass man sich überhaupt damit befasst. Das sehen zweifellos tausende ganz
anders und deshalb werden auch schon mindestens 1000 andere Medien darüber
berichten, daher brauche ich nicht als 1001ter auch noch über diesen Quatsch
etliche Zeilen zu verfassen. Wo es mir hier drum geht, ist einmal mehr meine
ständige Verwunderung über die Ereiferung zu äussern, die Sportanhänger bei
allen möglichen Sportereignissen an den Tag legen. Es ist mir einfach völlig
unverständlich, wie man sich so darüber aufregen, freuen oder auch ärgern kann,
wenn irgendwelche Mannschaften oder auch Einzelsportler bestimmte gute oder
schlechte Ergebnisse erzielen. Das sind Dinge, die gehen mir einfach nicht in
den Kopf. Dabei zielt meine Verwunderung gar nicht mal auf die Sportler selbst,
da kann ich es ja durchaus noch verstehen, wenn die als direkt Beteiligter sich
darüber freuen können, wenn sie eine bestimmte Leistung erbracht haben. Was
ich hingegen überhaupt nicht verstehen kann und auch früher bislang nie
verstehen oder nachempfinden konnte ist, dass sich völlig Unbeteiligte, die sich
dann eben Fans nennen, darüber so ereifern können. Was hat man davon?
Warum soll ich mich freuen, wenn eine Mannschaft im Fußball gewinnt oder
verliert? Warum soll ich mich freuen, wenn irgend ein Sportler, den ich noch
nicht mal persönlich kenne, irgendwo eine besondere Leistung erzielt? Was
habe ich davon? Nichts! Rein gar nichts! Das ganze Gehabe um den
Öffentlichkeitssport finde ich nur völlig zwecklos und lächerlich. Der einzige
Sinn und Zweck, der noch dahinter steckt ist wohl der, dass viele Firmen mit
Werbung, die dort mit verabreicht wird, viel Geld verdienen. Noch absurder
finde ich, wenn Sportfans regelrecht ausrasten und Schlägereien wegen
verschiedener sportlicher Meinungen anzetteln oder alles mögliche verwüsten.
Insbesondere diese Oberdeppen von Hooligans, das sind doch hochgradig
Geisteskranke, die lebenslang in eine Irrenanstalt weggesperrt gehören. Aber
solche psychisch gestörten Elemente lässt man einfach weiter gewähren. Wobei
man diese Oberirren von Hooligans sicherlich nicht unbedingt wirklich mit dem
Sport als solchen in Verbindung bringen muss, weil es denen offensichtlich nur
um die Randale geht und der Sport denen nur als Vehikel zum Zweck dient.
Andererseits muss man sagen, dass man gerade im Bereich des Sports doch bei
nüchterner Betrachtung sehr oft auf recht sonderbare Menschen trifft. Einerseits
sagen die natürlich immer, dass zu einem gesunden Geist auch ein gesunder -
natürlich sportlicher Körper gehört, etwas anderes hört man von denen nie, das
war schon früher immer so. Wenn man sich viele dieser Gestalten aber dann mal
genauer betrachtet, ist es mit dem gesunden Geist oft nicht sehr weit her. Also
ich habe in meinem Leben vielleicht 20 Sportler näher kennen gelernt und kann
abschließend behaupten, dass 18 davon doch recht seltsame Figuren waren,
bezogen auf gewisse geistige Einstellungen oder Fähigkeiten. Andererseits wird
vielleicht gerade dort eine ganz andere Grundhaltung notwendig sein, die im
Umkehrschluß dazu führen würde, dass solche Sportler Leute wie mich als
seltsam bezeichnen, alleine schon deswegen, weil Leuten wie mir jeder
sportliche Ehrgeiz abhanden gekommen ist. Oder eigentlich nie vorhanden war,
müsste man sagen. Trotzdem, die Sportler als solche kann ich noch halbwegs
verstehen, weil es deren Beglückung ist, diese sportlichen Leistungen und
Tätigkeiten zu erbringen. Aber wo liegt das Geheimnis der Beglückung bei den
Fans? Diese Leute hocken nur inaktiv vor der Glotze oder in einem Stadion und
schauen sich das Geackere der Sportler an, gröhlen, lamentieren, fressen
dazwischen Knabberzeugs, saufen sich die Hucke voll und anschließend gröhlen
sie, je nach Lage der Dinge aus Frust oder Freude, noch tagelang weiter über die
dort gesehenen Dinge. Was gibt das den Leuten? Ich kann es beim besten Willen
nicht begreifen. Nun stehe ich mit dieser Ratlosigkeit nicht alleine da. Meine
Lebensgefährtin Kayla die wundert sich auch nur immer und kann diesem
Treiben nichts abgewinnen. Nun mag man sagen, bei ihr läge es vielleicht daran,
dass sie aus einem total anderen Kulturkreis kommt, da sie in Thailand groß
geworden ist, aber auch dort gibt es Sportveranstaltungen mit Fans, so ist es
nicht. Ich habe bis heute auch noch niemanden getroffen, der mir brauchbar
erklären konnte, warum es schön sein soll, wenn man sieht, dass ein Sportler
oder eine Mannschaft eine bestimmte Leistung erbringt oder warum man sich
ärgern soll, wenn sie genau das nicht tun. Da kommen immer so Ansätze wie „Ja
das muss einen doch mitreissen...." oder „Aus regionaler Verbundenheit" - wenn
es Mannschaften oder Sportler sind, die aus der eigenen Region kommen. Aber
das ist ja keine Erklärung sage ich mal. Wenn so was ein Grund für
Begeisterung sein würde, dann müsste ich ja auch jedem Mörder, der hier aus
der Gegend stammt, mit Begeisterung alles Gute wünschen, eben nur weil er hier
aus der Gegend stammt und mich aus gleichem Grund über jede seiner Taten
freuen. Das macht ja auch keiner, also ist diese Begründung schon mal kalter
Kaffee.
Bei den Sportlern selbst hört man immer wieder gerne den Satz „Dabei sein ist
alles", was dann heissen soll, dass das eigentliche Ergebnis egal ist, Hauptsache
man war dabei. Auch dieser Satz ist so unsinnig wie falsch und war es schon
immer. Also mühen die sich jahrelang mit Training, nur um dabei zu sein, aber
das Ergebnis ist egal? Das kann mir doch keiner erzählen. Dazu muss man schon
recht weltfremd sein, um das glauben zu können. Außerdem könnten die das
dann einfacher haben, indem sie gar nicht trainieren und nur einfach dahin
fahren, dann sind sie auch dabei. Also alles Quatsch!

Dann nicht zu vergessen die Leute, die jede Form von Sport stets mit
Gesundheitsaspekten begründen. In gewissem Maße mag das durchaus
aufgehen, andererseits bin ich davon überzeugt, wenn man bundesweit wirklich
mal alle Kosten aller Sportunfälle und aller Krankheiten, die zumindest
anteilmässig durch Sport entstanden sind, mit den Kosten gegenrechnet, die dem
Gesundheitswesen durch Sport erspart werden, eben weil die Leute dann fitter
sind, dann wird das am Ende ein Nullsummenspiel und keine Seite kann
wirklich eine Wirkung für sich verbuchen. Auch was die Lebenszeit anbetrifft,
erwähnt man immer gerne, wenn jemand sehr alt geworden ist, der in seinem
Leben viel Sport betrieben hat, dass das dann daran lag, dass er so alt geworden
ist. Umgekehrt, wenn einer alt geworden ist, der nie Sport betrieben hat, wird
das nie erwähnt, also entsteht automatisch das Bild, dass man nur mit Sport alt
werden kann. Dabei kenne ich persönlich, als jemand der sich nie für Sport
interessiert hat, schon 4 Leute, die früher sehr viel Sport getrieben haben und die
inzwischen längst tot sind, alle waren in meiner Altersgruppe, also um die 65
Jahre herum, bzw. wären es heute, wenn sie noch leben würden. Andererseits
kenne ich 2 Leute, die heute noch in hohem Alter sehr gut beieinander sind und
die selbst von sich behaupten, in ihrem ganzen Leben niemals Sport betrieben zu
haben. Also bei genauem Hinschauen erkennt man schnell, dass man da eben
nicht wirklich eindeutige Regeln und Zusammenhänge erkennen kann, auch
wenn das immer wieder gerne von selbst ernannten Fachleuten, meist
Sportärzten oder Sportlern, behauptet wird.
Und für die Fans haben solche Wirkungen des Sports ohnhin keine Bedeutung,
da die ja nur zuschauen, womit wir wieder beim ungeklärten Anfang unseres
Themas wären, warum kann man sich als sogenannter zuschauender Fan für
sportliche Leistungen so ereifern, wie es tausende tun? Egal was man auch
anstellt, eine wirklich begreifbare Erklärung wird es wohl nie geben.
 

 

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