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Blaue (betrunkene) Schafe
Haben Sie schon mal betrunkene Schafe gesehen? Ich bis vor kurzem noch nicht, dann aber schon. Wenn man in unserer Siedlung hinter der Regenwasserbehälterfabrik die Feldwege weiter geht, die nach dem Ende des Industriegebiets in Richtung Westen folgen, dann kommt man an einigen relativ flachen Wiesen vorbei, auf denen öfters Schafe und Ziegen stehen. Nun hatte ich als Präsent Weihnachten von jemandem eine große Flasche österreichischen Rum der Marke Stroh bekommen. Der hat 80 %, wenn man das pur trinkt, kriegt man sicher gleich einen Koller und es platzt einem der Schädel. Was soll ich damit? Wir sind beide nicht sonderlich dem Alkohol zugetan, warum schenkt man uns so einen Mist? Man könnte ihn vielleicht als Backaroma verwenden, aber wann backen wir schon und ihn für dieses seltene Ereignis jahrelang stehen lassen? Zudem hat er meines Erachtens kein wirklich schönes Rum - Aroma, aber das ist sicher Geschmackssache. So kam ich auf die zugegeben verwegene Idee, den Rum in einen Freßtrog der Schafe zu kippen, wo immer solche Salzwürfel für die drin liegen. Eigentlich fressen die das Gras und Gebüsch dort ab, aber diese Salzwürfel und Vitaminkegel in dem Trog, da gehen die auch öfters mal dran. Zunächst passierte natürlich nichts, weil die Tiere nicht gleich da dran gingen. Als wir nach 2 Stunden den gleichen Weg von unserer Wanderung zurück kamen, eierten einige Schafe doch sehr seltsam über die Wiese, andere konnten ihre Hinterläufe nicht mehr bewegen und gingen nur noch auf den Vorderläufen, während sie die angewinkelten Hinterläufe wie knieend hinter sich her schleppten. Ein gluckerndes Geblöke sonderten etliche ab und einige andere hopsten wie ein defekter Automat ruckelig über die Wiese. Also wir haben uns halb kaputt gelacht, das hätte man filmen müssen. Offensichtlich hatten zahlreiche der Schafe Interesse an dem Rum im Salztrog gefunden. Kayla meinte, wir hätten doch noch zig Flaschen ungenießbaren Weins im Keller, den wir vor etlichen Jahren mal irgendwo günstig als Restposten kauften, dann wüssten wir ja jetzt, wo wir den demnächst spaßbringend entsorgen. Diesen Wein hatten wir damals zu 4 Kartons a’ 6 Flaschen während einer Rundreise bei einer Winzergenossenschaft am Neckar für zusammen, ich glaube 20 Euro gekauft. Na ja, ab und zu trinken wir ja ein Tröpfchen Wein, dachten wir damals, und der schmeckte auch nicht übel, aber unser Weinverbrauch liegt im Jahr vielleicht bei 2 Flaschen, wie gesagt, im ganzen Jahr, so kam es, dass viele Flaschen zu alt wurden. Es ist keineswegs so, dass Wein generell unbegrenzt haltbar ist, wie es viele glauben, weil man immer von wertvollen uralten Weinen hört. Eher einfache Weine halten meist bei weitem nicht so lange und wenn sie dann noch unsachgemäß gelagert werden, was im Durchschnitts - Haushalt ja eher der Fall ist, als in einem richtigen Weinkeller, dann ist meist nach etwa 4 Jahren Schluß mit Lustig und das Zeug schmeckt einfach nicht mehr. Es bilden sich in der Flasche auch braune Zuckerkristalle oder so was ähnliches, der Kork verkrustet und lässt teils schon Feuchtigkeit durch. Bei uns kam damals noch der Umzug hierher dazu, was zur Folge hatte, dass der Wein zwischendurch mal Monate lang zwischen anderem Gerümpel auf dem Dachboden landete, wo es im Sommer tüchtig heiss wird, was Weine ohnehin nicht vertragen. Bevor wir ihn dort wieder entdeckten und dann in den Keller verfrachteten, war schon über ein Jahr vorbei und alles zu spät. Man mag die Plörre jetzt wirklich nicht mehr trinken, weils einfach eklig schmeckt, so ähnlich wie abgestandener Apfelsaft der schon beginnt zu gären und eine Art Schimmelbeigeschmack entwickelt sich auch noch. Aber Alkohol scheint noch reichlich drin zu sein, was natürlich bei den Schafen wieder für einige erheiternde Momente sorgen könnte. Na mal sehen, wir wandern ja noch öfters in diese Ecke. Wenn neulich am gleichen Tag der Schäfer noch mal dort aufgetaucht ist, wird der sich gewiss über das komische Verhalten der Tiere gewundert haben.
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