Betteln

Betteln 2.0 - eine neue Version einer alten Unsitte

Im letzten Sommer und auch noch im Herbst fielen mir bei mehreren Besuchen in Karlsruhe sowie ebenso in Stuttgart Bettlerinnen und Bettler auf, die nun wohl eine etwas erweiterte Masche an den Tag legen. War man bisher daran gewöhnt, dass sich solche Bettler meist an den Straßenrand von Einkaufspassagen setzten oder stellten und dort um “eine milde Gabe” baten, so scheint sich immer häufiger eine neue Form zu verbreiten, bei der sie sich erstens genau mitten auf die Fußgängerpassage setzen und zweitens erhalten die edlen Spender von Geld sogar ein kleines Geschenk zurück. Es ist kein Verkauf, um da Mißverständnisse zu vermeiden, nein, die Bettlerin oder der Bettler gibt jedem Spender von Geld eine Kleinigkeit zurück, die in ihrem Ermessen liegt. Der Wert dieser Belohnung ist, real betrachtet, unterdessen fast gleich Null, aber er zeigt Wirkung.

Betteln mit Belohnung

Da unter den Anerkennungs - Gaben häufig auch kleine Tütchen mit Süßigkeiten sind, zieht diese Sorte von Bettlern besonders Kinder in ihren Bann. Die Kinder betteln dann bei ihren Eltern, dass diese ihnen ein paar Euro für den Bettler geben, sobald dieser dann das Geld in seinem Sammelbecher hat, bekommt das Kind als Dankeschön ein solches Tütchen mit vielleicht 3 Gummibärchen, einem Kaugummi oder zwei Billig - Bonbons drin. Erwachsene, die spenden, bekommen meist irgend einen eigentlich wertlosen Plastik - Krimskrams als Dankeschön, wie man ihn in solchen Restpostenmärkten oder Asiamärkten in 100er - Beuteln für 1,50 Euro kriegt. Eine Bettel - Frau verteilte so zb. kleine, beige Plastikbecher mit Griff dran als Dankeschön an Erwachsene. Die gleichen Dinger gibts in

Karlsruhe in so einem Restposten- und Konkurswarenmarkt abgepackt zu 250 Stück für 3 Euro. Das sprang mir gleich ins Auge, weil wir selbst für den Preis eine Packung davon im Frühjahr in diesem Konkurswarenmarkt mitgenommen hatten, um sie bei Ausflügen mit dem Auto als Trinkbecher zu verwenden. Wenn man den Wert runterbricht auf einen dieser Becher landet man somit in etwa bei etwas mehr als einem Cent. Solch einen Becher kriegt bei der Bettlerin aber nur ein Erwachsener, der ihr mindestens einen Euro gespendet hat. Wer gar sehr großzügig ist und 5 Euro oder mehr spendet, bekommt sogar so einen richtig festen Trinkbecher, wie man sie oft auf Thermoskannen bzw. Thermosflaschen oben als Verschluß sieht, die man oben auf die Thermosflasche drauf schrauben kann. Auch solche Dinger hat besagter Restposten- Händler, die kosteten dort etwa 4 Euro für eine 100er Packung. Für Leute, die weniger als einen Euro spenden, gibt es meist eine bunt bedruckte Serviette aus Papier. So simpel sich dieses Anlockverfahren anhört, es scheint gut zu funktionieren. Während man bei den “normalen” Bettlern nach altem Schema vielleicht alle 5 Minuten jemand ein Geldstück hinwerfen sieht, haben diese Präsent - Bettlerinnen und Bettler sicher jede Minute einen spendablen Mitmenschen gefunden, der sich darauf einläßt. Genau wie bei vielen anderen Bettlern, die heute die Fußgängerzonen abgrasen, werden auch diese morgens meistens in einer Nebenstraße von einem Kleinbus mit bulgarischem oder rumänischem Kennzeichen angekarrt und in Scharen ausgetrieben, um mit dieser Masche dem Chef der Bettlerbande seinen Lebensstil zu finanzieren. Alleine schon aus diesem Grund geben wir heutzutage Bettlern generell nichts. Rund 98 % aller Bettler, also fast alle, gehören heute zu solchen Kolonnen. Die reisen mit der Masche quer durch Europa, insbesondere in die etwas reicheren westeuropäischen Länder wie Deutschland, Frankreich, Benelux, England und Skandinavien, weil sie in diesen Ländern den größten Ertrag erzielen. Auch wenn einem die Einzelpersonen manchmal leid tun können (darauf zielen die ja ab), darf man sich davon nicht erweichen lassen, denn die verdienen selbst fast nichts daran, nur die Faulenzer von deren Bossen kassieren das meiste ab und sowas sollte man keinesfalls unterstützen, weil man damit immer mehr von diesen Gestalten hierher lockt..

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