Autotest 1

Lappenkeuler und die Autos -

Der Lappenkeulersche Autotest, Teil 1   Stand: 2011

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Beitrag als Lappenkeulerschen
Autotest bezeichnen soll. Egbert Lappenkeuler als Autotester, nein,
das kann man sich nicht wirklich vorstellen, ich mir selbst auch nicht.
Wenn man Autotests zum Beispiel in Zeitschriften liest oder in
Fernsehsendungen sieht, dann fragt man sich doch meistens, nach
welchen Kriterien suchen diese Leute die Testfahrzeuge aus und
wonach bewerten die da immer die Autos? In deren Fußstapfen könnte
ich alleine wegen meines völlig anderen Verhältnisses zum Auto nie
treten. Ich habe den Eindruck, dass die Profi - Tester und Redakteure
die Fahrzeuge vorwiegend danach aussuchen, welches Fahrzeug sie
einfach mal gerne fahren würden, weil sie es sich vielleicht im
täglichen Leben nicht leisten können. Oder, weil es einfach schöner
ist, in diversen Luxuskarren oder hochmotorisierten Sportwagen daher
zu brausen, als in einem 0815 - Allerweltsauto. Kann ich ja irgendwie
nachvollziehen. Geschätzt über 80 % der Tests beziehen sich nach
meinen Beobachtungen nämlich nicht etwa auf Alltagsautos die
wiederum über 80 % der deutschen Durchschnittsbürger so fahren,
sondern auf irgendwelche obskuren Sport- oder Luxuswagen mit
Kaufpreisen, zu denen sich andere Leute ein Haus kaufen. Die dort
getesteten Wagen werden vielleicht bestenfalls von 2 % der
Bevölkerung gefahren. Trotz dieser völlig „nutzerfernen" Auswahl,
die eigentlich kaum jemandem wirklich etwas nützt, hat dieses System
viel Erfolg. Die Leute verschlingen das. Vermutlich liegt der Grund
dafür ähnlich, man könnte sagen, er liegt im Träumen; im Träumen
von endlosem Reichtum mit entsprechend noblen und teuren
fahrbaren Untersätzen. Einmal richtig drauf treten und alle anderen
weit abgeschlagen und völlig chancenlos hinter sich lassen, es allen
anderen zeigen und gerade das kann man in der heutigen Zeit am
besten vermeintlich mit Autos tun. Wer sich da eben nur ein
sogenanntes Pintscher - Auto leisten kann, der hat eben Pech gehabt.
Die Leute freuen sich, Tests über Wagen zu lesen, die sie selbst im
täglichen Leben niemals fahren werden. Dadurch fühlen sie sich am
Stammtisch in die Lage versetzt, auch bei einem richtig teuren Auto
mitreden zu können, obwohl sie selbst vielleicht froh sind, wenn sie so
gerade noch die Kreditraten für ihren rollenden Schrotthaufen aus
fünfter Hand oder aus einem Billiglohnland noch halbwegs zusammen
gestottert kriegen. Da wird unter rennsportähnlichen Bedingungen
getestet und die meisten, die es später lesen oder sehen halten sich für
tolle Fahrer, versagen aber selbst schon in der nächsten Kurve
jämmerlich, wenn sie jemandem weis machen wollen, dass sie diese
mit der sogenannten Ideallinie gefahren sind. Wohlgemerkt bei 50
km/h in einer Kurve, die selbst der miserabelste und untalentierteste
Hilfsrennfahrer noch mit 120 km/h ohne Ideallinie, also auf seiner
rechten Spurseite fahren würde. Das sind die gleichen Leute, die
würden sich an ihr 1,6 - Liter - Autöchen zur Not auch 20
Auspuffendrohre schrauben, nur um als erfolgreicher Blender vor
anderen die Show abzuziehen. Solche Leute merken bekanntlich gar
nicht, dass sie sich damit nur lächerlich machen. Der Einzige, dem sie
damit wirklich imponieren, das sind sie selbst. Also diese Klientel von
Lesern kann und will ich hier nicht bedienen, weil mir diese Art ein
Auto zu bewerten fern liegt, aber auch weil mir niemand teure
Luxusschlitten oder rasante Sportflitzer zum Testen zur Verfügung
stellt. Die Werbewirksamkeit meiner Berichte in den Medien, also auf
diesen schmalen Seiten hier, wird da sicherlich nicht ausreichen, um
das Interesse der Autohersteller oder Autohändler zu wecken, dass die
auf die Idee kämen, mir ihre Fahrzeuge kostenlos für Testfahrten zur
Verfügung zu stellen. So schreibe ich über das, was ich kenne: über
die Autos, die ich zum Beispiel selber mal gehabt habe oder
zumindest mal öfters gefahren bin. Von der Gesamtwirkung her hat
meine Art des Autotests eine Gemeinsamkeit mit den üblichen Tests
der renommierten Fachzeitschriften: auch sie wird nicht vielen Leuten
etwas nützen, weil diese Fahrzeuge kaum noch jemand in der
täglichen Praxis fahren wird, da die meisten dieser Wagen heute nicht
mehr aktuell zu bekommen sind. Bestenfalls deren
Nachfolgermodelle. Am ehesten könnten somit die Oldtimerfreunde
oder eher die sogenannten Youngtimerfreunde dabei noch auf ihre
Kosten kommen. Richtige Oldtimer sind es ja noch nicht, aber halt
meist Autos, die in den letzten 10 bis 40 Jahren produziert worden
waren. Wer von mir Bewertungen unter rennsportmässigen Aspekten
erwartet, den muss ich im Vorfeld schon enttäuschen, das wird er hier
nicht finden. Das heisst aber nicht, dass ich nicht auch die
Beschleunigung und die Straßenlage teste und bewerte, das spielt auch
bei mir durchaus in der Wertung eine sehr wichtige Rolle, aber eben
immer im Bezug auf die Fahrwerte auf der normalen Straße und
niemals im Zusammenhang mit motorsportlichen Wertungsansätzen.

Um die künftigen „lappenkeulerschen Testberichte" besser zu
verstehen, wäre es sicherlich schon mal gut zu wissen, welche
Kriterien mir an einem Auto besonders wichtig sind. Da legt ja jeder
auf andere Dinge besonderen Wert, die mir persönlich vielleicht völlig
gleichgültig sind. Oftmals decken sich bestimmte Vorlieben aber
auch, wodurch es dann erst wirklich Sinn macht, Testberichte von
anderen Leuten zu lesen. Also, was ist mir besonders wichtig? Da
wäre vor allem schon mal der Punkt, dass ein Auto im laufenden
Unterhalt einigermaßen preiswert sein muss. In diesem Punkt habe ich
schon manche Überraschung erlebt, zB. dass billige Autos auf längere
Sicht im Unterhalt oft teurer sind, als teurere Autos. Insbesondere mag
ich keine Autos, die viel Sprit verbrauchen. Das war bei mir früher
schon so, als Spritsparen eigentlich noch kein Thema war. Darin lag
auch öfters der Grund, warum ich manche Autos damals nicht lange
gefahren bin, eben weil sie im Verhältnis zu den gebotenenen
Fahrleistungen zu viel gesoffen haben. Da ich nie über ein üppiges
Einkommen verfügt habe, war dieser Faktor dadurch enorm wichtig.
Aus dem gleichen Grund habe ich auch nie Neuwagen gekauft. Einer
meiner Lebensgrundsätze ist zudem, dass ich grundsätzlich nichts auf
Kredit kaufe. Entweder habe ich das Geld für die Sachen, die ich mir
kaufe, oder ich lasse es bleiben. Diese ganze Schuldenmentalität
betrachte ich als puren Selbstbetrug, wo sich Leute aufblähen und eine
Show abziehen mit Dingen, die ihnen eigentlich gar nicht wirklich
gehören. Aber das ist ein anderes Thema, das zählt zum Thema
Finanzen, welchem ich später noch gesonderte Seiten widmen werde.
Zurück zu den Wagenkäufen. Also keine Neuwagen kaufe ich, zudem
meistens Autos, die aus Preisgründen mindestens schon 5 oder mehr
Jahre auf dem Buckel hatten. Bei dieser Vorgehensweise
kristallisieren sich automatisch schon viele Wagen heraus, die man
nach solch einer Zeit eigentlich schon nicht mehr kaufen kann, weil
die so primitiv gebaut waren, dass sie nach über 5 Jahren bereits stark 
verschlissen und schrottreif waren. Das trifft besonders auf
Billigmarken zu, wie ich festgestellt habe. Was mir persönlich auch
sehr wichtig ist, sind gute Kurveneigenschaften. Weil ich immer viel
kurvenreiche Gebiete abgefahren bin, z.B. im Schwarzwald, war mir
das immer sehr wichtig. Ich habe früher auch schon Autos nur aus
dem Grund wieder verkauft, weil mir deren Kurveneigenschaften
nicht gefielen. Ein Auto sollte nach Möglichkeit auch praktisch sein.
Das heisst, wenn man mal etwas größeres zu transportieren hat, sollte
sich das damit auch erledigen lassen. Das war allerdings nicht bei
allen Autos so, die ich mal hatte. Da habe ich mir dann oft selbst
geholfen, z.B. in dem ich die Rücksitze komplett ausgebaut und durch
eine Eigenbau - Ladefläche aus dicken Spanplatten ersetzt habe. Die
Rücksitze brauche ich nie, weil früher war ich sehr lange alleine und
als Einzelperson ist eigentlich der Beifahrersitz schon eine ungenutzte
Einrichtung und überflüssig, geschweige denn die hinteren Sitze. Seit
ich mit Kayla wieder eine Partnerin habe, ist der Beifahrersitz
natürlich unverzichtbar, zumal sie den Wagen oft fährt und ich selbst
dann zuweilen den Beifahrer mime. Da ich früher den Wagen zu jeder
Jahreszeit gleich intensiv nutzen wollte, spielten auch die Winter -
Fahreigenschaften stets eine gewisse Rolle. Manche denken da nie
dran, wenn sie über Autos reden, aber gerade in diesem Punkt gab es
früher extreme Unterschiede. Heute ist das dank der modernen
Technik mit ESP, ASR und moderner Fahrwerke alles nicht mehr
ganz so dramatisch, aber früher gab es in diesem Punkt extreme
Unterschiede, wie man in meinen Fahrzeugbewertungen aus dem
Rückblick noch sehen wird. Besonders die alten heckgetriebenen
Wagen, wie z.B. mein damaliger Ford - Capri, die hatten saumässige
Wintereigenschaften. Während manche Autos auch damals schon
recht problemlos bei Winterwetter durch Kurven zu jagen waren,
konnte man die gleichen Kurven mit solchen veralteten
Konstruktionen höchstens mit einem Drittel der Geschwindigkeit
fahren, sofern man dem Straßengraben keinen Besuch abstatten
wollte. Ein weiterer Punkt, der mir schon immer wichtig war, dass
Autos nicht frühzeitig rosten und zwar auch dann nicht, wenn man es
mit der äusseren Wagenpflege nicht allzu ernst nimmt. Ich meine, ich
habe meine Autos immer geputzt oder in der Waschanlage putzen
lassen, so ist es nicht, aber nicht sonderlich akribisch und nicht
sonderlich oft, vielleicht einmal im Monat. Es gibt ja Leute, die
generieren aus der Wagenpflege ein ganz neues eigenständiges
Hobby, das ist bei mir nicht so. Wissen Sie, ich hatte immer genug
anderes zu tun, als mit solchen völlig uninteressanten Tätigkeiten die
Zeit tot zu schlagen. Aber früher gab es wirklich Wagen, die schon im
Neuwagenkatalog rosteten, kann man sagen. Ich entsinne mich da z.B.
mit Schaudern an meinen damaligen Fiat 128, der neben endlosen
anderen Mängeln, über die man mehrere Bücher schreiben könnte,
jede zweite Woche mit neuen Rostlöchern aufwartete. Beim
Zuschlagen der Türen hörte man es überall am Wagen knistern und
rieseln, wo dann Rostbrocken in die Tiefen der Hohlräume stürzten.

Vorab schon mal eine Vorschau, über welche Fahrzeuge ich hier
berichten werde. Es ist in erster Linie eine Art Rückblick, denn das
sind schon mal vorweg alle Autos, die ich selbst in meinem Leben mal
besessen habe, zurück gerechnet von etwa 1965 bis heute. Darunter
wären u.a. natürlich ein VW - Käfer, den früher fast jeder irgendwann
mal gefahren hatte, aber weiterhin Ford - Capri, Ford -  Escort
(Knochen), Mercedes 200 / 8, Renault R 16, Fiat 128, Fiat - Ritmo,
Citroen - 2 CV 6 / Ente,VW - Golf, Suzuki - Alto, Renault - Kangoo,
VW - Golf - TDI - Variant, Subaru, Opel - Corsa, VW - 181 (Kübel)
und Audi - A4 - Avant - TDI, wobei der letztgenannte auch heute
noch mit großer Begeisterung mein aktuelles Auto ist. Wer das liest
wird schnell erkennen, dass es eine Zusammenstellung ist, die
wirklich querbeet durcheinander gewürfelt ist und die mehr einen
Hauch von jüngerer Zeitgeschichte wider spiegelt, als wie sie einen
fahrzeugtechnischen Nutzwert hat. Der Bericht könnte eher als
Ratgeber für künftige Oldtimerkäufer gelten, da sie dort die alten
Originalschwachstellen dieser Autos wieder finden.
Zusätzlich zu diesen Fahrzeugen kommen dann noch ein paar hinzu,
die ich mal kurzzeitig sozusagen aus beruflichen Gründen gefahren
bin.

Wie schon oben erwähnt, war der gute alte VW - Käfer früher mal so
eine Art Standardauto, welches fast jeder deutsche Autofahrer
irgendwann mal gefahren hat. Bei mir war ein solcher Käfer der
Anfang der Motorisierung, das erste eigene Auto. Während es heute
oft so ist, dass manche Jugendliche ihr erstes Auto schon haben, bevor
sie überhaupt den Führerschein machen oder zumindest spätestens
gleich nach dem Erwerb der Fahrlizenz eines kaufen, war das damals
meistens noch anders. Vor allem wäre das bei den meisten Familien
finanziell gar nicht möglich gewesen. Die Leute waren auch noch
bescheidener und wahrscheinlich damit sogar glücklicher, als die
heutigen Menschen, bei denen alles auf Pump gleich zur Verfügung
steht, egal ob sie das Geld dafür haben oder nicht. Ich kann mich noch
erinnern, als wäre es erst vorgestern gewesen, im Jahre 1963 habe ich
meinen Führerschein gemacht. Alleine das war damals schon ein
finanzieller Kraftakt für unsereins. Wir waren stets alles andere als
wohlhabend und der Führerschein war damals im Vergleich zu heute
noch richtig billig, aber die Wertbegriffe waren auch andere, weil die
Einkommensverhältnisse drastisch geringer waren. Die Beträge, die
heute jemand als Hartz 4 - Empfänger bekommt, galten zu der Zeit als
Spitzenverdienst, wenn er dafür 10 Stunden pro Tag irgendwo am
Fließband stand oder am Bau schuftete. Das Geld für den
Führerschein habe ich mir seinerzeit durch intensive Nebenjobs
verdient. Zu dieser Zeit gab es noch keine Bestimmungen, dass man
eine gewisse Anzahl von Mindestfahrstunden vorweisen musste, um
zur Fahrprüfung zugelassen zu werden. Wenn der Fahrlehrer meinte,
dass ein Fahrschüler nach 3 Fahrstunden schon gut genug für die
Fahrprüfung wäre, dann konnte er den anmelden und dieser dann an
der Prüfung teilnehmen. Klappte es nicht, musste er eben weitere
Fahrstunden nehmen, um es dann irgendwann erneut zu versuchen.
Bei mir war es zwar nicht mit 4 Fahrstunden getan, aber nach
immerhin nur 7 Fahrstunden und natürlich vorher entsprechenden
theoretischen Schulungen folgte die Fahrprüfung. Ich hatte Glück und
es klappte sofort, wodurch keine Kosten für weitere Fahrstunden
anfielen. Der ganze Führerschein hat mich damals vielleicht 120 Mark
gekostet, was man aber heute nicht mißverstehen darf, denn 120 Mark
waren 1963 sehr viel Geld, auch wenn das aus heutiger Sicht nur
ungefähr 60 Euro entsprechen würde. So, dann hatte ich den begehrten
Lappen, aber an einen Autokauf war überhaupt nicht zu denken. Dafür
fehlte das Geld. Eigentlich dachte ich schon gar nicht mehr ernsthaft
an einen Autokauf, als ich runde 2 Jahre später auf dem Heimweg von
der Arbeit zufällig bei einem Gebrauchtwagenhändler vorne in erster
Reihe einen VW - Käfer für 350 Mark stehen sah. Das war im Jahre
1965. 350 Mark waren damals von unserem Wertgefühl ungefähr
soviel, wie heute 1.500 Euro würde ich mal sagen. Wir verdienten
erheblich weniger, manche Sachen waren auch viel billiger. Ein
durchschnittlicher Arbeiterlohn lag zu der Zeit ungefähr bei 600 Mark
pro Monat, wenn ich mich recht entsinne. Ich glaube zu dieser Zeit
war ein fabrikneuer Käfer noch für ungefähr 4.000 Mark zu haben.
Klingt billig, wäre aber völlig unbezahlbar für mich gewesen. 350
Mark hingegen das klang nach einer greifbaren Preisgegend. Dieser
Käfer war damals schon 9 Jahre alt und hatte eine für damalige
Verhältnisse sehr hohe Laufleistung, daher der günstige Preis. Bei
normaler Laufleistung hätte er damals in dem Alter ansonsten etwa
1000 Mark gekostet. So bin ich gleich zu dem Händler, ein etwas
eigenartiger Kauz, der bei schönstem Sonnenwetter trotzdem eine
dicke grellgrüne Pudelmütze trug, das weiss ich noch, als wäre es
gestern gewesen. In meiner Unbedarftheit meinte ich, dass 350 Mark
zu viel wären. Zuerst tat er beleidigt, weil er fand, dass ich solch ein
Sonderangebot im ganzen Umkreis so schnell nicht wieder finden
würde. Trotzdem wurde etwas verhandelt und am Schluss bekam ich
den Käfer für 280 Mark. Heute wird man darüber lachen, aber damals
war das schon eine etwas gehobene Version mit immerhin 30 PS. Die
einfacheren Versionen hatten nur 26 oder 28 PS, es gab aber auch
schon stärkere Versionen davon mit 34 und 40 PS. So wurde ich über
Nacht zum Käferfahrer, also erst 1965 wirklich zum Autofahrer. Der
Käfer galt als unkompliziert, robust und für damalige Verhältnisse
relativ sparsam im Verbrauch, obwohl da noch keiner wirklich nach
Verbrauchswerten fragte. Das war ein Auto, mit dem man nicht viel
falsch machen konnte. Der hatte für die damalige Zeit die schon
unglaubliche Laufleistung von 160.000 Kilometern hinter sich, was
auf der Tachouhr aber nur nach 60.000 Kilometern aussah, weil es
damals üblich war, nur fünfstellige Zählwerke zu haben, die dann bei
100.000 km wieder mit 0 anfingen, weil die vordere Stelle gar nicht
vorhanden war. Dazu muss man wissen, dass zu dieser Zeit bei einem
PKW mit Benzinmotor bereits Laufleistungen oberhalb von 50.000
Kilometern als hoch galten und wenn gar jemand 100.000 Kilometer
schaffte, dann galt das schon als ein feierwürdiges Jubiläum und als
große Ausnahme, jedenfalls wenn noch der erste Motor drin war. Die
Motoren waren damals beileibe noch nicht so standfest, wie man es
heute gewohnt ist und die Leute fuhren auch nicht so viel damit.
Natürlich hing es auch von der Marke und vom Wagentyp ab, es gab
Marken, die für schnellen Motorverschleiß bekannt waren, für VW,
Mercedes und Opel galt das aber damals schon nicht, die hatten immer
den Ruf, länger zu halten. Wenn heute der Durchschnittsfahrer im Jahr
vielleicht 12.000 km fährt, wie ich erst neulich in einer Radiosendung
hörte, dann galt damals schon jemand mit 5.000 km pro Jahr als
Vielfahrer. Das heisst, man liess das Auto öfter stehen. Keiner wäre
auf die Idee gekommen, den Wagen für Strecken unter 5 km
überhaupt erst zu starten, die wäre man mit dem Rad gefahren oder
zur Not eher zu Fuß gegangen. Wie dem auch sei, zur großen Freude
war man endlich mobil, nicht mehr auf die überfüllten öffentlichen
Verkehrsmittel angewiesen. Meine Muttter konnte es damals nicht
fassen, dass ihr Sohn es tatsächlich zu einem eigenen Auto gebracht
hatte. Für sie war das ein Teil aus einer anderen Welt, was man
vielleicht bei Ärzten und Fabrikdirektoren erwartet, aber doch nicht
bei so kleinen Fuzzis wie uns. Dabei wuchs die Massenmotorisierung
zu dieser Zeit ja schon heftig. Also dieser Käfer war unkompliziert,
Komfort im Sinne von heutigen Annehmlichkeiten gab es nicht,
immerhin hatte mein Käfer schon eine Warmluftheizung, was damals
keinesfalls selbstverständlich war und er hatte relativ gut
ausgepolsterte, bequeme Sitze, was zu der Zeit auch nicht
selbstverständlich war, denn manche Marken kamen da mit
Segeltuchsitzen und ähnlichen Primitivkonstruktionen daher. Obwohl
die Wirksamkeit der genannten Heizung eigentlich sehr zu wünschen
übrig ließ, aber immerhin, besser die im Winter, als gar keine. Sie
schaffte es wenigstens bei Frost den Wagen innen nach 30 Minuten
Fahrt von vorher - 5 Grad auf  knapp + 10 Grad zu erwärmen. Das war
erträglich, zumal man damals noch nicht so verweichlicht wie heute
war. Auch im Winter war dieser Käfer für damalige Verhältnisse
kaum zu schlagen. Durch seinen Heckmotor lag immer genug
Gewicht auf der antreibenden Hinterachse, so dass man mit dem dort
noch durch kam, wo viele andere Autos schon liegen blieben. Nur
leider nach einem halben Jahr ließ die Freude an dem Wagen deutlich
nach, weil er immer schlechter ansprang, immer mehr Benzin
verkonsumierte, hinten im Motorraum ölte wie eine angeritzte
Ölsardinenbüchse, die Motorleistung wurde zusehends geringer. So
deutete sich leider zunehmend ein kapitaler Motorschaden an. In einer
kleinen Werkstatt attestierte der Meister dem Motor noch eine
Restlebensdauer von 2 Wochen, sofern ich jeden Tag damit fahren
würde. Er schaute sich das Teil genauer an und kam zu der Meinung,
dass der Motor mindestens 250.000 km abgespult habe. Da hatte
der Gebrauchtwagenhändler wohl noch etwas geflunkert, vielleicht
hatte er den oben erwähnten fünfstelligen Kilometerzähler auch schon
2 mal umrundet, nur beweisen konnte man es ihm natürlich nicht.
Also brach erst mal große Trauer aus, über den drohenden Verlust des
geliebten Autos, denn Geld für einen anderen Wagen zu kaufen hatte
ich nicht. Der besagte Werkstattmeister, der sich wirklich sehr
bemühte und meine Trauer gut nachempfinden konnte, bot mir an,
dass wir gemeinsam auf einem Schrottplatz nach einem billigen
Ersatzmotor suchen. Das haben wir dann auch gemacht. An einem
Samstagmorgen punkt 9 Uhr fuhren wir mit dem Wagen des Meisters
dorthin. Ein riesiger Schrottplatz in der Nähe von Stuttgart, wo nicht
nur alte Autos lagerten, sondern auch komplette alte Fabrikmaschinen,
Schiffe, Eisenbahnwagons und ähnliches Zeug. Vorne in einer Ecke
standen immer die neusten Zugänge an Autos. Darunter etliche
Unfallwagen, die zum Teil wüst aussahen. Dabei war auch ein Käfer
der vorne total platt war, der Innenraum war nur noch eine
Ziehharmonika, aber das Heck sah noch sehr gut aus. Mit einigem
Verhandlungsgeschick kauften wir von diesem Wagen den Motor für
60 Mark. Für diesen Preis wird man heute sicher keinen einzigen
Kolben für den Motor mehr bekommen. Ausbauen mussten wir ihn
vor Ort selbst. Wir wussten noch nicht, ob der überhaupt lief, oder ob
der beim Unfall vielleicht innerlich doch beschädigt worden war. In
der Werkstatt des Meisters wurde er zuerst lose geprüft und lief
einwandfrei. Der wurde dann in einer Dreitage - Aktion eingebaut und
dabei stellte sich sogar noch heraus, dass es die stärkere und
modernere 34 PS - Version war, also rasante 4 PS mehr als vorher. Sie
werden lachen, aber die 4 PS mehr konnte man wirklich merken. Der
Wagen beschleunigte damit besser und die Höchstgeschwindigkeit,
die früher mit dem alten Motor bei 110 km/h endete, reichte nun sogar
bis 125 km/h. Das lag wohl auch daran, dass dieser überarbeitete
Motor insgesamt mehr Kraftreserven und weniger Verschleiß hatte,
also nicht nur an den 4 PS mehr. Gemessen an den damals üblichen
Verhältnissen, machte das Auto ab dann wirklich richtig Spaß,
wenngleich man auf Komfort weitgehend verzichten musste, aber, wie
schon oben erwähnt, da gab es zu der damaligen Zeit viele andere
Autos, deren Innenraum noch deutlich spartanischer und
unbehaglicher daher kam, wie z.B. die Ente von Citroen oder der R 4
von Renault. Die waren zwar weicher gefedert, aber deren Sitze waren
derart primitiv, dass man sie eher als Segeltuch - Nothocker
bezeichnen musste. Dagegen hatte der alte Käfer ja schon richtige
Luxussitze. Wie gesagt, die Zeit war eine andere und die Ansprüche,
die man hatte ebenso. 3 Kritikpunkte blieben jedoch aus meiner Sicht
beim Käfer stets erhalten, der größte davon war der fehlende
Kofferraum. Vorne war zwar ein sogenannter Kofferraum, der aber
schon vorwiegend vom Reserverad eingenommen wurde, welches
zugleich auch noch den Druck für die Scheibenwaschanlage lieferte,
wodurch man da immer auf zeitiges Nachpumpen des Reserverads
achten musste. 2 Aktentaschen oder eine normale Einkaufstasche
bekam man da noch rein, mehr aber nicht. Der zweite Kritikpunkt war
nach meiner Meinung die schlechte Übersichtlichkeit der Karrosserie,
besonders nach hinten und der dritte Punkt war der doch zuweilen
relativ hohe Benzin - Verbrauch. Sicher gab es andere Autos zu der
Zeit, die noch viel mehr verbrauchten, aber eben auch welche, die
schon deutlich weniger schluckten. Immerhin bin ich diesen Käfer
dann noch einige Jahre gefahren. Als dann verstärkt die Türschweller
abrosteten, habe ich den Wagen einem Bekannten verkauft, der das
selbst wieder anschweissen konnte und ihn dann noch über 5 Jahre
fuhr. Und der hat ihn nach seiner Nutzungszeit an einen Landwirt im
Raum Freiburg verkauft, daran entsinne ich mich noch gut.

Nach kurzer Autoabstinenz von vielleicht einem Monat, ging mir das
Dasein als Nur- Fußgänger und Radfahrer auf die Nerven, zumal ich
damals eine Arbeitsstelle bekommen hatte, die etwas außerhalb lag,
wo man nur schlecht hinkam. Bei einem Gebrauchtwagen - Händler in
Stuttgart sah ich dann eine recht preisgünstige Ente, also einen 2 CV
für 490 Mark als Sonderangebot stehen. Das muss so um 1970 herum
gewesen sein. Es war schon die 26 PS - Ente, Sie werden lachen über
solche PS - Zahlen, aber so war das damals halt. Die normale Ente
hatte sogar nur 23 PS und die 26 PS - Ente galt als der „Renn - Erpel"
unter diesen Fahrzeugen. Es gab auch eine leicht modernisierte Ente
mit dem Namen Dyane, die man sogar mit für diese Fahrzeuge
rasanten 32 PS haben konnte. So sagte ich mir, für 490 Mark wieder
mobil zu werden ist immer noch besser, als für gesparte 490 Mark
weiter zu Fuß zu laufen oder gar für Fahrgelder mit überfüllten
öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren. Es wurde etwas verhandelt
und schließlich wurde die Ente für 430 Mark die meine. Die Ente war
schon ein besonderes Auto, das muss man sagen. Eigentlich mit nichts
zu vergleichen. Sie galt zwar als Kleinwagen, aber innen drin war
verhältnismässig viel Platz, weil sie so klein gar nicht war. Aber die
Sitze, ich sprach es oben schon an, aus Rohrgestellen über die eine Art
Segeltuchstoff gespannt war. Immerhin war diese  Ente schon so
luxuriös, dass sie als gehobene Version einen einige Millimeter dick
aufgepolsterten Segeltuchstoff besaß, der schon etwas angenehmer
war. Die knirschige Krückstockschaltung war auch so etwas. Na ja,
das Ding fuhr und man saß im Trockenen. Eine Heizung hatte sie
zwar, wohlgemerkt als Extra, was mal der Erstbesitzer dazu geordert
hatte, aber die Wirkung dieser Heizung lag noch weit unter der des
alten Käfers. Man bemerkte einen leichten lauwarmen Hauch,
ungefähr so, als würde da jemand sitzen und per Mund die
Körperwärme in den Wagen atmen. Immerhin, der Motor war im
Verbrauch für damalige Verhältnisse enorm sparsam, dafür aber ohne
nennenswerte Beschleunigung, da war man vom Käfer schon deutlich
besseres gewohnt. Lahm ist treffend und aus dieser Fahrzeugära
stammt wohl auch noch der Begriff „Lahme Ente", den man heute
noch oft als Fluchspruch für besonders außergewöhnlich schlecht
beschleunigende Autos hört. Die Ente hatte zweifellos ihren
besonderen Charme, den man nicht wirklich richtig erklären konnte.
Kein Auto war wie die Ente, das war schon etwas für sich, eine eigne
Philosophie machten manche sogar daraus. Wahre Entenliebhaber
prahlten früher immer, dass eine Ente ein solch tolles kurvengängiges
Fahrwerk habe, dass sie in engen Kurven niemals umkippen könne,
obwohl deren Karosserie sich bei jeder leichten Biegung neigte wie
ein ehrfürchtig grüßender Japaner. Dass die Enten nicht so schnell
kippten, lag meines Erachtens wohl auch mit daran, dass man erst gar
nicht in Geschwindigkeitsbereiche vorstoßen konnte, die so etwas
ausgelöst hätten. Nun war ich nie ein Raser, aber eine gewisse
Tendenz zu einem Mindestmaß an Beschleunigung und
Höchstgeschwindigkeit war und ist mir eigen. In erster Linie dieser
Punkt führte dazu, dass ich die nahezu drehmomentlose Ente schnell
leid war. Man traute sich damit noch nicht mal so recht Baumaschinen
oder Traktoren zu überholen, weil selbst da Überholvorgänge endlos
lange dauerten, ganz zu schweigen beim Überholen von Lastwagen.
Diese immerhin schon stärkere 26 PS - Ente schaffte so gerade 100
km/h auf gerader Strecke, dann durfte aber weder Gegenwind
herrschen, noch der leiseste Hauch einer Steigung vorhanden sein.
Und dann fahren sie so was mal im Schwarzwald, da kriegen sie aber
Magengeschwüre vor lauter Angststreß sage ich ihnen! Nein, um
Entenfahrer zu sein, muss man eine bestimmte innere Einstellung
haben, die jeder verstreichenden Zeitspanne völlig gleichgültig
gegenüber steht, dann kann man auch damit gut zurecht kommen.
Man könnte auch sagen, kommste heut' nicht, kommste morgen....
Dann hatte ich auch sehr viele Pannen mit der Ente. Pannen aller Art,
auch eher heitere, wie z.B. dass bei einer Regenfahrt plötzlich ohne
jede Vorwarnung ein riesiger Regenschwall ins Auto schoß. Ich weiss
bis heute nicht, woher der genau kam, vermute aber, dass sich in der
Dachplane eine Art Pfütze gebildet hatte, die dann durch irgend eine
undichte Stelle vom Fahrtwind ins Innere gedrückt wurde. Dann
sprang die Ente oft nicht an, das war ein völlig unkalkulierbarer
Effekt, dessen Auftreten um so wahrscheinlicher wurde, je eiliger man
es hatte irgendwo pünktlich hin zu kommen. Kurzum, nach einem
knappen halben Jahr als Enten - Dompteur habe ich das Handtuch
geworfen. Immerhin gelang es mir, den Wagen zum gleichen Preis,
für den ich ihn ein halbes Jahr zuvor erworben hatte, an einen
Studenten der Universität Hohenheim zu verkaufen. Dann folgten
einige Monate der Ratlosigkeit, weil mir jeder Ansatzpunkt fehlte, für
welches Automodell ich mich entscheiden sollte. Natürlich immer mit
dem Grundsatz behaftet, dass das Auto im Kaufpreis möglichst
spottbillig sein musste, weil ich mir alles andere nicht leisten konnte.
In einer Samstagszeitung stieß ich dann auf eine Kleinanzeige wo ein
Ford - Capri in angeblich gutem Zustand für 1.100 Mark angeboten
wurde. Der Capri wurde sozusagen als Sportwagen von Ford
gehandelt und Ford das schien mir eine gediegene Marke zu sein, mit
der man sicher nicht viel falsch machen konnte. 1.100 Mark waren für
mich damals sehr viel Geld, wären aber so gerade noch zu stemmen
gewesen, weil ich zu dem Zeitpunkt einen relativ guten Job hatte. So
fuhr ich zu der Adresse. Der Verkäufer, ein Privatmann, der irgendwie
vom Aussehen gar nicht zu einem Ford - Capri passen wollte. Er war
mehr so der Typ gemütlicher, älterer Mercedes - Fahrer. Er war kein
Mann großer Worte und von einem umgänglichen Wesen. Es folgte
eine kurze Probefahrt, die mich als Umsteiger von der Ente natürlich
zuerst mal begeisterte. Der umgängliche Verkäufer lies sich mit
wenigen Worten von 1.100 Mark noch auf 900 Mark herunter
handeln, darunter ging dann aber wirklich gar nichts mehr. So
wechselte der beliebteste Ford - Sportwagen der frühen 70iger Jahre in
meinen Besitz. Na ja, Capri und Sportwagen, da muss man sagen, da
geisterten viele Legenden durch die Autowelt, die fast alle eines
gemeinsam hatten: dass sie gelogen waren. Der Capri sah für
damalige Verhältnisse sportlich aus, Punkt. Damit endete dann auch
jede Sportlichkeit dieses Autos. Gut, es gab einige schweinisch teure
Versionen von dem Wagen mit, ich glaube 2,6; 2,8 und gar 3 Liter -
Motor und umgebautem Fahrwerk, die dann wirklich sehr sportlich
waren, aber diese Varianten machten auf der Straße vom Gesamtanteil
der Capris höchstens mal 0,5 %, eher deutlich weniger aus. Für deren
Preis hätte man auch sicherlich 3 normale Capris bekommen. Doch
zurück zu dem Capri, den ich damals kaufte. Dieser billige Capri hatte
eine 1,6 Liter - Vierzylinder - Benzin - Maschine und 84 PS, womit
schon alles Wesentliche zur Sportlichkeit gesagt ist. Es gab davon
sogar noch 2 Modelle darunter mit nur 50 und 68 PS und das für einen
angeblichen Sportwagen. Das nächst höhere Modell hatte dann
immerhin 90 PS, die aber aus einem 2 Liter - 6 - Zylindermotor.
Trotzdem muss man der Gerechtigkeit halber die Zeit sehen, in der
das alles statt fand. 84 PS waren Anfang der 70iger Jahre schon eine
Menge Zeug, vom Status her ungefähr das, was heute 150 PS
darstellen. Natürlich war der Capri um Welten besser, als die Ente,
aber man muss bedenken, dass diese 84 Pferdchen auch viel mehr
Gewicht zu ziehen hatten. Auch das Fahrwerk war nach meiner
Meinung eine absolute Zumutung mit sauschlechten
Kurveneigenschaften und noch quadratsauschlechteren
Wintereigenschaften. Geradezu eine Beleidigung für den Begriff
Sportlichkeit. Bei Trockenheit war es durchaus noch erträglich, wenn
man sich erst einmal daran gewöhnt hatte, aber beim geringsten
Hauch von Nässe war schon Ebbe und der Wagen neigte zu wilden
Heckausbrüchen, wo andere Wagen noch sicher ohne Muks in der
Spur blieben. So was soll dann ein Sportwagen sein? Was aber zum
Sportwagen passte, das war sein enormer Verbrauch. Einen
Wettbewerb im Spritsaufen hätte er locker immer gewonnen. Ich habe
den Wagen niemals unter 13 Liter auf 100 km gefahren gekriegt,
selbst bei noch so zurückhaltender Fahrweise. Bei forscher Fahrweise
war es überhaupt kein Problem, den Verbrauch auf 15 bis 20 Liter
hoch zu treiben. Das waren Verbräuche die einem dicken US -
Schlitten gut zu Gesicht stünden, nur dass die dabei einen 5 - Liter -
Motor mit richtig Drehmoment drin hatten, während hier das 1,6 -
Liter - Motörchen werkelte, welches immer den Eindruck erweckte,
dass es stets nach Luft rang, wie ein abgeschlagener, ausgelaugter
Sportler sowie insgesamt ziemlich schlaff war und seine größte Mühe
hatte, das Blechkleid des Wagens in Bewegung zu halten. Und im
Winter wurde es wirklich ganz schlimm. Noch niemals hatte ich zuvor
ein Auto mit schlechteren Wintereigenschaften gefahren. Trotz
funkelnagelneuer Winterreifen war das eine Zumutung und man traute
sich gar nicht mehr, damit bei Winterwetter überhaupt zu fahren.
Wenigstens konnte der Ford - Capri im Winter mit einer sehr gut
funktionierenden, gemütlichen Heizung punkten.

mein damaliger Ford - Capri

Beim Wühlen in alten Kartons habe ich neulich doch noch ein Schwarzweiss - Foto von meinem alten Ford - Capri gefunden. Er sah ja, für damalige Verhältnisse, irgendwie etwas nach Sportwagen aus, damit war es dann mit der Sportlichkeit auch getan. Alles andere an dem Wagen war auch alles andere als sportlich, höchstens eine Meisterschaft im Spritsaufen hätte man damit, zumindest in seiner Hubraumklasse, noch gewinnen können.

Durch die sportliche
Form, die ja immerhin etwas her machte, gefiel der Wagen immerhin
meiner damaligen Ehefrau sehr gut, die stets auf glänzende
Äusserlichkeiten viel Wert legte. Ohne das Dafürhalten meiner
damaligen Frau hätte ich den Wagen spätestens nach einem Jahr
wieder verkauft, so überstand er aber immerhin über 3 Jahre. Durch
den enormen Verbrauch war er im Unterhalt sehr teuer. Zuverlässig
war er überdies auch nicht. Alle paar Monate war irgendwas kaputt.
Vor allem gab es ständig Vergaserprobleme, die zu ruckelnder
Gasannahme und Stottern führten. Es kam erschwerend hinzu, dass es
ein Sondermodell mit 84 PS war, der einen anderen Vergaser hatte, die
Normalausführung hatte nur 72 PS. Jedes halbe Jahr kam es vor, dass
die Batterie leer war und kurz danach auch erneuert werden musste,
weil dann auch nachladen nicht mehr half. So gesellten sich immer
mehr Schwächen dazu und ich war heilfroh, als wir diesen total
unsportlichen Sportwagen wieder los waren.
In dieser Zeit der frühen 70er Jahre wechselten bei mir dann mehrere
Autos in relativ kurzer Zeit. Das lag eigentlich weniger an mir, als an
den Autos. Normalerweise bin ich jemand, der lange zu seinen Dingen
steht und der keine Lust hat, sich ständig etwas neues oder anderes zu
kaufen. Das ist ähnlich, wie bei anderen Einkäufen auch. Es gibt
Leute, die gehen gerne einkaufen, und es gibt welche, die hassen diese
Tätigkeit eigentlich, es ist halt ein notwendiges Übel. Zu dieser letzten
Sorte kann man mich durchaus eher zählen. Aber der Kaufverzicht 
klappt natürlich überhaupt nicht, wenn ich mit einer Sache absolut
nicht zufrieden bin.

Nun, der Ford - Capri war weg, es musste was anderes, preiswertes
Gebrauchtes her. Ohne jede Vorinspiration kam ich zu einem
Gebrauchtwagenhändler, der damals für seine große Auswahl und
seine günstigen Preise in der gesamten Stuttgarter Region bekannt
war. Der hatte auf mehreren Plätzen, die alle im Bereich einer Straße,
wie an einer Perlenketten nacheinander aufgereiht lagen, Autos der
verschiedensten Marken und in den verschiedensten Zuständen von
schrottreif bis neuwagenmässig stehen. Jede Woche wurden mehrere
Wagen zum „Angebot der Woche" auf eine Holzrampe gefahren, wo
sie dann wie auf einer Bühne zu einem in dieser Woche besonders
günstigen Preis feil geboten wurden. Das war natürlich in erster Linie
als Werbegag gedacht, denn wer so erst einmal angelockt wurde, der
kaufte am Schluß dann vielleicht doch ein anderes Auto, was nicht im
Sonderangebot war, weil es ihm besser gefiel. Als ich dort eintraf
stand auf einer dieser Holzrampen ein Renault R 16. Der R 16 war
damals so was wie die große Limousine von Renault. Später kam noch
ein Renault R 20 dazu, der noch größer war, aber zu dieser Zeit war
der R 16 noch das absolute Flagschiff der Marke. Der Wagen
vereinigte schon zum Teil die praktischen Züge eines Kombis mit
denen eines „normalen" Autos, obwohl es kein wirklicher Kombi war.
Er hatte ein Schrägheck mit großer Kofferraumklappe und sogar die
Rückbank ließ sich schon umlegen, wodurch dann ein großer
Stauraum entstand. Diese Konstruktionsweise war damals, im
Gegensatz zu heute, noch total untypisch und gefiel mir auf Anhieb.
So was hatte ich vorher noch nie gesehen. Der Wagen sah auch sehr
schön aus in einem metallic - Blau. Heute ist Metallicfarbe ja eine
übliche Sache, weil sicher 70 % aller aktuellen Autos heute in irgend
einer Metallicfarbe lackiert sind, aber damals war ein Metalliclack
noch die absolute Ausnahme. Geschätzt höchstens 5 % aller Autos
waren zu der Zeit in Metallicfarbe lackiert. Das Modell gab es, soweit
ich mich noch entsinne, damals in drei Motorisierungen, die kleinste
mit, ich glaube 55 PS, dann eine mit 65 PS, die später auf 70 PS oder
75 PS angehoben wurde und eine starke mit um die 90 PS. Ich
bestaunte noch den Wagen, der zu diesem Zeitpunkt 4 Jahre alt war.
Die Laufleistung war noch unverhältnismässig gering, ich glaube um
die 20.000 km, mehr nicht. Dieser große Gebrauchtwagenhandel hatte
auf jedem Platz gut geschulte Verkäufer. Der gesellte sich dazu und
machte mir den Wagen wirklich sehr schmackhaft. Am darauf
folgenden Tag bin ich dann nochmal hin und habe den Wagen nach
einer Probefahrt für damals 2.800 Mark gekauft. Das war damals
richtig viel Geld. Es war die sogenannte TS - Ausführung mit 65 PS
aus 1,6 Liter Hubraum. Man muss sagen, der Wagen war nicht nur
erheblich praktischer und geräumiger, als der Ford - Capri, er zog
auch wesentlich besser, wenn man Gas gab, obwohl er nominal fast 20
PS weniger hatte, er hatte als Fronttriebler eine erheblich bessere
Straßenlage in Kurven und bei Winterwetter. Dann kam noch hinzu,
dass er trotz der besseren Fahrleistungen deutlich weniger Sprit
verkonsumierte. Mit rund 10 Litern oder 8,5 Litern bei sachter
Fahrweise war er für damalige Verhältnisse gemessen an seiner Größe
recht sparsam. Ich habe den immer sehr gerne gefahren. Wenngleich
mehrere Motormängel den Fahrspaß öfters unterbrachen.
Motormängel und defekte Lichtmaschinen waren so eine Krankheit,
wobei die Motormängel jetzt keine wirklich ganz großen Mängel
waren, meistens so Kleinzeugs im Motorumfeld, was den Dienst
versagte, wie zB. Zündkerzenstecker, die nicht mehr hielten oder eine
geborstene Zündverteilerkappe. Die Lichtmaschine killte mehrmals
innerhalb eines Jahres die, den Begriff kenne ich daher heute noch, die
Diodenplatte, die im hinteren Teil der Lichtmaschine saß. Einfach
Ersatz über Bosch beschaffen ging nicht, weil es eine spezielle
Lichtmaschine einer Firma Lucas war. Das passierte in meiner Zeit
mit dem Wagen insgesamt 4 mal. Was dort auch zum Standard
gehörte war, dass Auspuffrohre unter dem Wagenboden brachen,
womit der Wagen dann plötzlich los brüllte wie ein hungriger Löwe.
Auch hat er ständig die Reifen stark unterschiedlich abgefahren. Nach
nur 5.000 km Fahrstrecke wies jeder Reifen eine völlig andere
Abnutzung im Profil auf. Das besserte sich auch nicht, nach dem eine
teure Fachwerkstatt in einem vollständigen Tag Arbeit die gesamte
Wagenspur vorne und hinten neu vermessen und eingestellt hat. Aber
der schlimmste Feind dieses Wagens war der Rost. Rundumlaufend
im unteren Wagenbereich bildete sich innerhalb von recht kurzer Zeit
ein dicker Roststreifen. Man könnte sagen, der Wagen wurde dort
regelrecht rundum vom Rost perforiert, so als könne man ihn dann ab
einer Art Sollbruchstelle irgendwan abbrechen oder abknicken. Das
machte nicht nur mir Sorgen, vor allem dem TÜV - Prüfer bei einem
TÜV - Termin. Es wurde keine Plakette erteilt und verlangt, dass
diese Rostschäden beseitigt würden. Eine Werkstatt machte dazu noch
einen Kostenvoranschlag, der irgendwo bei 2.500 Mark lag, weil der
Aufwand enorm gewesen wäre und anschliessend hätte dort dann auch
wieder großflächig nachlackiert werden müssen. Wenn er fuhr, fuhr er
für damalige Verhältnisse schön, aber der Rost und die oben
erwähnten vielen Kleinmängel führten dazu, dass ich mich für seine
Abschaffung entschied. Das war dann das harte, rostrote Ende meiner
R 16 - Ära nach weniger als 2 Jahren. Für 500 Mark kaufte ihn dann
ein Autobastler aus Schorndorf mir ab. Dass ein Auto partitiell in so
kurzer Zeit in einem bestimmten Bereich rundum so stark rosten kann,
war schon seltsam und ich gehe da von einem Konstruktions- oder
Materialfehler bei Renault aus.

In Sachen Rost war das aber beileibe nicht mein schlimmstes Auto.
Beim nächsten Wagen kam es noch viel, viel schlimmer.
Wieder einmal ohne Auto schmachtete ich sozusagen bei einigen
Autohäusern vorbei. Da stand ein knuffiges, kompaktes aber innen
doch relativ geräumiges Auto in normaler Stufenheckbauform. Es war
ein Fiat 128. Nun muss man sagen, dass den Fiat - Autos damals der
Ruf voraus eilte, schon im Neuwagenkatalog zu rosten, wie man zu
der Zeit im Volksmund so sagte. Es hiess, Rost gehört bei denen so
zur Serienausstattung, wie bei anderen Autos der Fahrersitz. Ich hätte
also gewarnt sein müssen. Aber Sie wissen ja, wie das so ist, wenn
man da ein schmuckes Auto sieht, welches einem auf Anhieb gefällt
und wo man natürlich im Autohaus keine Spur von Rost dran sieht,
dann denkt man, so schlimm wird es wohl nicht sein, wie die alle
behaupten. Der Blick verklärt sich umso mehr, je dringender man
nach einem preiswerten Gefährt sucht. Der Wagen hatte auch
Frontantrieb und bereits vorne quer eingebauten Motor. PS hatte er
genau so viel, wie der Renault, nämlich 65 PS, die er allerdings aus
nur 1,3 Litern Hubraum zerrte. Trotzdem zog der Wagen noch viel
besser als der Renault, für damalige Verhältnisse geradezu
berauschend, was vor allem an dem niedrigen Gewicht lag. Ich glaube
er wog nur knapp 900 kg. Sicher, man muss sich immer in die
damalige Zeit zurück versetzen, wenn man davon berichtet. Der
Wagen hatte vielleicht eine Beschleunigung von 0 auf 100 in 15
Sekunden und das galt damals bei normalen PKW als sauschnell.
Heute lacht jeder Kleinwagenfahrer über solche Werte und würde von
einer lahmen Kiste sprechen, wenn von 0 auf 100 rund 15 Sekunden
vergehen. Aber damals galten selbst bei halbwegs ordentlich
motorisierten Wagen Beschleunigungszeiten von etwa 18 bis 25
Sekunden als normal. Da konnte dieser Fiat schon recht spurtstark
wirken und er hatte excellente Kurveneigenschaften, was mir auch
sehr gut gefiel. So wie er da im Autohaus stand, in einem seltsam
dezenten weinrot, einem Farbton, den es damals bei Fiat öfters gab,
den ich so aber nie bei anderen Marken je gesehen habe, auch später
nie mehr, war er erst anderthalb Jahre alt, hatte irgendwas mit 30.000
km gelaufen und sollte 3.000 Mark kosten, wovon der Verkäufer des
Autohauses schon fast freiwillig ohne jede Forderung meinerseits 400
Mark abzog und nur noch 2.600 Mark verlangte. Wahrscheinlich war
das seine individuelle Masche, gleich einen Kunden auf sich
einzuschwören. Eigentlich hätte das aber auch ein Zeichen dafür sein
können, dass er schon länger auf dieser Möhre sass und sie endlich los
werden wollte. Es folgte eine ausgiebige Probefahrt, die eindrucksvoll
die oben erwähnten Vorzüge des Wagens unterstrich.

mein damaliger Fiat 128

links: mein damaliger Fiat 128, eines der wenigen meiner früheren Autos, wovon ich noch ein Foto habe. Damals wurde, wenn überhaupt, oft in schwarzweiss fotografiert, weil es viel billiger war. Es kostete nur 40 % von Preis eines Farbfilms. Das Weinrot muss man sich denken.

Nach der
Probefahrt wurde noch etwas nachverhandelt, ich bemängelte z.B.
dass kein Radio drin sei und dort ein Loch klaffte, was damals bei
Gebrauchtwagen aber eigentlich normal war und dann meinte ich,
dass bei der Probefahrt irgendwass leicht dröhnen würde. Der
Verkäufer bescheinigte mir freundlich, fast schon arschkriecherisch,
dass meinem geschulten Auge und Ohr auch keine Mängel verborgen
blieben. Er setzte den Preis auf 2.200 Mark runter, spendierte noch ein
leicht gebrauchtes, aber fast neuwertiges Blaupunkt - Autoradio sowie
einen Werkstattbesuch der das Auswechseln von einigen Radlagern
zur Folge hatte dazu. Der Kauf war perfekt. Im Prinzip kann man
sagen, der Dumme (in dem Fall ich) muss immer Lehrgeld zahlen, es
wiederholte sich ungefähr die Geschichte des Vorgängers Renault R
16, nur mit dem Unterschied, dass alles noch drastischer und fast
schon abenteuerlicher verlief. Schon nach kürzester Zeit rostete der
Wagen an allen Ecken und Enden. Im Gegensatz zum Renault aber
nicht gezielt in einem Streifenbereich, sondern immer partitiell wie
von einem Zufallsgenerator ausgewürfelt entstanden quer verteilt über
die gesamte Karosserie mal kleinere und mal größere Grüppchen von
Rostnestern und zusätzlich generell an allen Türecken und Enden, an
allen Karosseriefalzungen und unteren Scheibenrändern. Damit aber
nicht genug. Regenwetter mochte er überhaupt nicht. Entweder sprang
er dann erst gar nicht an oder ging während der Fahrt einfach aus. Das
mit dem Ausgehen machte er besonders gerne bei Regenwetter an
roten Ampeln. Kam dann Grün stand man da, wie ein begossener
Pudel und konnte nicht mehr los fahren und die Hintermänner
starteten ein Hupkonzert. Im Winter klemmten regelmässig die
Bremsen, weil die so blöd konstruiert waren, dass trotz
Gummimanschetten Streusalz an die Bremskolben gelangte und diese
fest setzte, natürlich immer im bremsenden Zustand, so dass der
Wagen zuweilen ohne mein zutun dauernd bremste. Das tat er nicht
wie bei einer kräftigen Bremsung, sondern meist leicht. Dadurch ging
Beschleunigung und Leistung verloren und der Verbrauch, der
ansonsten mit knapp 8 Litern eigentlich sehr günstig war, schnellte auf
15 Liter hoch und nach jeder Fahrt stank es nach heissen Bremsen.
Dazu gesellten sich ständig andere Mängel, die sich so ziemlich quer
durch alle Teile zogen, so dass sich die alte, damalige Deutung für den
Namen Fiat (Fehler In Allen Teilen) bewahrheitete. Vom Konzept her
war der Wagen eigentlich schön und gelungen, nur von der Qualität
der Ausführung überhaupt nicht. Wo es Mängel geben konnte, gab es
auch welche. Nach einigen Monaten begann er zudem noch an allen
erdenklichen Ecken, vor allem am Motor stark Öl zu verlieren. Auch
ließ schon die Motorleistung merklich nach. Ich weiss nicht mehr, wie
oft ich innerhalb nur eines halben Jahres mit dem Wagen in der
Werkstatt war und bei den Werkstätten von denen hatte man damals
auch fast immer das Glück an völlig inkompetente Murksbetriebe zu
geraten, die die ohnehin schon miese Qualität noch mehr runter zogen.
Hatte der Wagen vor dem Werkstattbesuch einen Mangel, verließ er
die Werkstatt garantiert mit 2 weiteren Mängeln, weil zB. wie in
einem Fall Schraubenschlüssel im Motorraum vergessen wurden und
diese sich im Keilriemen zwischen Lichtmaschine und Motor
verkeilten. Oder ein Handwerker, der als „Profi" zu dumm war eine
Bremse zu zerlegen und wieder zusammen zu bauen. Er hatte den
richtigen Dreh wohl nicht raus und kam auf die gloreiche Idee, am
sogenannten Bremssattel breite Ecken abzufeilen, weil der sonst
angeblich nicht mehr auf die Bremsscheibe passen würde. Aber er war
ja vorher drauf, dann hätte er früher bis zu diesem Zeitpunkt ebenfalls
nicht passen dürfen. Das Ergebnis war, dass nachher die Bremsen
vibrierten und rubbelten. Na ja, da konnte man was erleben. Sie ahnen
es, die Liebe zu diesem Wagen dauerte nicht lange. Schon nach etwa 8
Monaten habe ich ihn wieder abgeschafft und verkauft. Da war selbst
zu Fuß gehen besser, als mit diesem total unberechenbaren Pannen -
Auto zu fahren. Wissen Sie, es ist einfach nur fies, um mal dieses alte
Wort zu gebrauchen, wenn man losfährt und das gleich schon mit
relativ hoher Wahrscheinlichkeit, nicht anzukommen oder nicht
zurück zu kommen, weil wieder mal eine Panne dazwischen funkt.
Dann verliert man jede Lust am Autofahren. Irgendwann habe ich
aufgehört, die Pannen an dem Fiat zu zählen. In diesen 8 Monaten
waren es mit Sicherheit mehr als 30, eher sogar über 50 würde ich
sagen, wenn man alle auftretenden Mängel hinzu rechnet. Wenn ich
merke, dass das mit den Mängeln bei einem Auto immer so weiter
geht, dann handle ich nach dem bekannten Motto „Lieber ein Ende
mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende". Man erleidet damit
zwar einen Verlust, aber wenn man das nicht tut und immer weiter in
solch eine anfällige Karre rein buttert, wird der Verlust nur immer
noch größer, doch die Mängel enden damit nicht. Solche Zustände
mache ich nicht mehr mit, wenn sich das abzeichnet, wird alsbald der
Wagen abgesetzt. Damals hatte ich noch ausgesprochenes Glück und
konnte nach dieser kurzen Zeit den Fiat mit erträglichem Verlust für
1.800 Mark wieder verkaufen. Vorher baute ich mir noch das beim
Kauf ausgehandelte neuwertige Blaupunktradio aus, um es im
nächsten Wagen weiter zu verwenden. So konnte man den Verlust auf
etwa 200 Mark begrenzen. Manche Leute neigen dazu, sich in solchen
Fällen selbst etwas vor zu machen. Die scheuen den zweifellos
auftretenden finanziellen Verlust, der durch die Differenz zwischen
eigenem Kaufpreis und Verkaufspreis des Wagens entsteht. Dafür
stecken sie dann immer wieder hohe Reparaturkosten in den Wagen,
in der Hoffnung, dass das nun bald der letzte Fehler gewesen ist und
man mit der Karre lange Zeit gut fahren kann, aber diese Rechnung
geht in aller Regel nicht auf, weil das in der Gesamtkostenbilanz bei
solchen Gurkenautos noch viel teurer wird, als der Verlust durch die
genannte Preisdifferenz. Viele sagen auch, vielleicht war das jetzt der
letzte Mangel und wenn ich den Wagen verkaufe, habe ich alle
Reparaturen bezahlt und mein Nachfolger erntet nur die Früchte
davon. Nun mag man bei meiner Vorgehensweise nicht immer das
Glück haben, den Verlust so klein halten zu können, das ist mir auch
nicht immer so gut geglückt, wie in diesem Fall, aber man sollte da
ehrlich zu sich selbst sein. Bei den heutigen Werkstattpreisen hat man
mit einem häufig defekten Auto schnell mal 2.000 Euro für
Reparaturen verheizt und wenn das dann so eine Gurke ist, dann muss
man davon ausgehen, dass das immer so weiter geht und dann werden
aus 2.000 Euro schnell auch 4.000 Euro und noch mehr, die man im
Lauf von nur wenigen Jahren an Reparaturkosten da rein steckt. Da
passiert es bei preiswerten Autos sehr schnell, dass man mehr Geld an
Reparaturkosten rein steckt, als der ganze Wagen im einwandfreien
Zustand noch wert wäre. Es ist in fast allen Fällen wesentlich billiger,
die Kiste dann mit einem Verlust von vielleicht 1.000 Euro sofort
wieder zu verkaufen, wenn man diese Tendenz zu häufigen Mängeln
bemerkt, als wie abzuwarten und immer mehr Reparaturen zu
investieren. Irgendwann kommt dann nämlich trotzdem der Moment,
wo man die Nase gestrichen voll hat, und den beräderten
Schrotthaufen doch verkauft, nur dann gesellen sich zu dem
Wertverlust zusätzlich noch die aufgelaufenen Reparaturkosten, dieser
ganzen Zeit. Ich bin bei Autos immer auf diese Weise vorgegangen.
Es ist klar, dass irgendwann immer mal Reparaturen auftreten und so
lange das in einem erkennbar normalen Rahmen bleibt, habe ich den
Wagen ja auch behalten und die Reparaturen machen lassen, aber
sobald ich die Tendenz zu solchen Massen an Mängeln feststelle, wird
der Wagen bei mir nicht mehr alt.
Also war der Fiat 128 dann auch weg. Der Wagen hat mich so
gefrustet, dass ich in dem Moment überhaupt keine Lust mehr hatte,
mir wieder ein Auto zu kaufen. So blieb ich dann erst mal ein paar
Monate ohne Auto. Aber wer mich kennt der weiss, dass ich den
öffentlichen Nahverkehr aus verschiedenen Gründen abgrundtief
hasse. Ich sagte es bereits an anderer Stelle in einem anderem
Zusammenhang auf meinen Seiten, dass mir an öffentlichen
Verkehrsmitteln vor allem mißfällt, dass man wahllos mit Menschen
zusammengepfercht wird, die man sich nicht aussuchen kann.
Natürlich ergeben sich daraus manchmal auch nette Begegnungen,
aber in der Mehrzahl trifft man doch auf eine Menge von Figuren, mit
denen man lieber nichts zu tun haben möchte und auf deren Dasein
man liebend gerne verzichten könnte. Da ich damals zu dieser Zeit
aber immer pünktlich zur Arbeitsstelle musste, musste ich
zwangsläufig öffentliche Verkehrsmittel nutzen, denn der Weg war zu
weit, um zu Fuß zu gehen. Im Sommer bin ich manchmal mit dem
Fahrrad dahin gefahren, aber auf Dauer war das für mich keine
Lösung. Morgens 12 km zur Arbeitsstelle zu radeln, abends wieder 12
km zurück, das ist vielleicht etwas für einen Radsportfan, aber der bin
ich nun mal nicht. Ich fahre zwar gerne mal mit dem Rad spazieren,
aber nicht jeden Tag. So wuchs der Wunsch nach einem fahrbaren
Untersatz nahezu stündlich.
Wenn ich auch heute in der Nähe von Karlsruhe lebe, so habe ich
doch den größten Teil meines Lebens in Stuttgart gewohnt. So liegt es
eigentlich nahe, dass man einen gewissen Hang zur Hausmarke
Mercedes entwickelt. Man mag sagen was man will, aber machen wir
uns mal nichts vor, Mercedes ist und bleibt die beste Automarke, die
es gibt. Wenn jedoch ein kleiner Hanswurst wie ich sich damals einen
Mercedes kaufen wollte, dann war das nicht so einfach, weil diese
Marke nun mal eine Premiummarke ist und zu dieser Zeit auch schon
war und die damals, im Gegensatz zu heute, gar keine kleineren und
preiswerteren Fahrzeuge im Angebot hatte. Modelle wie es sie heute
beispielsweise mit der A - und B - Klasse gibt, existierten zu der Zeit
nicht. Die damaligen Einstiegsmodelle entsprachen in etwa dem, was
heute gleich die schon recht noble und relativ große C - Klasse ist. Im
Gegensatz dazu spielte ich zeitlebens finanziell sicher immer in der
unteren Liga, wenngleich sich das in den letzten Jahren deutlich
entspannt hat. Damals wäre der Kauf eines gebrauchten Mercedes aus
Kostengründen normalerweise überhaupt nicht drin gewesen, weil die
auch gebraucht immer noch recht teuer waren. Oftmals waren die
gebraucht noch teurer, als viele andere Autos im Neuzustand.
Manchmal kommt einem aber der Zufall zur Hilfe, wenn man am
wenigsten damit rechnet. Nun habe ich damals keineswegs auf einen
Mercedes spekuliert, auf die Idee wäre ich eigentlich erst gar nicht
gekommen. Was ich suchte, war ein preiswerter Gebrauchter, was mir
aber zugleich wegen der gemachten Negativerfahrungen mit dem Fiat
und dem Renault in Sachen Qualität zu denken gab. Bei einem kleinen
Gebrauchtwagenhändler, der nur ein paar hundert Meter von meiner
damaligen Wohnadresse entfernt seinen Verkaufsplatz hatte, stand
dann auf einmal ein beiger Mercedes 200 der sogenannten „Strich - 8 -
Baureihe". Diese Bauform kennt selbst heute fast noch jeder,
wenngleich sie schon seit sicher über 35 Jahren nicht mehr gebaut
wird. Dieser Mercedes wurde dort für 3.200 Mark angeboten. Das war
für einen echten Mercedes dieser damals ja noch aktuellen Baureihe
sehr günstig. Die wahren Gründe für den recht günstigen Preis
entpuppten sich schnell. Zum einen war es ein Unfallwagen, der aber
schon wieder recht ordentlich hergerichtet war, zum anderen war es
ein ehemaliges Taxi. Der Taxiunternehmer hat ihn aber in erster Linie
abgestoßen, weil es ein Benziner war und die Taxileute fuhren aus
Kostengründen fast immer nur Dieselfahrzeuge. Das gleiche Modell,
als Diesel war seinerzeit schlichtweg der Inbegriff des Taxis. Es gab
zu der Zeit in Deutschland kaum andere Fahrzeuge als Taxi, als dieses
eine Mercedesmodell. Wie gesagt, das hier angebotene aber als
Benziner und nicht als Diesel. Der Benziner hatte damals gegenüber
dem Diesel wenigstens den Vorteil, dass er nicht so extrem lahm war,
wie die damaligen Mercedes - Diesel. Man kann die frühereren Diesel
nicht mit denen von heute vergleichen. Heute hat ein Dieselmotor ja
wesentlich mehr Drehmoment, als ein PS - mässig gleich starker
Benziner und sorgt damit heute für wesentlich bessere
Beschleunigung und Elastizität, als ein Benziner, aber damals war das
noch anders. Er hatte 89 PS aus knapp 1,9 Litern Hubraum, was zu der
Zeit schon als recht ordentliche Motorisierung galt. Also rund
gerechnet 90 PS, könnte man sagen. Ich kam mit dem
Gebrauchtwagenhändler ein wenig ins Gespräch und erhielt dann noch
so eine Art Nachbarschafts - Rabatt, so dass ich über Nacht zum
stolzen Mercedes - Besitzer wurde, und das für 2.700 Mark. In dem
Preis war sogar noch eine ganz frische TÜV - Untersuchung und ein
Ölwechsel am Motor enthalten. Man kann wirklich nicht meckern,
trotz des Unfallschadens, der ja gut repariert war, lief er sehr gut und
es war seinerzeit das beste Auto, welches ich bis dahin je gefahren
hatte. Natürlich hatte auch er einige Nachteile, zu nennen wären auch
hier die ziemlich schlechten Wintereigenschaften, aber so extrem
schlecht wie beim Ford - Capri waren sie nicht, vor allem wirkte bei
dem Mercedes die alte Ausgleichsmethode, im Winter einige schwere
Sandsäcke in den Kofferraum zu legen kleine Wunder, während die
gleiche Methode beim ebenfalls heckgetriebenen Capri kaum
Besserung brachte. Der zweite Nachteil waren die etwas behäbigen
Kurveneigenschaften, die zwar deutlich sicherer als die von dem Ford
waren, aber an die Kurven - Agilität von dem Renault R 16 und ganz
zu schweigen an die von dem Fiat 128 kam der bei weitem nicht ran.
Bei den späteren Mercedesmodellen, etwa ab 1990 hat sich auch das
ja gründlich geändert, ab da haben die tolle Fahrwerke gebaut, die
trotz Heckantrieb sehr gute Kurveneigenschaften aufweisen. Man
hatte mit dem Wagen wirklich was solides. Er vermittelte ein wenig
das Gefühl, mit einer rollenden Burg unterwegs zu sein, das aber auf
eine angenehme Weise. Man vermisste die angesprochene Agilität
nicht wirklich, dafür genoss man mehr die gediegene Art der
Fortbewegung. Mit seinen 89 PS in der doch relativ schweren
Karosserie war er natürlich alles andere als ein Rennwagen, aber man
muss das alles ja im Kontext zur damaligen Zeit sehen, was da so
üblich war und in diesem Vergleich zu anderen damals aktuellen
Wagen schlug er sich wacker und vor allem grundsätzlich ohne
Probleme. Das war ein völlig neues Fahrgefühl für mich, wenn man
schon vor Fahrtantritt mit nahezu 100% Sicherheit vorher sagen
konnte, ohne fahrzeugbedingte Pannen ans Ziel zu gelangen. Ich habe
den sehr gerne gefahren. Ein dritter Minuspunkt schmälerte wohl das
Vergnügen ein wenig, das war der Spritverbrauch. Runde 12 Liter
waren bei halbwegs zügiger Fahrweise völlig normal und bei richtig
zügiger Fahrweise wurden es auch bis zu 15 Liter. 10 Liter waren
auch problemlos möglich, aber dann machte das Fahren keinen
wirklichen Spaß mehr. Immerhin in Erinnerung an den Ford - Capri
war das ja noch immer günstiger und die dafür gebotenen
Fahrleistungen waren bei dem Mercedes auch besser. Andererseits
regte der Mercedes von seiner Charakteristik keineswegs zum Rasen
an, man könnte sagen, die angenehme halb zügige Art des Reisens
war seine Stärke, ohne sich irgendwie in Zwang und Eile treiben zu
lassen und ohne andererseits gleich ins Kriechen zu verfallen. Diese
Grundeinstellung übertrug sich sozusagen automatisch vom Fahrzeug
auf den Fahrer und man hatte nie den Drang, schneller fahren zu
müssen, als man eigentlich will, wie es in vielen anderen Fahrzeugen
der Fall ist, die aufgrund ihrer Charakteristik zum Rasen antreiben.
Man wollte diese angenehme Gemütlichkeit erleben, die sich bei
mittelzügiger Fahrweise einstellte. Genau dieses Gefühl ist es, was
einen am Schluß entspannt ankommen lässt. Der Hang damit Kurven
flott zu nehmen, lag nahe Null, das war auch nicht seine Stärke, es war
aber auch nicht so, dass man bei normaler Fahrweise Angst vor
Kurven haben musste. Also insgesamt alles sehr ausgewogen. An
einem Freitagmittag im Hochsommer ist mir dann eine Schlafmütze
auf eine ganz kuriose Weise in den Wagen gekracht. Ich stand am
Stadtrand von Stuttgart in Fahrtrichtung stadtauswärts an einer roten
Ampel. Seitlich neben dieser Straße waren langgezogene
Parkstreifen, wo immer zahlreiche Autos von Bediensteten einiger
Firmen und Behörden geparkt waren, die im Umfeld lagen. Einer dort
parkte mit seinem Ford - Taunus aus und fuhr mir gleich aus seiner
Parklücke in die Seite des Wagens. Der muss total geschlafen haben,
denn an der roten Ampel standen mit mir zusammen mindestens 7
oder 8 Wagen wartend in einer Reihe. Ausgerechnet in meiner Höhe
parkte der Idiot aus und fuhr so auf die Straße, als stünde dort kein
einziges Auto. Ergebnis für mich Totalschaden am Mercedes, weil er
trotz geringer Geschwindigkeit so ungünstig in der Mitte auf den
unteren Holm zwischen vorderer und hinterer Tür auf der rechten
Seite aufgetroffen war, dass die ganze Karosserie verzogen war. Die
Polizei wurde noch gerufen und das dauerte alles sehr lange. Ich hatte
aber ab sofort keinen fahrbaren Untersatz mehr, nach über 3
weitgehend zufriedenen Jahren mit dem Mercedes. In Erinnerung an
diese Mercedes - Zeit kann ich diese Marke nur empfehlen, wenn da
nur nicht die hohe Preishürde wäre. Bevor die Versicherung damals
den Schaden geregelt hatte, verging ungefähr dreiviertel Jahr. Eine
Frechheit, als Geschädigter der gar nichts dafür konnte, wird man zum
Dank für die Unanehmlichkeiten dann noch so lange hingehalten. Sie
kennen ja die Versicherungen, die bewerteten meinen Wagen natürlich
so niedrig, dass man für das Geld nicht wieder einen vergleichbaren
Mercedes hätte kaufen können. So wird man für die Dummheit der
Anderen auch noch vierfach bestraft in dem man zuerst das eigene
Auto kaputt hat, dann zweitens die ganzen Unannehmlichkeiten nebst
Ärger hat, drittens die lange Zeit bis zur Regelung warten muss und
viertens auch noch einen viel zu niedrigen Betrag ersetzt bekommt.
Ich hatte damals noch Einspruch erhoben, dass der Betrag zu niedrig
sei. Darauf wollte sich die gegnerische Versicherung aber nicht
einlassen, worauf ich dann noch einen Anwalt eingeschaltet hatte. Mit
dessen Hilfe gelang es dann, immerhin noch zusätzliche 450 Mark
Aufschlag raus zu schlagen, aber die Gesamtsumme lag immer noch
weit unter dem Wert eines solchen Autos. So war ich immer noch
ohne Auto.

Ein Arbeitskollege erzählte mir von einem sehr billigen Ford - Escort,
der für wenig Geld in Bad Cannstatt zu haben sei. Nun hatte ich
seinerzeit durch den Capri eigentlich von Ford die Nase voll. Aber der
Preis war wirklich so günstig, dass man alle schlechten Erfahrungen
darüber vergessen mochte, alleine durch den Gedanken, für sage und
schreibe rund 700 Mark wieder zum Autofahrer werden zu können.
Sie kennen solche Effekte sicher auch, man rechnet sich dann selbst
vor, dass man für diesen günstigen Preis so manchen Abstrich bereit
ist hinzunehmen, und dass selbst ein hoher Verbrauch, wie ich ihn
beim Capri erlebte, bei dem Preis ja über Jahre von der Ersparnis beim
Kaufpreis getragen werden könnte. Man muss dazu sagen, dass
damals der Liter Benzin vielleicht 60 oder 70 Pfennig, also höchstens
35 Cent nach heutigem Geld kostete, da war einem hoher Verbrauch
zwar auch unangenehm, aber er schmerzte doch bei weitem nicht so,
wie heute. So fuhr ich nach Bad Cannstatt zu der angegebenen
Adresse, wo der Escort stehen sollte. Er stand auch dort. Es war noch
das ganz alte Escort - Modell, der ersten Bauserie, die hierzulande
auch gerne mit dem Spitznahmen „Knochen" bedacht wurde, weil der
Kühlergrill mit den beiden Lampeneinfassungen in etwa die Form
eines liegenden Knochens nachbildete. Man muss sagen, wenn man
den sah und dann für 700 Mark, mochte man das nicht glauben. Der
sah äusserst gepflegt aus, obwohl der damals sicher schon 8 Jahre alt
war. Gelaufen hatte er, ich glaube 80.000 km, was für die damalige
Zeit für einen Benziner schon als sehr viel galt. Heute nicht mehr, aber
damals waren eben andere Zeiten. Zu der Zeit sagte man immer so pi
mal Daumen, dass ein normaler Benzinmotor spätestens nach 100.000
km völlig verschlissen wäre, während Diesel immer für 200.000 und
mehr km gut waren. Man muss dazu sagen, es war die schwächeste
Ausführung, die es seinerzeit von dem Escort gab, er hatte, ich glaube
1,1 Liter Hubraum und irgendwas um die 40 oder 45 PS, mehr nicht.
Die Verkäuferin war eine damals etwa 35jährige Frau, die den Wagen
von ihrem Vater geerbt hatte und keine Verwendung dafür hatte, da
sie gar keinen Führerschein besaß und auch keinen machen wollte.
Dadurch kam es auch zu dem niedrigen Preis. Der Wagen hatte
nämlich keine gültige TÜV - Plakette mehr, die war im Zeitraum der
Abwicklung der Erbschaftsangelegenheiten abgelaufen. Da die Frau
selbst damit nicht zu einer Prüfstelle fahren konnte und von dem
ganzen Zeugs keine Ahnung hatte und auch keine Lust hatte, sich
überhaupt damit auseinander zu setzen, hatte sie den Preis so niedrig
angesetzt. Also ich schaute mir den Wagen genau an, er war, so weit
erkennbar, sehr gut erhalten. Der verblichene Vater der Frau hatte ihn
wohl immer sehr in Ehren gehalten und gepflegt. Da ich selbst auch
kein Autospezialist war, erkundigte ich mich in einem nahegelegenen
Ford - Autohaus, wie das wäre mit TÜV - Abnahme und so weiter.
Die waren sehr freundlich und boten mir an, diesen ganzen Kram
sozusagen in einer Art Dienstleistungspaket, wie man das heute wohl
nennen würde, für mich zu erledigen, und das obwohl ich den Wagen
ja nicht bei ihnen kaufen wollte. Natürlich kostete dieses
„Dienstleistungspaket" etwas, ich weiss heute nicht mehr genau, wie
viel DM die damals dafür haben wollten, irgendwas um die 50 Mark
habe ich in Erinnerung, es erschien mir jedenfalls sehr günstig. Gut,
damals war das Wertempfinden für 50 Mark vielleicht so hoch, wie es
heute für 200 Euro ist, aber so hatte ich alle fraglichen und
unangenehmen Dinge in eine professionelle Hand abgegeben und auf
einen Schlag erledigt. Will heissen, ich wurde mit der Frau schnell
handelseinig. Zusammen mit einem Angestellten des Ford -
Autohauses holten wir am Folgetag den Wagen ab. Der hatte dazu
solch ein rotes Versicherungskennzeichen mitgebracht, schnell mit ein
paar Drähten am Escort fest gezwirbelt und dann ging die Reise in das
besagte Autohaus. Die haben dann eine schnelle Durchsicht gemacht
und sind mit dem Wagen zur nächsten TÜV- Prüfstelle gefahren. Zu
der Zeit gab es das noch nicht, wie es heute üblich ist, dass ein TÜV -
Prüfer in die Autowerkstatt kommt und dort alles vor Ort erledigt, da
musste man immer noch wirklich zur TÜV - Prüfstelle fahren. Das
klappte alles auf Anhieb und so kam ich mit allen Werkstattkosten
und Anmelde- plus TÜV - Gebühren zusammen gerechnet auf knapp
1.000 Mark, die mich der Wagen kostete. Billiger gings kaum. Es ist
klar, dass man bei einem Wagen mit nur rund 40 PS keine flotten
Fahrleistungen erwarten darf, zumal der ja auch nicht so richtig klein
war. Dieser Escort entsprach damals dem Modell, was heute in etwa
unter dem Namen Focus verkauft wird, natürlich als Vor- Vorfahre,
Urgroßvater aus Blech, wenn man so will. Bei der Konkurrenz war
der Opel - Kadett damals in etwa gleich groß, der Opel hatte
allerdings bei ähnlichen Außenabmessungen im Innenraum und im
Kofferraum deutlich mehr Platz, also eine bessere Raumausnutzung
und in Kurven eine deutlich bessere Straßenlage, als dieser Escort, wie
ich bei einer Nutzung als Leihwagen eines Opel - Kadett mal
feststellen musste. Egal, zurück zu meiner damals neuen
Errungenschaft, dem Escort - Knochen. Ich war heilfroh, endlich
wieder einen fahrbaren Untersatz zu haben und nicht mehr so auf die
verhassten öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen zu sein. Es schien
wohl damals eine Ford - Krankheit zu sein, dass deren Wagen einen
hohen Spritverbrauch aufwiesen. Ein Bekannter nannte das immer FF,
den Ford - Fluch mit dem besonderen Extra - Durst. Nun war es bei
dem nicht so schlimm, wie einige Jahre zuvor bei dem Capri, aber
gemessen an den bescheidenen Fahrleistungen und der schwachen
Motorisierung, waren 11 bis 13 Liter auf 100 km eindeutig zu viel.
Einen Vorteil hatte er aber, über diese 13 Liter kam er dann nie raus,
egal wie man ihn auch getreten hat. Das war bei dem Capri ja nicht so,
der wurde dann regelrecht zügellos und konsumierte beim Treten auch
locker mal 20 Liter. Diesen Escort unter 11 Liter zu fahren schien aber
genauso unmöglich, wie über die 13 Liter zu kommen. Ich habe das
versucht, mit absoluter Schonfahrweise, aber das brachte gar nichts,
11 Liter blieben 11 Liter und die extreme Schonfahrweise mochte der
Wagen auch nicht, dann hoppelte er ungleichmässig wie ein Feldhase
in der Ausbildung. Jeder Wagen hat ja so seine Eigenheiten, das ist
auch völlig ok so, aber bei dem hier waren das zum Teil auch sehr
kuriose Effekte. Wie ich schon an anderer Stelle erwähnte, fuhr ich
häufig in den Schwarzwald, wo es bekanntlich viele schöne
Steigungs- und Kurvenstrecken gibt. In Steigungen hatte der Wagen
den komischen Effekt, wenn man, um eine bestimmte Steigung z.B.
mit 50 km/h fahren zu können, das Gaspedal halb durchtreten musste,
dann brachte es gar nichts, das Gaspedal weiter oder gar auf Vollgas
zu treten, weil da kam kein Unterschied zum Halbgas bei raus, also er
wurde dann nicht mehr weiter schneller, weil ihm wohl dafür die Kraft
fehlte. Erst wenn die Steigung vorbei war, wirkte sich weiteres
Gasgeben wieder aus. Und dann wieder das Thema
Kurveneigenschaften. Solange gutes Wetter mit trockener Fahrbahn
herrschte, hatte der kompakte Ford durchaus angenehme
Kurveneigenschaften, es machte richtig Laune, sofern keine Steigung
kam, die die Kraft raubte. Aber sobald es nur regennaß war,
veränderte sich das Fahrverhalten schlagartig und das höllisch. Der
neigte zu extremen Heckausbrüchen, die sich auch kaum vorher
ankündigten. Von einem Moment auf den nächsten schwenkte bei
zügigen Kurvendurchfahrten auf nasser Fahrbahn das Heck in die
Richtung der Fliehkraft. Ganz zu schweigen von den
Wintereigenschaften, die ebenfalls entsprechend mies waren.
Trotzdem war alles nicht ganz so schlimm, wie beim Capri und mit
guten Winterreifen konnte man sich wenigstens bei vorsichtiger
Gangart auf die Straße trauen. Da kam dann sicher auch ein altes und
eigentlich logisches Phänomen zum Tragen, nämlich dass man im
Winter jedes PS, was für die gerade herrschenden Straßenzustände zu
viel ist, bereut und da dieser Escort nur wenige PS hatte, war dieser
Effekt auch geringer. Man kann nicht behaupten, dass ich mit dem
Wagen wirklich zufrieden war, aber Sie wissen ja wie das so ist,
angesichts des sehr günstigen Preises und weil er ansonsten recht
zuverlässig lief, mochte man das hinnehmen. Die wegen der
Erfahrungen mit dem Ford - Capri befürchteten vielen Mängel blieben
bei diesem Escort größtenteils aus. Da hatten die Fordleute wohl mehr
an der Zuverlässigkeit gearbeitet. Natürlich gab es auch dort ein paar
Fehlerchen, die mir aber hinnehmbar erschienen, wie z.B., dass
überdurchschnittlich oft die Armaturenbeleuchtung ausfiel.
Mindestens 2 mal pro Jahr gingen davon die Birnchen kaputt und es
war immer etwas lästig, die gegen neue auszutauschen. Auch kam
nach starken Regengüssen immer etwas Wasser in den Kofferraum. Es
ist mir aber nie gelungen, die Eintrittsstelle zu finden. Man wusste
dass und bei solchen Wetterlagen durfte man eben nichts Empfindliches
im Kofferraum transportieren und den Kofferraum täglich mit einem
Schwamm und einem alten Leder auswischen, damit die Feuchtigkeit
weg war und nichts rosten konnte. Einen Sack Zement hätte man bei
starkem Regenwetter damit nicht transportieren dürfen, da wäre man
mit zubetoniertem Kofferraum zuhause angekommen. Ein weiterer,
geringfügiger Mangel war, dass er dazu neigte die Radkappen zu
verlieren. Er hatte so tellerförmige kleine silberne Radkappen, die die
Schrauben abdeckten und etwa ein Drittel der Felge. Diese Dinger
wurden von solchen Spannfedern am Rand gehalten, die aber schnell
ausleierten. Später habe ich gar keine neuen Kappen mehr beschafft,
weil mir das zu bunt wurde. Ich habe dann die Felgen und die
Radmuttern von Hand mit schwarzer Rostschutzfarbe lackiert, das war
mir dann schön genug und man konnte auf die Kappen ganz
verzichten. Die dienten ja nur dazu, die Radmuttern vor Nässe und
Rost zu bewahren und halt optisch den Wagen etwas aufzupeppen.
Eine andere Marotte des Wagens war, dass er kalt sehr unrund lief,
beim Starten stotterte er bei kühlem Wetter auch gerne, bevor er nach
vielleicht 5 bis 10 Minuten dann endlich rund lief. Aber es war nicht
so, dass er deswegen ausfiel, man wusste das und arrangierte sich
damit. Man soll einen kalten Motor ja nie treten, heisst es, mit dem
Wagen wäre das gar nicht möglich gewesen. Der lief kalt so unrund,
dass bei Vollgas bestenfalls 50 km/h unter argem Gerubbel zu
erreichen waren. Wie gesagt, nach spätestens 10 Minuten war der
Effekt immer zuverlässig verschwunden und er lief dann im Rahmen
seiner bescheidenen Möglichkeiten ganz anständig. Man muss aber
auch ausdrücklich loben. Der Wagen hatte ein für damalige
Verhältnisse geradezu reichhaltig und üppig ausgestattetes
Armaturenbrett, was ich so zur damaligen Zeit bei keinem anderen
Wagen je gesehen habe. Da waren eigene Anzeigeuhren für Öldruck,
Öltemperatur, Kühlwassertemperatur, Drehzahl, Ampere und was
weiss ich nicht noch alles. Dinge, für die man damals in anderen
Autos oft noch nicht mal ein Anzeigelämpchen, geschweige denn ein
aufwändiges Meßwerk hatte. Und ein seltsames Cassettenradio war da
drin. Ein Cassettenradio, also wo man auch im Auto Compact -
Tonbandcassetten abspielen konnte, das war zu der Zeit noch etwas
ganz besonderes. Dieses Gerät hatte so eine Automatik, wo die
Cassette halb raus gesprungen kam, wenn sie auf einer Seite bis zum
Ende abgespielt war. Die war aber wohl zu scharf eingestellt, so dass
die Cassette dann wie ein Geschoß durch den halben Wagen
katapultiert wurde und manch eine Beifahrerin oder Beifahrer, der das
noch nicht kannte, hat damals deswegen bei mir im Wagen einen
Schock fürs Leben bekommen.
Soweit ganz schön, aber alles hat mal ein Ende. Das kam dann
plötzlich relativ schnell und wirklich total unerwartet. Nein, kein
Unfall oder so was. Ich fuhr so gemütlich auf einer Landstraße,
vielleicht mit 90 km/h, als sich plötzlich schlagartig das
Motorgeräusch total veränderte. Ein metallisches Klappern und
Rasseln, zugleich sah ich im Rückspiegel, dass ich eine riesige
hellblaue Rauchwolke hinter mir her zog, die eine Form wie ein
Bremsfallschirm bildete und die fürchterlich stank, wie ich später
beim Aussteigen selbst feststellte. Ich fuhr an den Straßenrand, öffnete
die Motorhaube und da sabberte seitlich am Motor mengenweise Öl
entlang. Einmal abgestellt ließ sich der Motor danach auch nie mehr
starten. Der zur Hilfe gerufene ADAC - Pannendienst stellte nur noch
einen kapitalen Motorschaden fest, was ich auch schon befürchtet
hatte. Reparatur lohnte zu dem Zeitpunkt nicht mehr, weil alleine
schon die Materialkosten den Wert des Fahrzeuges um das Vierfache
überstiegen hätten, geschweige denn, wenn man noch den Arbeitslohn
dazu gerechnet hätte. Damit endete die Ära Ford - Escort bei mir. In
dem Zustand gab es auch nicht mehr viel dafür, ich habe ihn nachher
für 120 Mark an einen Bastler verkauft. Die 120 Mark gab es aber nur,
weil die Reifen noch sehr gut waren, weniger wegen dem Wagen
selbst. Wie ich Jahre später erfuhr, gelang es dem Bastler sogar wieder
den Wagen für kleines Geld mit einem gebrauchten Motor vom
Schrottplatz fahrbereit herzurichten. Der hat ihn dann noch etliche
Jahre gefahren. Aber das hätte ich selbst  nicht gekonnt und so war es
für alle die beste Lösung.

Diesen Artikel gibt es auch in etwas anderer Aufmachung im PDF - Format:

Hier klicken ! Lappenkeuler - Artikel  “Autotest 1” als PDF